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über ihre Zurechnungsfähigkeit sein darf, geforderte >> freie Liebe hat der Frauenemancipation lange Zeit mehr geschadet wie alle gegen die letzteren geschleuderten Verdammungsurtheile. Hohnlachend berief man sich auf die >> von den Sozialisten gepredigte und von emancipirten Weibern angebetete »freie Liebe«, um die Absurdität aller Anstrengungen der Frauen, ihr Menschenrecht zu erlangen, lächerlich zu machen. Als wenn die viel berufenen freien Wahlumarmungen nicht gerade in jenen Kreisen am ehesten bemerkt worden wären, die wahrlich dem Sozialismus so gut wie der Emancipation des Weibes, als Todfeinde gegenüberstanden. Glücklicherweise schläft jeder Unsinn und wenn er auch noch so böswillig immer wieder geweckt wird, schliesslich den bleiernen Schlaf des Todes. Wir sind nachgerade so weit gekommen, dass kein Vernünftiger mehr an die Emancipirten von Fouriers System glaubt und man darf der Hoffnung leben, dass die wahre Moralität in der Ehe sich endlich auch siegreich durchringen wird.

Unserer Betrachtung entziehen sich alle jene, auf dem Boden des Sektenthums Wiedertäufer des XVI. Jahrhunderts, Communisten am Oneidabache, Mormonen stehenden Auffassungen von der Ehe. Das sind psychopatische Erscheinungen, welche unter das Capitel: Religiöser Wahnsinn fallen und die der Mediziner aber nicht der Culturhistoriker besprechen mag.

u. S. W.

Moralität in der weiblichen Tracht.

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m Allgemeinen nimmt die civilisirte Menschheit an, dass die Körperhüllen ihren Ursprung in der Schamhaftigkeit zu suchen hätten. Gewöhnt, bekleidet zu gehen, erscheint es natürlich, dass ganze oder theilweise Nacktheit des Rumpfes wenigstens, der Moralität widerspricht. Trotzdem tritt die Nacktheit in einzelnen, besonderen Fällen, gewissermassen aber als Zubehör einer bestimmten Tracht, häufig genug uns entgegen.

Dabei ereignet es sich nun, dass eine Kleidung unbedenklich erscheint, sobald sie in ihrer Art für vollkommen gelten muss und am bestimmten Orte getragen wird, dass ein anderes Costüm jedoch, welches die Körperformen viel mehr verhüllt als jenes, von dem Vorwurf getroffen wird, unanständig zu sein.

Eine Frau z. B., die morgens im leichtesten Badecostüm nach Pariser Mode, am Meeresstrande einherwandelt und abends in der decolletirtesten GesellschaftsGünther, Weib und Sittlichkeit.

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toilette im Ballsaale tanzt, die auf der Bühne, im Circus in der Pantomime das durchsichtigste Tricot oder die denkbar einfachste Gewandung zu ihrer Rolle benöthigt, erschrickt wahrscheinlich stark und erröthet schamhaft, wenn sie im Unterrock von einer männlichen Person überrascht wird.

Der Ort wo das Costüm getragen wird, entscheidet also zunächst über dessen Moralität, nicht aber die Betrachtung ob die Verhüllung vollständig oder unvollständig sei. Die so häufig wechselnde Mode hat bei der Beurtheilung dieser Fragen die zweite Stimme. Noch vor fünf Jahren z. B. waren die für den Gebrauch im Meerbad bestimmten Badetoiletten vollständige Bekleidungen, welche höchstens die entblössten Arme zeigten. Die Mode von 1897 wiederum kannte in Trouville u. S. W. lediglich den nur den Rumpf bedeckenden und häufig sogar noch an der Seite breit und genestelten aufgeschlitzten Maillot. Wäre er vereinzelt in der Periode von 1890 bis 1895 erschienenen, so hätte man seine Trägerinnen der Indecenz geziehen.

Dass der Ort über die Moralität der Tracht entscheidet, zeigt das Vorgehen verschiedener Polizeibehörden, welche den Versuch machten, den Damen das Tragen von rationellen Velocostümen zu verbieten, sofern nicht das Rad gewissermassen die Rolle des Feigenblattes übernahm.

Die Ansichten über die Moralität der Tracht schwanken bei den verschiedenen Nationen und in den verschiedenen Zeiten. Angesichts dieser Thatsache wird

man sehr vorsichtig sein müssen, von einer >> unsittlichen

Tracht<< zu sprechen.

Ebenso ist die Nacktheit an sich nicht unsittlich. Wir schämen uns ihrer lediglich deshalb, weil wir ihr fast niemals oder doch nur selten begegnen. Dass wir nicht nackt umhergehen können, versteht sich von selbst; denn das Klima und unsere körperliche Verzärtelung verbieten die Entblössung. Die Schamhaftigkeit erklärt sich aber auch aus ästhetischen Gründen; denn wie viel Menschen dürfen es überhaupt wagen, ihren nackten Körper zu zeigen ohne eine Kritik hinnehmen zu müssen ob der Mängel, welche sie dann enthüllen?

>>Der Grund, warum sich die Menschen der Nacktheit schämen, ist der, dass sie sich nicht für vollkommen halten. Wäre man sicher, weder einen Fleck auf der Haut oder einen schlecht gebildeten Muskel, noch missgestaltete Füsse zu haben, so würde man, ohne sich zu schämen, unbekleidet einhergehen. Man giebt sich nicht genügend Rechenschaft darüber; aber gerade dieses und nichts anderes ist die Ursache unseres Verschämtseins. Kann man zögern, etwas wirklich Schönes, worauf man stolz sein darf, zu zeigen? Wer hat jemals seit den Zeiten des Königs Kandaules einen Schatz oder eine Schönheit besessen, ohne sich ihrer zu rühmen?«

>> Ebenso leicht wie man mit dem Gesicht zufrieden ist, zeigt man sich bedenklich in Bezug auf die Vollkommenheit seines Körpers. Die Scham schwindet nur vor der Vollkommenheit, und die Schönheit ist allmächtig. In dem Augenblick, da man etwas anderes sagen könnte, als: »Vollendet schön!<< ist die Schönheit

nicht vollkommen

und bietet Raum dar für den Tadel

und für alles andere«.1)

Der Urzustand der Menschheit war in Rücksicht auf die Bekleidung sicherlich der paradiesische, den uns die Genesis mit den Worten schildert: »Und sie waren beide nackend, der Mensch und sein Weib; und schämeten sich nicht. Die Naturvölker, welche auf dem niedrigsten Standpunkte der Gesittung stehen, die Australneger, Feuerländer, Botokuden u. s. w. kennen weder für das männliche noch für das weibliche Geschlecht eine Bekleidung; höchstens, dass sie zur Winterzeit ein Fell zum Schutze vor den gröbsten Unbillen der Witterung tragen. Lächerlich ist es, wenn Missionare darüber klagen, dass diese »blinden Heiden« nicht einmal ahnen, dass sie damit etwas Unschickliches begehen oder Veranlassung zu Aergernissen geben können. indess man doch niemals die kleinste unehrbare oder unschickliche Handlung bei ihnen bemerkt«.3) Bekanntlich geben sich die Missionare mit Vorliebe damit ab, den >> Aergerniss erregenden Wilden« die Nothwendigkeit des Feigenblattes darzuthun, woraus dann jene Bekleidungskarrikaturen entstehen, die der Europäer gerne belächelt.

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Vernünftige Reisende versichern uns

dagegen:

>> Diese böse Nacktheit sieht man nach einer Viertelstunde gar nicht mehr, und wenn man sich dann ihrer absichtlich erinnert und sich fragt, ob die nackten Menschen: Vater, Mutter und Kinder, die dort arglos umher stehen oder

1) Marie Bashkirtseff. Journal. II. 7.
2) 1. Buch Mose 2, 25.

3) Salvado. Memorie storiche dell'Australia.

S. 220.

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