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wo sie dereinst gelegen und geträumt und, aus ihren Träumereien erwachend, Ihn lichtumflossen gesehen hatten: leuchtender als Moses' Klarheit und Elias' Feuerwagen. Dort kniete er nieder, blickte empor zu den Höhen, wo nun sein Meister thronte, und betete, und sein Beten ward zum unaussprechlichen Seufzen und Jubeln, und sein Schauen ward zum Gesicht und zur Erscheinung, und er sah den Himmel aufgethan und Jesum in strahlendem Lichtglanze stehen auf den Wolken, hehr und heilig, mild und gütig die Hand nach ihm ausstreckend, und in überströmendem Gefühl jauchzte sein Kephas ihm zu: Mein Herr!"

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Johannes und Levi fuhren aus dem Schlafe empor, in den sie kaum versunken zu sein glaubten, und doch war die Nacht vergangen, die Nebel der Dämmerung umgaben sie, und kühle Morgenluft umwehte sie. Simon!" riefen beide wie aus einem Munde, da sahen sie ihn auf der Höhe stehen und verzückt gen Himmel schauen, die Hände zum Gebet erhoben. Zögernd stiegen sie zu ihm hinauf,

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als er sich aus seiner Erstarrung gleichsam losrang, ihnen entgegenstürzte und jubelte: Er lebt!"

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Sie blickten ihn erstaunt an; er aber sah nicht ihr Staunen und merkte nicht ihren Zweifel, sondern verkündete mit begeisterter Zunge die grossen Geheimnisse Gottes. Das machte doch einigen Eindruck auf sie: Was war nur mit ihm geschehen, der, seitdem er ihnen von jener Nacht im Hofe des Hohenpriesters erzählt hatte, so wortkarg, so gedrückt gewesen war, und der ihnen jetzt wieder so siegesgewiss und felsenfest erschien, so wie damals bei Cäsarea Philippi? Zwar was er von der Himmelserscheinung erzählte, das hätte sie noch lange nicht überzeugt; aber diese vollständige Verwandlung, die mit ihm selber vorgegangen war, und dann nicht minder, was er jetzt mit hinreissender Beredsamkeit aus der Schrift vorbrachte von dem Leiden und Sterben des wahren Gottesknechts und von der Erhöhung des Heiligen Gottes zur Rechten der Kraft, von dannen er kommen werde mit den Himmels wolken, das bewegte sie im Innersten. War dem aber so, und was hatten sie gegen diese Stellen einzuwenden? und was hatten sie diesem Erweis des Geistes und der Kraft in der Umwandlung des Gebrochenen in den Felsenmann entgegenzustellen? dann mochte wohl, nein, dann musste sogar wahr sein, was Simon geschaut hatte, dann lebte Er, dann war ihr Trauern in Freude verkehrt, dann hatten sie sich nicht getäuscht: Du bist wahrlich der Messias, des Vaters auserwählter Sohn!

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Simon wäre der himmlischen Erscheinung gewürdigt worden und wir nicht, ich nicht?! so regte sichs einen Augenblick in der Brust des Donnersohns, der den Ehrenplatz im Gottesreiche begehrt hatte. Aber auch nur einen Augenblick! Die Hoffnung, nein, fast schon die Zuversicht: „Er lebt! Er ist der Christus!" verdrängte sogleich den selbstsüchtigen Gedanken. Und war nicht auch Simon zuerst berufen worden, hatte er nicht zuerst und für alle das grosse, nun herrlich bestätigte Bekenntnis gesprochen, und war er nicht wenigstens als letzter von dem Gefangenen

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gewichen? Johannes reichte ihm die Hand: Bitte den Herrn mit uns, Kephas, dass er auch uns sich zeige."

Die drei Männer stiegen den Tabor hinab und wanderten weiter dem heimatlichen Kapernaum zu. Wie ganz anders war es ihnen ums Herz als gestern um diese Stunde! Kephas in der Mitte ward nicht müde zu erzählen und zu deuten; Levi's Schriftkenntnis unterstützte, berichtigte und ergänzte ihn; Johannes konnte und wollte gar nicht widersprechen, wie er's ehegestern gethan hatte. Was er da eingewendet hatte, das war ja jetzt alles gehoben, gelöst, und während ihm damals bei der Widerrede Herz und Schläfe so wild geklopft hatten, war er jetzt so ruhig, so heiter, so selig, und nur das Eine Sehnen erfüllte seine Brust: ach, dass auch ich des lichten Himmelsbildes gewürdigt werden möchte, dass sich die Wolken zerteilten und der Verklärte auch mir, auch uns segnend zuwinkte! Ja, komm, Herr Jesu!

