ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

bedrohte, weil sie ihren Vater geschändet (3. B. Mose 21. 9.), so geht doch aus dem 5. Buch Mose 22 deutlich hervor, dass die Erhaltung der Jungfräulichkeit von den Hebräern rein naturalistisch aufgefasst ward.1)

Wurde eine junge Frau von ihrem Ehemann beschuldigt, sie habe ihr Hymen vor der Brautnacht verletzen lassen, »so sollen der Vater und Mutter der Dirne sie nehmen, und vor die Aeltesten der Stadt in dem Thor hervorbringen der Dirne Jungfrauschaft. << Erwies sich die Behauptung als falsch, so sollte der Verleumder gezüchtigt und um hundert Sekel Silber gebüsst werden zu Gunsten des Schwiegervaters. Erbaulich ist auch die weitere Bestimmung, dass der beregte Ehrenmann die Unglückliche >>soll zum Weibe haben und dass er sie sein Lebenlang nicht lassen möge.« War die Beschuldigung aber thatsächlich richtig, so sollte das Weib zu Tode gesteinigt werden, »darum, dass sie eine Thorheit in Israel begangen, und in ihres Vaters Hause gehuret hat.<<

Nothzucht, begangen an einer Verlobten zog die Todesstrafe nach sich. Die Verführung eines anderen freien Mädchens büsste der Hebräer mit fünfzig Sekel Silber an den Vater der Jungfrau und mit der Verpflichtung die Geschwächte zu ehelichen ohne ihr jemals den Scheidebrief reichen zu dürfen.

1) Höchstens könnte man dafür, dass ideale Auffassungen sich geltend machten, das mosaische Gebot anführen (3. B. Mose 21. 7. 13. 14.), welches den Priestern gebot nur Jungfrauen zu ehelichen, um nicht »>den Samen zu entheiligen.<< Aber, das war lediglich ein Gesetz, um die Priester von vorne herein auch in ihren Eheverhältnissen als höhere Menschen auftreten zu lassen.

Aber, alle diese Gesetze kamen doch höchstens gegen das weibliche Geschlecht in Anwendung.

So erzählt Eusebius, dass noch bis zu Konstantins des Grossen Zeiten, in Phönikien der Brauch es erfordert habe, dem Gastfreunde die Töchter als Bettgenossinnen zuzuweisen. Wie es etwa bei den Hebräern gehalten wurde, verräth uns das alte Testament zu wiederholten Malen. Als die Sodomiter Lot's Haus bedrängen, geht der Vater hinaus und sagt zu der tobenden Menge:

>> Siehe, ich habe zwei Töchter, die haben noch keinen Mann erkannt, die will ich herausgeben unter euch, und thut mit ihnen, was euch gefällt. « 1)

1) 1. B. Mose 19. 8. Eine ähnliche Geschichte wird in Richter 19, 22-27 erzählt: Der Gastfreund in Gibea macht den Benjamiten, die päderastische Gelüste zeigen, den Vorschlag:

>>Siehe, ich habe eine Tochter, auch eine Jungfrau und dieser ein Kebsweib; die will ich euch herausbringen, die mögt ihr zu Schanden machen, und thut mit ihnen, was euch gefällt u. s. w. Da fassete der Mann sein Kebsweib, und brachte es zu ihnen heraus. Die erkannten sie und zerarbeiteten sie die ganze Nacht, bis an den Morgen« u. s. w. Das unglückliche Weib starb an dieser schrecklichen Misshandlung.

Und Angesichts solcher Belegstellen will man noch den Versuch machen, von einer Werthschätzung der Jungfräulichkeit bei den alten Hebräern zu reden?

Von der bekannten Salomè-Geschichte darf dabei füglich abgesehen werden; denn sie ereignete sich an einem völlig corrumpirten und nach alexandrinischer Moral lebenden Hofe.

Dagegen erfahren wir aus dem 2. B. Mose, 21. 7-11, dass der Vater seine Tochter als Kebsweib verkaufen durfte und dass der »rechtmässige Besitzer<< seine Beischläferin zwar fortjagen aber nicht »unter ein fremdes Volk verkaufen sollte. Dies war demnach in älterer Zeit vorgekommen.

aus

Von den Persern wissen wir, dass die Jungfrauen

den vornehmsten Familien an den zügellosesten Orgien Theil nahmen. Herodot erzählt uns ferner aus Aegypten die Sage von dem Diebstahl, der am Schatze des Rhampsinit begangen wurde und meldet dabei, dass der König, um den kühnen Uebelthäter zu entdecken, seine Tochter preis gab und ihr befahl, Jeden anzunehmen.1) Dem Cheops sagt er nach, dass er seine eigene Tochter in ein lüderliches Haus gebracht habe, damit sie dort eine Beisteuer zum Bau der grossen Pyramide gewänne.2) Wenngleich wir diese Geschichtchen in Rücksicht auf die betreffenden Personen unglaubwürdig finden wollen, so müssen wir ihnen andererseits doch einen Kern von Wahrheit zuerkennen. Jedenfalls bezeugen sie, dass die asiatisch - ägyptische Antike über die Werthschätzung der Jungfräulichkeit erhaben war.

Euripides lässt einen seiner Helden den gewichtigen Ausspruch thun: »Im Volke sich zu zeigen, ziemt Jungfrauen nicht.«3)

Der Lustspieldichter Philemon dagegen erklärt an einer Stelle seiner verschollenen » Delphier«: »Solon, du warst der Wohlthäter der Nation. Auf dem von dir geschaffenen Dicterion ruht der Segen und das Glück des Volkes. «

Diese beiden Aussprüche lassen zur Genüge erkennen, dass vor Solon, der zur Verbesserung der Sitten« öffentliche Häuser errichtete und sie von Staatswegen mit

1) Euterpe (II) 121.
2) Euterpe (II) 126.
3) Orestes, 108.

jungen Sklavinnen bevölkerte, in Athen die Verführung von Jungfrauen und die Verletzung der Ehegemächer an der Tagesordnung war und dass nach der Zeit des grossen Gesetzgebers das weibliche Geschlecht vor jeder Berührung mit der Aussenwelt möglichst abgeschlossen wurde.

Was wir von den athenischen ehrbaren Frauen im Gegensatz zu dem Thun und Treiben der Hetären wissen, umfasst verhältnissmässig wenige und vor allen Dingen im Sinne der Humanität recht unerfreuliche Daten. Insbesondere bleibt daran festzuhalten, dass man die Jungfräulichkeit von der Verlobten nur deshalb forderte, weil sie in der Ehe legitime Erben hervorbringen sollte. Die Athenerin aus vornehmen Geschlechte tritt uns so gut wie rechtlos entgegen. Ihr Leben lang blieb sie unter der Vormundschaft, erst ihres Vaters, ihres Bruders, dann ihres Gatten und selbst noch als Wittwe unter jener der männlichen Familienglieder des Verstorbenen. Sie musste sich bis in die kleinste Einzelheit ihr Verhalten in der Oeffentlichkeit vorschreiben lassen: Ehrbare Frauen und Mädchen durften nur im Festgewande und mit all' ihrem Schmucke ausgestattet auf der Strasse erscheinen; zur Nachtzeit sollten sie einzig im Wagen, bei hellem Fackelschein und wohl gehütet durch Begleiterinnen das Haus verlassen. Kamen die Gäste des Gatten zum Besuche, so verschwanden die weiblichen Mitglieder der Familien in den Gynäcäen. Es begreift sich leicht, dass unter solchen Umständen die Mädchenerziehung einzig darauf Rücksicht nehmen durfte, gleichmüthige oder besser gesagt stumpfsinnige Hausverwalterinnen heran zu ziehen,

die in dem eintönigen Wechsel zwischen Arbeit u Schlaf ruhig ihr Leben verbrachten und innerhalb de vier Mauern ihre Welt fanden.

Diese ehrbaren Athenerinnen waren jedenfalls ebens keusch wie dumm. Ihre intakte Jungfräulichkeit unterla aber einer rein naturalistischen und ganz und gar nich idealen Werthschätzung.

Das Mädchen, welches sein Magdthum ausser de Ehe verlor, hatte keinen Anspruch mehr darauf >> Edles gebären zu dürfen.) Sie wurde zur Hetäre, auf welcher Laufbahn ihr zum Ersatz für verlorene Pseudorechte, die grösste Freiheit, die ausgesprochenste Werthschätzung ihrer Individualität winkte.

Dass in Sparta nicht gerade wesentliche Unterschiede gegenüber der athenischen Auffassung bestanden, wollen wir im folgenden Abschnitte ausführen.

Im alten Rom sind die jungfräulichen Vestalinnen die höchsten Priesterinnen im Staate. Sie büssten die Verletzung ihres Palladiums mit dem Tode. Seit Tarquinius Priscus sollen die Opfer der Verführung lebendig auf dem Campus sceleratus begraben worden sein, indess der Verführer todtgeprügelt ward. Im Ganzen werden etwa ein Dutzend Paare erwähnt, welche von solchen Strafen ereilt wurden, weil ihr Vergehen zur öffentlichen Kenntniss gelangte. Jedenfalls genossen die Vestalinnen in der späteren Kaiserzeit in Rücksicht auf die Verfügung über ihre Jungfräulichkeit, eine weitgehende Frei

1) Nach den Worten, die Leonidas an seine Gemahlin Gorgo vor dem Auszuge zum Kampfe an den Thermophylen richtete: »Heirathe Edle und gebäre Edles<<.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »