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lediglich von der Mode abhängt, zeigt die à la sauvage in überzeugendster Weise.

Die Reaction begann in dem nämlichen Frankreich, das der Madame Tallien jubelnd gefolgt war, und zwar am Hofe des modernen Cäsars. Der mochte nicht einmal durch Aeusserlichkeiten an die Revolution erinnert werden und so kamen die langen Gewänder wieder zu Ehren.

Unser Jahrhundert sah dann die Krinoline, das den Busen kropfartig gegen den Hals drängende Corsett, den faux-cul und noch andere

Schönheiten in der Mode.

Auch unsere modernen Moralisten nennen die actuelle weibliche Tracht das » Symbol der Frivolität und unsere Künstler gehen einig darin, dass ihnen die herrschenden Frauenmoden ausnahmslos ein Greuel sind.

Dennoch, die Damen, welche heute Salon und Strasse bevölkern, am Meeresstrande oder auf den Promenaden fashionabler Curorte spazieren, sind » decent<< gekleidet. Das behauptet die höchste Richterin, die öffentliche Meinung und die Polizei giebt ihr Recht.

Wir aber wollen aus dieser kurzen Uebersicht erkennen, dass es auch in der Tracht keine fest begründete Moralität giebt so wenig wie eine thatsächliche Immoral.

Moralität und Weiblichkeit im

sozialen Leben.

on jeher hat die Menschheit an ein goldenes Zeitalter geglaubt, in welchem unsere Vorfahren in paradisischer Unschuld dahin lebten und wir modernen Leute, die wir nicht selbst mehr an dieser schönen Fabel hängen, bemühen uns wenigstens sie unseren Kindern recht glaubhaft zu machen. Die culturgeschichtliche Forschung jedoch lässt uns nirgends ein goldenes Zeitalter entdecken. Bisher hat es jedenfalls niemals bestanden und es darf füglich daran gezweifelt werden, ob es in der Form ein Mal anbrechen wird, wie dies der menschliche Wunsch anstrebt. Das gesammte Leben unseres Geschlechts umfasst Erscheinungen, welche im paradisischen Dasein nicht bestehen dürfen, weil sie es geradezu ausschliessen und die doch unausrottbar sich wie eine Kette ohne Ende durch das Handeln, Denken und Fühlen der Menschen dahin ziehen.

Der Kampf Aller gegen Alle und die Prostitution sind solche Erscheinungen. Mit ihnen waren die ältesten Menschenrassen so gut vertraut, wie das unsere spätesten Nachkommen ebenfalls sein werden. Das aus hohem Idealismus resultirende Streben, den Krieg so gut wie die Prostitution abschaffen zu wollen, gleicht, so ehrenwerth und human es erscheint, wahrlich einem Streite gegen höhere Gewalten. Durch schwärmerische Declamation ist niemals etwas Positives erreicht worden und mit Gesetzeserlassen kann nichts beseitigt werden, das mit zu den organischen Elementen der menschlichen Gesellschaft gehört.

Prostitution und geschlechtlicher Verkehr sind untrennbar von einander, das geht aus den Thatsachen hervor, welche die Sittengeschichte mit unwiderstehlichen Beweisen klar gestellt hat.

So lange es nicht gelingt, die gesammte Menschheit vollständig ihrer Individualität zu entkleiden, sie nach ehernen unnatürlichen Gesetzen unter die Bleidecke des Verzichtens auf jede eigenwillige Aeusserung zu pressen, dürfte es nicht gelingen, sie von dem mehr oder minder ungeregelten Geschlechtsverkehre abzubringen. Uebrigens hat es bereits Staatswesen gegeben, welche der Grosszahl ihrer Angehörigen keinerlei freien Willen zugestanden (z. B. das Inkareich Peru) und dennoch eine weit verbreitete Prostitution kannten. Im alten Sparta gab es keine Individuen, sondern nur Glieder des Gemeinwesens und der Gesetzgeber, welcher seine Ohnmacht gegenüber allem Geschlechtsleben sehr wohl erkannte, schuf ein Eherecht, das sich von der Prostitution in unserem

Sinne genommen

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wahrhaftig nicht unterschied. Das Staatswesen, welches den Begriff der »strengen Ehe< schuf, das alte Rom, leitete seinen Ursprung geradezu auf die >> Lupa«, also auf die Prostitution zurück. Die christliche Kirche, welche sich in ihrer ältesten Zeit ehrlich bestrebte, die Prostitution zu beseitigen, die heute noch den Geschlechtsverkehr gerne verdammen möchte und in ihrem rechtgläubigen Bekenntnisse die Priesterehe nicht gestattet, hat den Kampf gegen die Prostitution bald aufgeben müssen.

Auch die Naturvölker kennen die Prostitution! Die leidenschaftlichen Neigungen des Mannes, die Habsucht des Weibes, ihre natürliche Gleichgültigkeit gegen sexuelle Erregungen, welche in dem intimen Umgange auch mit >> Ungeliebten« weder Genuss noch Schmerz empfinden lässt, bestanden zu allen Zeiten, bei allen Rassen und bei allen Völkern.

Die aus dem gesellschaftlichen Leben der Menschen ganz natürlich sich ergebende Gastfreundschaft erzeugte die religiöse Prostitution.

>> Der Gast wurde bei allen Völkern des Alterthums mit Ehrerbietung und Freude aufgenommen. Seine Ankunft galt für ein gutes Vorzeichen, seine Gegenwart brachte dem Dache, das ihm Schutz gewährte, Glück... Der Ehemann trat dem von den Göttern gesendeten Gaste sein eheliches Lager und damit auch seine Gattin ab; die Frau aber ging gerne auf den Brauch ein, welcher ihrer launischen Neugier schmeichelte und bot sich liebenswürdig zu diesem Akt der zarten Gastfreundschaft dar. Sie wurde dabei freilich auch durch die Hoffnung

auf ein Geschenk geleitet, welches ihr der Fremdling oftmals spendete, wenn er am nächsten Morgen von ihr Abschied nahm. Und das war nicht der einzige Vortheil, welchen sie aus dieser ihr erlaubten, ja durch die Eltern und ihren Gatten geforderten Prostitution gewann. Immer bot sich ihr auch die Möglichkeit dar, die Gunstbezeugungen eines Gottes oder eines wohlthätigen Geistes zu empfangen, welcher sie befruchten und mit herrlicher Nachkommenschaft beschenken konnte. Denn in allen Religionen, sowohl in Indien wie in Griechenland und Aegypten, herrschte allgemein der Glaube, dass die Götter unter den Sterblichen in Menschengestalt umherwanderten und ihre Gastfreundschaft in Anspruch nähmen«.1) Und, fügen wir hinzu, sollte sich nicht selbst das erste Kapitel der Mariengeschichte geradezu auf diesen antiken Glauben

zurückführen lassen?

Die religiöse Prostitution der alten vorderasiatischen Völker haben wir aus Herodots Beschreibung bereits auf Seite 24 kennen gelernt. Ebenso wie die Religion der Baalsanbeter im schärfsten Gegensatz zu dem hebräischen Gottesglauben stand, war auch die religiöse Prostitution dem Volke Jehovas durchaus verboten.2) Moses erliess im fernern eine gesetzliche Verordnung gegen die Prosti

1) P. Dufour. Histoire de la Prostitution chez tous les peuples du monde. I, 16.

2) 5. Buch Mose 23, 17. >>Es soll keine Hure (die im Dienste einer Gottheit steht) sein unter den Töchtern Israels u. s. w.« 18. »Du sollst keinen Hurenlohn, noch Hundegeld in das Haus Gottes, deines Herrn, bringen, aus irgend einem Gelübde; denn beides ist dem Herrn, deinem Gotte, ein Greul.«

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