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§. 3.

Der Siz und die Elemente der Religion.

Ist hiermit im Allgemeinen der Lebensboden bezeichnet, auf welchem sich die Religion entwickelt, so ist nunmehr der Siß der Religion im Wesen des Menschen noch näher zu betrachten, und die für eigene Selbstbeobachtung empfänglichen Leser wollen uns folgen, wenn wir sie in die Tiefen des Menschengeistes hinabführen, in dessen bleibenden Grundverhältnissen die Religion ihre Stelle hat, um dort ihr innerstes Leben zu belauschen, den Fluß des beweglichen religiösen Lebens vor der geistigen Anschauung und vor dem Denken zum Stehen zu bringen und das innere Wellenspiel desselben zu verstehen.

Ein solches Verständniß ist nur möglich, indem der Mensch einestheils als ein Glied des großen Weltganzen, dem er angehört, und im Zusammenhang seiner Beziehungen zum Weltall, dessen Einwirkungen er sich hingibt, und anderntheils wiederum für sich als ein Ganzes, als lebensvolle Einheit verschiedener Richtungen und Bewegungen des innern Lebens, betrachtet und aufgefaßt wird. Das Eine ist das Verhältniß zur Außenwelt, der jeder Einzelne zugekehrt ist, und zwar entweder zur Natur oder zur übrigen Menschheit; das Andere ist das Verhalten des Menschen zu sich selbst, zu seinem eignen Sein und Wesen.

Ein berühmter deutscher Theologe hat in einer klasfischen Schrift „über die Religion“ das angedeutete Grundverhältniß des menschlichen Wesens in folgenden Worten näher beschrieben: Jedes Leben (sagt derselbe) ist nur die gehaltene Erscheinung eines sich immer erneuenden Aneignens und Zerfließens. Die menschliche Seele hat ihr Bestehen vornehmlich in zwei entgegengesezten Trieben. Zufolge des einen nämlich strebt sie, sich als ein Besonderes hinzustellen und somit erweiternd nicht minder als erhaltend, was sie umgibt, anzuziehen, es in ihr Leben zu verstricken und in ihr eignes Wesen einsaugend aufzulösen. Der

andere hingegen ist die bange Furcht, vereinzelt dem Ganzen gegenüber zu stehen, die Schnsucht, hingebend sich selbst in einem Größern aufzulösen und sich von ihm ergriffen und bestimmt zu fühlen.

Und an einer andern Stelle des genanntes Buches sagt derselbe Denker: Jeder Act eures Lebens ist in sich selbst nichts anderes, als ein Streben, in das Ganze zurückzugehen, und ein Streben, für sich zu bestehen, beides zu= gleich. Wodurch nun seid ihr im Ganzen? Durch eure Sinne. Und wodurch seid ihr für euch? Durch die Einheit eures Selbstbewußtseins, die ihr zunächst in der Empfin= dung habt.

Diese beiden Grundbeziehungen des menschlichen Wesens machen das Wesen des Gemüths aus, welches die allen besonderen Lebensäußerungen des Geistes, sowohl den Thätigkeiten des Bewußtseins, als denen des Willens, aorausgehende unmittelbare Lebenseinheit des Geistes ist, in welcher noch die selbständigen Thätigkeiten des Wissens und Wollens ungeschieden ruhen. Erst die reflectirende Analyse des denkenden Bewußtseins unterscheidet in dieser unmittelbaren Zuständlichkeit des Geistes, im Gemüthsleben. des Menschen, die besonderen Elemente oder Beziehungen: einmal den Sinn oder das Streben des Ich nach Außen, das Sichöffnen des Ich nach den Erregungen der Außenwelt; dann den Trieb oder das Streben des Ich zu sich selbst, die Aeußerung der Selbstheit, als den Grund des Strebens nach außen; und endlich die einheitliche Zusam= menfassung beider im unmittelbaren Selbstgefühle.

Diese Grundfunctionen des menschlichen Geistes im unmittelbaren Gemüthsleben erweisen sich auch als die wesentlichen Elemente der Religion, wie dieß der erwähnte Redner über die Religion in den Worten ausdrückt: Aus zwei Elementen besteht das ganze religiöse Leben, daß der Mensch sich hingebe dem Universum und sich erregen lasse von der Seite desselben, die es ihm eben zuwendet, und dann, daß er diese Berührung nach innen zu fortpflanze

und in die innere Einheit seines Lebens und Seins aufnehme. Und das religiöse Leben ist nichts Anderes, als die beständige Erneuerung dieses Verfahrens.

Die einheitliche Zusammenfassung dieser beiden sich wechselseitig bedingenden und ergänzenden Thätigkeiten, der harmonische Wechsel und das lebensvolle Ineinanderspielen von Hingebung und freier Selbstbestimmung, als Grundstimmung des Gemüths ist nun das eigentliche Wesen der Religion, das ursprüngliche religiöse Grundgefühl, welches in allen seinen Metamorphosen stets sich selbst gleich und ewig dasselbe bleibt.

