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demselben eine Analogie, den Typus seines eigenen Wesens und Lebens, das selbst noch nicht als freie, bewußte Geistigkeit sich erfaßt hat, sondern noch zwischen der thierischen oder rein sinnlichen Lebendigkeit und dem freien geistigen Selbst in der Mitte schwebt, ohne den Unterschied zwischen der thierischen und der menschlichen Individualität klar und fest in's Auge zu fassen.

Das thierische Leben ist selbstischer Mittelpunkt, ein Sichfesthalten nach außen, das Innere des Thierlebens ist Seele, ruhendes unmittelbares Sein und Selbstgefühl. So faßt und weiß sich hier auch der Mensch, nämlich als bloß individuelle Lebendigkeit, und schaut unter ebendemselben Gesichtspunkt auch das Naturleben überhaupt an, das durch die Landesnatur schon als ein in sich geschlossenes bestimmt wird. Die Entwickelung des Naturlebens erscheint dem Bewußtsein des Aegypters als Prozeß des sich individualifirenden oder individuell gestaltenden Lebens.

Der ägyptische Geist schaut nicht mehr bloß in der Natur und dem damit eng verbundenen Menschenleben den unendlichen Wechsel des Entstehens und Vergehens, wie der indische Geist; sondern sucht in dem Prozeß des Naturlebens einen bleibenden Mittelpunkt zu finden und festzuhalten, und als diesen Mittelpunkt in dem unendlichen Kreislauf der Welt erkennt das Bewußtsein eben die Individualität, das Subject.

Das Bewußtsein geht aus von den Naturverhältnissen des Landes, es vergleicht diese im Naturleben des Nilthals sich darstellenden Naturprozesse mit einander und mit dem Prozeß der Lebensentwickelung des Menschen; die besondere Anschauung des bestimmten Landes charakters wird in's Bewußtsein erhoben, und treten als besondere Seiten des allgemeinen Lebensprozesses die Regelmäßigkeit und verständige Ordnung der individuellen Lebensgestaltung und die Ueberwindung alles Feindlichen und Zerstörenden durch die allgemeine Naturmacht, das im Tod und Vergehen sich stets erhaltende Leben hervor.

Das Individuum ist der feste Mittelpunkt in dem allgemeinen Kreislauf; das Individuum und alles individuelle Dasein geht in dem allgemeinen Prozeß des Lebens nicht unter, sondern erhält sich auch im Vergehen und geht aus dem Tode zu neuem Leben hervor.

Indem nun das Bewußtsein sich diesen unmittelbaren Kern seiner Natur- und Lebensanschauung zu einer bestimm ten gegenständlichen Vorstellung zu erheben und darin für die Erinnerung festzustellen sucht, wird dieser allgemeine Inhalt der Vorstellung als göttliche Geschichte, als ein Kreislauf allgemeinen, d. h. göttlichen Geschehens aufgefaßt und in einer der bestimmten geographisch - physischen Eristenz des ägyptischen Geistes entsprechenden Symbolik vergegenständlicht.

Dieß ist im Wesentlichen die Grundlage, auf welcher die Religion der Aegypter sich in ihrer bestimmten Individualität entfaltet.

§. 59.

Die Anfänge der ägyptischen Religion im Thierdienst.

Die Religion der rohen Ureinwohner Aegyptens bestand in einem Thierdienste, wie er der untersten Stufe der reli giösen Entwickelung der Völker, dem Fetischismus, entspricht und noch jest im Innern von Afrika herrscht. Das Thier ist als Fetisch, als lebendiges Idol, angeschaut, wie z. B. in Guinea Schlangengeschlechter und einzelne Schlangen individuen verehrt werden. Bei den Whidda - Negern hat die Schlange ihre Priester und bajaderenhafte Tempelmäd chen; die Verlegung oder Lödtung einer Schlange ist ein unendliches Verbrechen. Am Senegal und Gambia wird hauptsächlich der Tiger, auf dem indischen Archipelagus das Krokodil, und zwar letzteres als Ahnherr des Menschen, verehrt.

In Aegypten hat der Thierdienst seine klassische Zeit und vollendete Ausbildung gehabt. Es gab nicht bloß

Thiere, welche im ganzen Lande allgemein verehrt wurden, sondern auch solche, die in einzelnen Districten eine besondere Verehrung genossen. Der Stier, die Kuh, der Hund, die Ibis, die Kaze, der Falke (Sperber) und der Käfer gehörten zu den allgemein verehrten Thieren; der Widder, die Ziegen, der Bock Mendes, der Wolf, das Krokodil, das Nilpferd, verschiedene Schlangenarten u. a. wurden in einzelnen Theilen des Landes besonders heilig gehalten. Es wird sogar berichtet, daß die Frauen einer Gegend in Aegypten sich den Böcken preisgegeben haben. Und wenn eines der heiligen Thiere starb, war Trauer in der ganzen Gegend.

Die heiligen Thiere wurden sogar nach ihrem Tode feierlich und förmlich einbalsamirt und in den großen Todtenstädten der alten Aegypter in Tempeln beigesetzt. So findet man noch jest in der Wüste Saccara bei Memphis eine Menge solcher mumisirter Thierkörper, besonders heilige Vögel; ebenso in den Grüften von Theben. Dieselben wurden in derselben Weise der Behandlung mumisirt, wie die Menschen.

