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zu Kirchheim unter Teck war ein Wurttemberger, der jüngere Eberhard, Sohn Ulrichs und Elisabeths von Landshut, selbst ein Verderber, so dass ihm sein Vater 1476 darüber zuschrieb: »Vor kurzem bist Du nach Kirchheim kommen, und hast einen Tanz angefangen im Kloster, zwo Stunden vor Mitternacht . . . und habt ein solches Tanzen darin gehabt und Schreien, dass, wenn es im offenen Frauenhaus geschehen wäre, so wärs doch zu viel«. (Hormayr Tschb. 1842, S. 86 ff.). . . In Strassburg behaupteten im Jahr 1454 die Mönche von der Kanzel, dass eine Klosterjungfrau, die ihr Keuschheitsgelübde nicht halten könne, weniger sündige, wenn sie mit einem Geistlichen als mit einem Laien Unzucht treibe.')« Das war das Resultat der widernatürlichen Askese, welche die Kirche immer empfohlen hat!

Die älteste christliche Kirche hatte zwar der Mutter ihres Stifters grosse Verehrung bezeugt, aber niemals daran gedacht, sie als Himmelskönigin anzubeten. Noch Tertullian verglich Maria mit der jüdischen Synagoge, Origenes hatte Mancherlei an ihrem Benehmen auszusetzen und Chrysostomus hielt sie für durchaus nicht heilig. Nur sehr langsam gelangte die fromme Speculation dazu, eine Jungfrau zu konstruiren, welche so keusch und rein wie Eva vor dem Sündenfalle, von Gott ausersehen wurde, das Werkzeug seiner Menschwerdung darzustellen. Hand in Hand damit ging die allgemeine Neigung zur Askese und aus ihr erwuchs da man die Keuschheit für die höchste Tugend erachtete die Werthschätzung

1) J. Scheible. Das Kloster. XII 896-800.

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des Magdthums der Maria. Als ferner das Dogma von der Gottgleichheit auf der allgemeinen Kirchenversammlung zu Nicäa (325) die Anerkennung der nicht-arianischen Bischöfe fand, bedurfte es nur eines kleinen Schrittes, um Maria zur >> Gottesgebärerin«, zur »Mutter Gottes< zu erklären. Immerhin fand dies vorerst einen lebhaften Widerstand. Der h. Epiphanias, Erzbischof von Salamine (405), Nestorius, Bischof von Konstantinopel (428) und eine weitere Anzahl Geistlicher wollten lediglich von einer Mutter Christi reden; die Synode von Ephesus (431) erklärte sich jedoch gegen diese Ketzereien. Nestorius starb in der afrikanischen Wüste, seine Gegner, die marianischen Glaubensschwärmer behaupteten das Feld.

Der römische Bischof Sextus III. weihte wenige Jahre nach den ephesischen Vorgängen die auf dem esquilinischen Hügel gelegene Basilika des Liberius ausdrücklich der jungfräulichen Gottesmutter. Es war der erste ihr gewidmete Tempel.

Wie der germanische Geist noch Jahrhunderte später sich das Verhältniss von Gottvater zur Mutter des Heilandes dachte, erhellt aus der bekannten Strophe von Reinmar von Zweter (gest. um 1270):

>> Durch Minne ward der Alte jung,

>> Der immer war ohn' Ende,

Vom Himmel that er einen Sprung

>> Herab in dies Elende;

>> Ein Gott und drei Genende,

empfangen von einer Magd Jugend. Das geschah durch

Minne <<.

Die ersten Spuren des Mariendienstes lassen sich in Deutschland im Laufe des IX. Jahrhunderts nachweisen. Der » Heliand« ein allitterirendes Gedicht in altsächsischer Sprache, das der frommen Sage nach einem Bauern im Schlafe eingegeben ward und das die gesammte christliche Lehre in germanischem Sinne und Auffassung wiedergab, spricht von Maria wie von einer hohen deutschen, verehrungswürdigen Frau. Sie ist der » Weiber schönstes«, »eine minnige Magd«, »das Weib aller Gnaden, aller Weiber auserwählte und geweihte.<«

Dennoch gelangte der Mariendienst in Deutschland erst im XII. Jahrhundert zu voller Ausbreitung; es war die Zeit, da die abendländische Ritterschaft mit den Lehren der griechisch-katholischen Kirche vertrauter wurde und die römische Geistlichkeit die durch die Kreuzzüge religiös erregten Gemüther mittelst der über alles Maass hinausgehenden Verehrung der Muttergottes, zu fesseln

wusste.

