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meisten positiv“ und „liberal“.

Was Sulze meint und will, ist für jeden vorurteils

freien Leser seiner Schrift vollkommen klar zu erkennen.

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Diese Schrift ist bei aller Milde der Form eine unerbittlich feste Absage an den katholisch gewordenen Protestantismus der Lehrgesetzlichkeit, eine Absage, die sich nicht scheut, da, wo die Macht eines solchen papistischen Bekenntniskirchentums nicht zu brechen ist, zur Lösung des Bandes und zur Bildung lebendiger Gemeinden wahrhaft religiöser Lebensgemeinschaft zu raten. Vor allem in unserer Zeit sind Glaubensthaten dieser Art notwendig. Der Papismus der Reaktionszeit hat, wie wir wissen, zum Atheismus geführt. Opferwillige Schöpfungen des Glaubens überwinden ihn besser, als der erst aufbrausende, dann ermattende Ansturm gegen die papistische Lehrgesetzlichkeit" (S. 11). Man erkennt die Anwendung von F. A. Lange's Heilmittel für die socialen Schäden, Ideale und Opfer!" auf das kirchliche Gebiet.

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Aber um das gleich vorwegzunehmen Sulze, der grade in seiner Freiheit treueste Schüler Chr. H. Weisse's, ist weit davon entfernt, dem religiösen Illusionismus Lange's das Wort zu reden. Er verlangt, dass eine erfahrungsmässige, beschreibende Glaubenswissenschaft in klarem, systematischem Zusammenhange vor der Seele des evangelischen Predigers stehe und dieser sich verpflichtet wisse, seine Hörer zu einer abgeschlossenen, wenn auch unablässig sich vertiefenden, religiössittlichen Gesamtanschauung zu erziehen“. „Für sich selbst muss er ausserdem auch ein System spekulativer Gottes- und Weltanschauung besitzen, das freilich nicht aus reinen Begriffen zu entwickeln ist, sondern die Grunderkenntnisse aller Erfahrungsgebiete, also auch des religiösen und des sittlichen, zur Einheit verknüpft. Jeder Prediger bedarf einer Metaphysik und einer Erkenntnistheorie. Beide hat er der Gemeinde nicht vorzutragen. Aber sie müssen ihn vor willkürlichen Behauptungen schützen, ihm Waffen zur Verteidigung des Glaubens leihen und ihn fähig machen, die schwersten, namentlich bei der Gotteslehre unvermeidlichen Begriffe der Gemeinde religiös zu erläutern und bei dieser wichtigsten Aufgabe nicht bloss mit leeren Worten zu spielen" (S. 32). „Mittelbar trägt die philosophische Glaubenslehre der Predigt den grössten Gewinn ein. Die ganze Haltung des Redners wird sicherer, eindrucksvoller, wenn er mit dem Bewusstsein auftritt: ich kann beweisen, dass Materialismus und Atheismus auch wissenschaftlich vollkommen nichtig und wertlos sind... Der Prediger muss wissen, wie aus der Religion religiöse Vorstellungen entstehen. Und er muss wissen, welche Vorstellungen die religiöse Sphäre verlassen. Nur dann kann er den Streit vermeiden. Nur Unkenntnis der religiösen Psychologie macht es möglich, dass man für die materialistische Auffassung symbolischer Erzählungen, wie die von der Jungfraugeburt, sich ereifert. Nur Mangel an erkenntnistheoretischer Einsicht über die Grenzen des religiösen Gebiets kann eine der naturalistischen Abendmahlslehren ertragen. Wer in dieser Beziehung philosophisch gebildet ist, kann die berechtigten religiösen Impulse erkennen, die in solchen Formen

einen Ausdruck fanden, der uns nicht mehr genügt. Nur ein so gebildeter Prediger ist im stande, Formen der Darstellung wie die angegebenen still und ohne Streit durch die entsprechenden religiösen zu ersetzen. Aus dem allen folgt, wie ich meine, dass auch für den, der nur die religiös produktive, aus der Erfahrung schöpfende Predigt für berechtigt erachtet, doch eine wirkliche Beherrschung beider Arten der Glaubenslehre, der beschreibenden und der philosophischen, notwendig ist" (S. 25).

Es scheint uns höchst verdienstlich, dass D. Sulze, der gewöhnlich nur als Gemeinde-Reformator anerkannt oder angefeindet wird, dies Votum zur Predigerbildung der Oeffentlichkeit übergeben hat. Möchten die Interessenten es zu Herzen nehmen! Wer seine Vorschläge ernsthaft bedenkt und auch beachtet, dass er hier wiederum, wie schon so oft seit einem Vierteljahrhundert, die Pflicht des Predigers betont, ausser den erbaulichen Vorträgen geschichtlich und dogmatisch belehrende mit freundschaftlichen Besprechungen zu halten der kann an seinem auch hier erhobenen Proteste gegen die Erörterung doktrinärer Fragen im Gottesdienst unmöglich Anstoss nehmen. Es wäre ein Unrecht gegen den tapfern, wahrhaft frommen und eben darum so protestantisch gewissenhaften und freien Mann, der in einem langen, von Gott reich gesegneten Amtsleben mehr als einmal von der brutalen Gewalt des unevangelischen Lehrgesetzes bedroht, allezeit uneingeschüchtert Ernst gemacht hat mit seinem wahren Wort: „Die Apostel waren nicht Schreibfedern des heiligen Geistes; und die Prediger können nicht Phonographen des Kirchenregiments sein“ (S. 22). Wie wir Heinrich Holtzmann, den protestantischen Professor, heut in ehrfürchtiger dankbarer Liebe glückwünschend grüssen, so sei unser Dank und Segenswunsch nachträglich auch seinem Dresdener Altersgenossen and treuen Mitarbeiter, dem protestantischen Pfarrer Emil Sulze dargebracht, der am 26. Februar sein 70. Lebensjahr vollendet hat. Wir grüssen in ihnen zwei grosse und gute Männer, zwei der edelsten deutschen Idealisten.

J. W.

Vom Theologischen Jahresbericht

ist, seit wir im Märzheft das Erscheinen der Referate über die Literatur des Jahres 1900 anzeigten, als 5. Abteilung das von Pfarrer Funger bearbeitete Register erschienen und damit der zwanzigste Band vollständig, der den Umfang des ersten, von Bernhard Pünjer herausgegebenen, um 1000 Seiten überschreitet (XVI u. 1390 S.). Der jetzige Herausgeber Prof. D. Gustav Krüger äussert sich in einem sehr beachtenswerten Vorwort zu diesem 20. Bande über die Geschichte und Entwickelung, die gegenwärtige Lage und zukünftige Gestaltung des Theol. Jahresberichts. Leider scheidet, wie wir dort lesen, nun auch der von den ältesten Mitarbeitern einzig noch übrige Lüdemann aus; mit ihm Ficker, Lösche, Hegler, Mayer, Sulze und

Hásencléver. Für sie werden im 21. Bande eintreten: E. Preuschen, dessen bisheriges Referat A. Bruckner übernommen hat, Bernhard Bess, Walther Köhler, Johannes Werner, Arno Neumann, A. Titius und G. Stuhlfauth. Durch die gewaltige Vermehrung des Umfangs, die notwendige Folge der Erweiterung des Jahresberichts zu einem wissenschaftlichen Repertorium über die gesamte in- und ausländische theologische Literatur, auch die Zeitschriften-Literatur, ist das allseitig als überaus verdienstlich, ja unentbehrlich anerkannte Unternehmen bedauerlicherweise gefährdet. Der Herausgeber, der sehr richtig bemerkt, dass man von Anerkennung allein nicht leben kann, hat nun dem Vorschlage des Verlegers zugestimmt, einen festen Bogenpreis einzuführen. Dadurch wird freilich der Preis des Jahresberichts unvermeidlich höher. Er soll aber fortan in 7 Abteilungen erscheinen, die einzeln ohne Erhöhung des Bogenpreises käuflich sein werden. Wenn nur sämtliche akademische Theologen sich die ihr Sonderfach behandelnde Abteilung halten möchten, so würden sie dadurch an ihrem Teil dem ganzen Unternehmen einen wirklichen Dienst erweisen“ (S. XV). Wir können dem Herausgeber nur wünschen, dass diese Anregung auf guten Boden fällt. Seinen andern Vorschlag aber: das Register auf die besprochenen Schriften zu beschränken, halten wir für bedenklich aus den von Prof. D. P. Schmiedel jüngst im Lit. Centralbl. Nr. 14/15 dargelegten Gründen; uns erscheinen Schmiedel's praktische Vorschläge zur Verringerung der Zeilenzahl des Registers sehr empfehlenswert. Am Schlusse seines Vorworts verweist der Herausgeber noch auf den zum erstenmal besonders (zu dem äusserst geringen Preise von 2 Mark für 20 Bogen) erschienenen bibliographischen Teil des Theol. Jahresberichts. Dass diese Bibliographie zur Zeit von allen die vollständigste, zuverlässigste und unter Berücksichtigung des grossen Umfangs bei weitem billigste ist, kann nicht bestritten werden. Wenn der Herausgeber endlich persönlich bekennt, dass er in den Gebieten seines Fachs, mit denen er auf Grund eigner Studien nicht so vertraut sei wie mit andern, dem Jahresberichte sehr viel zu verdanken habe, so fehlt es ihm sicherlich nicht an zahlreichen Mitbekennern in der protestantischen Theologenschaft. Ist dem von Pünjer begonnenen, von Lipsius und dann von Holtzmann fortgeführten Werke öffentliche Unterstützung, die andere Jahresberichte wohl geniessen“, bisher nicht vergönnt gewesen, obwohl es an Versuchen sie zu erhalten nicht gefehlt hat" (S. XIV), so wäre es vielleicht jetzt an der Zeit, die ausgleichende Gerechtigkeit der preussischen Unterrichtsverwaltung anzurufen. J. W.

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Der Berner Jetzer-Prozess in neuer Beleuchtung nebst Mitteilungen aus den noch ungedruckten Akten. Von Prof. D. R. Steck. Bern 1902, Schmid und Francke; 87 S.

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Anno 1509 den letzten May wurden zu Bern 4 Prediger-Mönchen uff der Schwellimatten lebendig in grosser Qual verbrendt, wegen abscheuwlicher teuflischer Erscheinungen und anderer Ketzereyen, die sie zu Behauptung ihrer Lehr von der

Empfenknus Mariae wider die andren Mönche behaupten wöllen.“ So steht in der 1684 abgeschlossenen handschriftlichen Chronik des Züricher Amtmanns Meyer, der noch hinzufügt, dass das Eingeständnis jener Abscheulichkeiten" den Bernern die Augen geöffnet habe, kurz hernach die Lehre aus Gottes Wort, nicht Mönchenstand predigen zu lassen, d. h. die Reformation einzuführen. Den krassen Betrug aber hätten die Berner Dominikaner mit dem Laien-Novizen Hans Jetzer, einem 1506 im Berner Predigerkloster aufgenommenen Schneidergesellen aus Zurzach, gespielt zur Beglaubigung ihrer von den Franziskanern hart angefochtenen Lehre über die Empfängnis der Maria in der Erbsünde. Voraussetzung war die bis vor 5 Jahren kaum je angezweifelte Annahme von der Richtigkeit des Gerichtsspruches, der diese vier Dominikaner (den Prior Vatter aus dem schwäbischen Marbach, den Lesemeister Bolzhurst aus Offenburg und die beiden Schweizer: den Subprior Ueltschi und den Schaffner Steinegger) am 23. Mai 1509 zur Degradation und Uebergabe an die weltliche Obrigkeit verurteilt hatte: 1. quia Deum abnegaverunt, 2. venerabile sacramentum corporis et sanguinis Domini nostri Jesu Christi rubricarunt et depinxerunt, 3. quod imaginem virginis gloriosae plorantem finxerunt, 4. quod vulneribus redemptionis nostrae illudentes fratrem quinque vulneribus insigniverunt."

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Unmittelbar nach dem Feuertode der vier Predigermönche auf der Schwellenmatte in der Aare waren doch einige Leute der Meinung, „der Schelm Jätzer hät's alles getan". Diese alte, aber längst vergessene Auffassung der Sache hat nun vor fünf Jahren der überaus fleissige und gründliche katholische Historiker Nicolaus Paulus in den Frankfurter zeitgemässen Broschüren unter dem Titel „Ein Justizmord an vier Dominikanern begangen, aktenmässige Revision des Berner Jetzer-Prozesses vom Jahre 1509" geltend gemacht und zu begründen gesucht. Rudolf Steck, der einem Historiker aus der Janssen'schen Schule mit begreiflicher Vorsicht entgegenkam, unternahm die mühsame Nachprüfung und dehnte seine Forschungen auch auf die bisher ungedruckten Akten aus. Seine musterhafte Darstellung der mit grösster Umsicht geführten Untersuchung veröffentlichte er zuerst in der Schweizerischen Theol. Zeitschrift von Friedrich Meili und nun auch in der vorliegenden Separatausgabe. Er kommt zunächst zu dem Paulus'schen Resultat, dass Jetzer auf geschickte Weise die grosse Leichtgläubigkeit der Dominikaner und ihren brennenden Wunsch, Zeugnisse für ihre Lehre von Marias Empfängnis in der Erbsünde zu erhalten, benutzt hat, um ihnen seine „Wunder" vorzugaukeln teilweise durch Betrug, teilweise auch durch seine hypnotische Veranlagung. Da aber Jetzer selbst unmög lich alle Mirakel gemacht haben kann, nimmt Prof. D. Steck mit gutem Grund weibliche Beihülfe an. Von der Schuld, dass die Dominikaner die Wunder zu gunsten ihres Marienglaubenssatzes freudig begrüsst und eifrig ausgebeutet haben, kann er sie freilich nicht freisprechen, nennt diese Schuld aber in Anbetracht aller Verhältnisse leicht und verzeihlich. Wenn Dr. Paulus von einem Justizmord redet, so erinnert Steck mit Recht daran, , dass der Prozess von Anfang an durch ein geistliches Tribunal geführt wurde und dass die höchsten Würdenträger der Kirche und schliesslich der Papst selbst den Entscheid herbeiführten. War es ein Justizmord, so war es ein solcher der päpstlichen Justiz“ (S. 86). Damit will Steck aber der feinen und scharfen Studie, durch die Paulus nach den dankenswerten Vorarbeiten des 1899 gestorbenen Berner Universitäts-Bibliothekars Rettig — als der erste den Jetzer-Prozess ins richtige Licht gestellt hat, durchaus nicht zu nahe treten. Der Verf. schliesst seine vortreffliche Schrift mit dem Ausdruck der Freude darüber, dass „die schüchternen Stimmen, die schon in jener Zeit (1309) die Unglücklichen als Märtyrer bezeichneten, schliesslich zu ihrem Recht, gekommen sind." J. W.

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Für die Redaction verantwortlich: D. Websky in Berlin W., Pariserstrasse 53.
Druck und Verlag von Georg Reimer in Berlin W, Lützowstrasse. 107-8.

Verlag

Lützowstr. 107-8.

Altersklassen und Männerbünde.

Eine Darstellung der Grundformen der Gesellschaft

Mit einer Verbreitungskarte.

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Heinrich Schurtz.

Preis geheftet M. 8.-.

Dr. Schurtz, der bekannte Verfasser der „Urgeschichte der Kultur", hat auch das obige Werk so geschrieben, dass es für jeden Gebildeten ohne Mühe lesbar ist. Kein trockenes Buch der Fachgelehrsamkeit, fesselt es durch seinen Stoff und seine Darstellung alle, die den völkerkundlichen Fragen Teilnahme entgegenbringen.

Blätter

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Gesammelte

kleine Erzählungen

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Skizzenbuch Dr. E. Budde

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Schon bei ihrem ersten Erscheinen haben die Budde'schen „Blätter", die nun in zweiter, vermehrter Auflage vorliegen, die Anerkennung von Publikum und Presse in reichstem Masse gefunden. Die überaus reizvollen Erzählungen sind so frisch geschrieben, so voll feiner, gesunder Beobachtungen und liebenswürdigen Humors, dass sie niemand ohne herzliche Freude lesen wird.

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