Franz Xaver Kraus und sein letztes Buch.

Von

Lic. Karl Kühner in Waldkirch, Breisgau.

Am 29. Dezember 1901 ist der katholische Archäologe und Kirchenhistoriker F. X. Kraus in San Remo gestorben. Der Grossherzog von Baden schrieb zu seinem Begräbnis in Freiburg i. B. von ihm: „Ein ausgezeichneter Geist, eine grosse wissenschaftliche Kraft ist von uns geschieden, eine Zierde der Universität ist in die ewige Heimat gerufen worden, nach einer Thätigkeit schönster Erfolge." Mit ihm hat die Freiburger Universität in der That einen Mann verloren, der als Gelehrter weit über die Grenzen Badens hinaus bekannt war, der als Danteforscher sich wirkliche Verdienste erwarb und der sich als Verfasser der Spectator-Briefe in der Münchener Allgemeinen Zeitung" bei allen national-gesinnten und wirklich gebildeten Kreisen beider Konfessionen einen guten Ruf erworben hat; er ist es, der das Wort vom „religiösen Katholicismus" geprägt und die Schäden seiner Kirche auf das politische Treiben des Ultramontanismus zurückgeführt hat.

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Kraus ist typisch als Historiker und Kirchenpolitiker; typisch für ihn ist sein letztes grösseres Werk Cavour", das in dem katholischen Verlage von Kirchheim in Mainz in der Sammlung der auch durch Spahn und von Hertling frukti fizierten Charakterbilder zur Weltgeschichte", mit reichen Holzschnitten ausgestattet, erschienen ist. Es ist nicht bloss die schön geschriebene Biographie eines Italieners, sondern zugleich das politische Glaubensbekenntnis eines deutschen Katholiken. Und nunmehr ist es auch berühmt geworden durch eine zwiefache Ehre: man hat es für den Index der verbotenen Bücher vorgeschlagen, und Bischof Korum von Trier geisselt den Verfasser in seinem jüngsten Hirtenbrief über die religiösen Bestrebungen der Gegenwart, wenn er nach Aufstellung des Grundsatzes, dass die Mutter (Kirche) wegen ihrer Mängel und Gebrechen von ihren Kindern nicht schonungslos und ein

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seitig beurteilt werden dürfe, darin schreibt: Wer hätte je geglaubt, dass die herrliche Gestalt des edeln Dulders Pius IX. von einem katholischen Schriftsteller einst verunglimpft und verzerrt würde, während sein erbarmungsloser Bedränger (Cavour) als leuchtendes Vorbild eines ehrlichen Diplomaten hingestellt wird. Wo bleibt die geschichtliche Wahrheit und der Sinn für Recht, wenn die Beraubung des Stuhles Petri in jeder Weise entschuldigt und fast als eine Grossthat gepriesen wird." Wir haben vergeblich in der auf Grund reicher Kenntnisse und schön geschriebenen Schrift nach besonderen Ketzereien gesucht.

Das Buch enthält eine schlichte aber feingezeichnete, auf dem Hintergrund der italienischen Zeitgeschichte entworfene Lebensskizze Cavour's, des Mannes, der „imstande war, den Schrei eines misshandelten und empörten Volkes vollauf zu verstehen und mit eiserner Kraft der tiefsten Sehnsucht dieses unglücklichen Volkes zu ihrem Recht zu verhelfen." Es zerfällt in 9 Abschnitte, die den grossen, aphoristisch behandelten Stoff hier wenigstens andeuten mögen: 1. Italien von 1815-1843, 2. Italien 1843-47, Zeitalter des politischen Idealismus und Romanticismus, 3. die italienische Revolution 1847-49, 4. Der Uebergang der nationalen Bewegung zum Realismus, 5. Cavour, Jugend, Lehr- und Wanderjahre, 6. Cavour als leitender Staatsmann und Führer des „Risorgimento". † 1861., 7. C.'s Charakter, Staatsmann und Mensch. 8. C. und die Kirche. Die Kirche im freien Staat. 9. Was von C. bleibt. Ausblick in die Zukunft. Sehr interessant und bezeichnend für des katholischen Verfassers modernen historischen Sinn ist der Vergleich, den er gelegentlich anstellt zwischen den Einigkeitsbestrebungen von Italien und Deutschland. Er verwirft das „Princip der romanischen Politik, welche den Süden Europas Jahrhunderte lang beherrschte, die besten Elemente des italienischen Volkes lahmgelegt und unser eigenes germanisches Leben so oft und nachhaltig vergiftet hat". Aus dem innern Zusammenhang der Erhebung der beiden Völker lässt er zwei grosse Lehren resultieren: „die eine für uns Deutsche, welche den Wert des geistigen Freundschaftsbandes mit Italien zeigt, die andere, welche Italien überzeugen müsste, dass seine politische Kraft in jenem germanischen Element ruht, das im frühen Mittelalter mit der indigenen Bevölkerung Oberitaliens sich gemischt hat, und dass es seine volle Freiheit und die Idee des Staats nur in Verbindung mit dem germanisch-ghibellinischen Gedanken erhalten und retten kann".

Was uns aber als Evangelische an dem Buche besonders interessiert und unsere Sympathien erweckt, das sind die religiösen und kirchenpolitischen Aeusserungen des Verfassers, wie wir sie im Vorwort und in den beiden letzten Kapiteln finden. Er lässt den künftigen Staatsmann Beobachtungen im öffentlichen Leben machen, welche seine Achtung vor dem Klerus und für die ganze geistliche Verwaltung herabsetzten und sein Vertrauen auf die Sache, die er also vertreten sah, tief erschütterten“. Er anerkennt in der religiösen Entwickelung Cavour's den günstigen Einfluss Vinet's „des bedeutendsten Theologen, den der romanische Protestantismus aufzuweisen hat", Protestantische Monatshefte, 6. Jahrg. Heft 4.

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Karl Kühner, Franz Xaver Kraus und sein letztes Buch.

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sowie die starke Einwirkung der protestantischen Ideen, mit denen Cavour durch seine Genfer Verwandten und Freunde bekannt wurde. Cavour's kirchenpolitischen Grundsatz: libera chiesa in libero stato, wonach die völlige Trennung von Staat und Kirche die Lösung der Konflikte zwischen Kirche und Staat herbeiführen soll, muss Kraus in seiner Richtigkeit als nur zum Teil wahr und zum Teil durchführbar" einschränken. Was von ihm bleibt", sagt er, „kommt auf das Princip der Gewissensfreiheit zurück, welches die Magna Charta der modernen Kultur und eines menschenwürdigen Daseins unserer Völker darstellt.“ Was die Formel Richtiges enthält, ist im Grunde nur ein Stück und Vorwegnahme dessen, was wir jetzt in Deutschland, geleitet durch die historische Bildung unserer Nation, als den religiösen Katholicismus im Gegensatz zu dem politischen hinstellen). Man könnte diese Unterscheidung und ihren Urheber verdächtigen und verlästern. das hat aber der Lebenskraft dieses von Dante gesehenen, jetzt erst scharf umrissenen und in seinen Konsequenzen klar herausgestellten Princips keinen Abbruch zu leisten vermocht. Die Idee des religiösen Katholicismus, einmal hinausgeworfen, wird ihren Siegeslauf nehmen und in wenigen Jahrzehnten sich eine Welt erobern; sie wird dem Christentum ein neues Heim bauen im Herzen einer geläuterten, in sich eingekehrten und dabei ihrer Freiheit und ihres Daseins frohen Menschheit. Beim Ausblick in die Zukunft Italiens ist Kraus unter Ablehnung jeder Revolution und jeder Demokratisierung dessen gewiss, dass der Einheitsgedanke auch für dieses Volk nicht mehr untergehen kann. „Cavour's Sache siegte, weil er an sie glaubte. Und Italiens Sache wird siegen, wenn sich sein Volk seinen Glauben an sie bewahrt: denn die Zukunft gehört denen, welche an sie glauben). Via recta, via certa." Mit diesem kirchenpolitischen Glaubensbekenntnis stimmt überein die in seinem Vorwort gegebene, dem französischen Abbé Coeur entlehnte Parole: „Es ist Zeit, dass die Katholiken nicht rückwärts, sondern vorwärts schauen.“

