ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

lung bestimmter, persönlich gestalteter Gottheiten entfaltet und verdichtet hätte.

In Ackerbau, Hirten- und Jägerleben und einfachem Hauswesen waren die alten Pelasger der Gegenwart und ihrem Genusse hingegeben und fühlten sich umschwebt von diesen wohlthätigen Geistern, deren Vorstellungen und Gestalten wieder im Bewußtsein verschwammen und verschwan= den, leicht und flüchtig, wie sie im Bewußtsein entstanden waren, ohne daß sie von demselben festgehalten und zu bestimmten Gestalten ausgebildet werden konnten. Diesen Zustand drückt die spätere Mythe so aus, daß sie sagt, Kronos, der Gott des Ackerbaues, der Saat und Erndte in ältester Zeit, habe seine Kinder gezeugt und auch wieder verschlungen. Solche Zeit eines einfachen, bedürfnißlosen, patriarchalischen Landlebens wurde im späteren, entzweiten und gereifteren Bewußtsein als das goldne Zeitalter unter der Herrschaft des Kronos oder (wie der Name bei den Römern hieß) des Saturn vorgestellt, dessen Erinnerung in der Feier der Kronien, eines Acker- und Erndtefestes, bei den späteren Griechen sich erhalten hat.

Ein bestimmter Fortschritt in der Entwickelung des religiösen Lebens der alten Pelasger knüpft sich geschichtlich an das Drakel zu Dodona in der Landschaft Epirus, im nördlichen Hellas, von wo aus, wie Herodot meldet, die Pelasger als von ihrem ältesten priesterlichen Mittelpunkt aus, mit den Namen auch die Vorstellung besonderer Götter und gewisse religiöse und rechtliche Einrichtungen erhalten haben. Hervorragende lokale Punkte werden leicht zu äuBeren Anziehungs- und Mittelpunkten für das geistige Leben und religiöse Bewußtsein der Völker. So knüpft sich an den heiligen Hain zu Dodona eine Erweiterung der ältesten, einfachen religiösen Naturanschauung des pelasgischen Volkes in Nordgriechenland.

Das lose und luftige Geisterreich schloß sich in dem zu größerer Klarheit gelangenden Bewußtsein zu einer ge= genständlichen Totalanschauung in der Vorstellung des Zeus

zusammen, und diesem trat, sowie die Geister als Spender des Ackersegens und des häuslichen Wohlseins auch weiblich gedacht wurden, in der Vorstellung Dione gegenüber, welche im religiösen Gefühl ursprünglich eins waren. Dieser Zeus und Dione der altpelasgischen Naturreligion find dieselben Gottheiten, welche in der altitalischen Religion unter dem Namen Dianus und Diana vorkommen. Mit der Vorstellung des auf den Bergen wohnenden Naturgottes Zeus wurde dann weiter der Ursprung von Blitz und Donner, als der Aeußerungen seiner Machtfülle, verbunden.

Die altpelasgischen Naturgottheiten wurden in Hainen verehrt, und das Rauschen der Bäume galt als die Wirkung ihrer Nähe. Im heiligen Haine zu Dodona deuteten die Priester dieses Zeus, Sellen oder Hellen genannt, aus dem Rauschen der Eichen oder Buchen die Offenbarung und den Willen des Gottes. Als man anfing, auf die in diesen Bäumen nistenden Lauben zu achten, entstand zugleich eine Art von Vogelschau; man glaubte, daß in dem Girren dieser Tauben ebenfalls die Offenbarung der göttlichen Naturmacht sich kundgebe, und diese Orakel wurden von den Priesterinnen der dodonäischen Dione, Plejaden genannt, verkündigt und gedeutet.

Dieser altpelasgische Zeus- und Dionedienst war über das ganze alte Griechenland verbreitet. In der Landschaft Böotien wurde Zeus als Nahrungspender verehrt und besaß ein Drakel; in Thessalien befand sich ebenfalls ein Dodona mit dem Zeusdienste; ebenso in Arkadien; ferner in Attika, in Athen, wo er als Zeus Hypatos, d. h. als Zeus auf den Höhen, oder als idäischer Zeus, als Gott der Haine, verehrt wurde. In ähnlicher Weise war, durch das dodonäische Orakel empfohlen, der Cultus der Dione, im übrigen Griechenland verbreitet, welche z. B. an der Westküste des Peloponnes, des südlichen Theiles vom alten Griechenland, einen heiligen Hain besaß. Schon in frühesten Zeiten ging der Dienst dieser altpelas

gischen Göttin nach Latium, in Mittelitalien, und von da nach Rom über.

§. 95.

Das religiöse Bewußtsein des Titanenzeitalters.

Sobald der pelasgische Geist aus seiner ursprünglichen patriarchalischen Natureinheit herausgetreten und zum Bewußtsein seiner finnlichen Kraft und Selbständigkeit erwacht war, trat eine neue Stufe des religiösen Lebens der vorhellenischen Zeit in Griechenland ein, die sich als die Religion des Titanenzeitalters, das bei Hesiod als das eherne mythisch angeschaut wird, bezeichnen läßt. Der Einzelne löste sich vom Ganzen, mit welchem in der früheren Zeit in patriarchalischer Einheit sein Leben zusammengeschlossen war, los und wandelte in unbändiger Selbstsucht seine eignen Wege; in rohem Begierdeleben und übermüthigem, troßigem Freiheitsdrange kämpfte er gegen alle überlieferte Sitte und Ordnung des Lebens frevelnd an; der Thiergeist, der im Menschen erwacht war, der wüste und ungebändigte Naturwille hatte die Oberhand und trieb den Menschen in wildem frevelhaftem Thun, in Hader und Streit, in grausem Mord und troßiger Gewaltthat umher.

