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hen, von welcher aus freilich im weiteren Verlaufe der Entwickelung ihres Bewußtseins sich mancherlei unterscheidende Eigenthümlichkeiten geltend machten, welche als besondere Modificationen des gemeinsamen religiösen Grundprincips erscheinen.

Insbesondere hat sich aber das hebräische Volk durch eigenthümliche geschichtliche Verhältnisse, in die es fast wi der seinen Willen und gegen seine ursprüngliche volksthümliche Naturanlage hereingerissen worden war, im Verlauf einer Reihe von Jahrhunderten so sehr von den übrigen Semiten in Religion, Bildung, Sitten, Staat und Schicksalen unterschieden, daß es eine selbständige Stellung in der Weltgeschichte einnimmt. Wegen dieser Eigenthümlichkeit des hebräischen Volksgeistes wird die Religion der heidnischen Semiten von der Religion der Hebräer getrennt be trachtet werden, wie denn auch der religiöse Standpunkt und die religiöse Entwickelung des Bewußtseins der heidnischen Semiten in der Geschichte des religiösen Geisteslebens der orientalischen Menschheit eine niedrigere Stufe einnimmt, als der ausgebildete religiöse Standpunkt des Volkes Israel.

Das Völkerleben der heidnischen Semiten, mit welchen sich dieses Kapitel beschäftigt, stellt, dem eigenthümlichen Culturleben des hebräischen Volkes gegenüber, einen in sich geschlossenen Stufengang des Culturlebens dar, der durch die drei Völkerfamilien der Araber als erster Stufe, der Assyrer und Babylonier, mit den Chaldäern, als zweiter .Stufe, und der Phönizier als dritter Stufe repräsen tirt wird.

Der weltgeschichtliche Fortschritt, welchen die semiti schen Völker, heidnischen Theiles, gegen die Bildungsstufe des ägyptischen Volksgeistes darstellen, wird erst durch die vollendetste Stufe, den phönizischen Geist, repräsentirt, für welche die beiden anderen Stufen nur die Vorstufen und geschichtlichen Voraussetzungen bilden.

Das erste semitische Volk, die Araber, traten noch nicht

eigentlich in die Geschichte ein, sondern erhoben sich kaum über das beduinische Nomadenleben zur freieren Bewegung des Handelslebens. Der anschauungsarme, aber finnlich kräftige Sohn der Wüste entfaltet neben den Aeußerungen einer leidenschaftlichen Natur, der Rachsucht, Habgier und Kriegsluft, in seinem Charakter auch die edleren Züge der Lapferkeit, Freiheitsliebe und Gastfreundschaft.

Bei Babyloniern und Phöniziern verband sich scharfe praktische Verstandesthätigkeit, die sich dort auf Wasserund Kanalbauten, Dämme und Deiche, die Cultur des Bodens und städtische Gewerbe, hier auf die Interessen des Handels und der Industrie richtete, mit toller Leidenschaft, Wolluft und weichlicher Ueppigkeit des Naturells.

Insbesondere wurden die Phönizier durch die Beschränktheit des Landes und die angeborne Unternehmungslust auf's Meer geführt, zu Coloniengründungen und Handel zu Land und zur See getrieben, worin die Erzeugnisse ihrer Industrie ausgetauscht und dem Volke zu Reichthümern wie zur Erweiterung der Bildung verholfen wurde.

§. 68.

Der Ursprung des Sabäismus oder Sterndienstes.

Die Naturreligionen der heidnischen Semiten haben zu ihrer gemeinsamen Grundlage den Sterndienst oder Sabäismus. Diese Religionsform hat ihren Namen von der arabischen Landschaft Saba, welche im sogenannten glücklichen Arabien, im nördlichen Theile des heutigen Jemen lag und reich an gewürzhaften Pflanzen, Weihrauch, Myrrhen, Balsam war, womit die Bewohner des Landes, die Sabäer, lebhaften Handel trieben. Dieselben hatten eine um das Jahr 1800 vor Chr. Geb. gegründete Hauptstadt, Saba oder Scheba genannt, deren Königin den Salomo besuchte, und waren das reichste Volk unter den Arabern.

Hier, auf der arabischen Halbinsel, war die Heimath

des Gestirndienstes, der auch von den Sabäern den Namen des Sabäismus hat. Von dort kam derselbe zu den babylonischen Chaldäern und von da zu den Syrern und Phö niziern, welche ihn in ihre Colonien, besonders nach Karthago verpflanzten. Aehnliche Vorstellungen, wie bei den vorderasiatischen Sterndienern, finden sich vereinzelt auch bei halbrohen amerikanischen Völkerschaften, z. B. bei den Einwohnern von Paraguay, Peru und Florida, welche die Sonne als einen Jüngling und den Mond als seine Schwe fter und Gattin mit Festen und Opfern von Weihrauch und Spezereien verehrten.

Die natürliche Beschaffenheit Arabiens sowohl, als auch des Doppelstromlandes des Euphrat und Tigris, sowie das Seeleben der Phönizier wies den Menschen zur Betrachtung der Gestirne und auf die Beobachtung der mit ihrer wechselnden Stellung verbundenen Erscheinungen und Veränderungen des Erdenlebens hin. Die so erworbenen Erfahrungen und astronomischen Kenntnisse wurden von den babylonischen Chaldäern in einen geordneten Zusammenhang gebracht und auf die Bearbeitung des Bodens angewandt, während die Bewohner des unter dem Namen Phönizien bekannten mittleren Theiles des syrischen Küstenlandes die weitere Anwendung dieser Kenntnisse auf Industrie, Schifffahrt und Handel machten.

In seiner Entstehung aus dem religiösen Geiste der Völker schließt sich der Sabäismus an die erste und niedrigste Religionsform, den Fetischismus, zunächst an, und erklärt sich die sabäische Natur- und Weltanschauung psy= chologisch aus der nächsten Erhebung des Bewußtseins über das unmittelbar gegebene sinnliche Einzeldasein zur erhabenen, jenseitigen Sterneinzelheit, die schon als ein Höheres gilt, und damit zugleich zur Ahnung einer das Einzeldasein beherrschenden allgemeinen Nothwendigkeit und ge= seßmäßigen Macht, zur Beziehung des einzelnen Daseins auf den allgemeinen Zusammenhang, der alle Eristenzen und Erscheinungen des Naturlebens umfaßt. (Vergl. §. 70.)

Diesen gesehmäßigen Zusammenhang erblickt der Geist in den der unmittelbaren und nächsten Gegenwart entrückten und in ihrer eigenen, auf sich beruhenden, von menschlicher Willkür unabhängigen Gesetzmäßigkeit sich bewegenden Himmelskörpern. Indem nun das vorstellende Bewußtsein für die gegenständliche Anschauung seines geistigen Lebensinhaltes, der sich aus dem Inneren zur Aeußerung drängt, eine entsprechende Gegenständlichkeit in der umgebenden Natur sucht, bieten sich demselben eben diese Himmelskörper dar, die er als die Typen und sinnbildlichen Träger jener Vorstellungen festhält. In der Anschauung des Sternenhimmels, in der regelmäßigen mechanischen Bewegung der aufeinander sich beziehenden und in einem bestimmten Verhältniß untereinander stehenden Himmelskörper findet die Vorstellung dieser Völker den verschlungenen Zusammenhang von Ursache und Wirkung im Naturleben gegenständlich abge. bildet oder vorgezeichnet.

Mit dieser Anschauung geht zugleich dem Geiste die Ahnung einer über dem Erdenleben waltenden höheren Noth. wendigkeit, einer an den regelmäßigen Sphärenlauf der Gestirne geknüpften Schicksalsmacht auf, deren Geseße der davon sich abhängig findende Menschengeist zu erforschen und sein Verhalten mit derselben möglichst in Einklang zu seßen strebt. Der Mensch erblickte in der jenseitigen Sternmacht die Macht des über Welt und Leben waltenden Verhängnisses, dem der Erdenbewohner sich unbedingt zu unterwerfen hat und aus dessen Offenbarungen sich der zukunftdürftende Menschengeist sein künftiges Loos weissagt.

Gleichwie den Fetischen wird den Gestirnmächten ein zauberischer Einfluß auf das Leben der Erde und ihrer Bewohner beigelegt. Das erwachende Freiheitsgefühl des Geistes sucht aber durch verständige Berechnung des Lebens und seiner, unter dem Einflusse der Gestirnmächte erfolgen. den, Erscheinungen sich die Naturmacht des Schicksales so viel als möglich zu unterwerfen und die Gewalt der Nothwendigkeit sich und seiner Freiheit dienstbar zu machen

Hieraus erklärt sich die Entstehung des astrologischen Systemes, welches von den Chaldäern ausgebildet und dann weiterhin für die ganze alte Welt eine geschichtliche Macht wurde.

§. 69.

Die Quellen der sabäischen Religionsgeschichte.

Unsere Kenntniß der sabäischen Religionsgeschichte fließt aus sehr dürftigen und dazu noch vielfach getrübten Quellen. Eine eigne heilige Literatur und Sammlungen von Religionsurkunden dieser Völker haben sich nicht erhalten, und sind wir fast ausschließlich an die Berichte von Griechen und Römern gewiesen, welche aber aus dem Grunde nur mit großer kritischer Vorsicht benußt werden können, weil sie aus den Zeiten herrühren, in welchen die alten Volksreligionen nicht mehr in ihrer ursprünglichen Gestalt herrschten, sondern vielfach mit griechischen Religionsvorstellungen und Götterlehren vermischt und zum Theil ganz umgestaltet worden waren.

Ein Bild über den arabischen Sabäismus kann hauptsächlich nur aus der Verknüpfung der Notizen geschöpft werden, welche Pocock in seiner Schrift: Specimen historiae Arabum gesammelt hat.

Ueber die chaldäische Religion hat der Jude Philo, der im ersten christlichen Jahrhundert in Alexandrien lebte, in feinen Schriften Manches berichtet, was zur Kenntniß der religiösen Vorstellungen der Chaldäer dient. Gänzlich unbrauchbar sind dagegen die Bruchstücke, welche aus der chaldäischen Geschichte des Chaldäers Berosus durch spätere griechische Schriftsteller mitgetheilt worden sind. Dieser Berosus hat zur Zeit der nächsten Nachfolger Alexander's des Großen, um die Mitte des zweiten Jahrhunderts, ge= lebt und Schriften über die Sternkunde und Philosophic der Chaldäer verfaßt; auch soll derselbe auf der Insel Kos eine astrologische Schule eröffnet haben. Abgesehen davon,

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