Diese wenigen Sätze sind es, welche uns Kraus als einen religiös-katholischen, aber romfreien, als klar sehenden und modern gerichteten Historiker erscheinen lassen, um deren willen er aber im ultramontanen Lager als Ketzer gebrandmarkt und auch von nicht-politisch-katholischer Seite nur mit Entschuldigung genannt wird. Auch ohne dass er irgendwo seine Kirche, der er übrigens jederzeit treu geblieben ist und deren religiöse Mission er warm verteidigt hat, angreift, ist er schon auf der Seite der Romfreunde anrüchig. Die von ihm vertretene Reformbewegung innerhalb des Katholicismus selber wird trotz der bischöflichen Hirtenbriefe und trotz der Bedrohung rein wissenschaftlicher Arbeit mit dem Index und trotz der Knechtungsversuche an katholischen Gelehrten nicht mehr völlig verdrängt werden. Möge es immer mehr Tag werden!

1) Der Sperrdruck rührt von Kraus selbst her.

2) Der Sperrdruck ist schon im Original selbst angegeben.

Literatur.

Christentum und Darwinismus in ihrer Versöhnung.

Franke. Berlin 1901, Alex. Duncker.

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Von Dr. phil. Hermann

Der Verf. will zeigen, dass der christliche Glaube mit der Entwickelungslehre zusammen bestehen könne. Die beiden Hauptmächte auf dem Gebiete des modernen menschlichen Geisteslebens" sollen nicht so miteinander kämpfen, dass die eine an die Stelle der anderen treten sollte. Die Einigung kann auch nicht auf die Weise vollzogen werden, dass etwa von den beiden Gebieten des religiösen Glaubens und des wissenschaftlichen Erkennens das eine da anfange, wo das

andere aufhört. Dass die Meinung, die man von der Welt nach ihrer Erscheinung und Entstehung hat, mit der Religion nichts zu thun habe, ist nur in gewissem Sinne" richtig. Man sollte endlich auf die hören, die immer wieder darauf hinweisen, dass nicht der Glaube, sondern nur die Glaubenslehre mit dem Wissen in Streit geraten kann. Der Glaube hat seinen Streit nicht mit dem Wissen, sondern mit dem Unglauben. Und der Unglaube ist nicht ein Resultat des Wissens. Allerdings neigen gewisse Entwickelungslehrer dahin, diese Lehre mit dem Materialismus zu identificieren, das ist aber eine Vermischung verschiedener genera. Die Entwickelungslehre muss den Materialismus aufgeben. Der christliche Glaube aber muss seinerseits von dem Zwange befreit werden, der ihn traditionell mit einer dualistischen Weltanschauung verbindet.

Das sind offenbar sehr fruchtbare Gesichtspunkte für den vom Verf. sehr ernst in Angriff genommenen Versuch. In die Einzelheiten der Ausführung kann ich ihm hier nicht folgen. Er hat auch wohl nur ein Programm geben wollen, denn vollständig durchführen lässt sich derartiges auf 128 Seiten kaum. Bei dieser Kürze hilft er sich gern mit Redensarten, bei denen eine wirkliche Beurteilung nicht recht einsetzen kann. So, wenn es einfach heisst: der heilige Geist ist im wesentlichen" sittliche Kraft, und dann weiter nichts gesagt wird. Oder: „im wesentlichen dürfte die Frage klar sein“ (man fragt unwillkürlich: auch die Antwort?), wobei es sich um die Erledigung der Sündenfrage handelt - auf 2 Seiten. Oder: „es ist freilich schwer, hier die richtige Grenzlinie zu ziehen" - womit doch nichts geleistet ist. Der Angelpunkt für die Einigung ergibt sich dem Verfasser darin, dass nach seiner Ansicht das Christentum in Wirklichkeit nur eine neue Erklärung über den Willen Gottes ist. Nun braucht man freilich für den Willen Gottes die Existenz eines Gottes. Aber diese Annahme" bietet die Entwickelungslehre mit ihrer Zielstrebigkeit vortrefflich dar, da man doch logisch nicht umhin kann, für einen vorhandenen Zweck einen Zwecksetzer zu haben.

Ich kann hier und überhaupt in den sachlichen Ausführungen dem Verf. nicht folgen, denn ich bin ganz auseinander mit ihm in Bezug auf das Wesen

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