ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

sendet, das die Aufschrift trug: Costüm von Madame X. Da der Deckel zurücksprang, fand sich in der Höhlung ein Feigenblatt.

Die Marquise de Lully, die Geliebte des Polenkönigs Poniatowski benutzte als Balltoilette gelegentlich nicht einmal ein Feigenblatt, sondern lediglich ihre Juwelen wie ein noch erhaltenes Gemälde von ihr genügend darthut.

In unserm Jahrhundert sind ähnliche Erscheinungen ebenfalls nicht selten. In dem bekannten Tanzlocal von Paris, dem Moulin Rouge, zeigten sich noch 1893 einige in der Künstlerwelt sehr bekannte Schönheiten » décolletée jusqu'aux bas!<< und in den Poses mythologiques der Boulevards Cafés treten Frauen auf, die nur in ein »maillot« gehüllt sind. Die durch ihre Scandale berühmte Amerikanerin Clara Ward, Ex-Prinzessin Chimay, hat das nachgeahmt und die bezüglichen Photographien, Lichtdrucke u. S. w. der excentrischen Dame sind in alle Welt gelangt.

Jean Jacques Rousseau schrieb in seinem bekannten >> Theaterbrief«: >> Weiss man nicht, dass Bildsäulen und Gemälde nur dann unsere Augen beleidigen, wenn ein Kleidermischmasch die Nacktheit anstössig macht? Das unmittelbare Vermögen der Sinne ist schwach und begrenzt. Durch die Vermittlung der Einbildung richten unsere Sinne die grössten Verwüstungen an. Eben die Einbildung sorgt für die Aufreizung der Begierden, indem sie ihren Gegenständen mehr Anziehungskraft verleiht, als dies die Natur selbst vermag. Sie enthüllt dem Auge mit Aergerniss das Nackte, welches scheinbar bekleidet ist. Auch nicht das vollkommenste Gewand

wird es verhindern, dass ein flammender Blick in der Einbildung das Ziel seiner Wünsche findet«.

Der Bürger von Genf hat Recht! Nicht die Nacktheit an und für sich ist unanständig. Sie wird erst zum Ausdruck der Unsittlichkeit durch die Art und Weise, in welcher sie sich präsentirt. Im weiteren werden wir sehr vielen Moden in der weiblichen Tracht begegnen, die nicht weniger, als auf moralische Auffassungen seitens der Gesellschaft oder der einzelnen Trägerinnen deuten. Man stelle nur die Chemise grecque von 1799 und die Kleidung der alten Germaninnen einander gegenüber.1) So sehr sie sich äusserlich ähneln, so sehr verschieden sind sie thatsächlich; denn die Frauenwelt des Directorialzeitalters benutzte die Chemise, um die körperlichen Reize recht augenfällig in der Oeffentlichkeit darzulegen, die Germaninnen jedoch blieben trotz des unverhüllten Busens keusch und rein in ihrem Denken und Empfinden.

So edel die antike Tracht gewesen ist, so abscheulich hässlich werden die Moden im christlichen Zeitalter. Wie die gesammte Kultur, die Gesittung zurück ging, so verschwand auch die Moralität in der Tracht. In der Periode des höchsten Triumphes der rechtsgläubigen Kirche, im XV. Jahrhundert, herrschte die grösste Unsittlichkeit in der Kleidung bei beiden Geschlechtern vor.

Bis in das XIII. Jahrhundert hinein wurde von den

1) Tacitus. Germania XVII. >> Das Weib hat keine andere Tracht als der Mann, nur kleidet es sich häufiger in leinene mit Purpurstreifen verzierte Gewänder. Die haben keine Aermel, so dass Schultern, Arme und auch ein Theil der Brust unbedeckt bleiben.<<

Frauen verlangt, dass sie in der Oeffentlichkeit möglichst verhüllt erschienen. Ohne Mantel auf die Strasse zu gehen, oder gar den Männern die nackten Füsse zu zeigen, oder auch nur kurze Kleider zu tragen, galt im mittelalterlichen Deutschland den Frauen als die grösste Unanständigkeit. 1)

Im Weiteren ist bis ins Alterthum hinein deutlich nachzuweisen, dass es für unmoralisch angesehen wurde, wenn einzelne Vertreterinnen des weiblichen Geschlechtes Männerkleidungen anzogen. 2) In Deutschland wurde eine derartige Maskerade stets hart geahndet. In Frankreich und im Italien der Renaissance scheint man dagegen solche Ausschreitungen höchstens verspottet zu haben.3)

1) Die salernitanische Chronik (Pertz 5, 505) erzählt, dass Adalgisa, die Gattin des longobardischen Fürsten Sighart unversehens von einem vornehmen Manne erblickt ward, als sie ihre Füsse wusch. Adalgisa liess deshalb in ihrem Zorne dem Eheweibe ihres unabsichtlichen Beleidigers das Gewand bis zu den Knieen abschneiden und sie dann barfuss durch das Lager führen. Der dadurch auf's schwerste gekränkte Longobarde aber erschlug Sighart.

2) Die Straflisten der Rathsbücher der französischen Städte im Mittelalter enthalten mancherlei Eintragungen von Geldsummen, welche Courtisanen deswegen zu leisten hatten, weil man sie in Männerkleidung an öffentlichen Orten betroffen.

3) Schon das mosaische Gesetz (5. Buch Moses 22, 5) bestimmt, dass es Gotteslästerung sei, wenn ein Weib Männerkleider trage. Bei den olympischen Spielen mussten alle Kämpfer nackt auftreten, weil Therenice, des berühmten Diagoras Tochter dort einmal in Männerkleidung erschienen war. In früherer Zeit bedrohten selbst die Hellenen das Weib, welches nicht die Tracht ihres Geschlechtes anlegte, mit dem Tode.

Vielleicht regte sich in den Engländern des XV. Jahrhunderts noch der altgermanische Unwille über die Frau in Mannestracht, als sie der Jungfrau von Orléans den bekannten Vorwurf über ihre kriegerische Kleidung machten.

Brantôme, der im zweiten Drittel des XVI. Jahrhunderts die romanische Frauenwelt scharf beobachtete, schüttete die volle Schale seines Zornes über jene Damen aus, die in Männerkleidern erschienen: »elles défigurent du tout leur beauté es gentilesse naturelle. >> Was hätte er wohl zu den » Hosenrollen« der modernen Soubretten, zu der englischen weiblichen Reformtracht, die im Inselreiche für Sportszwecke immer mehr benutzt wird und zu den >>Bloomers « der Radfahrerinnen gesagt?

Erst der genialen Liederlichkeit des XVIII. Jahrhunderts blieb es vorbehalten, dass Frauen zur männlichen Tracht griffen, um ihre Reize zu erhöhen. So z. B. die natürliche Tochter des Churfürsten August des Starken von Sachsen, die Gräfin Orzelcka, welche in ihrer männlichen Jägerkleidung den nachhaltigsten Eindruck auf Friedrich, den damaligen preussischen Kronprinzen gemacht haben soll, so ferner Katharina II. von Russland, welche als Grossfürstin mit Vorliebe Männertracht anlegte und in ihr auch gelegentlich zu den Stelldicheins mit Poniatowski, erschien. 1)

1) In den Memoiren des Jakob Casanova finden sich einige Belege dafür, dass die vornehme Gesellschaft des XVIII. Jahrh. derlei Ausschreitungen keineswegs anstössig fand.

Im Augenblick sollen zehn französische Frauen die polizeiliche Erlaubniss besitzen, in Männerkleidung öffentlich sich bewegen zu dürfen. Man sieht aber wahrlich die Gründe zu dieser Extravaganz nicht ein und darf die betreffenden Damen wohl ebenfalls dem grossen Heere der nervösen Frauen zutheilen, welche auf die überraschendsten Einfälle kommen und deswegen als >> originell angestaunt werden.

Die an die antike Gewandung erinnernde weite fliessende Kleidung der Frauen hat schon frühzeitig einzelnen Modenärrinnen missfallen. Bereits im X. Jahrhundert eiferte Dietmar von Merseburg gegen jene Damen, welche ihre durch die enge Kleidung hervorgehobenen Reize »offen, ohne Scham als ein Schauspiel für das ganze Volk darboten, Die Minnesänger des XII. Jahrhunderts lassen ihre Heldinnen häufig genug die Gewandung eng um den schmalen Leib schnüren. In der weiblichen Tracht der Zeit des Zwischenreiches, also in der Periode da der Minnedienst wieder verschwindet, wird das Oberkleid der Frauen, das bis dahin die Büsten deutlich zeigte, weit und schlottrich. Diese Thatsache beweist wiederum einmal, dass das von den Männern aus irgend einem Grunde vernachlässigte weibliche Geschlecht gar kein eigenes Gefallen daran findet, sich reizend zu machen.

Um die Mitte des XIV. Jahrhunderts, nach dem Erlöschen der grossen Pest, nach dem Ende der Geisslerfahrten, mit dem Aufkommen der Städtemacht, erhebt sich aller Orten das Streben nach derb-sinnlichen Genüssen, das Vorherrschen von üppiger Lebensführung.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »