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und bildlichen Denkmäler der griechischen Nationalliteratur. Bei den Griechen ist die ganze Nationalliteratur und Kunst das religiöse Testament und die heilige Urkunde ihrer Religion, deren vollständige geschichtliche Kenntniß uns nur aus dieser Quelle möglich ist.

Diese Denkmäler der griechischen Literatur und Kunst gehören aber drei Perioden an, deren jede zur geschichtlichen Entwickelung der Religion in einem besonderen Verhältniß steht.

Die erste Periode umfaßt Homer und Hesiod und die Dichter des sogenannten mythischen oder epischen Kreises; in dieser Periode stand die mythische Welt der Griechen als vollendeter, in sich ruhender Kreis der religiösen Weltan= schauung dem hellenischen Geiste vor dem Bewußtsein. Die ihrer Entstehung nach um das Jahr 1000 vor Chr. Geb. fallenden epischen Gedichte Homer's, die Iliade und Odyssee, sind unter allen Quellen des religiösen Glaubens der Griechen die reichste und ergiebigste. Wir finden darin den Inhalt der religiösen Ueberlieferung durch die dichterische Phantasie zu anschaulichen Gebilden und klaren persönlichen Gestalten ausgeprägt und das gesammte Reich der Götter in einem Ueberblicke dargestellt. Wie Hölderlin es treffend und schön ausdrückt:

Den Geist des All's und seine Fülle

Begrüßte Mäon's Sohn (Homer) auf heil'ger Spur;
Sie stand vor ihm, mit abgelegter Hülle,

Voll Ernstes da, die ewige Natur.

Er rief sie kühn vom dunkeln Geisterlande,
Und lächelnd trat, in jeder Freuden Chor,
Entzückender im menschlichen Gewande

Die namenlose Königin hervor.

Die spätere, ihrer Entstehung nach in das achte oder neunte Jahrhundert vor Chr. Geb. fallende Dichtung Hefiod's von der Erzeugung der Götter (Theogonie) seht die vollendete Ausbildung der olympischen Götterwelt im religiösen Bewußtsein voraus, und hat sich nun das Bewußtsein rückwärts, in seine eigne Vergangenheit gewendet, um,

geleitet von der religiösen Ueberlieferung, über die Entste hung des religiösen Bewußtseins und über die hinter seiner gegenwärtigen Klarheit liegende Vorgeschichte sich ebenfalls deutliche Vorstellungen in mythologischer Form zu bilden.

Dieses geschichtliche Bewußtsein des griechischen Gei stes über seine eigne religiöse Vergangenheit und die Vorstufen seiner in die Zeit des Pelasgerthums fallenden religiösen Entwickelung hat sich in bedeutsamer Weise in den hesiodeischen Sagen von den verschiedenen Zeitaltern ausgedrückt. (Vergl. §. 93.)

Dieser ersten Periode gehören endlich auch noch die so genannten homeridischen Hymnen an, worin die göttlichen Wesen, die in dem religiösen Vorstellungskreis des Volkes als feste Gestalten dastanden, in den Cultus eingeführt erscheinen.

Das zweite Zeitalter der griechischen Denkmäler ist die Blüthezeit der lyrischen und dramatischen, sowie der bil denden Kunst, in welcher die Seele des Mythus in das individuelle Selbstbewußtsein der Griechen einkehrt und im Staats, Kunst- und Wissenschaftsleben derselben sich ausprägt. Diese Periode fällt mehrere Jahrhunderte später, als die epischen Dichtungen der Griechen. Zu den für die Kenntniß der hellenischen Religion bedeutsamen lyrischen Erzeugnissen dieser Periode gehören besonders die Sieges hymnen des Pindar (im vierten Jahrhundert vor Chr. Geb.), in welchen die griechischen Mythen mit dem Leben und den Thaten der vom Dichter besungenen Sieger in den griechischen Kampfspielen in Verbindung gebracht werden. Die dramatischen Dichtungen der Griechen, namentlich die des klassischen Kleeblattes Aeschylus, Sophokles und Euripides, ziehen die Seele der Mythen in das eigentliche Volksleben und in's Gemüth der Menge herein und bringen dadurch die Gegenwart der Götter und die Offenbarung des göttlichen Lebens in der wirklichen Menschenwelt zur Erschei nung, so daß bei der Aufführung der dramatischen Dich

tungen das Volk zu einem wirklichen Cultus acte versam melt war.

Die bildende Kunst der Griechen, die Plastik, hat sogleich bei ihrem Beginne, gleichzeitig mit der Lyrik, die Götter und Heroen des hellenischen Volksglaubens als selbständige, in sich ruhende persönliche Einzelgestalten aus dem sichtbaren Stoffe gebildet und in dieser ihrer eigenthümlichen Arbeit den ganzen Reichthum mythischer Gestalten erschöpft, wie dieß theils die noch vorhandenen Denkmäler der griechischen bildenden Kunst, theils die Nachrichten über verloren gegangene Kunstdarstellungen beweisen.

