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ihrer schwersten Stunde zuwankend: das war bewusster Widerspruch gegen das geschichtlich Richtige; das war jenen, die in inhaltlich Wahrem das Heil der Kunst sahen, freventliche Verhöhnung. Aber der Schwung der Vertiefung in das Seelische, die grosse malerische Kunst lehrte die Welt sehr bald, dass Uhde ein ernster Mann und dass in seiner Kunst eine andere tiefere Wahrheit verborgen sei: nämlich die, dass er sie auf eigene Welterfahrungen aufbaute, Christus und sein Werk in sich und mithin in der eigenen Zeit und der eigenen Gestaltungskraft suchte, dass mithin so eine wirklich empfundene, eine verjüngte Gläubigkeit in die Kunst dringe."

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Neben diesen anerkennenden Urteilen über moderne Künstler finden sich freilich auch manche verwerfende. So wird den Büsten von Reinhold Begas wohl Wertschätzung zuteil, aber bei seinem Kaiserdenkmal verfiel der Künstler „in übermächtigen Schwulst, der manche Feinheiten der Stimmung und der Naturbeobachtung übersehen lässt". Noch schärfer lautet das Urteil über das Bismarckdenkmal: es sei ein Werk, das in traurigem Protzentum dem dargestellten Manne und der von ihm geeinten Nation zur Unehre gereicht“. Ich bin von der zu einem eigentümlichen Barok neigenden Denkmalskunst Begas' auch nicht sehr begeistert, aber dieses Urteil über das Bismarck denkmal scheint mir doch zu stark und ich möchte es mir nicht aneignen. Indes und damit kehren wir zum Anfang unseres Referates zurück Gurlitt wollte ja die Kunstentwicklung und die Kunstwerke uns lediglich so vorführen, wie sie nach seiner eigenen Auffassung zu beurteilen sind. Und dessen muss man bei der Lektüre dieses Werkes durchweg sich erinnern. Aber gerade dadurch wird es originell, und diese Originalität ist voll Kenntnis, voll Geschmack und Geist, so dass man sich bei der Wanderung durch dies weite Gebiet an der Hand eines sicheren Führers fühlt. Das Buch ist nicht nur das Produkt eines bedeutenden gelehrten Studiums und Sammelfleisses, es ist eine Mannesthat wie Treitschke's Deutsche Geschichte. Möge es als solche gewürdigt werden und viele Leser finden, auch unter den Theologen! Denn nach dem erwähnten Gesichtspunkt, unter welchem Gurlitt die ganze Kunstentwicklung betrachtet, ist die Kunstgeschichte auch ein Stück Religionsgeschichte.

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Von Abbildungen bringt das Werk nur wenige, aber diese in vortrefflicher Wiedergabe. Wir beklagen das Fehlen von Bildern nicht. Bilder stehen jedem, der sich mit diesen Studien beschäftigt, ja schon anderwärts zur Verfügung, und wer erst derartige Studien zu betreiben anfängt, der darf, wie schon früher bemerkt, überhaupt nicht in erster Linie zu einem Buch wie das vorliegende greifen.

Auch das Fehlen eines Registers scheint mir für die Eigenart des Werkes charakteristisch. Es ist eben kein Buch zum Nachschlagen, um sich darüber zu belehren, wie man da und dort über diesen oder jenen Künstler, über das eine oder andere Kunstwerk geurteilt hat. Man erfährt hier ja wesentlich nur, wie der Verfasser darüber urteilt. Aber dies könnte man doch auch einmal durch Nachschlagen erfahren wollen, und darum wäre die Nachholung eines Registers bei einer zweiten Auflage immerhin erwünscht und empfehlenswert. Protestantische Monatshefte. 6. Jahrg. Heft 8.

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Literatur.

Wilhelm Brückner, Christentum und moderne Weltanschauung. Wiesbaden, Verlag von Emil Behrend 1902, 40 S.

