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Die Mythe des Osiris enthält das Geheimniß der ägyptischen Religion; in ihr haben sich die verschiedenen Strahlen der ägyptischen Religionsanschauung zu einem festen Kern verdichtet. Die allgemeine Grundbedeutung des Mythus ist die Verbildlichung des allgemeinen Kreislaufes des Entstehens und Vergehens im Natur- und Menschenleben. Die Anschauung dieses Kreislaufes spaltet sich hauptsächlich in zwei besondere Momente, einmal den individuellbeschränkten Prozeß des Entstehens und Vergehens in der Landesnatur Aegyptens, dann den allgemeinen Prozeß der Weltentwickelung selbst.

Die erstere Beziehung war für das religiöse Bewußt= sein die nächste und älteste, aus deren Ausdehnung und Erweiterung die Beziehung der Mythe auf die Weltentwickelung sich entfaltete.

Zunächst also liegt die Bedeutung der Osirismythe in der Nilschöpfung und der an den Nil sich anknüpfenden natürlichen Jahresgeschichte des ägyptischen Landes, welche im Osiris, dessen Symbole der Nil und die Sonne sind, und in der Isis, die das ägyptische Land und den Mond vorstellt, verbildlicht werden. Zweimal stirbt Osiris im Jahre, im Frühling und im Herbst, das eine Mal zur Gluthzeit des Jahres und das andere Mal zur Zeit der Herbsttrauer, wo das Land unter Wasser steht. Zweimal klagt die Isis, in dem Schmerze um den Tod des Gemahles, das eine Mal um den Segen der Nilüberschwemmung, das andere Mal um den Rücktritt der Fluthen. In der bösen Zeit der Trauer und Klage, wo Schlangen und böse Thiere wüthen und unter den Fluthen die Hoffnungen des Landes begraben liegen, oder wo während des tiefen Nilstandes versengende Sonnengluth und Dürre herrschen, regiert Typhon, bis endlich dessen schädlicher Einfluß das eine Mal durch das Steigen und Uebertreten des Stromes, das andere Mal durch das Hervorkeimen der Saat aus dem verjüngten Boden des Jahres vernichtet wird.

Der Kreislauf der Jahresgeschichte des Nil und des

ägyptischen Landes, das wechselnde Sterben und Neugeborenwerden der Natur in der Jahresperiode, ist ein Ab- und Nachbild im Kleinen von der in großen Weltperioden vor sich gehenden Weltschöpfung und Weltentwickelung. Auch diese ist im Osirismysterium verbildlicht. Der allgemeine Prozeß und Kreislauf der Entwickelung der Welt in großen Zeitperioden wird als der Verlauf der Jahre der Gottheit vorgestellt, nämlich als in fünfundzwanzig Hundssternperioden vor sich gehend. Deßhalb durfte auch das lebendige Thiersymbol des Osiris, der heilige Stier Apis, nur fünfundzwanzig Jahre leben, indem ihm ein gewöhnliches Jahr für ein großes Jahr der Gottheit oder als eine Hundssternperiode angerechnet wurde.

So sehen wir denn in der mythischen Vorstellung der Aegypter alles Herrliche, was in der Natur geschieht, auf die beiden Hauptgottheiten Osiris und Isis zurückgeführt, indem Osiris als das männliche Princip die Elemente des Daseins herleihe und Isis als das weibliche Princip dieselben aufnehme und zu bestimmten Gestaltungen verbinde. Lehtere wird deßhalb auch als die Mutter des Horos gepriesen, d. h. als Hervorbringerin der ganzen sichtbaren Welt. §. 62.

Die Einheit des göttlichen Wesens Amun und Thoth.

Die Welt wurde vom ägyptischen Geist als Entwickelung aus der Einheit in die Vierheit der Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft aufgefaßt, und die Natur alles endlichen Daseins als eine Mischung und Bewegung der vier Elemente, die sich zu individuellen Eristenzen gestalten, angeschaut. Diese Einheit, aus der alles bestimmte Dasein hervorgeht, ist eins mit dem Wesen der Welt und Amun, d. h. das Verborgene, genannt. Das göttliche Wesen des Osiris, auf die Weltschöpfung bezogen, ist als das Urwesen Amun, von den Griechen Zeus-Ammon genannt, vorgestellt und diese Urgottheit nach verschiedenen Formen der Auf

fassung und Verbildlichung und nach verschiedenen örtlichen Culten auch mit anderen Namen bezeichnet worden.

Das inhaltsvolle Wesen und die eigenthümliche Natur des Gottes drückt sich in seinen Symbolen aus. Ein Hauptsymbol desselben ist der Widder, unter dessen Bild er als das allgemeine zeugende Princip der Welt angeschaut und in dieser Bedeutung der Gemahl (Stier) seiner Mutter genannt wird. Verschiedene Modificationen dieser Verbildlichung sind unter Anderem die Darstellung Amun's mit einem Widderkopfe mit Bockshörnern, welche eben die Erzeugung bedeuten; oder die Abbildung desselben als Widder mit vier Köpfen, d. h. als Urheber der vier Elemente, aus denen die geschaffene Welt gebildet ist.

Der widderköpfige Amun hat auch den Namen Neph oder Kneph oder Knuphis, und erscheint in der Hieroglyphe vor einer Töpferscheibe sibend und arbeitend, d. h. als Werkmeister und Weltbildner, als schaffender Gott. Oder er ist als Widder mit Einem Kopfe dargestellt, auf welchem eine Kugel und unter den vier Beinen vier Schlangen sich befinden, welche ebenfalls die Elemente bedeuten.

Die sich jährlich verjüngende Schlange ist nämlich ein weiteres charakteristisches Symbol der höchsten Gottheit und die Schlange erscheint auf einem Papyrus als den jungen Horos (d. h. die geschaffene Welt) und den Nilgott um= gebend und in einen Kreis gewunden, sich in den Schwanz beißend.

Ferner erscheint als Symbol des Amun-Kneph das Bild einer geflügelten Kugel, welche den Käfer bedeuten soll, und ebenso dieser Käfer selbst, dessen Entstehen die Entwickelung der Dinge aus dem Urwesen vorstellte.

Auf Denkmälern heißt die Urgottheit auch Amun-Ra, d. h. Amun-Sonne oder Amunkönig oder Herr der Throne und der Welten, wie ihn die Hieroglyphen nennen.

Eine eigenthümliche Stellung nimmt unter den ägyp tischen Götterwesen Thoth oder Thaaut ein, der als Anubis in der Gestalt des Hundes oder des hundsköpfigen Affen

erscheint und in der Hieroglyphik durch den Ibiskopf versinnbildlicht wird. In der ägyptischen Mythe steht er den übrigen Göttern, besonders der Isis und dem Osiris, rathend und lehrend zur Seite; er balsamirt die Todten ein und segnet die Mumie, ist der Führer der Todten auf ihren Wanderungen durch die unzähligen Gemächer des Labyrinthes, des symbolischen Geisterhauses für die dreitausendjährigen Wanderungen der Seele.

Weiterhin führt die ägyptische Sage auf Thoth die Erfindung der Sprache und so der hieroglyphischen, wie der Buchstabenschrift, den Ursprung aller Intelligenz und Bildung, aller Wissenschaft und Kunst zurück, und ist darum der Gott, weil alle Intelligenz und Geistesbildung vorzugsweise das Besißthum der Priester war, ebenso auch der geistige Vater und Repräsentant der Priesterschaft. Er ist der sinnende, denkende und forschende Geist, der die Götter alle erzeugt hat, das aus dem Naturleben zu sich selbst erwachende Selbstbewußtsein und allgemeine Wissen des Volkes als Eine Persönlichkeit angeschaut.

Darum hat er auch die Weltleuchte, die magische Zauberlaterne, worin er alle Wesen sieht, Steine, Kraut, Bäume, Pflanzen und Blumen, Nasses und Trocknes, den Bau der Erde wie den inneren Bau der Leiber. Darum ist auch die Pyramide sein Symbol, wie das Symbol des Weltalls, welches das Grab der Gottheit ist, wie die Pyramide finnbildlich als Grab des Osiris-Amun bedeutet. Thoth ist die höchste Einheit und Spiße der Weltentwicke lung, als Selbstbewußtsein des Geistes, sowie Amun-Kneph die erste Ureinheit der Welt, als ihr schöpferisches Princip ist. Beide bilden die äußersten Enden des ewigen göttlichen Kreislaufes der Weltentwickelung, während Osiris und Isis die Mitte des allgemeinen Lebensprocesses sind, in welchem sich ewig das All bewegt.

§. 63.

Der ägyptische Serapis.

Nach Alexander's des Großen Lode war Aegypten derjenige Staat, welcher vor allen anderen Reichen der damaligen Welt eine Bedeutung erhielt, die als das erweiterte Werk Alexander's erscheint. Durch geschickte Benuhung der Verhältnisse gelang es den ägyptischen Königen dieser lehten vorchriftlichen Jahrhunderte, den Ptolemäern, Aegypten zum Mittelpunkte nicht bloß des damaligen Welthandels, sondern auch der Wissenschaften und Künste zu erheben. In Aegyptens Hauptstadt Alexandria durchdrangen und vermischten sich in den dem Auftreten des Christenthums zunächst voraufgehenden Jahrhunderten die Religionen, Mythologien und Culte der Völker der alten Welt.

Namentlich hatte sich der erste ptolemäische Herrscher, Ptolemäus Soter, die Verschmelzung des griechischen und ägyptischen Religionsdienstes besonders angelegen sein lassen; es gehörte diese Vereinigung wesentlich zu dem allge= meinen Zuge des alexandrinischen Zeitalters und der ganzen damaligen Bildung; auch Wissenschaften, Künste, Gewerbe und Lebensweise der beiden Nationen suchte der genannte König und seine Nachfolger mit einander zu verschmelzen.

Diese Verhältnisse waren schuld, daß die eigenthümlich nationale Religion Aegyptens seit dieser Zeit mehr und mehr in sich zerfiel. Es verbreitete sich von Alexandrien aus, bald nach der Gründung dieser Welthauptstadt, ein umgebildeter ägyptischer Religionsdienst über Griechenland und auch über Rom aus, worin besonders neben dem Culte der Isis die Verehrung des Serapis eine Hauptstelle einnahm. Ueber die Einführung des Serapisdienstes in Alerandrien wird vom Könige Ptolemäus Soter folgende Anekdote erzählt, welche zugleich ein Licht auf die Art und Weise wirft, wie man damals den erwähnten Zweck der Religionsverschmelzung zu erreichen suchte.

Der Stadttheil Rhakotis in Alexandrien war der Sit

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