ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Zu der

am 14. October 1883 Vormittags 11 Uhr

stattfindenden

feierlichen Einführung

des

neuen Rectors der Universität

ladet ein

der zeitige Rector

Leopold Schmidt,

Doctor der Philosophie, ordentlicher Professor der Philologie, Ritter des Rothen Adler-Ordens 4. Klasse.

Dem beigefügten Jahresbericht ist vorausgeschickt: Die Entstehungszeit von Luther's
geistlichen Liedern von Ernst Achelis, o. ö. Professor der Theologie.

[merged small][merged small][merged small][ocr errors]
[merged small][merged small][ocr errors][merged small]

Die

Entstehungszeit von Luthers geistlichen Liedern.

Das bevorstehende Luther-Jubiläum hat den Gegenstand dieses Programms bestimmt; es tritt als Beitrag auf zu der vielgestaltigen Luther-Litteratur, die in diesem Jahre dem Andenken des grossen Reformators geweiht wird. Die Entstehungszeit von Luthers geistlichen Liedern zu ermitteln, gehört freilich nicht zu den dankbareren Aufgaben; aus den Schriften Luthers und andern gleichzeitigen oder auch früheren und späteren Quellen ist zu erfragen, wann die Veröffentlichung der einzelnen Lieder geschehen sei, ob die Veröffentlichung in den vorliegenden ersten Drucken die Abfassungszeit bezeichne, ob diese jener längere oder kürzere Zeit vorangehe. Das Ignoramus, das so oft ausgesprochen werden muss, an sich schon ein nicht befriedigendes Resultat, wird dadurch noch unbefriedigender, dass es nur ein höchst relatives Ergebnis bezeichnet, welches zu ändern aber gegenwärtig nicht möglich erscheint, obgleich weder subjektiver Trieb noch objektive Notwendigkeit fehlt. Dennoch ist es als vorläufiges Ergebnis nicht zu verachten; der Wissenschaft ist immer damit gedient, wenn ein richtiges, ob auch noch so geringes, Facit gezogen wird, und wenn falsche Positionen in ihrer Unsicherheit aufgewiesen werden. Durch solche Aufweisung wird neues Material herbeigeführt, zur wirklichen Sicherheit den Bau fortzuleiten, und für die bleibende Unsicherheit ergeben sich Erklärungsgründe, die nicht allein in mangelhafter Erforschung der Quellen bestehen, die vielmehr auf die, Dichtungen besonders geistlicher Art eigentümlichen, Entstehungsverhältnisse hinweisen, und so indirekt zur Würdigung des Dichters Luther ihren Beitrag liefern.

[ocr errors]

Um Luthers geistliche Lieder und die Bestimmung ihrer Abfassungszeit hat die Hymnologie in unserm Jahrhundert sich vielfach bemüht. Es ist August Jakob Rambach, Prediger zu St. Jakobi in Hamburg, der 1813 in seiner auf gründlichster Sachkenntnis beruhenden Schrift: Ueber D. Martin Luthers Verdienst um den Kirchengesang u. s. w.“ die Decke aufklärerischer Verdunkelung und geschmackloser Verkennung von Luthers Liedern hinwegnahm und den Studien auch über die Entstehungsverhältnisse von Luthers Liedern einen Anstoss zu bleibender Bewegung gab. Nach und neben Rambach sollen die Arbeiten von Stip und Geffken, v. Winterfeld und Koch, Schneider und in neuester Zeit Biltz und Knaake nicht

