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dualität ahnt. Der Zauberkreis des bestimmten Maaßes und der festen naturgemäßen Ordnung des Lebens, worin das Thier wie gebannt, unbewußt und sicher sich bewegt, erweckt bei dem noch in sich schwankenden, in der Sinnlichkeit unstät hin und hergeworfenen, in sich selbst noch des festen Haltes entbehrenden Selbstbewußtsein des rohen Menschen, wie in ähnlicher Weise beim Kinde, Staunen und Bewunderung als vor einem Höheren. -Der ganze Thierdienst ist die Religionsform der noch auf der Kindheitsstufe des Geschlechts stehenden Aegypter, über welche Stufe sich dieselben erst allmählich in fortschreitender Entwickelung zu größerer Freiheit des religiösen Selbstbewußtseins erhoben haben.

§. 60.

Die Symbolik der Thierwelt.

Sobald das ägyptische Bewußtsein aus dem unmittelbaren Thierdienste zu sich selbst und zu größerer Klarheit des Bewußtseins kam, unterschied es das Aeußere vom Innern, die Erscheinung der sinnlichen Wirklichkeit von der Bedeutung, welche darin für den Geist lag. Damit war eine höhere Stufe des religiösen Lebens betreten, auf welcher die Thiere zu Symbolen des Naturlebens werden.

Das Bewußtsein ist in der Thätigkeit begriffen, die Natur mit der Mannichfaltigkeit ihrer Gestalten und Kräfte in eine bestimmte Beziehung zu sich selbst, d. h. zu dem nach Selbstverständigung über seinen eignen religiösen Lebensinhalt ringenden Geiste, zu sehen, und kommt nunmehr dahin, diesen mannichfaltigen Gestalten und Aeußerungen des Naturlebens durch die Beziehung auf das Bewußtsein eine bestimmte Bedeutung beizulegen. Und zwar bleibt vorzugsweise die Thierwelt der herrschende Typus der ägyptischen Symbolik des Naturlebens.

In dem Kreis der heiligen Thiere werden die religiösen Vorstellungen gegenständlich angeschaut; hinter den

Thiergestalten haben sich die religiösen Ideen verborgen. Dieß ist auch der Sinn der über den ägyptischen Thiercultus von einem griechischen Schriftsteller überlieferten Sage, worin es heißt, daß im Anfang, wo der Götter wenige waren, sich dieselben des Uebermuthes der Menschen nicht hätten erwehren können und sich, um ihrer Ungezähmtheit zu entgehen, hinter die Gestalten der Thiere ver borgen hätten. Also dachte sich der auf solcher Stufe des religiösen Bewußtseins stehende Mensch die Seelen der Götter in den Thieren lebend.

So erzählt uns Plutarch, daß die ägyptischen Priester erklärten, der Stier Apis sei ein Bild von der Seele des Osiris; und ein anderer griechischer Schriftsteller berichtet ebenfalls, daß die Seele des Osiris in einen Stier gewandert wäre, und wenn ein neuer Apis geboren werde, so gehe die Seele seines Vorgängers sogleich in denselben über. Die Seele des Gottes aber, was ist sie anders, als der besondere Inhalt der mit der Gestalt des Gottes verbun= denen religiösen Vorstellung? Und dieser ist es, welcher vom religiösen Bewußtsein auf dieser religiösen Bildungsstufe in den einzelnen Gestalten der heiligen Thiere angeschaut wird.

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Darum galt der Stier als Symbol der schaffenden Naturkraft, und war derselbe im Ackerstier zugleich als der agrarische Segen gegenwärtig angeschaut. Die Kuh, als empfangendes, weibliches Princip, wurde Symbol des befruchteten Landes, insbesondere des Nilthals. Der Inhalt beider symbolischen Anschauungen wurde nunmehr in oberflächlicher Personification an die menschlich vorgestellten Götterwesen Osiris und Isis angeknüpft, von denen jener als Nilgott der Landesgöttin zur Seite stand. Osiris war der Bruder und Gemahl der Isis.

Weiter zeigte die Naturbetrachtung die Thatsache, wie die natürliche Landesgeschichte und die lokalen Verhältnisse des Nilthales, das Steigen, Uebertreten und Sinken des Flusses mit der Sonne in Verbindung stehen und von deren Das Buch der Religion. I.

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wechselnden Einflüssen abhängen. So wurde auch die Sonne für die ägyptische Religionsanschauung ein Gegenstand der Verehrung, und wurde der wohlthätige Einfluß der Sonne auf das Steigen und Fallen des Nil ebenfalls auf die symbolische Personification des Nil- und Landesgottes übertragen.

Vertiefte sich die Naturbetrachtung in den regelmäßigen Kreislauf des Naturlebens noch mehr, so gewahrte der beobachtende Geist des Aegypters, wie die Mutter Erde, die aus ihrem Schooße die Mannichfaltigkeit der Producte und Gestalten des Naturlebens hervorbrachte, dieselben auch wieder in sich zurücknimmt. So lag es nahe, die allgemeine empfangende und fruchtbare Kraft der Mutter Erde als allgemeine Naturmutter Neith zur personificiren und ebenso den tiefen verborgenen Grund der Dinge, die Nacht, in der alles Dasein schlummert und in die es wieder zurückkehrt, als Nachtgöttin Athor oder Hathor anzuschauen und beide Nebenvorstellungen mit der Vorstellung der Landesgöttin Isis zu verbinden.