Mit dem Hinweis auf den Vortrag über Christentum und moderne Weltanschauung, den Brückner in verschiedenen süddeutschen Zweigvereinen des Protestantenvereins gehalten und in erweiterter Form veröffentlicht hat, dürfen wir die innigsten Segenswünsche zum 70. Geburtstag verbinden, den der liebe und verehrte Freund am 9. August in voller körperlicher und geistiger Frische gefeiert hat. Ein geborener Balte, der Bruder dessen, der die Geschichte Russlands als Dorpater Professor geschrieben hat, stand er eine Zeit lang im Dienst einer reformierten Gemeinde der russischen Steppe. Dann aber zog es ihn mächtig in das grosse deutsche Vaterland, in dem er bereits seine geistige Heimat gefunden hatte, in ein regeres geistiges Gesamtleben, in Regionen, wo auch Theologie und Kirche von einer freieren Höhenluft durchweht werden. Im schönen Badnerland durfte er seinen Wanderstab beiseite stellen oder nur noch für kleinere Wanderungen und Wandlungen gebrauchen, so zur Uebersiedlung aus ländlichem Wirkungskreis in die Residenz, in der er schon vor einigen Jahren als Stadtpfarrer die Gedenkfeier einer 25jährigen Wirksamkeit begangen hat. Seine Ueberzeugungstreue und rückhaltlose Ehrlichkeit hat ihm von engen Seelen manche Anfeindung, aber bei Weiterblickenden und Grösserdenkenden auch ausserhalb des Kreises seiner Partei- und Richtungsgenossen reine Hochachtung eingetragen. Sein Leben ist reich von Gott gesegnet worden mit geistigen Früchten und wohlverdienter Liebe. Auf ihn passen die besten Worte aus dem 25. Kapitel des Buches Jesu, des Sohnes Sirachs: „Das ist der Alten Krone, wenn sie viel erfahren haben, und ihre Ehre ist, wenn sie Gott fürchten. Ein Mann, der Freude an seinen Kindern hat! ... Wohl dem, der ein vernünftig Weib hat! ... Wohl dem, der einen treuen Freund hat! Wohl dem, der klug ist! Und der da lehret, da man's gern höret!" Wie viele mag der Prediger mit seinem schlichten, klaren und wahren Wort erbaut, wie vieler Vertrauen der warmherzige Seelsorger gewonnen haben, wie viele Anhänger des freien Protestantismus haben sich gern von ihm belehren und begeistern lassen, wie viel ist er seiner Familie, seiner Gemeinde, seinen Gesinnungsgenossen und persönlichen Freunden gewesen, ein echter Israelit, in dem kein Falsch ist, ein Ritter ohne Furcht und Tadel, eine harmlos fröhliche und doch den ernstesten Zielen zugewandte, eine im edelsten Sinn optimistische, eine lautere, grundoffene und grundgute Natur! Auch die theologische Wissenschaft hat ihm manchen wertvollen Beitrag zu danken, namentlich die neutestamentliche Forschung. Statt vieler kleinerer Arbeiten sei nur sein von der Teyler'schen Theologischen Gesellschaft zu Haarlem 1890 mit dem Preis gekröntes Werk Die chronologische Reihenfolge der Neutestamentlichen Briefe" genannt.

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Seine mir heute zur Anzeige vorliegende neueste Arbeit behandelt ein echtes Protestantenvereinsthema, ja, man könnte wohl sagen, das Thema des Protestantenvereins. Die frische und fesselnde Art, in der Brückner seiner Aufgabe sich entledigt, entlockt uns den beifälligen Ruf: „Hei, wie der greise Jüngling in Sattel sich schwang!" Die moderne Weltanschauung ist die, welche mit der Entdeckung der Umdrehung der Erde um die Sonne durch Kopernikus ihren Anfang nimmt. Sie hat vier Hauptzüge Brückner sagt: Voraussetzungen aufzuweisen: 1. die Welt ist unendlich, 2. in ewiger Bewegung, und zwar 3. in lebendiger Entwicklung begriffen und 4. unverbrüchlichen Gesetzen unterthan. Damit ist zwar nicht das Wunderbare (Geheimnisvolle) im Leben der Natur ausgeschlossen, wohl aber das Wunderhafte (die Durchbrechung der Naturordnung). Als Bahnbrecher der auf jenen Voraussetzungen beruhenden modernen Bestimmung des Verhältnisses von Gott und Welt nennt Brückner Spinoza, nach dem alle Dinge in Gott leben, weben und sind, und Gott nicht die äussere, sondern die innere Ursache der Welt ist.

Die katholische Kirche steht mit der modernen Weltanschauung in einem unversöhnlichen Widerspruch, die protestantische hat zwar thatsächlich sich oft und lange genug ablehnend gegen sie verhalten, bleibt aber infolge des ihr eigenen Grundsatzes der Glaubens- und Gewissensfreiheit nicht notwendig mit ihr verfeindet. Dem Protestanten muss sich vielmehr eine gründliche Versöhnung des Christentums mit der modernen Weltanschauung als unerlässliche Aufgabe aufdrängen.