Das Bewußtsein der titanischen Pelasger war so der Naturgewalt, der Macht der niederen Begehrlichkeit und den natürlichen Trieben überlassen, mit einem Worte: den Erdenmächten verfallen. Der Geist strebte, im erwachten Bewußtsein seiner finnlichen Selbständigkeit, sich im natürlichen, irdischen Dasein festzusetzen und sich's auf Erden durch eigne Kraft und Willkür wohnlich zu machen. Aber der im Menschenleben waltende Kampf der Naturgewalt des Bewußtseins und Willens mit den höheren Regungen des sittlichen Geistes vermochte sich in der Abhängigkeit von den Erdenmächten nicht zum inneren Frieden zu erheben.

Durch die Priesterinnen des dodonäischen Drakels, die Peleiaden, aufgefordert, heißt es in der Sage, haben die

alten Pelasger dieses Zeitalters, deren zerstreute Stämme in Nordgriechenland unter dem mythischen Gesammtnamen der Thrakier erwähnt werden, der großen Altmutter Erde, der Gäa, allenthalben in ganz Griechenland, sowie auf den Inseln und in Kleinasien Altäre errichtet. Sie wird die Rathgeberin der ihren Mächten verfallenen Menschen; aus seinem dunkeln Schooße herauf gab der Erdgeist seinen Kindern Schicksalssprüche und Weissagungen. Dumpfe Furcht vor der den Geist überwältigenden und fesselnden Naturmacht, grauses Erbeben vor der dunkeln Schicksalsmacht, welcher der Geist durch eigne Schuld sich verfallen fühlt, ist der eigenthümliche Charakter der religiösen Gesinnung dieser Zeit.

Die Erdmutter ward zur Drakel gebenden Göttin. Auch das Orakelheiligthum zu Delphi war zuerst im Besit dieser Göttin. Sie erscheint als Drakelgöttin auch unter dem Namen Themis, als Titanin, von welcher die Sage die Anfänge rechtlicher Verhältnisse, geseßlicher und bürgerlicher Lebensordnung unter den Pelasgerstämmen ausgehen läßt.

Der so beschaffene pelasgische Geist auf dieser Stufe stellte sich die im Bewußtsein auftauchenden Vorstellungen, durch die personificirende Thätigkeit der Phantasie, als symbolische Naturmächte in besonderen gegenständlichen Gestalten vor die Anschauung. Der eigne Inhalt des religiösen Bewußtseins trat in diesen Gestalten für die Vorstellung heraus. Kinder der Erde (Gäa) werden diese alten symbolischen Naturgötter der Pelasger genannt, erdgeborne Titanen und Giganten, Cyklopen, Centauren, Lapithen, hundertarmige Riesen und ungeschlachte Wesen, die durch ihren Uebermuth und ihre Frevelthaten ihren Untergang fanden.

Die altpelasgischen Sagen von Tantalus, der für seinen Uebermuth die Strafe erlitt, daß er mitten im Wasser und unter fruchtreichen Bäumen von Durst und Hunger gequält wurde, von Irion, der zur Strafe für Freundes

mord von einem einem geflügelten Rade beständig herumgedreht wurde, von Sysiphus, der zur Strafe für Brudermord einen Felsen auf den Berg wälzen mußte, der immer wieder tückisch herabrollte, vor Allem aber die Sagen von Prometheus gehören diesem Titanenzeitalter an.

Prometheus, der Sohn des Litanen Japetos und der Mutter Erde, bildete, nach der Sage, Menschen aus Lehm und Wasser und gab den Menschen mit dem Geschenke des Feuers mancherlei zum irdischen Leben förderliche Einrichtungen und Künste. Aber er verachtete die himmlische Ordnung und trat besonders in troßigem Frevelmuthe dem Zeus entgegen, den er um das Beste der Opfer betrog. Zur Strafe wurde er gefesselt an einen Felsen des Kaukasus geschmiedet, wo der Adler des Zeus bei Tag an seiner Leber zehrte, die des Nachts wieder nachwuchs, bis endlich später der griechische Heros Herakles den Prometheus befreite, der nunmehr, von seinem Uebermuthe geheilt, dem Zeus selbst im Kampfe gegen die übrigen Titanen beisteht und ihm zum Sieg über dieselben verhilft.

In der mythischen Gestalt des Prometheus wird der an die Naturmacht hingegebene Menschengeist, der nach Freiheit und Selbständigkeit des natürlichen Lebens und nach dem Genusse des irdischen Daseins, unter verkehrtem und nuglosem Widerstreben gegen die höheren geistigen Mächte des Geseßes und der Sitte, muthig ringt und in diesem Ringen selbst den Erd- und Thiergeist überwindet und zur wahrhaft versöhnten Freiheit des Geistes fortschreitet.

Die mythische Erzählung vom Kampfe der Litanen mit den späteren olympischen Göttern, den Gestalten des mit sich versöhnten griechischen Geistes, und namentlich mit Zeus ist eben nichts anderes, als der mythische Ausdruck für den im vorhellenischen Bewußtsein waltenden Zwiespalt, für den Kampf des Naturgeistes mit dem geschichtlich - sitt= lichen Menschenleben. Das Ende des Kampfes ist der

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »