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Bweites Kapitel.

Das Bewußtsein in der Religion.

§. 5.

Das Wesen des religiösen Bewußtseins.

Auf dem Standpunkt einer unklaren und einseitigen Betrachtungsweise der Religion hat man bisher nicht selten,` bei der Bestimmung des Wesens und Begriffs der Religion, den Accent vorzugsweise auf die Seite des Bewußtseins gelegt und die Religion als Gottesbewußtsein oder Bewußtsein des Menschen von seinem Verhältniß zu Gott gefaßt. Aus unserer bisherigen Erörterung geht indessen hervor, daß die Religion ihrem Ursprung und Grundwesen nach vor dem Bewußtsein des Menschen als solchem im unmittelbaren Geistesleben vorhanden ist, daß sie mehr ist, als bloß Bewußtsein und in diesem mit ihrem Wesen und Inhalte nicht aufgeht, ihr Leben darin nicht beschlossen hat.

Die Religion umschließt vielmehr das ganze Geistesleben des Menschen, während das Bewußtsein nur eine besondere Seite desselben ist, neben welcher noch andere Sphären und Thätigkeiten des Geistes sich selbständig äußern. Bewußtsein als solches ist nicht anders möglich, als durch Unterscheidung des Ich, als bewußtseienden Subjects, von dem Gegenstande des Bewußtseins. Ist dieser Gegenstand, auf den sich das Bewußtsein bezieht, das Ich, so ist dasselbe Selbstbewußtsein.

Allem und jedem Bewußtsein geht aber nothwendig das Gefühl oder die Empfindung von einem Gegenstande voraus, d. h. die unmittelbare äußere oder innere Wahrnehmung oder Erfahrung von einem Gegenstande; dem

Selbstbewußtsein geht also das Selbstgefühl voraus, welches sich sonach als das unmittelbare Innewerden des Ich von sich selbst und seinem eignen Verhalten darstellt.

Innerhalb dieser ursprünglichen Zuständlichkeit und unmittelbaren Lebensäußerung des Ich, welche die Sphäre des Selbstgefühls ist, hat, wie wir gesehen haben, die Religion ihre Stelle, welche in dieser ihrer bleibenden Grundform die noch unbewußt und ohne Reflexion im Elemente des Gefühls vor sich gehende Beziehung des Ich auf seinen eignen ewigen Lebensgrund ist, das innig-einige Weben und Wogen des Geistes in diesem seinem ewigen Grunde.

In der Religion hat und fühlt sich das Ich unmittelbar eins mit der Außenwelt und im innigen Zusammenhang mit derselben, sei es nun die Natur oder ein anderes Ich oder die Menschenwelt überhaupt, ohne daß hier das Ich sich vom Andern, wie von sich selbst, bestimmt unterschiede.

Erst das Erwachen der Reflexion über diesen Zustand, welches später eintritt, begründet und bedingt das Bewußtsein in der Religion, welches sich als diejenige Thätigkeit des Geistes erweist, worin er sich, als bewußtseiendes oder Bewußtsein habendes Wesen, von sich selbst als religiös - bestimmtem oder religiös-erregtem Wesen unterscheidet, oder mit andern Worten, fein innerlich religiöses Leben in die Sphäre der Anschauung, der Vorstellung, des Denkens zu erheben strebt.

Das religiöse Leben in seiner unmittelbaren Zuständlichkeit, in seiner tiefen Innerlichkeit und ursprünglichen Einheit, ist also wohl zu unterscheiden vom religiösen Bewußtsein als solchem, welches lettere noch außerdem die praktische Entäußerung des religiösen Gefühls im religiösbestimmten Thun des Menschen, der Sittlichkeit, und die gegenständliche Selbstdarstellung des religiösen Innenlebens im Cultus als parallele Seiten neben sich hat, während die Religion selbst aller drei lebensvoller Mutterschooß ist. Das religiöse Bewußtsein tritt nun zunächst als Vor

stellung oder als vorstellendes Bewußtsein auf, dessen wesentliche Eigenthümlichkeit darin besteht, daß das religiöse Subject in seinem Streben, sich seinen eignen religiösen Lebensinhalt zu gegenständlicher Anschauung zu bringen, denselben unvermerkt und absichtslos als einen Anderes, Aeußerliches, Jenseitiges und Fremdes sich gegenüberstellt und sich nun auf diesen gegenständlichen Inhalt sich fortwährend bezieht.

Es ist dieser Act des Hinaussehens der eignen reli giösen Lebensfülle, des eignen geistigen Inhalts in der Natur der Vorstellung nothwendig begründet, wobei jedoch dieß als wesentlich festzuhalten ist, daß das vorstellende Subject über dieses sein unwillkürliches Thun selbst noch kein Bewußtsein hat; es weiß nichts davon, was ihm hierbei begegnet, daß der vorgellte Inhalt oder der Gegenstand der religiösen Vorstellung eben nichts anderes ist, als der eigne Inhalt des religiösen Lebensgefühls selbst. Der innere Hergang und psychologische Zusammenhang dieses Projectionsacts bleibt dem religiösen Bewußtsein selbst noch verborgen und unerkannt. Es reflectirt noch gar nicht weiter darüber, daß der Gegenstand seiner Vorstellung, den es als einen außer ihm seienden sich gegenüberstellt, nur der durch die Phantasie hinausverlegte Inhalt seines eignen Selbstgefühls ist.

Auf diese Weise sind in der Geschichte des religiösen Geistes der Menschheit die Vorstellungen von Göttern und Göttergeschichten entstanden, wie dieß sehr treffend die Dichterworte ausdrücken:

In seinen Göttern malet sich der Mensch, und ebenso das Andere, was Goethe sagt:

Im Innern ist ein Universum auch;
Daher der Völker löblicher Gebrauch,
Daß Jeglicher das Beste, was er kennt,
Er Gott, ja seinen Gott benennt,
Ihm Himmel und Erde übergibt,
Ihn fürchtet und womöglich liebt.

Aus dem psychologischen Bedürfniß des religiösen Geistes, sich seinen unmittelbaren religiösen Lebensinhalt auch zum Bewußtsein zu bringen, entwickelt sich eine Stufenreihe von sogenannten Formen des religiösen Bewußtseins, welche die gemeinsame Grundlage haben, daß das im Menschengeist sich offenbarende religiöse Leben zunächst als ein Fremdes und Aeußerliches vor die Vorstellung tritt, weiterhin auch personificirt und in Geschichte verwandelt, und in dieser Gestalt von der Phantasie und Erinnerung festgehalten wird.

Die innern Unterschiede und besondern Elemente des religiösen Gemüthslebens werden von dem zum Bewußtsein erwachten Geist für sich firirt und als selbständige, fürsichseiende Gestalten göttliche Wesen - aus dem Bewußtsein hinausgeseht, während sie doch in Wahrheit nur unselbständige Momente und Seiten des menschlichen Gemüthszustandes selber sind.

§. 6.

Der Standpunkt des mythologischen Bewußtseins.

Man hat im Allgemeinen diesen Standpunkt des religiösen Bewußtseins und diese Weise der religiösen Vorstellung als den Standpunkt des mythologischen Bewußtseins bezeichnet, dessen allgemeiner Charakter somit darin besteht, daß ein rein Inneres, eine Regung und Aeußerung des religiösen Gemüthslebens als selbständiges Object aus dem Innern des Subjects hinausgesezt und als Gegenstand angeschaut wird. Die anschauliche Vorstellung vom Göttlichen als eines abgesonderten, einzelnen Gegenstandes, als Gott oder Götter, ist wesentlich dem mythologischen Bewußtsein eigen, und diese Vorstellungen erscheinen als Phänomene des Bewußtseins, denen die selbständige, wirkliche Eristenz außerhalb des religiösen Gemüthslebens, auf dessen Boden sie entstanden sind, abgeht.

Das Buch der Religion. I.

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Es ist hierbei jedoch ausdrücklich daran festzuhalten, daß diese ganze Thätigkeit des mythologischen Bewußtseins auf einem durchaus unabsichtlichen und unwillkürlichen Vorgang im Innern des religiösgestimmten Subjects beruht, und daß die Erzeugnisse der mythologischen Vorstellung keine mit Wissen und Willen des Subjects erfundene dichterische Gebilde, sondern unmittelbare und unwillkürliche Producte des religiösen Gemüths sind.

Die mythologischen Vorstellungen, als Phänomene des religiösen Bewußtseins, sind ein wesentlicher Nothbehelf des erst aus seiner ursprünglichen und noch ungetheilten Lebenseinheit im Gefühle erwachten religiösen Geistes, der darin das auf seiner gegenwärtigen Bildungsstufe allein mögliche Mittel und Organ besißt, um sich über seinen bestimmten religiösen Inhalt gewiß und sich desselben bewußt zu werden, während dieses Mittel, das sich für diese bestimmte Stufe der Geistesbildung, der es angehört, als nothwendig erweist, für eine höhere Stufe des fortgeschrittenen Geistes seine Wahrheit und Nothwendigkeit verliert, weil es sich dann als unzureichend für den Ausdruck des religiösen Inhalts herausstellt und die Vorstellungsfähigkeit des Geistes zugenommen hat.

Die mythologische Ausdrucksweise ist so recht eigent= lich die Kindessprache des religiösen Geistes, der noch an die Natur und Sinnenwelt gebunden in Bildern und aus der Natur entlehnten Typen sich seinen religiösen Inhalt vorstellig macht. Wie sich das Kind erst allmählich von der Gebundenheit an die Naturbedingungen des Geistes frei macht und zu reiner Geistigkeit fortschreitend sich zu erheben strebt: so haben auch die einzelnen Völker, die Menschheit selbst im Großen und Ganzen denselben Entwicklungsgang durchgemacht. Auch sie sind erst durch die Kindesstufe der Vorstellung in allmählichem Fortschritt und stufenmäßiger Entwicklung zu der Freiheit des vollendeten religiösen Selbstbewußtseins gelangt.

Darum ist dieser Standpunkt des mythologischen Be

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