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Geistigkeit sind in seinem Wesen zur Einheit verbunden und dadurch wird dem griechischen Geistesleben jener Typus frischer Jugendlichkeit aufgedrückt, der alle spätere abendländische Völkerentwickelung so mächtig zu Griechenland hinzieht und so gewaltig an das griechische Leben fesselt.

Man hat auf dem Standpunkte philosophischer Weltbetrachtung das Wesen des griechischen Geistes hin und wieder als die noch unmittelbare Einheit von Natur und Geist bezeichnet. Dieß ist aber vielmehr der Charakter des orien talischen Geistes. Der vollendete griechische Geist dagegen hat in der pelasgischen Vorzeit die Entzweiung und den Kampf des Geistes mit der Natur bereits durchgemacht und zu einer Versöhnung gebracht, die sich als Verklärung des Natürlichen in der Schönheit darstellt. Als bestimmte, eigenthümliche Culturform in der Geschichte des Alterthums bildet der hellenische Volksgeist die schöne Mitte zwischen dem Drient und der späteren abendländischen Welt und charakterisirt sich somit als die schöne Einheit von Natur und Geist, die keine natürlich vorhandene mehr ist, sondern eine errungene und erworbene.

Ungehemmt von fester, starrer Sagung, ist das griechische Leben doch geregelt; ohne daß man sich Gründe angibt, herrscht die Sitte als Gesez des Volkslebens. Mit der Priesterherrschaft hört auch die dem Orient eignende Vermengung der verschiedenen Kreise des Geisteslebens auf; Künste, Wissenschaft, Staat unterscheiden sich frei und gliedert sich jede dieser Thätigkeiten zu organischer Einheit; alle Kreise menschlicher, freier Geistesthätigkeit hat das griechische Volk durchlaufen, es sind ächte und ganze Menschen gewesen.

Ein stets Maaß haltender geistiger Naturinstinct beherrschte das Leben der Hellenen; die höchste, ausgelassene Kunst hielt noch das Band der Schönheit fest; die Leidenschaft war mit den Grenzen des Maaßes umschrieben, über alles Natürliche der verklärende Hauch der Seele gegossen. Das Schöne drang in Alles, was die Griechen thaten und

schufen, sie haben das Schöne ebenso in der Kunst dargestellt, als im Leben zur Erscheinung gebracht. Die grie chische Individualität ist die schöne Persönlichkeit in vollendeter Jünglingsgestalt; das griechische Leben ist die Jünglingsthat der Weltgeschichte. Der dichterische Jüngling Achilles, das Erzeugniß der Phantasie bei Homer, hat die Geschichte der Griechen eröffnet; der wirkliche Jüngling Alexander hat es beschlossen und zu Ende geführt.

Jeder einzelne Grieche lebte im Ganzen, im Staat und allgemeinen Volksleben, das Vaterland war die Lebensluft für Alle. Und eben der harmonische Einklang des Einzelnen mit dem Ganzen war die Schönheit des griechischen Volkslebens. Das griechische Volk ist zuerst in der alten Welt ein wahrhaft fortschreitendes, durch seine eigne That und Geistesarbeit sich entwickelndes gewesen. Der griechische Volksgeist entwickelte sich in organischem Fortschritte durch seinen innersteignen Drang zu derjenigen Vollendung, welche seine klassische Bedeutung in der Weltgeschichte ausmacht.

Die Urgeschichte Griechenlands stellt die Aufnahme orientalischer Bildungselemente dar; als freier Schüler, der das Fremde und Gegebene umschafft und sich zum wahrhaften geistigen Eigenthume macht, lernte Griechenland von Aegypten, Persien, Phönizien; der orientalische Geist der Pelasger schuf aus sich das neue hellenische Culturleben, das in der Blüthezeit der griechischen Geschichte sich zu klassischer Vollendung erhob und in den verschiedenen Sphären des volksthümlichen Geisteslebens innerlich bewährte. In den Perserkriegen trat Griechenland_in_wirklichen Kampf mit dem Orient, aber es wies durch seine Helden in den berühmten Freiheitsschlachten die überfluthende Macht des orientalischen Despotismus zurück.

Endlich die dritte Epoche des griechischen Lebens bringt mit der Auflösung der griechischen Welt zugleich das Allgemeinwerden der griechischen Bildung zum Vorschein; der Untergang der schönen Volksthümlichkeit des griechischen Lebens ist zugleich der Uebergang desselben in weitere und all

Das Buch der Religion. I.

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gemeinere Kreise; das von den Griechen geistig Errungene gab Alexander dem Orient, der Mutter der griechischen Bildung, wieder in höherer Form zurück.

§. 91.

Die religiöse Natur- und Weltanschauung der Hellenen.

Ehe das Göttliche als Geist gewußt werden konnte, wie es bei den Griechen auf der Stufe der vollendeten Ausbildung ihrer Religion der Fall war, mußte es sich erst aus dem Naturgrunde des Bewußtseins herausringen. Dieß geschah in der Religion der Pelasger, welche die Vorstufe der vollendeten hellenischen Religionsform darstellt. Diese leştere charakterisirt sich aber durch folgende eigenthümliche Natur- und Lebensanschauung.

Den Hellenen eignete eine große Reizbarkeit und Empfänglichkeit für die Eindrücke der ihn umgebenden Natur, ein feiner, zarter Natursinn. Wie aber der Charakter der Individualität dem griechischen Wesen aufgeprägt war, so geschah es, daß der poetische, phantasievolle Sinn der Griechen auch die Natur unter dem Gesichtspunkt der In dividualität anschaute, als unendliche Mannichfaltigkeit von individuellen Wesen. Der Zusammenhang des Naturlebens, ebenso wie der des Menschenlebens und beide in ihrer Einheit und Wechselwirkung, wurde vom Bewußtsein der Hel lenen als eine Göttergesellschaft, als eine Vielheit lebens. voller persönlicher Göttergestalten vor- und dargestellt.

Der Mensch ist für den Hellenen das Maaß aller Dinge, und das Innere der Natur, das Göttliche, ist ihm ebenfalls das Individuelle, das Menschliche, das Persön liche. Die diesseitige Welt, Natur- und Menschenleben, werden als ein Ganzes und als die Heimath des göttlichen Lebens angeschaut. Alles, was den Menschen umgab, was er beim Anblick der Natur- und Menschenwelt empfand, kam ihm als Offenbarung des göttlichen Lebens stets in individueller, persönlicher Gestalt zum Bewußtsein, oder

(wie der Dichter sagt) Alles wies den eingeweihten Blicken, Alles eines Gottes Spur.

Der Grundzug des griechischen Bewußtseins war eben der, daß alles Natürliche ein Göttliches ist, nur weil und insofern es ein Menschliches ist. Nicht als ein Fremdes und Jenseitiges, Fernes und Aeußerliches stand dem menschlichen Geist die Natur, das Universum, gegenüber, sondern der Grieche lebte darin als in einer ihm nahen, verwandten und befreundeten Welt, aus der er überall sich selbst ent= gegenklang, in der er sich selbst mit seinem Denken, Empfinden und Trachten wiederfand.

In Alles, was ihn umgab, übertrug das griechische Bewußtsein sein Wesen, seine Empfindung, seine Vorstellung, und veranschaulichte sich den Inhalt des Naturlebens in seiner, der menschlichen Gestalt. Durch die Schöpfung (sagt der Dichter der Götter Griechenlands sehr treffend) floß da Lebensfülle, und was nie empfinden wird, empfand. Daher kam es denn, daß die unmittelbar und unbewußt dichtende religiöse Phantasie in naiver kindlicher Weise auf seine Götter die Natur des Menschen, menschliche Empfindungen, Begierden, Thätigkeiten und Einrichtungen übertrug, Alles aber doch über die gemeine und gewöhnliche Anschauungsweise erhoben, zu schöner Form verklärt, idealisirt. In seinen Göttern schaute der Grieche sein eignes menschliches Wesen in seiner Wahrheit, die Menschenwelt in ihrer Verklärung gegenständlich.

,,Wo er sich befand, war er von Göttern umgeben, in deren freundlicher Nähe er sich befriedigt fand, denn sie waren seines Wesens und erschlossen ihm dieses. Beschlich ihn auch in einsamer Waldesstille wohl zuweilen der Schauer vor der Nähe der allgemeinen Naturmacht, so horchte er dagegen auch auf das, was sie sagte, befragte sie in allen Zweifeln, und was sie antwortete, verstand er, denn seine Sprache war es, die sie redete. Statt jenes trüben Ernstes, der auf dem unfreien, von der Natur mehr oder weniger bewältigten Dasein der älteren Völker ruhte, ergoß

sich über das griechische Leben die Heiterkeit eines sich selbst befriedigenden Daseins; denn frei, wie in seinem Staate, wußte der Hellene sich im Universum." Dieß ist die

eigenthümliche Form, in welcher das hellenische Natur- und Gottesbewußtsein auftritt. Es war (wie sich ein geistvoller Bearbeiter der griechischen Mythologie ausdrückt) unbewußt in dem Hellenen die Nothwendigkeit vorhanden, jede besondere Weise geistigen Lebens, deren Einheit man erkannte, in einem Gipfel zu concentriren, der dem Geiste dann als ein persönliches Wesen erschien.

§. 92.

Die Quellen der griechischen Neligion.

Ohne Dogma und priesterliche Saßung waren die Griechen doch religiös. Es gab bei denselben auch keine heiligen Bücher und Religionsurkunden, wie bei den Völkern des Orients, deren Inhalt von den Priestern gehütet und bewahrt wurde. Im Bewußtsein des Volkes lebte von Anfang an die Religion und gedieh und wuchs in lebendigem Fortschritt und pflanzte sich in sicherer Ueberlieferung von Geschlecht zu Geschlecht fort, aufgenommen und bewahrt von gläubiger Gesinnung. Diese lebendige religiöse Ueberlieferung ist die eigentliche lehte und höchste Grundquelle für die Kenntniß der griechischen Religion.

Die religiösen Sagen, sowohl Götter, als Heroensagen, sind die unwillkürlichen und absichtslosen Erzeugnisse der religiösen Phantasie des in allen einzelnen Individuen wirksamen Volksgeistes, aus dem unmittelbaren Drange des religiösen Gemüthslebens geboren. In den mythischen Erzeugnissen prägt sich das Innere des religiösen Lebens, der Inhalt des religiösen Bewußtseins zu gegenständlichen Anschauungen und festen, durchsichtigen Vorstellungen aus.

Quellen im engeren Sinne des Wortes für die Kenntniß dieser religiösen Vorstellungen selbst, die den Inhalt der Mythen- und Sagendichtung bilden, sind die schriftlichen

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