Dabei hängt der deutsche Mariendienst wiederum eng zusammen mit altgermanischen religiösen Bräuchen. Das >>Minnetrinken zu Ehren der jungfräulichen Gottesmutter ist nichts anderes als eine Erinnerung an die den einstigen Göttern gebrachten Trankopfer. Die christliche Maria blieb lange das Spiegelbild der Frouwa oder Holda, welche ja ebenfalls die Rolle einer himmlischen Fürsprecherin der bedrückten Menschen ausfüllte. Mit der Zeit wurde Maria geradezu die weltbeherrschende Göttin, >> die christliche Kybele, die Sonne, deren Licht das Weltall erhellt und belebt. Das XV. Jahrhundert schuf

dann das goldene Gebet« (von Georg Pirkhamer, dem Prior der nürnberger Karthäuser) worin es heisst:

>> Dich als seine Herrscherin verehret,

>> Was da wohnet in dem Aetherlande;

>> Dich als seine Meisterin erkennet,

>> Was da hauset in der Finsterniss.

». . . Denn es ist dir Alles unterthan,

>> Dir Gebieterin im Weltenall«.

Die helle Gluth der Verehrung, dessen sich die Himmelskönigin erfreute, warf ihren Widerschein auf die irdischen Frauen. Die »Minne« und der Mariendienst hängen enge zusammen. Der Mann, welcher in Maria die vollendetste Frauengestalt erschaute, musste nothwendiger Weise in dem ganzen weiblichen Geschlechte die Verkörperin der Reinheit und Schönheit, der Anmuth und des Liebenswerthen achten. Dass die Sinnlichkeit damit Hand in Hand ging, erklärt sich rein menschlich. Eine Liebe ohne Genuss ist nicht denkbar und wenn einzelne Romantiker aus dem mittelalterlichen Minnedienst ein rein geistiges und völlig entkörpertes Verhältniss der beiden Geschlechter zu einander herauszuschälen suchten, so haben sie den Thatsachen wissentlich Gewalt angethan.

Während einerseits nun Maria zur göttlichen Jungfrau und Mutter erhoben ward und sich bald zu einer das ganze Mittelalter beherrschenden poetischen Idee umwandelte, während der h. Augustinus die Gottesgebärerin für frei von der Erbsünde erklärte und die Lehre von der unbefleckten Empfängniss allgemeine Billigung fand, hören wir zu gleicher Zeit die Kirchenväter die schlimmsten

Beschuldigungen

schleudern.

gegen das weibliche Geschlecht

>> Der vereinigte Einfluss der jüdischen Schriften und jener asketischen Anschauung, welche das Weib als die Hauptquelle der Versuchung für den Mann behandelte, zeigt sich in jeñen wilden Schmähungen der Kirchenväter, welche freilich in einem sonderbaren Widerspruche mit der Schmeichelei stehen, die sie einzelnen Frauen zollten. Die Frau wurde als die Pforte der Hölle, als die Mutter aller menschlichen Uebel geschildert. Schon der blosse Gedanke, dass sie eine Frau sei, müsste sie beschämen. Sie müsste in Anbetracht der Flüche, welche sie über die Welt gebracht habe, in beständiger Busse leben. Sie musste sich ihrer Kleidung als des Denkzeichens ihres Falles, und besonders ihrer Schönheit schämen, denn diese wäre das mächtigste Werkzeug des Teufels. Im sechsten Jahrhundert verbot ein Provinzialkonzil (Auxerre a. 578) den Frauen, in Anbetracht ihrer Unreinheit das Abendmahl mit blossen Händen zu empfangen. Man blieb bei der Behauptung, dass die Stellung der Frauen von Haus aus eine untergeordnete sei.<1)

Die Gründe für die hohe Verehrung einzelner Frauen durch die christlichen Priester verstehen sich leicht, wenn man die Schilderungen des Kirchenvaters Hieronymus. über das Leben der vornehmen Christinnen und ihrer geistlichen Freunde in dem Rom des vierten Jahrhunderts

1) W. E. Hartpole Lecky's Sittengeschichte Europas von Augustus bis auf Karl den Grossen. II. Aufl. Deutsch von Dr. H. Jolowicz und durchgesehen von Ferdinand Löwe. II. 282/283.

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