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existenz führen und im religiösen Gemüth keinen Halt und Hintergrund mehr haben.

In dieser innern Nathlosigkeit nimmt dann auch wohl der unbefriedigte, bedürftige Geist des Volkes aus dem geschichtlichen Wechselverkehr mit andern Völkern fremde religiöse Vorstellungen, fremde Götter zu Hülfe, woraus ein verworrenes, der inneren Einheit entbehrendes Gemisch heterogener Religionselemente entsteht, ein religiöser Synkretismus, der den Untergang der Volksreligionen charakterisirt.

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Drittes Kapitel.

Der religiöse Cultus.

§. 11.

Wesen und Entstehung des Cultus.

Sn ihrer reinen Innerlichkeit, als Zustand des Gemüthslebens, ist die Neligion die Versöhnung des Menschen in seinem ewigen Lebensgrunde, das Gefühl der seligen Einheit des Geistes mit sich selbst und mit der ihn umgebenden Welt. So ist sie eine unmittelbare Thatsache des menschlichen Geisteslebens überhaupt.

In diesem ihrem innersten Grundgefühle bleibt aber das Wesen und Leben der Religion nicht beschlossen; ihr innerst eigner Trieb drängt sie, aus sich herauszugehen, um sich als Das, was sie ist, auch in der Wirklichkeit zu äußern und zu bethätigen und aus dieser Entäußerung wiederum in die Innerlichkeit des Gemüths sich zurückzuziehen. In diesem Wechsel des Sichäußerns und Insichzurückgehens, des Enthaltens und Verschließens besteht alles religiöse

Leben, welches nicht wirklich Religion wäre, wenn es bei der bloßen Unmittelbarkeit und reinen Innerlichkeit ihres Anfangs im Subjecte stehen bliebe und sich nicht auch in bestimmten äußeren Handlungen zur Selbstdarstellung und Selbstanschauung brächte.

Dieß geschieht aber in dem religiösen Cultus oder dem sogenannten Götter- und Gottesdienst. In ihm kommt das Geheimniß des Herzens zur Erscheinung, gewinnt das verborgene Wesen der Religion Gestalt und äußeres Dasein. Der Cultus ist der sichtbare Leib, in welchem die innere Religiosität als belebende Seele waltet.

Im Gemüthe des Menschen liegen die Motive zur Entstehung des Cultus. Dem religiösen Grundgefühle wohnt nämlich einmal wesentlich der Trieb inne, dem immer wieder im Wechsel der Gemüthsbewegungen verschwindenden Momente des seligen Einsseins durch eigene That Dauer und äußeres Dasein zu leihen..

Dieser Trieb bricht aus der ursprünglichen Einheit des religiösen Grundgefühls gleichzeitig mit dem Erwachen des Bewußtseins über den religiösen Lebensinhalt hervor; der innere Drang und die Bewegung dieses Triebes ist nichts Anderes, als die Richtung des Willens auf den Inhalt des religiösen Gefühles, wodurch dieser Inhalt, wie in der Sphäre religiösen Bewußtseins zum Gegenstand der theoretischen Anschauung und Vorstellung, so jezt zum Gegenstand des praktischen Geistes, zum Objecte der Liebe und Sehnsucht, der Begierde und des Genusses wird.

Neben dieser selbstischen, gewissermaßen egoistischen Seite kommt aber bei der psychologischen Entstehung des Cultus noch eine andere, sympathetische Seite in Betracht, nämlich der gesellige Trieb, als das dem religiösen Geiste inwohnende Bedürfniß, seine innerliche Bewegung auch Andern mitzutheilen, sich als Einzelwesen an ein Ganzes hinzugeben und in dieser Hingabe sein Selbst wieder zu finden. Erst durch die Vereinigung des Menschen mit Menschen wird der schlummernde Funke der innern Religiosität geweckt,

in dem Elemente menschlicher Gemeinschaft die äußere Wirklichkeit der Religion, der Cultus, erst gestiftet.

Der gesellige Trieb der Religion verwandelt die Vielheit der einzelnen religiös erregten Individuen zu einem einheitlichen, in sich geschlossenen Ganzen, welches sich als die religiöse Gemeinde darstellt, die im Alterthum, auf der Stufe der Naturreligionen, immer mit der bürgerlichen Genossenschaft zusammenfiel. Der Einzelne, indem er der religiösen Gemeinde angehört, sieht und weiß in diesem Ganzen die alle Einzelnen umschließende allgemeine Macht und höhere Autorität über die Einzelnen, die innerhalb dieser Sphäre recht eigentlich erst zum wahrhaften und vollkommenen Genuß ihrer Individualität gelangen.

In ihrer erscheinenden Wirklichkeit ist die religiöse Gemeinde eine wesentlich volksthümliche, die über die Grenze des nationalen Daseins und Bewußtseins nicht hinaus geht, vielmehr im engsten Zusammenhang mit der nationalen Bestimmtheit der Völker sich befindet. Daher ist denn auch der Cultus in seiner geschichtlichen Erscheinung jedesmal durch die bestimmte Form des religiösen Bewußtseins bedingt, indem dieses seinen symbolischen, mythischen oder mystischen Charakter auch dem Cultus aufprägt.

