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Einleitung.

Das allgemeine Wesen der Religion.

§. 1.

Der Zweck des Buchs der Religion".

Zwei große Reiche zeigt uns der Blick auf das wunder

volle Gemälde der Welt, das vor unsern Blicken aufgerollt ist — das Reich der Natur und das Reich der Geschichte, deren Betrachtung und Erforschung zu allen Zeiten die Aufmerksamkeit und das Interesse denkender Menschen in hohem Grade in Anspruch genommen hat.

Lange blieb das Reich der Natur ein Buch mit sieben Siegeln, geheimnißvoll (wie der Dichter sagt) am lichten Lag, bis der Mensch den Kern der Natur im Herzen fand und sie verstehen lernte, die stumme Sprache seiner Mutter, und die Räthselschrift zu deuten unternahm, die er mit Flammenzügen vor seinen staunenden Blicken geschrieben fand.

Mit dem beginnenden Verständniß der Natur thun sich die Pforten der Welt des Geistes auf; aus dem Tempel der Natur tritt der Zug der Geister hervor und eröffnet der Schöpfung zweites Reich, die Geschichte. Das geheimnißvolle Leben der Natur wurde in der Menschheit offenbar, und was dunkel und verborgen in dem großen Werke der Schöpfung geblieben war, sollte sich in der Menschengeschichte lösen, die ein höheres Reich von Erscheinungen Das Buch der Religion. I.

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eröffnet, als die Natur darbietet. Ein buntes Gemälde von Ereignissen, Thaten, Schicksalen und Zwecken der Menschenwelt entfaltet vor unsern Blicken das große Buch der Weltgeschichte, in dessen Blättern vieler Jahrhunderte raftlos Streben und unermüdlich Wirken aufbewahrt ist.

Aber das persönliche Leben der Menschen verschwindet vom Schauplatz der Geschichte und läßt keine Spur zurück. Was ist es nun, was bleibt und den Wechsel der Erscheinungen überdauert?

Die Seelen der Menschen, die Geister, wandern mit dem lebendigen Strome des Menschengeschlechtes immer weiter fort und führen in der künftigen Geschichte des Menschenlebens ein neuverjüngtes, höheres und reiferes Dasein; jede folgende Generation wuchert mit der Errungenschaft der Vergangenheit und führt durch ihre eigne Geistesarbeit das Frühere abermals weiter. So erhebt sich über den Trümmern der Vergangenheit, ewig jung und neu verklärt, die Menschheit siegreich empor. Dieß ist das große Ziel, wonach wir die Geschichte immerfort ringen sehen, nach der immer höheren und vollendeteren Offenbarung des ewigen Lebens der unsterblichen Menschheit.

So ist die Weltgeschichte mehr, als bloß die Schädelstätte hingeschiedener Völker und untergegangener Geschlechter, die für die Nachwelt nur die Leichensteine großer Männer aufzubewahren hätte. Das Leben und die Geistesarbeit der Einzelnen, wie der Völker werden als die zusammenhängenden Ringe in der großen Kette der Geistesentwicklung erkannt, die vom Naturleben beginnt, um in stetiger Erneuerung und Wiedergeburt zu höherer Natur im Geiste sich zu verklären. Es gab zu allen Zeiten eine Innerlichkeit und Heimlichkeit der Welt, die (wie einer unserer Dichter sagt) mehr werth war in Höhe und Tiefe der Weisheit und Lust, als Alles, was in der Geschichte laut geworden ist. Dieß ist das Leben der Religion.

Fragen wir nach diesem ewig jugendlich und warm schlagenden Herzen der Menschheit die heiligen Bücher

aller Völker und Zeiten, so geben sie uns Kunde von dem, was wie die Liederwonne des Frühlings, nie eine Geschichte der Erde gewesen", sondern stets im Hintergrunde der äußeren Geschichte in stiller Verborgenheit webte und wallte, von dem Genius der Religion, der die Menschheit stets treu begleitete und in Freud und Leid sie nicht verließ.

Und diese innere Geschichte der Menschheit, ihr geheimstes Leben und Sein, die Welt der Religion, zu betrachten, in ihr und durch sie aller Zeiten und Völker ewiges Räthsel zu deuten und den sinnigen Leser in die innerste Werkstätte des Geisteslebens einzuführen, wo der Genius der Menschheit heilige Mysterien webt, - dieß schien keine unwürdige und unnüße Aufgabe zu sein in einer Zeit, die, wie die unsrige, so allseitig nach dem Verständniß des Lebens ringt.

Darum will ich beschreiben die Jugend der Geschichte, von den ersten Anfängen des religiösen Lebens an, durch die Zeiten hindurch, wo das göttliche Kind, die Religion, wachsend und gedeihend und zunehmend an Geisteskraft, endlich hervortritt aus dem heiligen Tempelhaus der grauen Vorzeit, aus der engen Beschränktheit des einzelnen Völkerdaseins, in den weiten, alle Völker umschließenden Kreis des großen Gottesreiches.

Eine Wallfahrt unternehmen will ich, auf der mich von wahrer und lebendiger Religiosität durchdrungene Leser begleiten mögen, eine Wallfahrt nach den heiligen Orten der Vorzeit, im Osten beginnend und dem Laufe der Sonne folgend nach Westen zu; durch die Jahrhunderte hindurch als Pilger will ich ziehen, um die innersten Mysterien der Völker zu durchforschen und mit der fortschreitenden Vertiefung der religiösen Bildung, am Faden der Geschichte, zur Gegenwart zu gelangen.

Es soll sich, so hoffen wir, in unserer Darstellung des religiösen Lebens der Menschheit und seiner geschichtlichen Entwicklung von allen Seiten bewähren, was unserer religiösen Denker Einer ahnend verkündigte: „Eine Gottheit

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