Das ursprüngliche Verhältniß der Religion im menschlichen Gemüth, die ideale Grundform der Religion, die in keiner bestimmten Religionsgestalt fehlt, sondern in allen geschichtlichen Religionen die Basis und Voraussehung bildet, läßt sich hiernach so bestimmen, daß sie als das Sichsuchen und Sichfinden des Menschen im Unendlich - Einen gefaßt wird.

Eins zu sein mit Allem - das ist das Leben der Religion. „Das Unendliche und Ewige suchen und finden in Allem, was lebt und sich regt, in allem Werden und Wechsel, in allem Thun und Leiden, und das Leben selbst im unmittelbaren Gefühl nur haben und kennen als dieses Sein, das ist Religion. Ihre Befriedigung ist, wo sie dieses findet; wo sich dieß verbirgt, da ist für sie Hemmung und Aengstigung, Noth und Tod. Und so ist sie freilich ein Leben in der unendlichen Natur des Ganzen, im Einen und Allen."

Das ist das Eine und Alles der Religion.

§. 4.

Die Entwicklung des religiösen Grundgefühls.

So ist die Religion die erste und allein wahre Eristenz des Menschen.

Im Verlauf des menschlichen Lebens und zwar jedes

einzelnen Menschen ist dieses einfache religiöse Grundgefühl, das Einheitsgefühl des Menschen mit dem unendlich Einen, dem Lebensgesehe aller geistigen Entwicklung unterworfen. Es geht von der unmittelbaren Einheit der Elemente zur Spannung und zum Gegensaße derselben über, um durch freie Ueberwindung dieses Gegensaßes zur tieferen versöhnten Einheit zurückzukehren. Ohne die Entzweiung ist die Versöhnung des Geistes im Lichte des Bewußtseins nicht zu begreifen. Aus der dunkeln Traumestiefe des Gemüths muß der verborgene Zwiespalt heraustreten, damit der Geist seine Versöhnung als eine eigne That hervorbringen kann.

Darum durchläuft das religiöse Grundgefühl in seiner Entwicklung diese drei Stufen.

Die erste Form ist die Religion der Unschuld oder der Zustand des Paradieses, womit jeder Mensch sein Dasein beginnt. In dieser seiner ursprünglichen Gestalt ist das Religionsgefühl noch ein unbewußtes, träumendes, in sich selbst und in die umgebende Welt verlornes Lebensgefühl. In kindlichem Wollen und Begehren weiß der Mensch nicht, was Wille und Begierde ist. Ohne sich von der Außenwelt zu unterscheiden, ist der Mensch an sie selbstlos hingegeben und doch in dieser Hingebung zugleich bei sich selbst. Im tiefen Grunde des Gemüthes kreiset noch die ewige Kraft der Religion im rvhigen Wechsel des Suchens und Habens, des Entfaltens und Verschließens, des Ausflugs und der Rückkehr zu sich selbst. Dieser Wechsel kommt nur zur Ruhe, um von Neuem zu beginnen. Fern von Schuld und Reue schwebt der Mensch im heitern Frieden eines seligen Traumes dahin, und kennt noch nicht den Unterschied zwischen Gutem und Bösem, weil der Geist noch ungetheilt und einig in sich ist.

In dieser ersten unmittelbaren Einheit kann jedoch der Geist nicht verharren, wenn er wahrhaft Geist sein soll. Der Mensch muß zum Bewußtsein seiner selbst kommen, muß sich erst von der Welt und vom andern Ich, von

seinem Du, unterscheiden, um sich mit ihnen wahrhaft einig zu finden. Mit dem Lichte des Bewußtseins, das sich selbst von seinem Gegenstande unterscheidet, bricht auch die Entzweiung des Willens hervor, und mit ihr das Böse. Dieß ist die zweite Form der religiösen Entwicklung. In solchem Zustande der Entzweiung und des innern Zwiespaltes hat der Mensch die Einheit des Geistes, von der er ausging, verloren; sie schwebt im Hintergrunde des Bewußtseins, in dämmernder Erinnerung als ein fremdes, jenseitiges und fernes Gut, als das verlorne Paradies, auf dessen Wiedergewinnung die Sehnsucht und das Verlangen des in sich zerrissenen Geistes gerichtet ist.

Dieser Drang des Geistes, sich selbst wieder zu finden, ist der Weg zur Versöhnung. Denn auch bei der Entzweiung und Zerrissenheit kann der Geist des Menschen nicht stehen bleiben, ohne darin unterzugehen. Er muß auf irgend eine Weise durch eigne That und Geistesarbeit die verlorne innere Einheit wieder erringen, deren Erinnerung ihn wie das glückliche Bild der Jugend umschwebt. Die selbsterworbene und darum wahrhaft freie und andauernde Versöhnung ist die dritte Form des religiösen Grundgefühls. Durch die freie sittliche That findet der Mensch sich selber und die Welt in verklärter Gestalt wieder und hat die Religion in ihrer Vollendung in sich gegenwärtig.

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