Mit der Auflösung einer bestimmten Gestalt des religiösen Bewußtseins durch das Einbrechen der Kritik und Skepsis ist darum nothwendig auch der Verfall des Cultus innerhalb einer Religionsform verbunden. Die Einzelnen finden in den Formen des Cultus nicht mehr die innere Befriedigung, werden gleichgültig dagegen, und suchen sich in anderer Weise Ersatz für das Fehlende zu verschaffen.

§. 12.

Die religiöse Andacht.

Die praktische Erhebung des religiösen Subjectes im Cultus verwirklicht sich in drei besonderen Formen, nämlich in der Weise der Andacht, des Opfers und der Festfeier,

welche sämmtlich aus demselben wesentlichen Drang und Bedürfniß des religiösen Gemüths entspringen.

Zunächst tritt der Cultus noch als bloß innere, im Aeußern sich nur unbestimmt abspiegelnde Erhebung des religiösen Subjects auf in der Form der Andacht.

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Das Wesen und die Eigenthümlichkeit der Andacht besteht in der harmonischen innern Strömung, dem steten Fluß und Rückfluß des religiösen Gemüthslebens. Das religiös erregte Gemüth stellt sich als andächtig dar, sofern es sich mit dem in gegenständlicher Anschauung vorgestellten Inhalte des Bewußtseins unmittelbar zusammenschließt und, aufgelöst in die selige Harmonie seines an den bestimmten Gegenstand des Bewußtseins hingegebnen innern Lebens, alle Schmerzen der Entzweiung und des sonst zerrissenen Lebens, des gequälten endlichen Daseins, vergißt.

Die Andacht erweist sich somit als die eigentliche Mystik des Cultus. „Der Andächtige steht vor dem Gegenstande seiner Andacht staunend und bewundernd da, be= trachtet seine Herrlichkeit, Größe und Majestät, fühlt seine unendliche Erhabenheit über sich, sinkt nieder und betet an, was er nicht zu fassen, worin er sich nicht zu ergreifen vermag.“ „Denn das Wesen der Andacht liegt eben darin, daß das gläubige Bewußtsein an der Gegenständlichkeit, worauf es gerichtet ist, in die Unendlichkeit hinübergeleitet und somit seiner individuellen Beschränkung entrückt, zur Allgemeinheit erweitert wird."

In ihren bestimmten Aeußerungen tritt die Andacht entweder in der Form des Gebetes, oder in der Form des Fluchs, der heiligen Verwünschung, oder in der Form des, mit religiösen Feierlichkeiten verbundenen, Eides auf.

Die wichtigste dieser Andachtsformen ist das Gebet, das immer aus dem eigenthümlichen Geist der Religion fließt, der es angehört, und nicht bloß mit religiösen, sondern mit allen wichtigen Lebenshandlungen verbunden zu sein pflegt und meist aus kurzen heiligen Formeln besteht, welche durch Priester und religiöse Sitte fortgepflanzt werden. Es gehört

wesentlich zur religiösen Bedeutung des Gebetes, daß es die unbedingte Zuversicht auf seine Erhörung und den Glauben an die damit unausbleiblich verbundene Kraft und Wirksamkeit in sich schließt.

Beruht das Gebet allerdings, seiner psychologischen Entstehung nach, auf demselben Acte der Vorstellung, wie das religiöse Bewußtsein überhaupt, sofern demselben die Beziehung des andächtigen Geistes auf das dem Bewußtsein gegenübergestellte göttliche Wesen zu Grunde liegt; so hat es doch darin seine Wahrheit, daß es die lebendige Ahnung ist von dem ursprünglichen und wesentlichen Zusammenhange des menschlichen Willens mit dem Schicksal der Welt, von der ewigen Einheit der Freiheit und der Naturnothwendigkeit. Das Gebet ist das ausgesprochene Geständniß des Gemüths, daß die Menschheit die ewige allgemeine Nothwendigkeit zugleich als ihr eignes Lebensgesetz in sich trägt und in dieser Gewißheit ihre Freiheit und ihren Frieden findet.

Was bei dem Gebete, noch von äußerlichen Gebräuchen vorkommt, wie z. B. die Stellung des Betenden nach dem Aufgang des Lichts zu, das Aufheben der Hände, das Falten derselben, das Entblößen des Hauptes, ferner die Gebräuche der verschiedenen Völker beim Eid, dieß sind zufällige Elemente, die der religiösen Sphäre nicht wesentlich angehören.

§. 13. Das Opfer.

Den eigentlichen Mittelpunkt und religiösen Lebensherd des Cultus bildet in allen Religionen das Opfer, das ebenfalls in der praktischen Energie des religiösen Grundgefühles seinen psychologischen Entstehungsgrund hat. Seinem Wesen nach ist das Opfer dasjenige Thun des religiösen Geistes, seine Versöhnung durch einen äußerlichen Act innerhalb der religiösen Gemeinde zu vergegenständlichen.

Das Buch der Religion. I.

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