Diese Zoolatrie oder Thierverehrung, wie sie der ältesten Stufe der religiösen Entwickelung der Völker eignete, hat keineswegs ihren Ursprung in dem Streben gehabt, die in der Natur waltenden Kräfte zu symbolisiren und sie unter dem Bilde dieser Thiere in die Vorstellung zu erheben, so daß der ganze Kreis dieser heiligen Thiere, auf dieser ältesten Religionsstufe der Aegypter, als eine Symbolik des Naturlebens anzusehen wäre. Allerdings können die Thiere zu Symbolen werden und sind es innerhalb der Sphäre der ägyptischen Religionsform durch die nothwendig fortschreitende Bewegung des religiösen Bewußtseins auch geworden; aber ursprünglich sind sie es nicht. Ursprünglich find sie vielmehr als diese wirklich lebenden Gestalten, als die Thiere in ihrer unmittelbaren sinnlichen Erscheinung, heilig gehalten und göttlich verehrt worden.

Man hat sich vielfach bemüht, diesen sonderbaren Cul

tus aus äußerlichen Ursachen, aus der Beschaffenheit des Landes, des Klima's zu erklären; man hat die Nüßlichkeit oder Schädlichkeit gewisser Thiere als das Hauptmotiv des Thierdienstes angegeben, oder den Glauben an die Wanderungen der Seele in Thierkörper oder den Thierkreis und sonstige astrologische Beziehungen zur Erklärung zu Hülfe genommen. Etwas Wahres ist allerdings in allen diesen verschiedenen Erklärungsversuchen enthalten, das Wahre selbst hat aber einen tieferen Grund in der eigenthümlichen Gestalt des religiösen Bewußtseins selbst.

Das Bewußtsein des Menschen, auf dieser Stufe seiner geistigen Entwickelung, welcher der Thierdienst entspricht, wird noch ganz von der Gewalt der sinnlichen Begierde und der niederen Triebe verschlungen, es ist nur im Elemente der Begierde wirksam und wirklich; der Geist ist hier, gleichwie das Thier, in sich befangen und gefangen, in der Sucht zu sich selbst begriffen, in diesem ungesättigten Hunger nach sich, der das Wesen der thierischen Begier ausmacht. So wird recht eigentlich der Thiergeist mächtig über den Menschengeist, der Mensch sinkt vor jenem nieder und opfert sich ihm; so wird der Gottesdienst Thierdienst, die Thiernatur wird auf den Altar erhoben, der Mensch beugt sich vor seinem eignen gefesselten Geist und opfert seiner eignen thierischen Lust und Begier, indem er das Thier verehrt.

So wird für den noch in sich und sein unmittelbares Naturleben versunkenen Geist die Thierwelt die Darstellung seines eigenen Wesens. Da nun aber die Thierwesen, welche zu Gegenständen der Verehrung geworden sind, dieß nur sind durch die bestimmte Beziehung, die sich das Selbstbewußtsein des Menschen zu ihnen gibt; so müssen sie so mannichfaltig und vielfältig sein, als die Beziehungen des Bewußtseins und der finnlichen Begierde selbst sind. Je= nachdem eben Vorstellung und Begierde des finnlichen und seiner selbst nicht mächtigen Geistes auf irgend eine Weise besonders angeregt und afficirt wird, diese oder jene Richtung

desselben gerade vorherrscht, sucht er seinen gegenständlichen Ausdruck in einer bestimmten entsprechenden Gestalt des Thierlebens, worin er sich selbst wiederfindet.

Daraus erklärt es sich auch, wie unter den heiligen Thieren dieser altägyptischen Fetischdiener, manche erscheinen, wo man sich keinen Grund angeben kann, wie sie zu dieser Ehre gekommen sind, d. h. wo man die bestimmte psychologische Beziehung zwischen dem Bewußtsein und gerade diesen bestimmten Thiergestalten nicht nachweisen kann, weil der Grund im Innern des religiösen Gefühls- und Begierdelebens verschlossen liegt und sich der näheren Bestimmung entzieht.

Nichtsdestoweniger lassen sich aber gewisse allgemeine psychologische Motive nachweisen, die bei der Wahl der Thierfetische zu Gegenständen des Religionsdienstes vorwaltend mitgewirkt haben mögen. Entweder ist es nämlich die rohe Macht des Zeugungs- und Geschlechtstriebes, der den Mittelpunkt des sinnlichen Menschen bildet, und so werden von ihm auch vorzugsweise solche Thiere verehrt, bei welchen dieser besonders stark hervortritt, wie z. B. bei den rohen Ureinwohnern Aegyptens der Bock, der Stier, das Hunde- und Kahengeschlecht, das Krokodil u. a.

Oder es ist das Räthselhafte, Seltsame und Geheimnißvolle in der bestimmten thierischen Gestalt und Lebendigkeit, was als ein Motiv der Verehrung erscheint, wie z. B. die Schlange in dieser Rücksicht die Blicke des Menschen auf sich zieht und fesselt. Sie ist die eigentliche Zauberkraft der Natur, die Basiliskennatur des Thiergeistes, die verführerische Macht des sinnlichen Lebens.

Oder es ist die in der Darstellung und Offenbarung der thierischen Eigenthümlichkeit sich für den Standpunkt des ungebildeten Geistes bemerkbar machende scheinbare Selbstständigkeit des Thiers, die Bestimmtheit und Sicherheit des thierischen Triebes und Instinctes, worin das menschliche Bewußtsein dunkel das eigentliche Wesen der Selbstheit und Eigenthümlichkeit, das Princip der Indivi

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