Die dritte Periode ist die Zeit der mythologischen Wissenschaft, gelehrter Sammlung, Deutung und Kritik der Mythen und religiösen Vorstellungen. Idee und Ausdruck, Inhalt und Form der Mythen wurden von einander unterschieden und wissenschaftlich analysirt. Hatte noch Herodot den unbefangenen Glauben an die homerischen und hesiodeischen Götter, so war schon zur Zeit des Perikles in Athen der Vorwurf der Verachtung oder des Läugnens der Götter nichts Seltenes; beim Volke galten die Philosophen vor Allem als Gottesläugner, und Sokrates mußte den Giftbecher leeren, weil er neue Götter lehrte. Die griechische Philosophie war das Grab der alten Volksreligion der Hellenen.

§. 93.

Die Entwickelungsstufen der griechischen Religion.

Wenn Herodot sagt, Homer und Hesiod seien es ge= wesen, die den Griechen ihre Götter gemacht hätten, so ist dieser Ausspruch in dem Sinne wahr und richtig, daß jene Dichter es allerdings gewesen sind, welche ausgesprochen und in feste Gestalt gebracht haben, was der lebendige Geist und Glaube ihres Volkes in den Mythen und Sagen geschaffen hatte. Darum haben auch die Griechen selbst ihr Vaterland die Mutter der Mythen genannt.

Die geschichtliche Entwickelung der griechischen Religion stellt sich in folgenden Hauptstufen dar:

Die erste Periode in der griechischen Religionsgeschichte ist die Vorstufe der eigentlichen klassisch-vollendeten Religionsform der Hellenen, die Religion der Pelasger. Von unbestimmter patriarchalischer Einfalt des religiösen Lebens ausgehend, verfiel das religiöse Bewußtsein der Pelasger im weiteren Fortschritte der Naturgewalt und charakterisirt sich als Naturfymbolik und Religion der Furcht vor der Naturmacht, und gelangte endlich in der Heroenzeit zu einer Versöhnung des religiösen Bewußtseins, aus welcher die Anschauung der olympischen Götterwelt hervorging. Diese Entwickelung des religiösen Lebens und Bewußtseins der Pelasger fällt in die Zeit bis zur Einwanderung der Dorier im Peloponnes, um das Jahr 1100 vor Chr. Geb.

Diese Entwickelung wird in den heslodeischen Sagen von den vier Zeitaltern angedeutet. In dem goldenen Zeitalter des Kronos ist die mythische Vorstellung von der friedlich - patriarchalischen Urzeit der Pelasger bezeichnet; die im Bewußtsein der Pelasger erwachende Entzweiung wird in mythischer Weise durch die Vorstellungen von der Herrschaft der Titanen im silbernen Zeitalter angedeutet, die in trohigem. Uebermuthe sich gegen die Götter auflehnen und mit denselben kämpfen. Das darauf folgende eherne Zeitalter charakterisirt sich durch einen noch höheren Grad roher Naturgewalt, der die pelasgische Welt anheimgefallen ist, und eines unbändigen, wilden Treibens, das sich in sich selbst auflöst. Das vierte Geschlecht endlich bezeichnet Hesiod als die Zeit der Heroen, in welche die Befreiung des Prometheus und die Besißnahme des delphischen Orakels durch Apollo fällt, die Zeit des zur inneren Versöhnung gelangten pelasgischen Geistes.

An die Bedeutung des delphischen Orakels und die Verehrung des Apollo knüpft sich die eigentlich hellenische Bildung und die Ausbildung der olympischen Götterwelt im Bewußtsein der jezt Hellenen gewordenen Griechen, wo

mit die religiöse Kunst der Griechen Hand in Hand ging. Dieß ist die zweite Entwickelungsstufe der griechischen Religion.

Die dritte Periode, die Zeit der Auflösung der hellenischen Religionsform, beginnt schon um die Zeit der Perserkriege (um das Jahr 490 vor Chr. Geb.) und des perikleischen Zeitalters. In den eleusinischen Mysterien, der erwa chenden religiösen Skepsis und den allegorisch - philosophischen Deutungsversuchen der Mythen, sowie endlich in den hervortretenden eigenthümlichen Keimen der griechischen Weissagung kommt diese innere Auflösung der Religion zum Vorschein, deren Untergang der Dichter der Götter Griechenlands in der wehmüthigen Klage betrauert:

Schöne Welt, wo bist Du? Kehre wieder,

Holdes Blüthenalter der Natur!

Ach, nur in dem Feenland der Lieder

Lebt noch Deine goldne Spur!

§. 94.

Der altpelasgische Zeusdienst.

Die ursprüngliche Religion der alten Pelasger war eine solche, wie sie der ersten patriarchalischen Einfalt und Armuth des Geisteslebens entspricht, einer Zeit im Anfange des späteren Völkerlebens, die den inneren Zwiespalt und die Gegensätze des Lebens noch nicht kennt, und deren ganzer Reichthum religiösen Lebens in einer unbestimmten Empfindung des Göttlichen, einem unmittelbaren Gefühle von dem Walten der den Menschen umgebenden Mächte der Natur bestand. Damit verband sich die unbestimmte Erinnerung an die umschwebenden Geister der Verstorbenen. Aus der Verbindung der Naturgeister und der Geister der Verstorbenen bildete sich die Vorstellung eines Geisterreiches aus, wobei die Geister als schüßende Mächte des Ackerbaues, des Heerdes und des Hauswesens galten, ohne daß sich dieser Inhalt des religiösen Gefühles schon zur Vorstel

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