ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Berlin hat Jesu den Taufbefehl abgesprochen, und zwar sowohl deshalb, weil der Auferstandene nach allen wirklich in Betracht kommenden Berichten nur gesehen, nicht gehört worden sei, als auch deshalb, weil die Urapostel den Befehl, zu den Heiden zu gehen, gar nicht ausgeführt, sondern noch auf dem Apostelkonvent Gal. 2, 9 sich die Beschränkung ihrer Missionsthätigkeit auf die Juden ausbedungen haben. Am interessantesten ist, dass, wie Conybeare anführt, Thomas von Aquino und andere römische Theologen aus der Verkürzung der doch von Jesus angeordneten Taufformel durch die Apostel für die Kirche das Recht hergeleitet haben, auch das von Jesus angeordnete Abendmahl zu verkürzen, indem sie den Laien den Kelch vorenthält.

Nun zeigt Conybeare, dass Eusebius bis zum Jahre 325 nur folgenden Text von Matth. 28, 19f. benutzt und folglich auch jedenfalls nur ihn für richtig gehalten, wenn nicht gar nur ihn gekannt hat: geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker in meinem Namen ἐν τῷ ὀνόματί μου: diese vier Worte an Stelle der kanonischen: indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes), indem ihr sie halten lehrt alles" u. s. w. Also nicht bloss von der Dreieinigkeit, sondern auch vom Taufen las er nichts. Den ungefähr 17 Stellen des Eusebius, die dies bestätigen, stehen nur drei gegenüber, wo er den kanonischen Text hat, und diese drei finden sich sämtlich in Schriften aus der Zeit nach 325, also nach dem Concil zu Nicäa, auf dem die Lehre von der Dreieinigkeit festgestellt wurde.

Diese Entdeckung ist fast wichtiger, als wenn irgend ein noch so würdiges Pergamen entrollt würde. Eusebius war belesen wie keiner seiner Zeitgenossen. Die durch ihre Bibelhandschriften berühmte Bibliothek zu Cäsarea stand ihm fortwährend zu Gebote. Was er nicht kennt, kann schwerlich Verbreitung besessen haben. Ueber 200 Jahre nach der Abfassung des Matthäusevangeliums!

Conybeare sucht nun Spuren des Textes des Eusebius schon vor dessen Zeit bei Justin und im Hirten" des Hermas um 140 und stellt schliesslich die Frage auf, ob der kanonische Text nicht um 130-140 auf Grund der beim Akt der Taufe zunächst ohne Grundlage einer Bibelstelle in Gebrauch gekommenen Formel entstanden sein möge und zwar in der (damals nur in Afrika gebrauchten) altlateinischen Bibel, aus der er dann in die griechischen Handschriften zu Rom und endlich während der von den Ideen des Concils zu Nicäa beherrschten Epoche in die des Orients eingedrungen sein werde.

Auf alle diese Fragen, zu deren Beantwortung eine Fülle von Voruntersuchungen nötig wäre, gehen wir hier nicht ein. Mögen jetzt zunächst die, welche in den Kirchenvätern zu Hause sind, Conybeare's Aufstellungen prüfen. Bei Tischendorf findet sich zu Matth. 28, 19 über Eusebius kein Wort. Aber auch Resch. der auf die ausser kanonischen Paralleltexte zu diesem Verse 34 Seiten verwendet (Texte und Untersuchungen, herausg. von Gebhardt und Harnack. X 2. S. 393–427) und S. 414 versichert, dieser Frage seit Jahren cine sorgfältige und immer wieder erneute Untersuchung" gewidmet zu haben,

[ocr errors]

kennt von Conybeare's 17 Stellen aus Eusebius nur vier, die er übrigens als Abbreviaturen des kanonischen Textes betrachtet. Dies gelingt natürlich nicht. mehr, wenn Conybeare recht damit hat, dass Eusebius vor 325 nie Kenntnis von einem andern als dem nach Resch verkürzten" Text verrät. Während Resch's Urteile längst als höchst fragwürdig bekannt sind, bekommt man hier auch einen keineswegs günstigen Einblick in den Wert seiner Materialiensammlung, die sehr danach angethan ist, den Eindruck staunenswerter Gelehrsamkeit und Vollständigkeit zu machen.

Unsererseits wollen wir hier nur noch konstatieren, dass Conybeare ganz recht hat, wenn er sagt, auch bei seiner Ansetzung des Eindringens des kanonischen Taufbefehls in der nicänischen Epoche sei dieser Text immer noch früh genug gekommen, um in alle unsere griechischen Handschriften aufgenommen zu werden. An den dogmatisch wichtigsten Stellen des Neuen Testaments ist am eifrigsten und am rücksichtslosesten herumkorrigiert worden, bis die Textform erreicht war, die als rechtgläubig gelten konnte. Aeltere Textformen wurden zum Teil mit solchem Erfolge verdrängt, dass ihre Spuren kaum noch zu erkennen sind. Trotzdem lassen sich sogar manche kritische Theologen davon imponieren, dass der und der Text in allen Handschriften übereinstimmend überliefert ist. Mit Stolz preist man die glückliche Lage, in der sich die Theologie bezüglich der Sicherheit des Textes ihrer wichtigsten Urkunde befinde, insofern die griechischen Handschriften des Neuen Testaments bis ins vierte Jahrhundert zurückreichen, während die klassische Philologie für viele Autoren des Altertums auf Handschriften aus dem elften oder noch späteren Jahrhunderten angewiesen ist. Die beiden behandelten Stellen können. zeigen, welchen Wert diese Rede hat.

Ein Palästinareisender als Prediger in der Wüste.')

Von

Prof. D. Heinrich Holtzmann in Strassburg.

Jeder Theologe, zumal der mit neutestamentlichen Studien beschäftigte, wird auf irgend einem Wege Bekanntschaft mit dem südlichen Syrien machen, über Land und Leute daselbst Bescheid wissen, in irgend welchem Masse in Palästina zu Hause sein müssen. Glücklicherweise kann er angesichts einer überreichen und sich stets mehrenden Fülle von gutgeschriebenen und belehrenden Reisebeschreibungen ein solches Ziel erreichen, ohne sich selbst auf den Weg machen und mit einem Bädeker in der Hand zu Schiff gehen zu müssen, um als Anfang und Vorschmack vieler Uebel in Jaffa eine beschwer

1) Paul Rohrbach, Im Lande Jahwehs und Jesu. Wanderungen und Wandlungen vom Hermon bis zur Wüste Juda. Tübingen und Leipzig, Mohr 1901. VII und 432 S. M. 6, geb. M. 9. S. 241, Z. 7 lies „gerschiffen“ und 338, Z. 9 lies „dingung“.

liche Landung zu bewerkstelligen. Ich für meine Person scheue mich nicht zu bekennen, dass ich mich zu einem solchen Schritt in demselben Masse, als ich Palästina-Literatur reichlicher kennen lernte, immer weniger aufgelegt fühlte und keineswegs erst in alten Tagen lieber nach Rom als nach Jerusalem gepilgert wäre, sogar wenn mir eine Wallfahrt nach letzterem Ort nur Gewinn und Vorteile, aber keinerlei Kosten eingetragen hätte. Der diese permanente Stimmung bedingenden Gründe bin ich mir auch über der Lektüre des neuesten Reisebuches, das mir zu Gesicht gekommen ist, nur wieder bewusster geworden. Da sie aber lediglich subjektiver Natur sind, wende ich mich lieber gleich zu einem anderen Eindruck, welchen nicht sowohl die Leser der Reisebücher, als die Reisenden selbst vielfach, ja sogar gewöhnlich mit nach Hause getragen haben. Ich meine den einer unwillkürlichen Abkühlung, einer nicht zu unterdrückenden Enttäuschung. Solches haben wir letztlich noch von Naumann, ausserdem von mehr als einem Begleiter der Kaiserreise vom Jahre 1898 vernommen. Und nicht viel anders liegt die Sache bei dem Verfasser des vorliegenden Buches, Lic. Dr. Paul Rohrbach, der auf einer weit in das Innere Asiens ausgedehnten Reise im Herbst desselben Jahres Palästina besucht hat und uns nun in einem ganz eigenartigen Werk „das unterwegs im Geist Erlebte" schauen lässt.

Originell ist schon die Anlage, sofern nicht sowohl die geographische Reihe der Stationen, welche der von Norden her vordringende Reisende auf dem Wege nach Jerusalem zurückgelegt hat, als vielmehr die chronologische Folge der Bilder aus der Geschichte Israels, die je nach der örtlichen Veranlassung vor seinem Geiste vorüberziehen, die Ordnung der 14 Abschnitte bestimmt hat, in welche sein Buch zerfällt. Den Anfang macht die semitische Naturreligion auf dem Karmel; dann folgen Jahwehs Eindringen ins Kanaaniterland, geschildert an der Jordanquelle von Banijas und in der Ebene Jesreel, Jahwehs Kampf mit Baal an El Mubraka und zu Bethel; endlich das Heiligtum auf Zion und die Umsetzung der prophetischen Religion in den Judaismus und die apokalyptischen Zukunftshoffnungen. Die Reihe der neutestamentlichen Kapitel beginnt mit der Anknüpfung des vorevangelischen Entwicklungsganges Jesu an Nazareth und die Landschaft von Niedergaliläa; es folgen der Jordan und die Taufe, Kapernaum, Genezareth und die Predigt von der Gottesherrschaft; dann Cäsarea Philippi und das Messiastum; endlich Golgatha. Eine solche Disposition bringt es mit sich, dass man beispielsweise zweimal in Jerusalem ist: zuerst auf dem Haram und im Thale Josaphat, dort, um die Geschichte der Könige Judas, hier, um die Entstehung einer eschatologischen Perspektive des alten Volksglaubens nachzuerleben; später noch einmal, aber nunmehr am Damaskusthor, und in der Grabkirche, um Jesu letzten Gang zu begleiten. Zweimal besuchen wir auch die Hügellandschaft bei Banijas, einmal um in der Urzeit Israels die Ansiedelung des Stammes Dan daselbst und bei dieser Gelegenheit gleichsam auch die Jugendgeschichte des Gottes Jahweh zu erfahren; das anderemal, um die grosse Wendung im öffentlichen Leben Jesu,

den Auftritt vor Cäsarea Philippi mit anzusehen. Und so steht es auch mit Bethel und anderen Orten, die der Verfasser auf seiner Wanderung doch wohl nur einmal besucht hat.

Wir haben es hier, wie man sieht, mit einer Verknüpfung von Reiseerinnerungen einerseits, von geschichtlichen Studien andererseits zu thun. Das verleiht dem Buche einen gewissen künstlerischen Reiz und erhält den Leser in Spannung. Andererseits hat die regelmässige Abwechslung von geographischen und historischen Stoffen auch wieder etwas Einförmiges, weil sie sich in jedem Abschnitt wiederholt und das dabei zum Wechsel der Dekoration. aufgebotene Kunstmittel nahezu immer das gleiche bleibt. Die Stätte, an welcher die geschichtliche Erinnerung haftet, gibt Anlass zu einem „inneren Erleben und Schauen“, einer Vision, einem „Nachtgesicht", einem wachen Traum und dergleichen. Dann erstehen die Schatten der Vergangenheit, um den Ort ihrer einstigen Thaten wieder aufzusuchen. Bald dieses, bald jenes Stück alt- und neutestamentlicher Geschichte spielt sich in dramatischer Lebendigkeit vor uns ab, umrahmt von höchst anschaulich gehaltenen Landschaftsbildern und Naturschilderungen, für welche es dem Verfasser nie an den geeigneten Farbentönen und Ausdrucksmitteln mangelt. Auf die Dauer in Anwendung gebracht, versagt aber selbst bei aller virtuosen Handhabung dieses Instrument doch leicht; es verbraucht sich. Man weiss ja, dass schon dic Visionen der spätjüdischen und altchristlichen Apokalypsen Werke der Reflexion sind, und am Studiertisch hat sicherlich auch vieles hinterher seine Entstehung gefunden, was unser Verfasser dem erfolgreichen Studium der hebräischen und jüdischen Geschichtswissenschaft von heute verdankt und hier inmitten der wandelnden Koulissen seiner Reiseschaubühne spielen lässt.

Keineswegs soll damit die Wendung zum Religionsgeschichtlichen als eine erst nachträglich bei Lampenschein erfolgte gekennzeichnet sein. Im Gegenteil! Mit Recht behauptet ein anderer Palästinareisender, Pastor Rudolf Hermes, in seiner Anzeige des Buches (Mitteilungen des evangelischsocialen Kongresses 1901, S. 60), Rohrbach sei in Syrien schon mit der Absicht eingezogen, daselbst derartige Eindrücke zu empfangen und religionsgeschichtliche Offenbarungen zu erleben. Solche sind ihm denn auch reichlich. zu teil geworden. Aber, wenn ich recht sehe, waren es keineswegs lauter erhebende. Zwar möchte ich mich dafür nicht gerade auf das berufen, was er am höchsten Heiligtum der morgenländischen Christenheit, am heiligen Grab selbst, erfuhr. Denn darüber ist fast nur eine Stimme unter den abendländischen Besuchern der Stätte, dass hier alles eminent widerwärtig, abschreckend, empörend ist, was man zu sehen und zu hören bekommt. „Mir wenigstens ist es nirgends in so überwältigender Weise und mit solcher Plötzlichkeit klar geworden, welch eine Menge von nur leicht überfirnisstem, innerlich noch kaum zersetztem Heidentum sich mit dem Christennamen deckt, wie in der Grabeskirche zu Jerusalem." „Was ich da als Centralpunkt des wirklichen religiösen Lebens in der Menge der Gläubigen sehe, das ist voll

