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der friedlichen Geschäfte des Lebens, als Führer durch das Erdenleben, besonders im häuslichen und Familienleben, keusch, heilig und unbefleckt, vorgestellt wird, während der zweite dem kampfbewegten Leben vorsteht, der Gott des Krieges ist, dessen Hain kein Weib betreten darf.

§. 45.

Indra's Himmel.

Außer diesen großen und oberen Göttern des Trimurti, als den im Leben der Welt waltenden allgemeinen Mächten, kennt die religiöse Vorstellung des Brahmanenthums noch eine Reihe von Göttern niederen Ranges, an deren Spite Indra als Fürst des Himmels und Beherrscher des Luftkreises steht, welcher als die Wohnung der guten Geister gilt, d. h. der in einzelnen Kreisen der sichtbaren Welt waltenden Götter. Sie werden auch als die Welt der Dreizehn bezeichnet, weil zu ihnen außer den acht Welthütern, die schon in Manu's Gesetzbuch vorkommen und als Vorsteher der verschiedenen Weltgegenden gelten, in welcher Eigenschaft sie in den indischen Sagen häufig vorkommen, auch noch fünf Planetengötter kommen, die als Vorbilder der Buße angesehen wurden.

Ebenso wohnen in dem Himmel Indra's die guten und in der Unterwelt die bösen Geister. Die bösen Geister heißen Dityas oder Asuren, die guten Suren oder Adityas. Die bösen Geister kämpfen in maaßlosem Uebermuthe gegen die gesetzliche Ordnung der Welt, gegen Staat, Recht, Sitte und Religion, in wildem Kampf ihrer Leidenschaften, müssen aber zur Strafe als Gespenster der Hölle unter den Rackschasas umherwandeln und die Menschheit plagen.

Der Beherrscher des Himmels, Indra, selbst fährt in den Wolken daher, beherrscht Regen, Sonnenhite, Gewitter und Blize, und wird von seiner Sakti, der Göttin Indrani, begleitet. Die Wohnung Indra's ist auf dem Berge Meru, wo die vier gewaltigen Thiere, das Pferd, die Kuh, das

Kameel und der Hirsch, hausen, aus dessen Mäulern sich nach der Sage die vier mächtigen Ströme Burremputer, Ganges, Indus und Drus ergießen. Ardschunas, der auf seiner Reise zu Indra's Himmel die Gottheit um Auskunft bat, wer sie sei, erfuhr von ihr, daß unter den Gipfeln der Hochgebirge der Erde sie selbst Meru sei.

§. 46.

Die Einkörperungen Wischnus' und die Krischnaslehre.

An das Wesen des Wischnus, der in der Vorstellung der Heroenzeit als der im Kampfe der Menschengeschichte waltende Gott angeschaut wurde, knüpft sich die höchste Vollendung des religiösen Bewußtseins der Inder an, deren Keime zwar in der Wedalehre bereits unmittelbar gegeben waren, jedoch erst durch die reiche geschichtliche Entwicke lung des indischen Geistes, vielleicht zum Theil sogar unter Einfluß des Buddhaismus, in späterer Zeit vollständig ausgebildet wurden.

Es ist in dem religiösen Bewußtsein der Inder nichts Ungewöhnliches und Seltenes, daß das göttliche Wesen in die Gestalten des endlichen, natürlichen Lebens eingeht, und es kommen in den indischen Dichtungen mancherlei Sagen von solchen Einkörperungen oder Incarnationen der Götter vor. Keine sind aber wichtiger und häufiger, sowie für die innere Geschichte des ganzen indischen Religionslebens von größerer Bedeutung, wie die Awataren oder Menschwerdungen des Wischnus.

Die wichtigsten derselben sind zwei, die Einförperung desselben als Rama und die als Krischnas, denen die Vorstellung von der Verklärung des Menschlichen im Göttlichen zum Grunde liegt und an welche sich die ganze indische Heldensage knüpft. Wischnus erweist sich als weltbewegende und welterhaltende Macht besonders darin, daß er von Zeit zu Zeit zu den Menschen hinabsteigt, in das Wesen der Menschennatur vollständig eingeht und die

Menschheit zum Heile hinzuführen sucht, indem er die Bosheit bestraft und die Ordnung und Gerechtigkeit aufsucht.

Als Rama, der kämpfende Held, ist Wischnus aus dem Schooße einer sterblichen Mutter geboren und breitete im Kampfe mit gefeßlosen Elementen der Leidenschaft, der Rohheit und der Götterverachtung die höhere Bildung des Brahmanenthums über Indien aus. Nachdem das heilige Werk Rama's im Leiden und Kampfe vollendet war, folgte dem kämpfenden Held der siegende und friedvolle, es er. schien in sieggekrönter Verklärung Wischnus' gottmenschliches Wesen im Krischnas auf Erden, welcher als Schuß und Heiland den Frommen und Gerechten rathend, lehrend und helfend zur Seite stand.

So tritt Krischnas in der Bhagawadgita, der berühmten Episode des Heldengedichtes Mahabharata, auf und offenbart hier dem Ardschunas des höchsten Gottes wahres Wesen und der göttlichen Weisheit und Erkenntniß lesten und höchsten Schluß. Nicht mehr um die Mächte und Gestaltungen des Naturlebens, wie die Weda's, sondern um die sittliche Welt des Menschenlebens, das Reich der geschichtlichen Thaten des Geistes, bewegt sich der religiöse Lehrgehalt der Bhagawadgita. Er enthält die höchste Entfaltung des indischen Geisteslebens, das lehte Testament des brahmanischen Religionsprinzips.

Nach der göttlichen Offenbarung in der Bhagawadgita ist Krischnas, der Gott, das Eine in Allem, was lebt. In ihm bestehen alle Wesen; er ist und lebt gegenwärtig in Allem mit seiner göttlichen Kraft, welche die Wesenskraft ist, wodurch jedes Geschöpf lebt, und die Wirkenskraft, wodurch Alles wirkt und getrieben wird. Dennoch aber sind die Dinge und Erscheinungen der Welt nicht er selbst und ist er mit seinem Selbst nicht zugleich auch in ihnen; er geht selbst nicht in die Gegensäte und Entwicke lungen des Lebens ein, und obwohl sie in ihm bestehen, besteht er doch nicht in ihnen und bleibt nicht in der Schöpfung befangen; er umfaßt und durchdringt und erhält sie

alle durch seine Kraft; in der Einfachheit seines Wesens aber wohnt er in der Höhe, in der unsichtbaren Welt, die ewig ist.

Nur wer über die Gegensätze des Lebens in seinem Geiste selber hinaus und aus der verwirrenden Mannichfaltigkeit des endlichen und zeitlichen Daseins zur Einheit dieses göttlichen Wesens gelangt ist, geht in der Stunde des Todes zur Gemeinschaft mit Krischnas, indem er erkennt, was höher ist, als die ganze lebendige Schöpfung, höher, als alle Götter, höher auch, als aller denselben geleistete Dienst, indem er seinen Blick in das über alles Sichtbare erhabene Reich freier Geistigkeit erhebt.

Und dieß, was über die Vergänglichkeit, Geburt und Tod erhaben ist, soll der Weise suchen, indem er in Freiheit von Leidenschaften und Begierden zu jenem Gleichmuth des innern Lebens sich emporarbeitet, der in aller äußerlichen Werkthätigkeit vergebens erstrebt wird. Wer im Geiste den Reiz der Sinnenwelt und die Läuschungen der Erscheinung überwunden hat, der lebt wachend in Dem, was den Anderen die Nacht ist, und worin diese wach sich bewegen, das ist ihm die Nacht. Er ist durch den Glauben zum Schauen gelangt, und hat es erkannt, daß das Opfer im Geiste alle äußeren Werke umfängt und verschlingt. Vom Irrthume befreit erblickt er zuerst alle Wesen in dem Spiegel seines eignen Geistes, dann aber als beruhend in dem gött lichen Wesen des Krischnas.

Dieß ist die Lehre der Bhagawadgita, die als göttliche Offenbarung dem Krischnas in den Mund gelegt wird.

§. 47.

Die religiösen Sekten Indiens.

Die dem Geist des indischen Volkes, gemäß seiner vorwaltenden Phantasiethätigkeit, eigenthümliche Neigung, die religiösen Ideen nicht bloß in ihrer überlieferten Gestalt aufzunehmen und im Gedächtniß fortzupflanzen, sondern

dieselben weiterzubilden und die darin enthaltenen Keime des Denkens zu weiterer Entwickelung zu bringen, war der Grund, daß in Indien schon frühe mancherlei religiöse Lehrsysteme entstanden, welche sich an die überlieferte religiöse Grundlage zwar anschlossen, doch aber ebenso über dieselbe in mancher Beziehung hinausgingen. Indessen waren diese religionsphilosophischen Lehren, die sich unter gelehrten Kennern der Weda's in besonderen philosophischen Schulen bildeten, durch ihre über die unmittelbare Weise der religiösen Vorstellung hinausgehende Form der religiösen Erkenntniß nicht geeignet, um in das religiöse Volksleben überzugehen.

Erst nachdem sich die Bildungskeime des religiösen Volksgeistes zu bestimmten Gestalten der religiösen Entwickelung entfaltet hatten, und der indische Geist keine neuen und eigenthümlichen Bildungen mehr aus sich herauszutreiben im Stande war, wurden hin und wieder einzelne Richtungen und Vorstellungskreise des religiösen Lebens aus ihrem Zusammenhange mit dem Gesammtgebiete des Volksglaubens herausgenommen und in einseitiger Weise ausgebildet und weitergeführt. Wie sich dieselben meistentheils zu den übrigen Elementen des Brahmanenthums in ausdrücklichen Gegensaß stellten, entstanden dadurch eine Reihe religiöser Sekten, die nicht bloß auf priesterliche oder philosophische Kreise beschränkt blieben, sondern in's Volksleben selbst eindrangen und dadurch den Grund zum allmählichen Verfall der indischen Religion legten.

In solcher Weise hatte sich schon seit dem dritten Jahrhundert vor Chr. Geb. in Indien, neben dem brahmanischen Volksglauben und ungehindert durch die Brahmanen selbst, der Buddhaismus als eine besondere Sekte geltend gemacht, die jedoch im Laufe einiger Jahrhunderte durch ihren religiösen Gehalt und durch das Einwirken mancherlei Umstände eine so große Verbreitung über das ganze östliche Asien gewann, daß sie zur selbständigen Religionsform sich erweiterte. Wir werden derselben darum weiter unten im Buche der Religion, als der zweiten Das Buch der Religion. I.

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