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Zu D. Theodor Arndt's Gedächtnis.

Von

Missionsinspektor Pred. H. Lehmpfuhl in Berlin.

1. Cor. 13.

Am 2. Juli ist die erste Wiederkehr des Todestages D. Arndt's. Es ist ein lange gehegter Wunsch, ihm auch in unserem Blatt, für das seine fleissige und gewandte Feder so viele Aufsätze, Recensionen und andere Beiträge geschrieben hat, ein Nachwort zu widmen, und so wollen wir heute sein Bild noch einmal vor unseren Augen erstehen lassen. Es wird denen, die ihn kannten, die Erinnerung an manche Stunde geistigen Austausches und geselligen Verkehrs wachrufen, denen die ihm nahestanden, noch einmal den treuen Berater und lieben Freund vor die Seele führen, uns alle aber innerlich aufrichten und erheben. D. Arndt war ein Mann der frischen, freudigen That. Nicht die Trauer und der Schmerz darf das Letzte sein bei der Erinnerung an ihn, sondern ein freudiger Glaube, eine lebendige Hoffnung und das Gelöbnis zu froher, energischer Weiterverfolgung der Aufgaben, für die er gelebt. und gestrebt hat.

Seine Jugendzeit ist bald geschildert. Theodor Arndt wurde am 1. Juni 1850 zu Benkendorf im Mansfelder Seekreis geboren. Sein Vater war Dorfschullehrer, aber ein Mann von umfassender Bildung, der nur durch den Tod des Vaters gezwungen wurde, das Studium der Theologie aufzugeben und in ein Schulamt einzutreten, und der darum auch imstande war, seine Kinder im Unterricht des Lateinischen und Griechischen zu fördern. Bald hatte Theodor Arndt die Dorfschule absolviert und wurde dann auf die Lateinschule der Francke'schen Stiftungen in Halle geschickt. Er war ein tüchtiger Schüler. Bei seinem geradezu bewundernswerten Gedächtnis wurde ihm das Lernen nicht schwer. Nachdem er diese Anstalt verlassen hatte, bezog er im Alter von 17 Jahren die Universität. Er blieb in Halle und studierte Theologie und Philosophie. Früh schon stand er auf eigenen Füssen. In die Zeit seiner Studienjahre fiel der Ausbruch des deutsch-französischen Krieges. Auch unter der studierenden Jugend in Halle gingen die Wogen der Begeisterung hoch. Gern erzählte Arndt, wie ein junger Professor von seinen Studenten mit den Worten Abschied nahm, dass sie ihm nun nach Frankreich folgen möchten. Arndt, der einen schweren Gelenk rheumatismus durchgemacht hatte, wurde trotz dreimaliger Stellung nicht genommen. Er hat sich nützlich gemacht durch Versorgung der ausziehenden und heimkehrenden Truppen. Nach dem Kriege wurden die Studien mit erneuter Energie wieder aufgenommen. Ausser Riehm war es namentlich Beyschlag, der ihn fesselte. Er hat auch nachdem sich ihm die Notwendigkeit einer freieren Stellung zur biblischen und kirchlichen Ueberlieferung aufgedrängt hatte den von ihm hochverehrten

Protestantische Monatshefte. 6. Jahrg. Heft 6.

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Lehrern zeitlebens ein dankbares Gedenken bewahrt. Die beiden Staatsexamina bestand er glänzend. Zwischen der ersten und zweiten Prüfung absolvierte er den vorgeschriebenen Seminarkursus in Halberstadt. Bald nach dem zweiten Examen wurde er in Halle unter G. Bernhardy's Dekanat nach mündlicher Prüfung namentlich im Hebräischen Doktor der Philosophie. Seine als gelehrt und fleissig gerühmte Dissertation handelte de vaticinio Jeremiae prophetae contra Moab deque rebus Moabitarum.

Aus eigener Kraft war Arndt geworden, was er war. Niemand hat ihm die Wege gezeigt, niemand hat sie ihm geebnet. Die Lehrjahre waren vorüber. Die Wanderjahre begannen. Sie sind oft schwerer als jene. Ueber Arndt's Geschick aber hat ein günstiger Stern geschwebt.

Theodor Arndt wurde zuerst Lehrer an einer höheren Schule in Kötzschenbroda, aber bald bot man ihm eine Stellung als Oberlehrer am Kgl. Lehrerseminar in Dresden an. Dort hat er sich überaus wohl gefühlt. Immer wieder und wieder, so oft er sich später auf einige Tage freimachen konnte, ging er nach Dresden. Er fand in Dresden eine ganze Zahl von Männern, die ihm innerlich nahe standen. Wir nennen vor allem D. Sulze, D. Krenkel, D. Steck. Besonderen Einfluss auf seine theologische Entwicklung gewann damals Professor Dr. Seydel in Leipzig. Mit grosser Verehrung sprach er später auch oft von dem damaligen Oberkonsistorialrat D. Meyer und rühmte dessen grosse Weitherzigkeit. Er schätzte ihn als das Vorbild eines kirchlichen Würdenträgers. Die Thätigkeit am Lehrerseminar gab ihm viel Befriedigung. Mit ganzer Seele hing er an seinen Schülern und diese an ihm. Mit vielen hat er auch später noch in brieflichem Verkehr gestanden. Hier hat Arndt auch eine Reihe von Lehrbüchern der lateinischen Sprache verfasst, die auf den Schullehrer-Seminaren im Königreich Sachsen viel gebraucht worden sind. In den letzten Jahren seiner Lehrthätigkeit hat er wiederholt daran gedacht, in den praktischen Pfarrdienst zu treten. D. Meyer wünschte ihn gern in Dresden zu halten. Da erging 1883 der Ruf der Berliner Petri-Gemeinde an ihn. Nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten, die ihm bereitet wurden, ward er gewählt und bestätigt.

Hier haben wir ihn nun schätzen gelernt als gewandten und begeisterten Kanzelredner, der so warm und zu Herzen gehend sprechen konnte. Einen ganz besonderen Eindruck seiner Beredsamkeit aber empfing, wer ihn einmal bei einer Amtshandlung, einer Konfirmation oder bei der Abordnung eines Missionars hörte. Als besonders gross steht uns seine Predigt beim Missionsfest des Berliner Hauptvereins in der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche 1898 auf Grund von Joh. 7, 37-39 über den rechten Betrieb und den Segen der Mission vor Augen, die letzte Missionspredigt, die er gehalten hat. Hier haben wir D. Arndt ferner bewundern gelernt als Katecheten von Gottes Gnaden. Zwölf Jahre war es mir vergönnt, in seinem Kindergottesdienste ihm zur Seite zu stehen, und ich darf heute bekennen, dass jede

seiner Katechesen ein Meisterwerk war. D. Arndt hat die Aufgabe des Kindergottesdienstes bedeutend tiefer aufgefasst, als es in der landläufigen Literatur über Kindergottesdienste geschieht. Seine Kindergottesdienste waren. wirklich Gottesdienste für Kinder, keine Sonntags-Schulstunden! Die Grundlage dazu war ihm die Vorbereitungsstunde, in der er den Helfern und Helferinnen ausserordentlich geschickt alles Wissenswerte über den zur Behandlung kommenden Text mitzuteilen wusste. Sie hatten in der Gruppenkatechese den Lehrstoff zu verarbeiten, und unter Voraussetzung dieser Vorarbeit hielt er dann selbst seine so kindlich einfachen und anschaulichen und doch so in die Tiefe führenden Hauptkatechesen. Sie hatten alle ihr bestimmtes Thema und streng gegliederte Teile. Seine grosse Kunst war, dass er zwar äusserlich die Form der Katechese beibehielt, aber doch den katechetischen Ton vermied und zu den Kindern eindringlich, warm und erbaulich zu sprechen wusste. Es ist aufrichtig zu bedauern, dass er niemals seine Katechesen herausgegeben hat. Sie wären eine wirkliche Bereicherung der katechetischen Literatur gewesen. Die Zahl der jungen Studenten und Kandidaten, die in Petri unter ihm thätig waren, ist gross. Wohl in allen Teilen Deutschlands sind heute diese seine Schüler als Pastoren thätig. Gelänge es ihnen nur, einigermassen zu verwirklichen, was D. Arndt wollte und was er ihnen allsonntäglich so meisterhaft durch Beispiel veranschaulichte, so wäre das ein Gewinn für unser ganzes Sonntagsschulwesen! Es sei noch bemerkt, dass D. Arndt nur neutestamentliche Texte zu behandeln pflegte und zwar in vierjährigem Turnus: im ersten Jahr immer die altkirchlichen evangelischen Perikopen, im zweiten ausgewählte Abschnitte der Apostelgeschichte, im dritten desgleichen aus dem Johannesevangelium, zum Schluss ein Leben Jesu, zusammengestellt aus Lucas oder Matthäus.')

Und endlich seine Verdienste um die Gemeindepflege in St. Petri, diese Arbeit im kleinen und an den Kleinen und Geringen. Man rühmt die. Einrichtungen der Berliner Petri-Gemeinde als mustergültig. In warmen Worten gedachte am Beerdigungstage Propst D. von der Goltz des hervorragenden Anteils D. Arndt's an der Organisation der Gemeinde-Arbeit in St. Petri und der glücklichen Weise, in der er die Ideale seines Freundes D. Sulze zur Durchführung zu bringen versucht hat). Aber D. Arndt hat nicht bloss organisiert: er hat auch gearbeitet im Schweisse seines Angesichts. Doch ist seine Arbeit immer still und unauffällig geschehen. Er hat kein Wesen davon gemacht. Desto lauter dürfen jetzt andere davon sprechen:

Es sei hier genannt sein Aufsatz: „Neues und Altes" in der religiösen Unterweisung der Jugend. Prot. Kirchen-Ztg. 1893, S. 417-426.

2) In einer ganzen Anzahl von Aufsätzen hat D. Arndt die Fragen der Gemeindeorganisation behandelt: „Gemeindeorganisation in Berlin". Prot. Kirchen-Ztg. 1890, S. 483 bis 489 und 497-511. Die Einteilung der Parochien Berlins in Seelsorgebezirke", ebenda, 1892, S. 399-406. Es sei hier auch auf seinen Artikel in den Deutsch-Evang. Blättern 1892, Heft 11: „Die Kirchenprovinz Berlin" hingewiesen.

ich war tief ergriffen von den vielen Zeugnissen gerade der Aermsten und Geringsten der Petri-Gemeinde.

Und hier müssen wir nun auch von D. Arndt als Freund und Seelsorger sprechen. Es war ein tiefer innerlicher Zug in seinem Wesen, der ihn zu den Menschen hinzog. Er konnte nicht ohne Menschen leben. Aber er war kein Egoist dabei. Er wollte nichts von den Menschen haben, er wollte ihnen etwas sein, ihnen etwas geben, ihnen helfen, sie fördern. Nicht bloss mit guten Worten, mit trefflichem, weisem Rat, sondern auch vor allem mit der That stand er ihnen bei. Wie viele verdanken ihm ihre Stellung, ihre ganze Existenz! Wie viele hat er geradezu gerettet und erst zu dem gemacht, was sie überhaupt sind. Aber so sehr ihn sein inneres Wesen zu den Menschen hinzog, niemals drängte er sich auf, auch nicht so, dass er in irgend einer Weise seine Hülfe anbot. Er liess seine Persönlichkeit wirken, und sie hatte etwas überaus Vertrauenerweckendes und die Herzen Aufschliessendes. Nicht mit Gewalt, in aller Stille bemächtigte er sich der Herzen derer, die ihm nahe traten. War ihm aber einmal jemand nahe getreten, so liess er ihn nicht wieder los. Das war die Treue in seiner Liebe. So ist er der Freund, der Seelsorger, der Vertraute vieler gewesen. Und wenn er auch von ihnen genommen ist, wenn sein Mund auch nicht mehr spricht, sein treues Auge nicht mehr blickt, er bleibt auch heute noch vielen der stille Berater und treue Freund. Man wird von D. Arndt noch lange sprechen, sein Bild wird nicht so schnell vergessen werden. Durch seine Freundlichkeit, den feinen Takt, mit dem er jedem gegenübertrat, die Milde. durch die er jedermann gerecht zu werden suchte, durch seine Treue hat er sich den Herzen tief eingeprägt. Er war ein selten vornehmer Charakter, eine Persönlichkeit, die Licht ins Leben ausstrahlte, in deren Nähe alles Gewöhnliche verstummte. In seiner Gesellschaft lernte man sich als ein besserer Mensch fühlen, alles Kleine und Kleinliche schwand dahin. Wie klein kam man sich oft vor, wenn man von ihm ging. Er war ein wahrhaft grosser Mensch. Was ihn aber so gross machte, das war der Idealismus und Optimismus, den er sich erworben hatte. Wie muss dieser Mann mit sich gerungen haben, ehe dieser Idealismus sein eigen wurde! Er hat zuwege gebracht, was uur wenige vermögen: Er hatte sich jederzeit völlig in der Gewalt, weil er sich selbst bezwungen hat. Er war ein durch und durch liberaler Theologe; aber er war vor allem ein wahrhafter Jünger Jesu. Sein christlicher Idealismus gab ihm die Ueberlegenheit im Urteil, die ihn auszeichnete, gab ihm die Ruhe, Sicherheit, Klarheit und Bestimmtheit, mit der er seinen Weg in allen Lagen des Lebens fand. Dieser Idealismus, der in seinem unbedingten Gottesglauben wurzelte, war es, mit dem er die aufrichtete, die zu ihm kamen. Man mag sagen, was man will, nur der Idealist ist ein wahrhaft grosser Mensch, der Realist kann es niemals sein.

Das war D. Arndt als Prediger, als Seelsorger, als Freund. Und doch haben wir noch nicht alles über ihn gesagt. Wir müssen seiner noch

gedenken als des Mannes der Wissenschaft, als des Vorkämpfers für Ueberwindung der religiösen und socialen Nöte unserer Zeit, als des Mitarbeiters im Gustav Adolf-Verein und Evangelischen Bund, als des Präsidenten des Allgemeinen evangelisch-protestantischen Missionsvereins.

Für einen Mann wie D. Arndt war die Arbeit in einer verhältnismässig kleinen Gemeinde wie die Petri-Gemeinde zu klein. Eine solche Kraft konnte sich hierin nicht erschöpfen. Und so hat er sich denn namentlich in den ersten Jahren seines Berliner Aufenthalts eingehenden theologischen Studien gewidmet, und zwar war es das Alte Testament, das er zu seinem ganz speciellen Studiengebiete gemacht hat. Dass er ein gründlicher Kenner der hebräischen Sprache war, wussten wohl viele; dass er auch aramäisch, arabisch, äthiopisch, assyrisch verstand, ist wohl nur ganz wenigen bekannt geworden. Er war viel zu bescheiden, um mit seinen Kenntnissen zu prunken. Von seinen fachwissenschaftlichen Arbeiten hat namentlich seine Studie über „die Stellung Ezechiels in der alttestamentlichen Prophetie" Anerkennung gefunden1). Und seiner theologischen Wissenschaft ist sein Herz treu geblieben bis zum letzten Atemzuge. Noch wenige Wochen vor seinem Tode liess er sich die neueste Auflage von Gesenius' hebräischer Grammatik kommen, las er in Zeller's grosser Geschichte der griechischen Philosophie und Herrmann's Ethik. Er war darin ein echter protestantischer Pfarrer, - durchaus abhold der jetzt im Schwange stehenden Vielgeschäftigkeit, die vor lauter äusseren Geschäften nicht mehr zur Selbstbesinnung und inneren Vertiefung kommt, der das Pfarramt Geschäft geworden ist, die den Pfarrer seiner Quelle, der theologischen Wissenschaft, entfremdet. Wie glänzte das Auge unseres Arndt, wenn man theologische Fragen mit ihm erörterte, und wie klar und scharf wusste er die Geister zu beurteilen!

Ein bedeutungsvoller Tag im Leben unseres Arndt war es, als er zur Mitarbeit an dem 1884 begründeten Allgemeinen evangelisch-protestantischen Missionsverein aufgefordert und gebeten wurde, die Redaktion des wissenschaftlichen Organs dieses Vereins, der Zeitschrift für Missionskunde und Religionswissenschaft" zu übernehmen. Er hat es gern gethan und diese Zeitschrift vom ersten Heft bis zu seinem Tode mit grosser Liebe und Treue redigiert und sie stets auf einer wissenschaftlichen Höhe zu erhalten gewusst, in der sie keine der vielen anderen Missionszeitschriften erreicht hat. Viele Abhandlungen, Aufsätze und Recensionen aus seiner Feder sind in der Z. M. R. erschienen").

1) Wir weisen noch hin auf seine kritischen Uebersichten in der Prot. KirchenZtg. 1886: Zur alttestamentlichen Religionsgeschichte und 1887: „Zur Kritik des Alten Testaments", 1889: „Zur Erklärung des Alten Testaments."

2) Wir nennen: „Die Mission und die evangelische Gemeinde" 1886. „Die Mission als nationale Aufgabe 1888. „Aeussere und innere Mission“ und „Was können wir deutschen Protestanten zur Unterdrückung des Sklavenhandels in Afrika thun?" 1889. „Katholische und protestantische Mission" 1890. Die beiden letztgenannten Aufsätze sind auch in Separatdruck als Broschüren bei A. Haack, Berlin, erschienen.

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