Brückner bestimmt sodann das Wesen der Religion überhaupt, ausgehend von den Ideen des Guten, des Wahren und des Schönen als Lebensmächten im Menschengemüt, in denen sich Gott offenbart, und von dem Gefühl des Zwiespalts zwischen Ideal und Leben, mit dem sich die Sehnsucht nach Erlösung verbindet, die „nie [?] ohne Befriedigung bleibt" (S. 27), die Erfahrung der Erlösung nach sich zieht. Am tiefsten wird jener innere Zwiespalt empfunden in dem Gefühl der Sünde und Schuld, und die Erlösung von diesem ist die Versöhnung mit Gott. In Sehnsucht nach und Erfahrung von Erlösung zusammen besteht nach B. die Religion. Das Christentum aber ist unter allen Religionen diejenige, die der Sehnsucht nach Erlösung und nach Versöhnung mit Gott die vollkommenste Befriedigung bietet" (S. 29), nicht zwar ohne weiteres in einer der zeitlichen Formen, in denen es etwa als Urchristentum, Katholicismus, empirischer Protestantismus aufgetreten ist, aber in seinem bleibenden Wesen, als die von Jesus als persönlicher Lebensinhalt gewonnene und der Menschheit mitgeteilte Religion der Liebe und des Geistes, die auch in der Form der modernen Weltanschauung fortbestehen kann und soll.

In diesem letzten Teil findet die Persönlichkeit des Heilandes eine warme, begeisterte, wahrhaft wohlthuende Schilderung. Ueber einzelne Begriffsbestimmungen und mehr historische Fragen (z. B. betreffs des Begriffes Jesu vom Reiche Gottes und der Bedeutung der Tempelreinigung) soll hier und heute mit dem teuren Jubilar nicht gestritten werden; sind wir uns doch der unitas in necessariis mit ihm freudig

bewusst. Mag es Brückner vergönnt sein, noch lange seine beachtenswerte Stimme für das Eine, was der Gegenwart in religiöser Hinsicht not ist, in alter Entschieden. heit zu erheben! P. Mehlhorn.

Theologische Arbeiten aus dem rheinischen wissenschaftlichen PredigerVerein, herausgegeben von D. Grafe und D. Simons. Neue Folge, 5. Heft. Tübingen und Leipzig 1902, Mohr'scher Verlag; 114 S.

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Die Herausgeber des nachahmenswerten Unternehmens der rheinischen Theologen haben der Abhandlung eines orthodoxen Theologen die erste Stelle eingeräumt; der aus Baden nach Elberfeld berufene Pastor G. Hafner bekämpft die „Erfahrungstheologie" und verlangt diesen Kampf von der Theologie, wenn sie Wissenschaft bleiben und unwissenschaftliches und schädliches Thun beseitigen will" (S. 21). Denn die Erfahrungstheologie beruht nach H. auf mangelhafter psychologischer Beobachtung, auf unzutreffender philosophischer Voraussetzung und auf mangelhaftem Schriftverständnis. Das angebliche Ergebnis ist: „Es gibt keine Glaubenserfahrungen. Es kann keine geben. Es darf keine geben. Dadurch ist den Glaubensobjekten ihre Stätte gewahrt über der empirischen Welt" (S. 25). Der Verf., dem der geschichtliche Heiland so sehr Glaubensgegenstand ist, dass er ihm selbst den Glauben abspricht, und dem sich die Wiedergeburt „im Sakrament in einem Augenblick vollzieht" (S. 18), war zu vorurteilsfreier Würdigung des von ihm citierten Holtzmann'schen Aufsatzes Ueber Begriff und Inhalt der religiösen Erfahrung" (Prot. Monatshefte III, Heft 6 und 7) wenig befähigt.

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Eingehend und anziehend behandelt Alfred Zillessen Die Begründung der sittlichen Forderungen bei Jesus und bei Paulus". Die Arbeit ist vornehmlich Holtzmann und Jülicher zu Dank verpflichtet, aber auch Wernle, und will eine historische Antwort auf eine Frage modern-praktischen Interesses gewinnen, auf die Frage nämlich, wie weit sich aus der Praxis von Jesus und Paulus für die seelsorgerlichpädagogische Praxis des Pfarrers der Gegenwart etwas lernen lässt. Die zusammenfassenden scharf zugespitzten Thesen (S. 69-71) liessen sich in wissenschaftlichtheologischen Vereinen sehr gut als Grundlage von Besprechungen verwerten.

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Auch die Abhandlung von Lic. Joh. Jüngst über „Christentum und Religionsgeschichte" verdient alle Beachtung, von der wahren und wichtigen Einsicht an, die der Verf. gleich zu Anfang ausspricht: Das Christentum, wie es für diese Frage in Betracht kommt, ist keine einfache, sondern eine gar kompli zierte Grösse“, bis zu der Schlussbemerkung, die in der spekulativen Verwertung der Religionsgeschichte ein wertvolles und hoffnungsreiches Moment für die nächste Phase der deutschen Theologie sieht, und dem nüchternen, zutreffenden Urteil über die berühmte „Religion der Zukunft“: „Alles, was sich bisher als Zukunftsreligion anpries, hat sich vorläufig noch immer als bewusste, mehr oder weniger geschickt vollzogene Legierung von Elementen der alten Religionen mit einzelnen philosophischen Modetheorien erwiesen“ (S. 97). Für die These Der Supranaturalismus ist das Formalprincip aller Religion" hätte der Verf. auch Karl Hase anführen können. Dass das Christentum ebenso wenig wie irgend eine andere Religion auch nur einen Teil seines geschichtlichen Werdeganges als unerreichbar für die rein menschliche Betrachtungsweise der Religionsgeschichte erweisen kann, wie der rheinische Verf. S. 78 als selbstverständlich behauptet und durch einen Blick auf die Sachlage in sämtlichen Diseiplinen der historischen Theologie begründet, gilt dem im Osten und Norden Preussens herrschenden Kirchentum doch als eine grundstürzende Ketzerei.

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Ausser diesen drei Arbeiten bringt der Sammelband noch zwei kleinere Beiträge: Zur Lade Jahves" und Eine katholische Synodalrede aus dem 16. Jahrhundert. J. W. Für die Redaction verantwortlich: D. Websky in Berlin W. Pariserstrasse 53. Druck und Verlag von Georg Reimer in Berlin W. Lützowstrasse 107-8.

Georg Reimer
Verlag

Berlin W. 35
Lützowstr. 107-8.

Predigten in der neuen Kirche

zu Berlin

gehalten von Lic. theol. Dr. G. Kirmss, Pfarrer.

Brosch. M. 5,-, gebd. in Leinwand M. 5,80.

Vossische Zeitung: Die K.'schen Predigten gehören bei Weitem zu den besten und gehaltvollsten Predigtsammlungen, die von Geistlichen liberaler Richtung in den letzten Jahren veröffentlicht worden sind.

Der Sonntagabend

Religiöse Betrachtungen für denkende Christen

von Dr. K. Zittel, weil. Dekan in Heidelberg.

2 Bände. Brosch. M. 8,-, gebunden in Ganzleinen M. 10,-.

Jenaische Zeitung: ... Man kann dem Verfasser die Anerkennung nicht versagen, dass er jene seltene Kraft besitzt, die liberalen Gedanken in die gangbare Münze der Volksausdrucksweise auszuprägen, in der sie ein Gemeingut des Volkes werden können. . . nicht häufig wird man in so ruhiger, sachlicher Weise, in so klarer, allgemein verständlicher Darstellung und zugleich in solcher religiösen Wärme abgehandelt sehen, als es hier geschieht.

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Lieder des Leids

von Albert Zeller.

8. Auflage. Preis fein gebunden M. 5,-.

Tief empfundene, köstliche, fromme Lieder, aus denen ein Quell ewigen Trostes quillt. Alles was den Dichter an Leid und Freude bewegt, die Dankbarkeit für alles Gute von Gottes- und Menschenhand, wie für die Schönheiten der Natur, lässt er im Liede ansklingen.

Das Leben des heiligen Franz von Assisi

von Paul Sabatier. Deutsch von Margarete Lisco.

Broschirt M. 7,-, gebunden in Ganzleinen M. 8,20.

Theol. Rundschau: ... Um eine Biographie des heiligen Franz zu schreiben, muss man Gelehrter und Künstler sein, und Sabatier ist Beidės. Auf dieser seltenen Vereinigung ruht der gewaltige Erfolg seines Werkes, abgesehen von der Persönlichkeit seines Helden, der wie alle Genies den Zauber ewiger Jugend hat und zu jeder Zeit in ihrer Sprache redet.

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