So war Isis-Athor-Neith eine und dieselbe Gottheit, und Isis heißt bei Plutarch die mit unzähligen Namen benannte. Dieß will nichts anderes bedeuten, als: der Begriff der Isis ist ein in sich so reicher und inhaltsvoller, daß er vom symbolisirenden Geist der Aegypter nicht in einer einzigen bestimmten Totalanschauung vollständig ausgeprägt werden konnte, sondern in verschiedenen Formen und Bezeichnungen symbolisch entwickelt werden mußte, von denen die eine diese, die andere jene Seite besonders herausstellte. Auf diese Weise stellen alle die verschiedenen Hauptgöttinnen der Aegypter, die sonst noch außerdem erwähnt werden, z. B. die Bubastis, Buto u. A., immer nur das Wesen der einen Isis dar, nur immer in verschiedenen Formen und Bezeichnungen, mit verschiedenen Symbolen, wobei ihnen allen das Hauptsymbol der Isis, die Kuh, gemeinsam ist.

Waren in solcher Weise die guten und wohlthätigen

Naturkräfte des Nilthales unter den Symbolen des Stieres und der Kuh als Natur- und Landesgottheiten personificirt, so traten diesen gegenüber auch die ungünstigen und schädlichen Einflüsse der Landesnatur vor den anschauenden Geist. Die Noth des Landes während des niedrigen Nilstandes, die Dürre und versengende Gluth der Sonne und der tödtende Gluthwind der Wüste, die bei der Ueberschwemmung des Flusses hervortretenden Erscheinungen: die bösen Dünste und schädlichen Thiere, die daraus hervorgehenden Krankheiten u. s. w., alles dieß wurde dem Einflusse eines bösen Gottes zugeschrieben, welcher in mancherlei Symbolen und furchtbaren Gestalten des Naturlebens, unter dem Bilde des Esels, des Krokodils, des Nilpferdes, als Typhon vorgestellt wurde.

Aus dieser so bestimmten Gestalt der Symbolik ging die Hieroglyphik und die Vorstellung von der Seelenwanderung hervor, welche der ägyptischen Religion eigenthümlich sind. Das Bild der Sphinx ist recht eigentlich das Symbol des religiösen Geistes der Aegypter; aus dem Thierleibe derselben blickt ein Menschenangesicht hervor, als Bild der aus dem thierischen Leben sich heraufringenden Menschenseele.

§. 61.

Die Osirismythe und ihre Deutung.

Die zerstreuten symbolischen Elemente der früheren Entwickelungsstufe des ägyptischen Geistes vereinigen sich zu einer Totalanschauung in der Osirismythe. Osiris und Isis, in ihrem Verhältnisse zu Typhon, bilden den Mittelpunkt der ganzen ägyptischen Religion. Der Cultus der beiden Gottheiten Osiris und Isis, die durch die natürlichen. Bande als Geschwister und durch das freie Band der Ehe, nach der religiösen Vorstellung der Aegypter, vereinigt waren, war über ganz Aegypten verbreitet.

Der Kern der Osirismythe wird von Plutarch darin

gefunden, daß die Seele des Osiris ewig und unvergänglich sei, den Leib aber Typhon oft zerreiße und vernichte, doch Isis umherirrend ihn suche und wieder zusammenfüge. Nach der weiteren Ausführung des Mythus bei Plutarch hat sich das Geschwisterpaar Isis und Osiris schon im Schooße der Mutter in Liebe mit einander vermischt. Sie beherrschten darauf als Gatten Aegypten und befreiten die Bewohner vom thierischen Leben, indem sie denselben Ackerbau brachten, Geseze gaben und sie die Götter ehren lehrten. Darauf zog Osiris in die Fremde, um durch die sanfte Macht der Rede, des Gesanges und der Musik die rohen Völker zum Besiß und Genusse der Bildung und Gefittung zu bringen. Während nun in seiner Abwesenheit seine Gemahlin Isis über Aegypten regierte, strebte sein böser Bruder Typhon nach dem Throne des Osiris, konnte aber seinen Zweck nicht erreichen. Darum verschwor er sich mit zwei und siebenzig Männern und der äthiopischen Königin Aso gegen das Leben des Osiris, brachte denselben durch List und Verrath in seine Gewalt und warf ihn in einem verschlossenen Kasten in's Meer.

Auf die Nachricht von dem Tode des Gemahles legte Isis Trauerkleider an und irrte ängstlich forschend umher, um den Leichnam des Osiris zu suchen. Endlich fand sie denselben, aber der boshafte Typhon zerstückte denselben in vierzehn Theile und zerstreute dieselben in allen Gegenden des Landes. Isis beginnt ihre Klage von Neuem und sucht die zerstückten Glieder von Neuem zusammen und errichtete, wo sie gerade ein Glied desselben fand, Gräber des Osiris. Typhon aber wurde endlich gänzlich überwältigt.

Osiris erscheint in dieser Mythe als der leidende, sterbende und zu einem höheren Leben wieder auferstehende Gott. Er hat in der Gestalt des Typhon das Böse sich gegenüber, empfindet dessen Macht, wird von demselben getödtet, stellt sich aber aus dem Tode wieder her und herrscht auch in dem Todtenreiche oder im Amenthes, als Herr der Unterwelt und Richter der Todten.

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