[ocr errors]

und ganz und ungebrochen der altheidnische Begriff der dinglichen, an Orte, Sachen und Personen gebundenen Heiligkeit“ (S. 409). „Von all den Tausenden und Abertausenden, die von den Enden der Erde an diesen Ort gepilgert kommen, um anzubeten, weiss es Niemand anders, als dass in diesen Steinen und Mosaiken, in diesem schreienden, beklemmenden Durcheinander von Brokat und Moder, von Gold, Silber und vielhundertjährigem Unrat, von Weihrauchqualm, Kerzenduft und menschlicher Ausdünstung - leibhaftige Heiligkeit steckt" (S. 410). „Dazwischen ist ganz im Hintergrund in Lebensgrösse der Crucifixus sichtbar aus Pappe hergestellt und mit koloriertem Papier überzogen. Es ist schauderha ft! Man denke sich einen Karfreitagsgottesdienst in diesem Raum, der mit buntem Tand ausgestattet ist wie die Schiess- und Würfelbuden auf einem Jahrmarkt" (S. 412). Von dem, was sich die „Christen“ hier gegenseitig anthun, die feindlichen Brüder der römischen, griechischen. armenischen, syrischen, koptischen und abessynischen Kulte, wie sie sich, soweit die türkische Wache nicht mit dem Gewehrkolben droht, beschimpfen und ärgern, sich einander die Lichter ausblasen und Prügel verabreichen, garnicht zu reden. Das erfahren wir ja Jahr ein Jahr aus durch die Zeitungen. Aber die heilige Grabkirche enthält nur die Quintessenz dessen, was man in Jerusalem erlebt. „Der Unrat und der Schutt ungezählter Generationen bilden in ihrem Gemisch eine mächtige Decke, auf der die Häuser und die Menschen von heute stehen und leben" (S. 406). Was aber erst recht erstickend und erdrückend wirkt, das sind die Düfte, womit die geistige Atmosphäre, in der diese Menschen leben, durchsetzt und geschwängert ist. Und das alles gibt sich als das Arom der Religion! „Ist doch der ganze christliche Teil der Stadt, wenn man einige wenige Oasen in der Wüste abrechnet, nichts als eine einzige schauderhafte Fratze des Christentums. Neapel und an der Wolga kann man alle Tage dasselbe zu sehen bekommen, aber dort überwiegt der kulturgeschichtliche, hier der religiöse Eindruck" (S. 411). Die Stärke, womit der Verfasser ihn auf sich wirken liess, die rückhaltlose Offenheit, womit er den Widerwillen, mit dem er daran geht, ausspricht, und die jeder Rücksicht auf konventionelle Empfindungsweise sich entschlagenden Betrachtungen, welche er als Theologe daran knüpft, gehören zu den erquicklichsten Seiten seines Werkes. Denn auch Jerusalem selbst ist wieder nur der Ort der konzentrierten Eindrücke. An plumpem Aberglauben und frechem Schwindel fehlt es nirgends im heiligen Land. In Nazareth vermeidet es der Verfasser, bei Tage die Strassen der Stadt zu besuchen, um nicht jede Spur von Stimmung über dem ekelhaften Gewerbe zu verlieren, das die verschiedenen christlichen Konfessionen an jeder Strassenecke und in jedem Hofraum mit ihren aberwitzigen Lügen über Heiliges aus der Zeit Jesu treiben“ (S. 197f.). An der Stätte, wo die Verkündigung stattgefunden haben soll, steht ein Altar mit der Inschrift: Verbum caro hic factum est. Man kann sich auch die Küche Marias, die Werkstatt Josephs nebst Hobelspähnen von seiner Arbeit

[ocr errors]

In

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »