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Moralität und Jungfräulichkeit.

ie Werthschätzung der jungfräulichen

Reinheit ist allen Völkern der Erde gemeinsam. Sie findet sich unter den »Wilden< so gut wie bei den Civilisirten und sie tritt uns im Alterthum in nämlicher Kraft entgegen wie im Mittelalter wie in der Neuzeit. So lautet die landläufige Ansicht und selbst Ploss behauptet: »Der Begriff der Jungfernschaft ist ein ethischer, der von der Annahme ausgeht, dass die sexuelle Unberührtheit des Mädchens einen ganz besonderen sittlichen Werth habe. In solcher Werthschätzung der weiblichen, intakten Individualität kommt culturgeschichtlich unter den Völkern ein Naturalismus und ein Idealismus zur Erscheinung«. Er will aber die bezüglichen » ethischen Regungen« nur durch die Civilisation ermöglicht wissen, während er andererseits erklärt, dass bei den Naturvölkern »zumeist ein Naturalismus der gröbsten Sorte ihre Auffassung leitet und zugleich in schroffen unsere Gefühle verletzende Formen zu Tage tritt. Nichts Sinniges,

vielmehr nur Sinnliches ist zumeist das Motiv, welches die eifersüchtige Männerwelt bei niedrigem Culturgrade veranlasst, das deflorirte Mädchen zu missachten und vom Ehebette zurückzuweisen«. 1) Sehen wir, was an dieser Behauptung wahr ist.

Blicken wir zurück in die Geschichte der alten Reiche des Morgenlandes, so finden wir dort Gebräuche, die uns am ehesten die tiefe Stellung verrathen, welche das weibliche Geschlecht überhaupt im Oriente einnimmt.

Herodot erzählt nämlich über Babylon: >>Was nun ihre Gebräuche anbelangt, so ist der weiseste von allen meiner Meinung nach, den auch, wie man mir erzählt hat, die Eneter in Illyrien haben, folgender. In jedem Dorfe wird alle Jahre einmal also gethan: Wenn die Mädchen mannbar geworden, so mussten sie alle zusammengebracht und alle auf einen Haufen geführt werden. Ringsumher stand die Schaar der Männer. Sodann hiess der Ausrufer eine nach der andern aufstehen und versteigerte sie. Zuerst die allerschönste; dann, sobald diese um viel Geld erstanden war, rief er eine andere aus, welche nächst dieser die schönste war, aber alle unter der Bedingung, dass sie geehlicht würden. Was nun die Reichen unter den Babyloniern waren, die da heirathen wollten, die überboten einander, um die schönste zu bekommen; was aber gemeine Leute waren, denen es nicht um Schönheit zu thun war, die bekamen die hässlichen Mädchen und noch Geld dazu. Wenn dann der Ausrufer alle schönen Mädchen verkauft hatte, so

1) Ploss. Das Weib in der Natur- und Völkerkunde. I. 298/299.

muss die hässlichste aufstehen, oder wenn ein Krüppel darunter war, und nun rief er diese aus, wer am wenigsten haben wollte, wenn er sie zur Frau nähme, bis sie dem Mindestfordernden zugeschlagen wurde. Das Geld aber kam ein von den schönen Mädchen, und auf diese Art brachten die schönen die hässlichen und Krüppel an den Mann. Keiner durfte seine Tochter verheirathen, an wen er wollte; so auch durfte der Käufer sein Mädchen nicht mit nach Hause nehmen ohne Bürgen, sondern musste solche stellen, dass er sie wollte zur Frau nehmen, und dann konnte er mit ihr gehen; schliefen sie aber nicht bei einander, so musste er sein Geld wieder herausgeben. Es stand auch Leuten aus anderen Dörfern frei, hinzukommen und zu kaufen. Das also war ihr weisester Gebrauch. Doch jetzt ist es nicht mehr so, sondern sie sind in neuern Zeiten auf etwas Anderes gefallen, damit ihren Töchtern kein Leid geschähe und sie nicht fortgeführt würden in andere Dörfer. Denn als Babylon erobert worden und die Leute in Elend und Armuth gerathen, lassen die gemeinen Leute, denen es an Lebensunterhalt fehlt, ihre Töchter Hurerei treiben «.1)

Ein solcher Brauch ist natürlich nur dort denkbar, wo die grössere Zahl der Bewohner völlig rechtslos bleibt und die Frauen insbesondere gleich einem Stück Vieh geeignet werden. Interessant ist es dabei, dass der fein gebildete Hellene des perikleischen Zeitalters diesen Sklaven- oder Viehmarkt für eine weise Einrichtung erachtet, und dass er mit solcher Behauptung sicherlich.

1) Die Geschichten des Herodotos. Klio (I), 196.

Beifall fand; denn sonst wäre sie schwerlich in dem Texte stehen geblieben. Dies wirft endlich auch auf die ethischen Anschauungen, welche das Culturvolk der Griechen über die Weiblichkeit hegte, ein sehr trübes Licht und bezeugt deutlich, dass die Hellenen darin Orientalen geblieben waren.

>> Nun aber kommt der hässlichste Brauch bei den Babyloniern. Jedes Weib des Landes muss einmal in ihrem Leben bei dem Tempel der Aphrodite sich niedersetzen und von einem Fremden sich beschlafen lassen. Viele, die sich mit den anderen nicht wollen gemein machen, weil sie sich auf ihr Geld etwas einbilden, fahren nach dem Heiligthum in bedeckten Wagen und haben hinter sich eine zahlreiche Dienerschaft. Die meisten aber thun also: Sie sitzen in dem heiligen Hain der Aphrodite, und haben einen Kranz von Stricken um den Kopf, eine Menge Weiber; denn die kommen und andere gehen von dannen. Und mitten zwischen den Weibern durch gehen schnurgerade Gassen nach allen Richtungen. Da gehen denn die Fremden und suchen sich eine aus. Und wenn ein Weib hier einmal sitzt, so darf es nicht eher wieder nach Hause, als bis ein Fremder ihr Geld in den Schoss geworfen und sie beschlafen hat ausserhalb des Heiligthums. Wenn er das Geld hinwirft, so muss er sprechen: Im Namen der Göttin Mylitta; Mylitta heisst nämlich bei den Assyriern Aphrodite. Das Geld mag nun so viel sein wie es will: Sie darf es nicht verschmähen; das ist verboten, denn das ist geweihtes Geld. Und mit dem ersten besten, der ihr Geld hinwirft, mit dem muss sie gehen und darf

keinen abweisen.

Wenn sie sich nun hat beschlafen

lassen und sich dadurch der Göttin geweiht, so geht sie wieder nach Hause und fortan kann man ihr noch so viel bieten, sie thut es nicht wieder. Die nun hübsch aussehen und wohl gewachsen sind, die kommen bald wieder nach Hause; die hässlichen aber müssen lange Zeit da bleiben und können das Gesetz nicht erfüllen, ja manche bleiben wohl drei bis vier Jahr. An einigen Orten auf Kypros herrscht ein ähnlicher Brauch.«1)

Diese sacrale Prostitution war bei allen vorderasiatischen Völkern, durchweg gang und gäbe und wurde von den Phönikiern auch in ihre Colonien verpflanzt. Der Grundzug der eigenartigen Opfersitte ist nicht etwa die Gastlichkeit, welche man Fremden gewährt, indem die Jungfrauen diesen allein ihr Palladium überliefern, sondern hängt enge mit dem Naturcultus zusammen. Adonai, der befruchtende Gott verkörpert sich in den aus fernen Ländern herbeikommenden Männern und ihm schenkt man zu Ehren der Mylitta das höchste weibliche Gut. Der Brauch an sich ist lediglich bei einem Volke denkbar, das den Hymen als einen höchst überflüssigen Körpertheil erachtete. In der That erfahren wir, dass gerade in Vorderasien die Jungfräulichkeit auch sonst wenig Werthschätzung fand.

Das mosaische Sittengesetz ist ebenfalls ein Beleg dafür; denn wenn es auch verbot die Tochter zur Prostitution anzuhalten (3. B. Mose 19. 29.) und die einer Priesterfamilie entstammende Hure mit dem Feuertode

1) Die Geschichten des Herodotos, Klio (I). 199.

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