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Ausdruck bringe. Vor allem kann er, nicht aus dogmatischen, wohl aber aus historisch-kritischen Gründen zur Anerkennung der Jungfraugeburt sich nicht verstehen, die auch der Katechismus seiner Landeskirche leise idealisiert. Wissenschaftlich beherrscht er die Frage, die ihn auf das tiefste bewegt, vollkommen. Ueberall merkt man es ihm an, dass nichts als die ernsteste Gewissenhaftigkeit ihn zu jedem Schritte und zu seinem ganzen Vorgehen bestimmt. Gerade bei der dogmatischen Stellung des Verfassers ist sein Kampf von der grössten Bedeutung. Man wird nicht leicht tüchtigeres über die Unzulänglichkeit des Apostolikums für die gegenwärtige evangelische Kirche gesagt finden als in dieser Schrift. Sei sie denn auf das eindringlichste empfohlen. Sulze.

Leipzig

Paul de Lagarde. Ergänzter Sonderabdruck des Artikels von Eb. Nestle aus
Band XI der Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche.
J. C. Hinrichs, 11 S. gr. 8.

Paul de Lagarde, der geniale Gelehrte und weitausschauende Politiker, erregt immer mehr die Aufmerksamkeit weiterer Kreise. In unseren „Protestantischen Monatsheften hat bereits Otto Veeck dessen Anschauungen über Religion und Kirchenwesen (1899, S. 225-234 und 286-296) eingehend dargestellt. Lohmeyer's „Deutsche Monatsschrift" und der „Kunstwart" haben sich jetzt ebenfalls mit ihm beschäftigt. Es ist deshalb freudig zu begrüssen, dass Nestle seinen Artikel über Lagarde aus der Realencyklopädie in erweiterter Form herausgegeben hat. Die Bibliographie der von Lagarde verfassten Werke sowie der Schriften und Aufsätze über ihn nimmt nahezu 21/, Seiten in Anspruch. Beim Durchlesen der vielen Büchertitel wird man an die am Grabe Lagarde's gehaltene Rede erinnert, in der Prof. von Wilamowitz-Moellendorff sagte, nur wenige Gelehrte könnten die Sprachen buchstabieren, in denen der Verewigte Texte gedruckt habe. Nach einer trotz aller Gedrungenheit recht gründlichen Lebensbeschreibung führt uns Nestle eine Reihe von Urteilen über Lagarde's Textausgaben, Untersuchungen und theologische Anschauungen vor und nennt ihn selbst mit vollem Rechte einen „Propheten des 20. Jahrhunderts", dessen Gedanken noch grosse Verbreitung finden werden. Wünschenswert wäre es gewesen, neben dem Bibliographischen und Biographischen auch über die Ergebnisse seiner Bibelforschungen, über seine Weltanschauung, die Eucken einmal treffend als sittlich-religiösen Personalismus“ bezeichnet hat, und endlich auch über seine Stellung zur Judenfrage und zum Erziehungswesen etwas zu erfahren. In solcher Hinsicht ist z. B. Mehlhorn's Artikel über Karl Holsten in derselben Encyklopädie mustergültig. Am Schlusse des Separatabdruckes hat Nestle wertvolle Nachträge gegeben. Eine für Haupt's Beiträge zur Assyriologie" bestimmte Beschreibung der Schriften Lagarde's mit ausführlichen Registern aus Nestle's Feder ist noch unvollendet. Möchte der fleissige und gelehrte Bibelforscher in Maulbronn

Zeit finden, diese Arbeit, der in der Sonderausgabe Lagarde's Porträt beigefügt werden könnte, recht bald erscheinen zu lassen. Die Verehrer Lagarde's, deren Zahl

in stetem Wachsen begriffen ist, werden ihm dafür aufrichtig dankbar sein. Oskar Herrigel.

Karlsruhe i. B.

Adolf Hausrath, Zur Erinnerung an Heinrich von Treitschke. Leipzig 1901, Verlag von S. Hirzel. VI u. 146 S.

Noch mehr als ihren Helden ehrt diese kleine feine Erinnerungsschrift ihren Verfasser. Denn sie beweist, dass ein rechter Historiker von Herzen Treu' erzeigen und Freundschaft halten kann über's Grab hinaus, ohne der geschichtlichen Treue etwas zu vergeben, ohne seine persönliche Ueberzeugung zu verleugnen. So müssen wir Hausrath's Schrift zum voraus als vorbildlich für ein Gedenkbuch empfehlen. Seine Darstellungskunst ist uns ja immer vorbildlich, ob wir den Kirchenhistoriker Adolf Hausrath oder den Dichter George Taylor vor uns haben. Es ist hier nicht der Ort Politik zu treiben. Aber auch die scharfen Gegner zur Linken, die der kampfesfreudige Parlamentarier und Publizist Treitschke besonders der Publizist in wachsender Zahl herausgefordert hat, werden den sehr interessanten Bericht über seine Ablehnung der Bismarck'schen Anerbietungen im Jahre 1866 vor der Beilegung des Verfassungsstreites nicht ohne Bewegung lesen, werden den lautern, ehrenhaften Charakter dieses Fanatikers des Preussentums dadurch besser verstehen und manche verletzende Rücksichtslosigkeit um des willen eher verzeihen lernen. Am schwersten zu verstehen ist die bedenkliche Veränderung der kirchenpolitischen Stellung Treitschke's, mit der anscheinend auch eine gewisse Wandlung der religiösen Ueberzeugung verbunden war. In seinem Heidelberger Essay über die Freiheit hatte er noch gefragt: Gereicht es dem Lande Lessing's etwa zur Ehre, dass keine deutsche Hochschule sich getraut, einen David Strauss in ihren Hallen zu dulden?" Und dann brachte in seiner stöckerfreundlichen Berliner Zeit seine Deutsche Geschichte die unverantwortlich geringschätzige Abfertigung von Strauss, die Hausrath'sche Sätze benutzte, im einzelnen aber die Urteile dieses gerechten Kritikers einfach auf den Kopf stellte. Vorher schon war er in den Preuss. Jahrbüchern gegen Lic. Hossbach's Gastpredigt von der Einigkeit im Geist zürnend aufgetreten, angesteckt von der durch Kögel, Stöcker und Genossen erweckten Wahnvorstellung eines kirchenstürzenden Feldzugsplans des Protestantenvereins, angestiftet - wie Hausrath meint vom Oberkirchenrats-Präsidenten Herrmann. Dass Herr von Puttkamer, der Nachfolger des von den Politikern in langen Kleidern beseitigten Kultusministers Falk, ihn dann zu Tische lud und neben Herrn Stöcker setzte, war die wohlverdiente Strafe. — Ueberaus schmerzlich berührt die Schilderung von dem traurigen Niedergange seines Lebensglückes hier in Berlin. Vielleicht hat der Schwergeprüfte seinem ehemaligen Göttinger Lehrer und späteren Heidelberger Kollegen Herrmann beigestimmt, von dem wir 1877 im Anfange der preussischen Kirchenreaktion, die bald zur Verdrängung des als halbliberal verdächtigten Oberkirchenrats-Präsidenten führte, die Klage hörten: Wär' ich doch nie aus Heidelberg gegangen!"

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J. W.

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Für die Redaction verantwortlich: D. Websky in Berlin W., Lutherstrasse 51.
Druck und Verlag von Georg Reimer in Berlin W, Lützowstrasse. 107-8.

Verlag von Georg Reimer in Berlin W. 35.

Soeben erschien:

Aus Eduard Lasker's Nachlass.

Herausgegeben von Geh. Legationsrat Dr. Wilhelm Cahn. Erster Teil: Fünfzehn Jahre parlamentarischer Geschichte

(1866-1880).

Preis brosch. M. 2,40.

In den weiteren Teilen werden veröffentlicht:

II.: Lasker's Briefwechsel mit politischen Freunden und Gesinnungsgenossen, sein Briefwechsel aus den Jahren 1870-1871, politische. Artikel, Aufsätze u. a.;

III.: Lasker's wichtigste Reden, Aphorismen und Biographisches über ihn.

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kenntniß der physischen und geistigen Welt zugänglich zu machen. Die hier. durch erfolgende Erhöhung und Ausgleichung des Bildungsniveaus des ganzen Volfes wird im hohen Grade fördernd und versöhnend auch auf die sittliche, wirthschaftlich-sociale und politische Entwicklung unseres Vaterlandes einwirken.

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Verlag von Georg Reimer in Berlin W. 35.

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Ernst Samter.

Preis broschirt Mark 3.-.

In den vorliegenden Untersuchungen über den Familienkult der Griechen und Römer sind in ausgedehntem Masse Bräuche anderer Völker herangezogen. Mancher griechische und römische Ritus, der für sich betrachtet in seiner Bedeutung unklar bleibt, wird verständlich durch die Vergleichung mit den Bräuchen der Naturvölker und mit den Ueberbleibseln uralter Sitte, die sich bei den modernen Kulturvölkern erhalten haben.

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Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Postzeitungsliste für 1902 Nr. 6245. Preis halbjährlich Mk. 4.-.

Hierzu eine Beilage betreffend Konfirmationsgaben.

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