1

vergessen sein; Allen voran gebührt auf unserem Gebiete jedoch Ph. Wackernagel der Vorrang. Mit dem Werke: „Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer" 1841 begann Wackernagel seine wertvollen Veröffentlichungen. Es folgte 1848 seine unübertroffene und geradezu relativ vollkommene Ausgabe von „Martin Luthers geistlichen Liedern mit den zu seinen Lebzeiten gebräuchlichen Singweisen." Die bibliographischen Notizen, mit welchen Wackernagel diese beiden Werke bereits begleitet hatte, wurden 1855 in dem Ehrendenkmal deutschen Gelehrtenfleisses zu ungeahnter grossartiger Ausdehnung gesteigert, in dem Buche: „Bibliographie zur Geschichte des deutschen Kirchenliedes im XVI. Jahrhundert" (wir zitieren das Buch als Wck. Bibl.). Zahlreiche Nachträge und Verbesserungen, auch bibliographische Notizen über die niederländische Hymnologie am Ende des Buches, vermehren die Anzahl der besprochenen ersten Drucke bis zu der Nummer 1149, und 110 Vorreden ältester Gesangbücher sind mitgeteilt. Aber auch diese mit Verbesserungen reich versehene Bibliographie erhielt neue Nachträge und Vervollständigungen, 574 an der Zahl, in dem ersten Bande (S. 365 bis 884) des fünfbändigen grossen Werkes von Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts" 1864 ff. (wir zitieren es als Wck. I. II u. s. w.), in dessen drittem Bande die Lieder Luthers nach dem Texte der ersten Ausgaben mitgeteilt sind. Aus neuester Zeit ist zu dem Allen als eins der Hauptwerke der gesamten hymnologischen Litteratur hinzugekommen das zweibändige Kirchenlieder-Lexicon" von Albert Fr. W. Fischer (wir zitieren es als Fischer I u. II) 1878 ff., in welchem hymnologisch-litterarische Nachweisungen über 4500 Kirchenlieder aller Zeiten zusammengestellt sind. Kundigeren und verdienteren Händen konnte die Herausgabe der zum Lutherjubiläum zu erwartenden Prachtausgabe von Luthers Liedern nicht anvertraut werden. Es nimmt aber dem hohen Werte dieses Buches und dem bleibenden Verdienste des Verfassers gewiss nichts die Bemerkung, dass der behandelten Nummern zu viele sind, als dass die Einzelforschung nicht noch eine Anzahl von Ergänzungen und Berichtigungen nach dem gegenwärtigen Stande der Kenntnis hinzuzufügen hätte. Gegenwärtiges Programm würde höher geschätzt werden, als es beansprucht, wenn es als willkommene Vervollständigung von Wackernagel und Fischer inbetreff der Entstehungszeit von Luthers Liedern und als Beitrag zur Schätzung Luthers als Kirchenliederdichter beurteilt würde.

1523.

Vor dem Jahre 1523 ist die Abfassung keines der Lieder Luthers nachweisbar. Immerhin eine auffallende Erscheinung. Doppelt auffallend, wenn damit gesagt sein sollte, dass der kerndeutsche Luther, der Meister der Poesie und des Gesangs, so wenig deutsch gewesen sei, dass er erst in seinem vierzigsten Lebensjahre zu dichten angefangen habe.

Für die Reihe der nach traditioneller Annahme 1523 und 1524 verfassten Lieder Luthers liegen ausser den gehörigen Ortes anzuführenden Einzeldrucken drei Originalsammlungen von Kirchenliedern vor:

1. Etlich christlich lider | Lobgesang vñ Psalm, dem rai- | nen_wort Gottes gemeß, auß der heylige schrifft, durch mancher- | ley hochgelerter gemacht, in der | Kirchen zu singen, wie es dann zum tayl berayt zu Wittenberg | in übung ist. wittenberg || M.D.xxiiij 1). Das Büchlein enthält acht Lieder daher das Achtliederbuch (a) genannt worunter vier Lieder von Luther.

[ocr errors]

Ein Abdruck desselben Satzes liegt vor, wahrscheinlich späteren Datums, in welchem die Jahreszahl irrtümlich M.D xiiij lautet 2). Wir zitieren diesen Abdruck als Achtliederbuch b.

Ein anderer Abdruck mit konsequenter oberdeutscher Orthographie, vielen Druckfehlern und abweichenden Lesarten, kommt für unsern Zweck nicht in Betracht 3).

Es darf als ausgemacht gelten, dass Luther nicht der Herausgeber des Achtliederbuchs ist. Er würde weder seinen Namen verschwiegen, noch eine Vorrede unterlassen haben; er würde statt: „zu Wittenberg" doch wohl allhier" geschrieben, und gewiss sich nicht unter die „Hochgelerten" gerechnet haben u. s. w.1). Der Umstand ferner, dass der Drucker sich nicht nennt, dass von Wittenberg als von einer fremden Stadt geredet wird, macht es sehr wahrscheinlich, dass das Büchlein gar nicht in Wittenberg gedruckt worden ist; es wird wohl die Arbeit irgend eines gewinnsüchtigen Buchdruckers - Wck. Bibl. S. 462, 10 vermutet: zu Nürnberg oder Augsburg sein. Auf welche Weise der Drucker jedoch die Lieder Luthers sich zu verschaffen gewusst habe, darüber existiert nicht einmal eine begründete Vermutung.

1) Wck. Bibl. S. 49 CXXIX; S. 462, 5.

[ocr errors]

W. sind drei Exemplare bekannt: in der Königl. Bibl. zu Dresden, in der Bibl. des Herrn Zeisberg in Wernigerode, in der Rambach'schen Sammlung auf der Stadt-Bibl. zu Hamburg.

2) Wck. Bibl. S. 50 CXXX; S. 463, 6.

-

Auch von diesem Drucke sind W. drei Exemplare bekannt: in der v. Scheurl'schen Bibl. zu Nürnberg, die beiden andern in Berlin (Königl. Bibl. und Bibl. des Herrn v. Meusebach).

8) Wck. Bibl. S. 50 CXXXI; S. 463, 7.

4) vgl. Rambach S. 67 ff.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »