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durch seine Herrschaft hervor, deren mythische Geschichte an das kadmeische Königshaus geknüpft ist. An der Spitze der altthebanischen Sagen steht Kadmos, welcher als ein das Leben bildender und ordnender Gott erscheint und für die Thebaner zugleich die Bedeutung eines mythischen Kö nigs hatte. Die Anschauung dieses Kadmos hatte sich, unter Einflüssen phönizischer Bildung, aus dem göttlichen Wesen des altpelasgischen Hermes gebildet. Kadmos hat sich in Theben mit der Göttin Harmonia vermählt, welche als die Schuhgöttin Thebens verehrt wurde, als diejenige Göttin, welche durch ihr Wesen die im gestirnten Himmel symbolisch angeschaute ewige Ordnung des Welt- und Menschenlebens repräsentirt.

Diese religiöse Anschauung von Kadmos und Harmonia deutet darauf hin, daß auf dieser Stufe des Bewußtseins schon der Uebergang zur religiösen Versöhnung in der vollendeten hellenischen Religionsform enthalten war. Alle Götter verherrlichten, nach der Sage, die Hochzeit des Kadmos und der Harmonia und gaben denselben Geschenke; unter diesen befand sich aber auch das Geschenk eines übelwollenden Gottes, welches dem kadmeischen Königshause durch alle Zeiten Unglück brachte. Der in der Geschichte desselben sich offenbarende Fluch des Schicksals wurde im Leiden und Lode des Dedipus endlich versöhnt.

Laius, den die Sage zum Urenkel des Kadmus macht, hatte mit der Thebanerin Jokaste, seiner Gemahlin, im Rausche einen Sohn erzeugt. Weil aber dem Laius einst das Drakel verkündigt hatte, daß einst sein Sohn der Mörder seines Vaters und der Gemahl seiner Mutter werden würde, ließ Laius den Neugebornen ausseßen, nachdem er ihm die Füße durchstochen hatte. Hirten, die ihn fanden, gaben dem Kinde mit den angeschwollenen Füßen den Namen Dedipus, d. h. Schwellfuß. Auf einer Reise erschlug der herangewachsene Jüngling im Streite seinen Va ter, den er nicht kannte, und erwarb sich durch die Lödtung eines in Theben hausenden Ungeheuers, der Sphinx,

als Siegespreis die Hand der Jokaste, in der er ohne Wissen und Wollen seine Mutter heirathete. Zufällige Umstände brachten den Zusammenhang und die Ursache des auf dem Throne und der Geschichte Thebens ruhenden Fluches an's Tageslicht. Die verzweifelnde Jokaste nahm sich selbst das Leben, Oedipus stach sich die Augen aus und verließ Theben, von seiner treuen Lochter Antigone in seiner Blindheit geleitet, bis er endlich in der Nähe von Athen starb. Durch sein Leiden und seinen Lod ist der Fluch seines Lebens getilgt, seine unbewußte Schuld versöhnt und das Schicksal befriedigt; er wird von den ausgesöhnten Göttern in freundlichem Erbarmen von der Erde entrückt.

Als das wichtigste und glänzendste Ereigniß des heroischen Zeitalters stellt die griechische Sage den trojanischen Krieg dar, welcher, auf einer unbezweifelten geschichtlichen Thatsache ruhend, von der späteren Sage in poetischer Weise reich ausgeschmückt worden ist. In dieser seiner sagenhaften Gestalt hat derselbe eine ähnliche Bedeutung für das religiöse Bewußtsein der Hellenen, wie die Sage vom Argonautenzug; er drückt nämlich die mythische Erinnerung an die schon in ältester Zeit prophetisch hervorgetretene weltgeschichtliche Bedeutung des hellenischen Volkes aus, wonach dasselbe die innige Wechselwirkung des orientalischen und europäischen Völkergeistes repräsentirt. Vom Orient ausgegangen, hat Griechenland durch seine Bildung Asien wieder erobert und das Nachbild des homerischen. Helden Achilles, der macedonische Held Alexander, hat diesen weltgeschichtlichen Beruf Griechenlands erfüllt.

§. 98.

Die persönliche Gestalt des griechischen Heros.

In der Anschauung des Heroenlebens und Heroenzeitalters hat sich das religiöse Selbstbewußtsein der alten Griechen aus dem Kampfe mit der Naturgewalt, der das Leben der vorhergehenden pelasgischen Zeit charakterisirte,

zu einer höheren und gereiftern Form, zur freien Persönlichkeit erhoben. Alle der Heroenzeit angehörigen Sagen beziehen sich auf dieses Ningen und den Drang des religiösen Geistes nach Versöhnung im Bewußtsein. Diese Versöhnung als eigne freie Menschenthat schaut der Geist im Heros an; er ist das eigne Ideal der Menschheit, vom mythischen Bewußtsein in die Vergangenheit gesezt und mit dem Leben der Götter in unmittelbare Verbindung ge= bracht. Als Helfer und Wohlthäter der Menschheit, als Vorgänger und Vorbilder der sich bildenden und ordnenden Gemeinwesen treten die Heroen an den Anfang der wirklichen Geschichte des Griechenvolkes.

