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§. 103.

Die Götter des bürgerlichen Gemeinwesens.

Mit der Gründung des häuslichen Heerdes und des Familienlebens tritt der Mensch in die freigewählte Beschränkung des vorher in's Weite schweifenden selbstischen Daseins ein; an die gewonnene feste Heimath knüpft sich der Ackerbau als die Grundlage des bürgerlich geordneten StaatsLebens; mit dem Feuer des häuslichen Heerdes und dem Ackerbau treten die mit dem Gebrauch des Feuers verbun denen Künfte des werkthätigen Lebens, Metall- und Schmie dearbeit, hervor; und auf diesen starken Grundlagen entfaltet sich das gesicherte bürgerliche Gemeindeleben. Auf diese Elemente des sittlichen Daseins im Staatsleben be zieht sich das Wesen der olympischen Götter Hestia, Demeter, Hephästos und Athena, die zusammen eine schön geordnete Gruppe bilden.

Das Feuer des häuslichen Heerdes repräsentirt Hestia, deren Wesen die heilige Flamme des Familiengeistes ist. Als Gründerin des Heerdes lehrte sie, nach der hellenischen Mythe, die Menschen Häuser bauen und sich eine feste Heimath gründen. Die ruhige Stille des Familienlebens war der enggeschlossene Kreis ihrer Wirksamkeit; sie muß darum auch Jungfrau bleiben, weil sie an keiner nach außen strebenden Lebensrichtung Antheil nimmt. Der Heerd war ihr Altar in jedem Hause, und der gemeinsame Heerd im Prytaneum, einem öffentlichen Gebäude, in jeder Stadt ihr großer städtischer Altar, wo sie als Schuhgöttin der Stadt dadurch verehrt wurde, daß in ihrem Dienste Wittwen ein nie erlöschendes Feuer unterhalten mußten.

Die olympische Demeter ist die Mutter Erde selbst, in erneuter, geordneter Gestalt. Indem sie den Menschen Ackerbau lehrte und das Getraidekorn gab und dessen Gedeihen förderte, wodurch der strebende Menschengeist auf Erden eine feste Stätte der Heimath erhielt, wurde Demeter als Wohlthäterin der Menschenwelt von den Griechen ver

ehrt. Unter ihrem waltenden Schuhe stand der ganze Kreis der an den Ackerbau sich anschließenden bürgerlichen Lebensverhältnisse. Ihr zu Ehren war das Fest des Ackerbaues, der Fruchtbarkeit und der festen Häuslichkeit, die Thesmophorien, eingesetzt. Aus den Festen der Demeter gingen die eleusinischen Mysterien hervor.

Der aus dem altpelasgischen Naturdienst unter die olympischen Götter verseßte Sohn der Erdmutter, Hephästos, erscheint im mythischen Kreis der olympischen Götter als der an das irdische Leben gebundene und das Naturelement selbst bindende Feuergeist. Deßhalb stellt die Sage den Feuergott hinkend vor. Er ist die Naturkraft des Feuers, die dem menschlichen Kunstfleiß und damit dem bewußten Willen und seiner Zweckthätigkeit unterworfen ist. Besonders die Metall- und Schmiedearbeit ist des Hephästos Werk. Unter den olympischen Göttern im Olymp selbst ist er nur ein untergeordnetes Wesen und spielt eine klägliche und lächerliche Rolle. Dagegen genoß er unter den Griechen zwar keine allgemein verbreitete, aber doch an besonderen Orten, z. B. auf der Insel Lemnos und in Athen, hohe Verehrung. In Athen erhielt er auf die gesammte Cultur des attischen Landes eine sehr enge und nahe Beziehung.

Sein Wesen steht mit dem der Pallas Athena, der Schußgöttin Athens, in naher Verbindung. Sie sprang aus dem durch Hephästos gespaltenen Schädel des olympischen Herrschers in voller Rüstung hervor. Sie wird als jungfräuliche Göttin vorgestellt, als strenges und kaltes Wesen. Als Zeus' Liebling, gleichsam als die verförperte Intelligenz, der personificirte Verstand des Zeus, repräsentirt sie den lebendigen Geist der klugen Verständigkeit und besonnenen Weisheit des Lebens und stand den praktischen Bedürfnissen und Künsten des bürgerlichen Lebens hülfreich vor, gab den Menschen Heilmittel, Del, Pflug, Kleidung, lehrte die Weberkunft die Frauen und den. kunstreichen Waffengebrauch die Männer. Den Ares

dagegen, die rohe Kriegführung, haßt sie und ist seine erbitterte Feindin. Als Lanzenschwingerin und kampfgerüstete Göttin wird sie als Gründerin sowohl wie als Schuhgöttin der Städte verehrt, deren geselligem Leben sie mit den ihr zur Seite stehenden Grazien Anmuth und verständige Ordnung verleiht.

§. 104.

Die Götter des Einzellebens.

Als Gott der ungestümen kriegerischen Wildheit, der rohen, ungeschlachten Körperkraft, die nicht durch die verständige Besonnenheit gemäßigt und veredelt ist, nicht in den Dienst sittlicher Zweckthätigkeit tritt, erscheint Ares, dessen Wesen Streit und Zwietracht ist. Er ist der Repräsentant des ungeordneten, nicht kunstmäßig geführten Krieges der rohen Einzeltapferkeit. Unter den olympischen Göttern nimmt er eine untergeordnete Stelle ein; auch war sein Cultus in Griechenland nicht sehr verbreitet.

Als die holdlächelnde, leichtfertige Liebesgöttin erscheint in der homerischen und heslodeischen Sage Aphrodite, die mit ihrem Zaubergürtel das finnliche Menschenleben verschönert und auch die olympischen Götter beherrscht. Der finnliche Reiz und die freie Wahl der Geschlechter ist das Gebiet dieser Göttin, die als Tochter des Zeus aus dem Meerschaum an der Insel Cypros an's Land getreten war und daher den Beinamen Cypris oder Cypria erhielt. In ihrem Wesen, wie in ihrer Entstehung schließt sie sich an die syrisch-kleinasiatische Göttin der finnlichen Geschlechtslust an, wie sich denn auch ihr Dienst von Cypern aus, wo er besonders zu Paphos blühte, in das übrige Griechenland verbreitet hatte, nur daß hier ihr orientalischer Charakter durch die griechische Strenge gemäßigt wurde und die Göttin der Geschlechtslust bei den Griechen nie ohne die Grazien erscheint, die ihr Gefolge bilden. Obgleich mit dem lahmen Hephästos vermählt, wendet sie doch ihre Huld

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dem finnlich-kräftigen Ares zu. Mit diesem erzeugt sie den feurig schlauen, unüberwindlichen Liebesgott Eros, den beflügelten Knaben mit der Binde vor den Augen, der den Eheftifter Hymen zur Seite hat.

Im mythischen Bewußtsein, wie im Cultus der Hellenen ist Dionysos der jüngste Gott, dessen Dienst und göttliches Wesen in seinem Ursprunge der milderen, weicheren, die Strenge des apollinisch-heroischen Geistes der Dorier mildernden Richtung des jonischen Lebens in Kleinafien angehört. Semele, eine Tochter des Kadmos, war von Zeus schwanger und ließ sich von der eifersüchtigen Hera zu der thörichten Bitte an ihren Geliebten Zeus ver leiten, derselbe wolle sich ihr im vollen Glanze seiner Herr lichkeit offenbaren. Durch den Anblick des Olympiers er schreckt, brachte Semele die noch nicht reife Frucht ihres Leibes zur Welt, welche Zeus in seiner Hüfte erst noch zur vollen Reife zeitigen ließ. Nachher wuchs das aus der Hüfte des Zeus geborne Dionysos - Knäblein bald zum kräftigen, blühenden Jüngling in Kleinasien heran, und durchzog Asien, begleitet mit einer Schaar von Weibern, die mit Epheu und Weinlaub umwundene Stäbe trugen, um seinen an Weinbau sich knüpfenden Dienst zu lehren und die Wildheit der Menschen zu bändigen.

Das Wesen dieses mystischen Heros und menschgewordenen Gottes bezieht sich auf den Eindruck und die Wirkungen des Weines, der dem sich ihm ergebenden Menschen eine höhere Lebensbegeisterung ertheilt und den strengen Lebensernst verscheucht. Auf diese begeisternde Kraft des Weines beziehen sich auch die vielen Beinamen dieses Gottes. Er ist somit der in der Lebensfülle des Naturgeistes sich berauschende und dabei doch die besonnene Haltung des Selbstbewußtseins bewahrende, ernst-heitere, mild starke Gott, der dadurch als der begeistende Ordner höheren menschlichen Lebensgenusses erscheint.

Die Sagen von den Gegnern des Gottes, die denselben verfolgten, beziehen sich auf die Hindernisse, welche sich

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von Seiten der alten heroischen, an den Apollodienst sich anschließenden, strengeren Gesinnung der Hellenen, beson= ders der Dorier, der Einführung und Verbreitung des Dionysosdienstes in Griechenland vielfach entgegenstellten. Wo er dagegen freundlich aufgenommen wird, gibt der Gott seinen Verehrern die Rebe und den Schlauch. An die allmälig immer mehr zunehmende Verbreitung seines Dienstes in Griechenland knüpft sich diejenige Umwandlung in der Gesinnung der Hellenen, die seit den Perserkriegen, in Folge der vom Drient her sich geltend machenden Einflüsse, mehr und mehr überhand nahm. Von Kleinasien aus, über die Inseln des ägeischen Meeres, verbreitete sich der Geist üppigen Sinnenlebens und weichlichen Genusses unter den Hellenen, so daß schon zur Zeit des griechischen Philosophen Plato, eines Schülers von Sokrates, Priester der syrischen Göttin Astarte Griechenland durchzogen, um die Hellenen für den Dienst dieser Göttin zu gewinnen. Sogar das dorische Sparta blieb von dieser Veränderung nicht frei.

In Folge dessen wurden denn auch kleinasiatische Mythen verwandter Natur auf Dionysos übertragen und das Wesen dieses Gottes allmälig orientalisirt. Derselbe erhielt am delphischen Orakel Antheil und wurden ihm zu Ehren in Delphi lärmende, nächtliche Feste gefeiert, die man Orgien nannte. In Athen erblühte aus den dionysischen Festen das attische Schauspiel. Bei den festlichen Umzügen der Dionysosfeier wurde das Zeichen der allgemeinen zeugenden Naturkraft, das Phallusbild, ein in den orientalischen Naturreligionen sehr häufiges Symbol, vorangetragen.

Unter dem Einflusse des Dionysosdienstes wurde von dem veränderten und erweiterten religiösen Bewußtsein der späteren Griechen das ganze Naturleben begeistigt und die Natur mit Nymphen, Najaden, Dryaden, Dreaden, Satyrn, Faunen, Silenen bevölkert, welche als die Quellen, Flüsse, Bäume, Berge, Fluren und Wälder bewohnend vorgestellt wurden. Alle diese Wesen traten im Gefolge des durch

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