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samkeit des Jenseits, sucht sich der Geist zu retten aus dem Getriebe und Zoben des irdischen Begierdelebens, aus der Unruhe und dem Wechsel des Irdischen. In dem sinnlichen Begierdeleben findet der Geist keine Befriedigung und Versöhnung, und doch liegt sein ganzes Wesen, seine lebendige Kraft, sein Wille und Streben in der Welt des sichtbaren sinnlichen Daseins. So flieht denn der Geist in die Unterwelt, in die ungeheure Armuth und Leere des Todtenreiches.

§. 66.

Die religiösen Denkmale Aegyptens.

Wie bereits oben erwähnt worden, redet das alte Aegypten noch auf andere Weise, als durch den Mund griechischer Schriftsteller zu uns, der erstaunten Nachwelt, durch seine Denkmale, durch die großen räthselhaften Wunderwerke Aegyptens, die seit Jahrtausenden stumm geblieben sind, weil der Schlüssel zu ihrem Verständnisse dem Geiste gefehlt hat, die aber ihr Mysterium demjenigen offenbaren, der mit dem Sinn und der Bedeutung der ägyptischen Religion sich vertraut gemacht hat; denn die Kunst stand auch in Aegypten mit der Religion und dem Cultus in engster Verbindung.

Der ägyptische Volksgeist, der an diesen Werken Jahrhunderte lang gearbeitet hat, ist von einem tiefen Denker der neueren Zeit als der Werkmeister bezeichnet worden, der durch sein instinctartiges Arbeiten im rohen Stoffe der Natur als in einem werkthätigen Gottesdienste sich den Gehalt seines inneren Lebens und religiösen Bewußtseins zu gegenständlicher Anschauung bringen wollte. Die äußere Gestalt, in welche der symbolisirende, darstellende Sinn des Volkes seinen geistigen Inhalt einprägte, ist hiebei keineswegs gleichgültig, sondern hat eine bestimmte Bedeutung und wesentliche Beziehung auf den Inhalt des religiösen Geistes.

Aegypten ist das eigentliche Land der symbolischen

Kunst; darum ist seine Kunst auch vorwaltend nur bildende Kunst, die in sich ruhendes, tiefes Schweigen ausdrückt; selbst die älteste Form der ägyptischen Schrift ist wesentlich symbolischer Natur, die Hieroglyphik. Die hieroglyphische Schrift ist ein noch ganz unvollkommener Anfang der Buchstabenschrift, die aus jener durch Abkürzungen und Ver einfachung entstanden ist.

Sie bestand aus symbolischen Charakteren, den Bildern oder Figuren der Gegenstände, von welchen man redete; diese Figuren wurden ganz gezeichnet. Namentlich wurde die ganze Naturanschauung des Volkes in solchen hieroglyphischen Zeichen niedergelegt, deren uns bis jezt durch die Bemühungen der Alterthumsforscher etwa achthundert bekannt geworden sind. Die Thierbilder wurden als symbolische Bezeichnung göttlicher Eigenschaften und religiöser Vorstellungen gebraucht. Den Bemühungen französischer, englischer und deutscher Gelehrten ist es auch bereits gelungen, einen ziemlichen Theil dieser ägyptischen Hieroglyphen zu entziffern, und wird in diesem Geschäfte der Entzifferung die Zukunft immer noch größere Fortschritte machen.

Die Denkmäler der religiösen Baukunft der Aegypter zeichnen sich durch das Kolossale und Massenhafte ihrer räumlichen Verhältnisse und durch die Größe der mechanischen Arbeit aus. Es sind dieß hauptsächlich Felsengräber, deren Wände mit Inschriften, Skulpturen und Malereien bedeckt sind, Tempel der Götter, Pyramiden und Obelisken.

Die Pyramiden sind vierseitige Gebäude, die mit ihren Seiten genau nach den vier Weltgegenden gerichtet sind; die Seitenflächen bilden Dreiecke und laufen oben mit einander in einer Spiße zusammen. Sie bezeichnen in riesenmäßiger Symbolik das Weltall, von der breitesten Basis bis zur höchsten Einheit des menschlichen Selbstbewußt= seins in der Spike. Die Sphinx, welche bei der bedeutendsten Pyramidengruppe steht, zeigt an, daß der Be= trachter nicht vor bloßen Grabhügeln steht, sondern vor einem symbolisch - hieroglyphischen Bauwerke, welches. das

Mysterium des göttlichen Wesens selbst versinnbildlichen soll. Sie sind symbolische Grabmäler der höchsten Gottheit selbst, deren wirkliches Grab eben das All, die Welt, ist, welche auch in der Hieroglyphik durch ein Viereck bezeichnet wurde, um dadurch anzudeuten, daß sie die Vereinigung der vier Elemente ist. Könige, welche Grabgenossen des Osiris sein wollten, ließen sich unter diesen Pyramiden bestatten, weil ja überhaupt alle Sterblichen an dem gemeinsamen Geschicke der höchsten Gottheit, dem Kreislaufe des Entstehens und Vergehens, Antheil haben.

Eine ähnliche Bedeutung haben die Obelisken oder Spitzsäulen, die immer nur aus einem einzigen Steine gearbeitet sind. Es sind oft hundert bis hundertfünfzig Fuß hohe, ebenfalls viereckige Säulen, welche von unten nach oben sich allmälig zuspißen, zuleßt aber plößlich in die Form eines Pyramidions, d. h. einer kleinen Pyramide, endigen.

Sie sind weder zur Eingrabung und Verewigung irgend einer historischen Erinnerung bestimmt, noch sollen sie die Sonnenstrahlen in riesenhafter Symbolik versinnbildlichen, wie hin und wieder die Meinung gewesen ist, sondern sie versinnbildlichen das in der Osirismythe und in der Vorstellung des Amun und Thoth ausgedrückte höchste Mysterium der ägyptischen Religion selbst, nämlich den großen Prozeß der Gottheit und des Alls, die Grundformel alles Entstehens und Vergehens, als das Auseinandergehen der Einheit in die Vierheit der Elemente und ihr Zusammengehen in die Einheit. In der Hieroglyphik wird darum auch Amun durch das Bild des Obelisken bezeichnet.

Ein alter ägyptischer Obelisk, der jeht auf dem Monte Citatorio in Rom steht, zeigt auf allen vier Seiten seines Pyramidions den Käfer mit der Kugel, als das Bild der Welt und der Weltschöpfung, und zwar den Käfer mit ausgebreiteten Flügeln, wodurch offenbar die Bedeutung des Obelisken überhaupt ausgedrückt wird.

Die Bildhauerkunst der alten Aegypter charakterisirt sich durch ebenso kolossale Schöpfungen. Ein solches von

Das Buch der Religion. I.

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den Aegyptern häufig in Stein dargestelltes symbolisches Gebilde ist die kolossale Sphinx, die Darstellung eines Lö, wenleibes mit dem Kopf irgend eines anderen Thieres oder einem menschlichen Haupte. Die übrigen religiösen Bildwerke der Aegypter finden sich hauptsächlich in zahlreichen Reliefs an den inneren Wänden der Felsentempel und Grotten, der Todtenbehausungen oder Katakomben, und stellen theils ägyptische Gottheiten, theils feierliche Aufzüge und bewegtes Festleben dar.

Bei den Darstellungen der Götter begegnet uns eine wunderlich phantastische Mischung der thierischen und menschlichen Gestalt. Die Götter sind in Menschengestalt abgebildet, aber an ihrem Leibe tragen sie noch die Zeichen und Symbole ihres Ursprunges aus der Thierwelt, thierische Glieder. Oft sogar ist das Haupt noch der Kopf eines Thieres. Man vermißt außerdem in allen Götterbildern das eigent liche Leben, die seelenvolle Empfindung, den charaktervollen Ausdruck des Bildes, die Grazie und die schöne Form, die uns zuerst in der griechischen Kunst begegnet.

Dieß sind die Trümmer der untergegangenen Welt, die (wie Görres sagt) dunkel im Geheimniß angeglüht an den Ufern des Nil einst gestanden. Zum Himmel ist die Gottheit zurückgekehrt, verlassen ist Aegypten, ihr uralter Siß, nun verwaist und götterlos; seine geheiligte Erde, sonst mit Lempeln und geweihten Orten, ist mit Gräbern und Todten jegt gefüllt; zur Fabel ist seine Religion geworden; nur die Natur ist unwandelbar dieselbe geblieben, noch tritt der Strom segenbringend aus seinen Ufern, aber die Chöre, die ihn gefeiert, sind verschwunden, und die festlichen Züge, die er auf seinen Wellen so oft getragen.

Fünftes Kapitel.

Der Sabäismus oder die Religion der Semiten.

Im

§. 67.

Die semitische Völkergruppe.

Im südwestlichen Asien hat die Natur an den syrischchaldäischen Tiefländern ein geographisches Centrum ge= bildet, auf welchem diejenige Völkergruppe des kaukasischen Stammes ihre geschichtliche Eristenz hat, welche mit Beziehung auf ihren mythischen Stammvater, Sem, der semitische und wegen ihres Stammsites Syrien oder Aram der aramäische Völkerstamm genannt wird, der zugleich eine von den indisch-europäischen Sprachen verschiedene Sprachfamilie bildet.

Es gehörten unter den Völkern des Alterthums zu dieser semitischen oder aramäischen Völkergruppe die Juden, Araber, Babylonier, Assyrier, Syrer, Phönizier und Karthager. In Bezug auf die Sprache wird dieser Sprachstamm in mehrere Zweige getheilt, nämlich den hebräischen Zweig, zu welchem das Hebräische, Phönizische und Pu nische oder Karthagische gerechnet wird, den aramäischen oder syrischen Zweig, wozu das Assyrische, das Chaldäische oder Ostaramäische und das Syrische oder Westaramäische gezählt wird, und den arabischen Zweig, wozu das ausgestorbene Altarabische und die heutige arabische Volkssprache gehören.

Auch in Bezug auf die Religion findet zwischen den einzelnen Zweigen der semitischen Völkergruppe ein nahes verwandtschaftliches Verhältniß statt, indem alle semitischen Völker von einer gemeinsamen religiösen Grundlage ausge=

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