Im Heros ist das Selbstbewußtsein zur Befreiung von der unmittelbaren Naturgewalt gelangt, und weiß sich nun als ihr Herr und Meister, während es vorher von ihr abhängig, von ihr bewältigt und in ihrem Dienste gefan=gen war. Die vorher herrschenden Naturgewalten find nun die Diener des Geistes, der freien Persönlichkeit geworden, die blinden Triebe und dunkeln Mächte Diener der Freiheit, des Bewußtseins. Der Heros ist die Gestalt der von den Fesseln der äußeren Natur befreiten Menschheit; der Menschengeist hat den Thiergeist in sich bewältigt und geht nun darauf aus, das seinem Schaffen und Wirken feindselige und widerstrebende der äußeren Natur zu überwinden und es sich in seinen eignen Schöpfungen auf der Erde heimisch zu machen.

Er erscheint als der Held, gerüstet zum Kampf und Streit gegen die ihm nun fremd und störend gewordenen Naturgewalten, um seine Herrschaft über sie zu beweisen, die schimpflichen Zeugen seiner früheren Knechtschaft zu vernichten. In welcher Gestalt sich diese seinem Wesen feindselige rohe Naturmacht zeige, sei es als Thier oder als erd= geborner Thiermensch, als Riese, Ungeheuer, gegen alle diese Unbilde und Unholde, in denen die freie, selbstbewußte Persönlichkeit ihr verschlingendes Grab fürchtet, wendet sie sich nun und kämpft mit ihr den Kampf auf Leben und

Lod. Denn sie sieht die Ehre ihres eignen menschlichen Daseins gefährdet und die Schaam über die schimpflich getragene Fessel spornt den Muth und feuert die Kraft zum äußersten Opfer an.

So erscheinen uns die Heroen des griechischen Alter= thums als die hohen, mächtigen Wesen, in welchen die Sicherheit und Gewißheit des menschlichen, freien und selbstbewußten Daseins hervorgetreten ist. Daher ist die Ehre und Würde des Heros die Behauptung seiner Persönlichkeit, Tapferkeit ist sein Stolz und Sieg sein Schmuck.

Als die vollendete Gestalt des griechischen Heros erscheint uns die Gestalt des Herakles, der das Urbild der männlichen Stärke und Vollendung, der Mittelpunkt aller heroischen Tugenden in der hellenischen Sage. Er hat nicht etwa nur, wie Theseus, Perseus und andere Heroen der griechischen Sage, einzelne Ungeheuer erlegt, durch einzelne Thaten die Macht seiner Persönlichkeit kundgegeben, sondern dieser Kampf mit den rohen Naturmächten war sein eigentlicher Lebensberuf, sein irdisches Tagewerk. Obwohl ihm die Arbeiten, die er vollbrachte, zum Theil aufgetragen. waren, übernahm er sie doch im Gefühle seiner Freiheit und Ueberlegenheit und in der gewissen Zuversicht des Sieges, in der festen Ueberzeugung, daß sie, statt zu seiner Demüthigung und Vernichtung, vielmehr zu seiner Erhöhung und Verherrlichung dienen mußten.

So kämpfte Herakles gegen die Kentauren und Lapithen, die frevelnden Feinde der Götter; er befreite den gefesselten Prometheus von seiner Qual; er bändigte und erlegte Ungeheuer, die das Land verwüsteten, die Heerden zerrissen, und bewährte seine sittliche Heldenkraft noch in einer Menge anderer glorreicher Thaten seines Lebens. Zum Lohn dafür wurde der Held, dessen siegende, verherrlichte Persönlichkeit die Vollendung seiner Lebensthat war, in den Kreis der seligen Götter erhoben, wo er mit der Göttin der Jugend, Hebe, vermählt ward. Nur sein sterbliches Theil, sein Schattenbild weilt in der Unterwelt; aber sein wahres

Wesen, seine lebendige, wirkliche Persönlichkeit ist bei den seligen Göttern und freut sich seiner ewigen Jugend.

Der griechische Geist schaute in der zu göttlicher Würde erhobenen Persönlichkeit des Heros die durch freie That vollbrachte sittliche Verklärung des Menschenlebens; die verklärte Gestalt des Heros wurde der Gegenstand der Bewunderung und Verehrung, des Verlangens und der Sehnsucht für die übrigen Menschen, die ihr höheres und wahres Selbst darin anschauten, ihr eignes persönliches Ideal, woran sie sich aufrichteten und zur Nachahmung im eignen Leben stärkten. So wurde der Heros zu einem Geschlechte von Heroen, zu einem Volke von Helden, wo jeder Einzelne der Größte und Lapferste zu sein strebte und im Vaterlande, im öffentlichen Gemeinwesen sich mit sich versöhnt und zum Genusse seiner selbst gelangt.

§. 99.

Das delphische Orakel und der Apollodienst.

Nicht ein ganzes Jahrhundert nach dem trojanischen Kriege ging in dem volksthümlichen und geschichtlichen Leben Griechenlands eine große Veränderung vor sich, welche sich geschichtlich an die sogenannte Einwanderung der Herakliden, d. h. der Nachkommen des Herakles, und der Dorier, eines der drei Hauptstämme der Hellenen, in den südlichen Theil von Griechenland, den sogenannten Peloponnes, knüpft, den fie fast ganz eroberten, unter sich vertheilten und dorische Staaten bildeten, so daß von nun an der dorische Stamm im Peloponnes zu den Bewohnern des übrigen Griechenlands, namentlich den Joniern, die besonders in Attika ihren Sit hatten, einen Gegensatz bildete. Die Lehteren haben von dort aus in Kleinasien viele Kolonien gegründet, denen sich dann auch noch dorische und äolische Kolonien anschlossen. Die Achäer dagegen, welche im heroischen Zeitalter die Hauptrolle gespielt hatten, traten jest gänzlich in den Hintergrund der Geschichte und bildeten hauptsächlich nur die Be

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