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aber niemals auch nur die geringste Matrone aus dem Wege zu weisen. Die geraubten Sabinerinnen und in späterer Zeit die Mutter und die Gattin Coriolans spielten die Rolle von Retterinnen des bedrohten Staates. Der Tempel der Glücksgöttin erinnerte für ewig an diese Frauenthaten, jener der Venus Calva an die opferwilligen Bürgerinnen, welche das Haupthaar opferten, um Bogensehnen daraus zu drehen oder ihre Kleinodien herbeibrachten, um die Gallier zum Abzuge zu bestimmen.

Volle fünf Jahrhunderte soll keine Scheidung vorgekommen sein und Plautus behauptet sogar, dass es auch dann noch längerer Zeit bedurfte, ehe die öffentliche Meinung derlei Vorkommnisse ohne Kopfschütteln entgegen nahm und sich mit dem Gedanken vertraut machte, dass Ehen thatsächlich gelöst werden könnten. Der Ehebruch seitens der Frau galt lange für unerhört; jedenfalls erwartete die Schuldige eine harte Strafe. Sei es, dass man sie tödtete, sei es wenn sie nicht dem Patriziate angehörte - dem Volke überlieferte, das ihr die schrecklichste Schmach zufügte. Andererseits beging der Mann nach dem Gesetze niemals Ehebruch. Sagte doch Cato: »>Wenn Du Dein Weib im Ehebruch auf frischer That überraschest, so magst Du sie ohne Richterspruch und ohne Strafe fürchten zu müssen, tödten. Wenn sie Dich dagegen in dem nämlichen Falle ertappt, so darf sie es nicht wagen, Dich auch nur mit dem Finger zu berühren.<<

Doch die Sitten verfielen, sobald Rom mehr und mehr zur Herrscherin über den Erdkreis ward.

Wollen wir Livius (VIII., 18) glauben, so entstand um das Jahr 186 vor unserer Zeitrechnung in Rom eine Frauenverschwörung, die unter der Maske geheimnissvoller religiöser Versammlungen nichts anderes bezweckte, als die Ermordung der Gatten. Jedenfalls waren die Sitten um die Zeit bereits bedenklich gelockert und die Frauen fingen an auch in politischer Hinsicht entscheidend aufzutreten. Das lehrt die Geschichte der lex Oppia (197). Nach Livius (XXXIV. 1. 39.) sollte das Gesetz verhindern, dass eine Frau mehr als eine halbe Unze an Edelmetall ihr eigen nenne, dass sie bunte Kleider

trüge, oder in privater Angelegenheit im Weichbilde der Stadt einen Reisewagen benütze. M. P. Cato, damals Consul, hielt eine donnernde Rede auf dem Forum und empfahl die Beibehaltung des Gesetzes.

Aber er rechnete
Diese eilten, die

nicht auf den Widerstand der Frauen. reichen Patrizierinnen so gut wie die armen Weiber aus dem Volke, auf den Markt und durch Schmeicheleien wie Drohungen aller Art vermochten sie die zur Abstimmung versammelten Büger dahin zu bringen, dass ihnen unbeschränkte Willensfreiheit in all' den Dingen zugesprochen ward, welche ihren Luxus betrafen.

Damit hatten die römischen Frauen eine Selbständigkeit ohne Gleichen erlangt und sie säumten nun nicht, ihre Freiheiten stetig auszudehnen. Da die herrschende Sitte dem weiblichen Geschlechte keinerlei ernste Beschäftigung gewährte die Pflege des Hauswesens blieb fast ganz den Sklaven überlassen so verlor die übergrosse Zahl der Bürgerinnen ihre Zeit in den schlimmsten Genüssen.

Die römische Ehefrau gewann in dem Zeitraum, der zwischen den punischen Kriegen und der Annahme des Christenthums als Staatsreligion liegt, ungemein viele Rechte. Sie wurde frei, unabhängig selbst in allen Vermögens- und Besitzesfragen und stieg zudem in der Werthschätzung des anderen Geschlechtes. Die Ehe selbst beruhte jetzt lediglich auf dem freien Uebereinkommen der Gatten, die ohne weiteres von einander gingen, wenn sie den Augenblick und die Umstände für eine Trennung passend erachteten. Der Schönschwätzer Cicero (um nur ein Beispiel zu geben), den die heutige Erziehungslehre ob seiner sittlichen Grundlagen noch immer mit Vorliebe ins Treffen führt, trennte sich Plutarch berichtet das von seiner Gattin Terentia, weil er eines ehelichen Goldfisches bedurfte, um seine Schulden zu zahlen. Ebenso handelten viele Frauen und die spottenden Dichter wussten die sonderbarsten Anhäufungen von Scheidungen aufzuführen. Dennoch darf behauptet werden, dass die römischen Damen der Kaiserzeit weit besser waren, als ihr Ruf das haben wollte. Gerade in der Periode, deren allgemeine Sittenlosigkeit so ungeheure Maasse annahm, dass kein Geschichtsschreiber es wagen mag, sie vollständig zu schildern, finden sich andererseits die herrlichsten Beispiele für die eheliche Treue, welche das gesammte Alterthum nur kennt.

>> Auch hat die Geschichte manches leuchtende Beispiel weiblicher Seelengrösse und Hochherzigkeit gerade aus Zeiten aufbewahrt, die, im Ganzen betrachtet, nur ein abschreckendes Bild tiefster Herabwürdigung und erbärmlichsten Knechtsinns zeigen; in jenen furchtbarsten

Perioden der kaiserlichen Schreckensherrschaft, wo selbst Frauen um der Thränen willen verfolgt wurden, die sie ihren geopferten Angehörigen nachweinten, haben sie nicht selten den Männern das Beispiel des Muthes, der Treue und Aufopferung gegeben; wie auch in der Zeit der Proscriptionen die Gattinnen den Geächteten die höchste Treue bewiesen, während die Söhne sich durchweg treulos zeigten«.1) Die hohe Menschlichkeit, welche die christliche Lehre athmet, ist den Frauen am wenigsten zu Gute gekommen, obwohl sie und nur sie, den neuen Glauben zur Ausbreitung brachten. Das wahre Christenthum will die Gleichheit und die geistige Freiheit der vernunftbegabten Wesen. Darum forderten die Urchristen die Abschaffung der Sclaverei wie des Götzendienstes in jeder Form. Wie schnell jedoch das Urchristenthum zurücktrat und der nackten Selbstsucht Platz machte, dess ist schon der alte Kirchengeschichtschreiber Eusebius Zeuge; denn er klagte bitter darüber, dass es nur wenige wahre Christen gäbe. Und je weiter die Zeit fortschritt, desto weniger christlich wurden die Christen.

Eine kurze Betrachtung der Ansichten über die Ehe zeigt deutlich wie schnell man sich von den vernünftigen Gedanken des Urchristenthums entfernte.

» Die Männer sollen ihre Weiber lieben als ihre eigenen Leiber; denn wer sein Weib liebt, liebt sich selbst (Ephes. 5, 28) und ferner: >>Weder der Mann

1) Ludwig Friedländer. Darstellungen a. d. Sittengeschichte Roms in der Zeit von August bis zum Ausgang der Antonine. I. V. 499.

ohne das Weib, noch das Weib ohne den Mann ist in dem Herrn<< (Corinth. II, 12): Das sind Lehren von höchster Sittlichkeit, fordern sie doch die durch die Liebe geschaffene Einheit zweier Menschen von verschiedenem Geschlecht, also die Ehe.

Wie aber entwickelten sich thatsächlich die Dinge? Genau so barbarisch wie die Kirchenväter über alle Erzeugnisse der Kunst dachten, so unnatürlich gaben sie sich in Rücksicht auf die Forderungen des Menschen an den Menschen. >> Wer schon im Fleische Unfleischliches in sich hat, wird bei der allgemeinen Unsterblichkeit vor Andern viel voraus haben«, sagte Augustin (De sancta Virgin. XVIII.) Es mag nicht Wunder nehmen, wenn unter solchen Umständen jede nützliche Thätigkeit als irreligiös, jede Ehe als eine Schamlosigkeit angesehen wurde.

oder in der Ehe sich der

>> Die Ehe überhaupt vollständigen Vereinigung zu enthalten, wurde als ein Beweis der Heiligkeit, und die Ehe selbst von der rohesten und niedrigsten Seite betrachtet. Die Vorstellung von ihrer Unreinheit nahm viele Formen an, und übte Jahrhunderte lang einen überaus grossen Einfluss auf die Kirche. So war es während des Mittelalters Gebrauch, in der Nacht nach der Communion zu Ehren der heiligen Handlung sich des Ehebettes zu entziehen. Ausdrücklich verboten war es Eheleuten, sich an einem der grossen Kirchenfeste zu betheiligen, wenn sie die Nacht vorher das Bett getheilt hatten, und der heilige Gregorius der Grosse erzählt, eine junge Frau wäre vom Dämon besessen worden, weil sie, ohne diese Bedingung erfüllt zu

Günther, Weib und Sittlichkeit.

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