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dieses muthige Seeräuberleben der skandinavischen Germa= nen in seiner höchsten Blüthe. Die Skalden besangen das Heroenleben; sie standen im Mannen- und Dienstverband, der sie verpflichtete, die tapferen Thaten der Mannen den Fürsten zuzuschreiben. Sie theilten die auch den deutschen Germanen eigenthümlichen Züge der Treue gegen ihre Führer im Kriege und auf Abenteuern, der den Frauen erwiesenen Ehre, der Heilighaltung des Eides, der Gastfreundschaft und Heldenfreundschaft. Doch durfte nach skandinavischer Sitte der Mann neben seiner Gattin, die bei Todesstrafe zur Treue gegen ihn verpflichtet war, auch noch Kebsweiber haben, die jedoch nicht die Rechte des Eheweibs erhielten.

Im neunten Jahrhundert wurden theils durch allzugroße Menschenfülle und daraus entstandenen Mangel an Lebensmitteln, theils durch die in Dänemark und Norwegen gestifteten Monarchieen und die damit verbundenen Versuche, das Christenthum einzuführen, mehrfache Auswanderungen skandinavischer Edlen veranlaßt. Harald Haarfagr, d. h. Schönhaar, unterwarf sich zu Ende des neunten Jahrhunderts ganz Norwegen und machte es seinen Nachfolgern dadurch möglich, mit dem alten Naturstaat auch das nordische Heidenthum gewaltsam zu unterdrücken. In Folge dessen wurde das kurz vorher entdeckte Island von den besten Normannen bevölkert und colonisirt, welche vor der Gewaltherrschaft der norwegischen Könige flohen.

In Island, welches damals noch ein milderes Klima, als jest, besaß und sich zum Getreidebau eignete, wurde im neunten Jahrhundert ein aristokratischer Freistaat errichtet, und obgleich schon um das Jahr 1000 das Christenthum dort eingeführt wurde, so erhielt sich doch auf der Insel die alte skandinavische Poesie und Sagenwelt so lebendig, daß aus den isländischen Götter- und Heldensagen die isländische Literatur erblühte. An dem äußersten Wendepunkt der alten Welt schlug der aus Europa vertriebene Geist der germanischen Vorwelt seinen Thron auf und ent

faltete ein reiches Abbild und Nachspiel des altnordischen Heidenthums. Weniger durch urkräftige Phantasie schaf fend, als vielmehr vorwaltend bloß nachbildend und reproducirend wurden die Isländer die lehten Träger und Erhalter des fliehenden Alterthums, die Retter der ganzen vom Festlande mitgebrachten nordischen Götter- und Hel. densage, die sich bei ihnen noch mehrere Jahrhunderte lang in mündlicher Ueberlieferung fortpflanzte.

§. 127. .

Die Quellen der germanisch-nordischen Neligion.

Die germanischen Stämme des alten Deutschlands so. wohl, als auch des skandinavischen Nordens hatten eine Religion, welche in ihrer Grundlage und nach ihrem Hauptcharakter gleich, bei den einzelnen Stämmen aber in Nebenzügen eigenthümlich ausgebildet war, und zwar bei den nordischen oder skandinavischen Stämmen am reichsten, weil diese am spätesten in ihrer inneren Entwickelung und Vollendung durch das Christenthum gehindert waren. Die eigenthümlichen Grundzüge der skandinavischen Mythologie zeichnen ebensogut auch das Wesen des eigentlich deutschen Glaubens, sie gibt das vollständigste und treueste Bild des ursprünglichen, naturhaften Geisteslebens der germanischen Völker.

Hatten die alten Deutschen in der vorrömischen Zeit, d. h. ehe dieselben mit den Römern zusammenstießen, in Bezug auf ihren religiösen Glauben sich noch auf derjenigen Stufe des religiösen Bewußtseins befunden, wo die noch unbestimmte Ahnung und Empfindung des in Hainen und Wäldern sich ihrem Geiste offenbarenden göttlichen Lebens auch nur unbestimmte, schattenhafte Gebilde der religiösen Vorstellung aus der Liefe des religiösen Gemüths hervorzurufen im Stande war; so waren in der römischen Zeit, wo die deutschen Stämme in das weltgeschichtliche Völkerleben hereingerissen wurden, durch den Ruf der Welt

geschichte die schlummernden Keime geweckt worden, und die Phantasie begann mächtiger zu schaffen, damit neben dem sie umgebenden Naturleben auch das geschichtliche Leben in der religiösen Vorstellung zu gegenständlich klarer Anschauung erhoben wurde.

Seit der Völkerwanderung begann der Untergang des alterthümlichen heidnischen Naturlebens mit dem Auftreten und siegreichen Vordringen des Christenthums in Deutschland. Während hier allmälig die meisten deutschen Stämme die christliche Laufe empfangen hatten, erglänzte dagegen noch Jahrhunderte lang im skandinavischen Norden hell die Sternennacht des Heidenthums, das dort recht eigentlich vom sechsten bis zum neunten Jahrhundert zu seiner höchsten Blüthe sich entwickelt hatte.

Bei den Deutschen war zur Zeit des Tacitus der Götterkreis bereits vollständig abgeschlossen. Darum sind neben den ungenauen Nachrichten, die Cäsar über die Zustände der deutschen Stämme gibt, ganz besonders die Mitthei= lungen des Tacitus in seiner Schrift „Germania“ für die Kenntniß auch des religiösen Lebens der Deutschen, in damaliger Zeit, von Wichtigkeit, wenn auch Tacitus wie Cäsar die von den Deutschen verehrten Gottheiten mit römischen Gottheiten verglichen und zusammenstellten und dadurch die Auffassung der Eigenthümlichkeit derselben hindern oder erschweren.

Unter den einheimischen Quellen der späteren Zeit der Völkerwanderung und kurz nach derselben, aus denen uns eine nähere Kenntniß des religiösen Glaubens möglich wird, find besonders folgende zu erwähnen. Zunächst ist ein Verzeichniß heidnischer Meinungen und Gebräuche erhalten, welche auf einem flandrischen Concil verboten wurden (im Jahre 743); ferner eine niederdeutsche Abschwörungsformel, worin drei altdeutsche Götternamen erhalten sind. Außerdem sind vor mehreren Jahren zwei kleine, in altthüringischer Mundart abgefaßte Gedichte aus der heidnischen Zeit aufgefunden worden, worin mehrere aus der nordischen Das Buch der Religion. I.

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Mythologie bereits bekannte altdeutsche Götternamen er wähnt sind. Andere lokale Ueberbleibsel des deutschen Hei denthums, als Opferstätten und Götterbilder, können für die Kenntniß des altdeutschen Götterglaubens wenig Dienste leisten.

Indessen sind auch aus der späteren christlichen Zeit des germanischen Mittelalters manche Denkmäler überliefert, welche auf das altdeutsche Heidenthum kein geringes Licht werfen, namentlich volksmäßige Heldenlieder, wie die Sage vom Siegfried und den Nibelungen, sowie Volkssagen und Mährchen, die sich an Felsen, Berge, Seen und andere Lokalitäten knüpfen und uns in die mythische Naturanschauung des Heidenthums tiefe Blicke werfen lassen.

Liefern hiernach die sämmtlichen Quellen der altdeutschen Religion und Götterlehre nur zerstreute Einzelheiten und Aeußerlichkeiten, so ist zu deren Ergänzung der reichere Quellenschatz über die nordisch skandinavische Religion zu Hülfe zu nehmen.

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Unter diesen Quellen der nordischen Religion steht oben an die sogenannte ältere Edda, welche in einer Sammlung alter Gesänge einen Ueberblick über die Mythen, Heldensagen und das ganze Göttersystem des heidnischen Nordens, weniger über den Cultus, gewährt. Während der kurzen Blüthe des germanischen Heidenthums auf der Insel Is land wurden dort diese Lieder im zwölften Jahrhundert durch den isländischen Geistlichen Saemund, genannt der Weise, gesammelt und niedergeschrieben. Neuerdings haben dänische Gelehrte diese Edda nach einer zu Kopenhagen befindlichen Handschrift in der Ursprache herausgegeben, wonach dann neuerdings mehrere deutsche Uebersehungen veranstaltet worden sind.

Diese Gedichte sind der Ausdruck der durch den lebendigen Liederstrom aufbewahrten und fortgepflanzten Volkssage. In unmittelbarer kräftiger Naturbegeisterung und voll reicher sinnlicher Anschauung schuf die Volksdichtung die Götter und Heldensage; d. h. was unbewußt und un

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bedacht im Volksleben schlummerte, wurde durch hervorragende, poetisch begabte Menschen ausgesprochen in Liedern, die nun wieder zum Volke zurückkehrten, von welchem sie ausgegangen waren. Diese Edda - Lieder sind durch Kraft des Ausdruckes und Erhabenheit der Vorstellung ausgezeichnet, ohne den eigenthümlichen Sonnenglanz und die phantasievolle Farbenpracht der Poesie südlicher Völker an sich zu tragen. Unter denselben sind besonders die beiden Gesänge Völuspa und Havamal für die nordische Mythologie wichtig. Der Schluß der Völuspa ist jedoch unächt und in jüngerer Zeit von christlicher Hand eingeschoben.

Ebenfalls ein Erzeugniß Islands ist die sogenannte jüngere Edda, welche erst in christlichen Zeiten in Prosa abgefaßt wurde, wenn auch auf der Grundlage und mit Benußung der älteren Edda. Die jüngere Edda besteht aus einzelnen Mythensammlungen, von denen zwei von dem im dreizehnten Jahrhundert lebenden Isländer Snorre Sturleson, d. h. Snorre, Sturla's Sohn, abgefaßt, die dritte aber von demselben aus einer früheren altheidnischen Urkunde bearbeitet und in seine Sammlung mit aufgenommen wurde.

Derselbe Snorre gehört auch zu den isländischen Sagengeschichtschreibern. Unter den nach Island ausgewanderten Normännern hat sich nämlich neben der Lieder- und Dichtersprache auch eine Sagensprache gebildet, welche in den Darstellungen der Sagmänner, d. h. der Sagen- und Geschichtschreiber, vorkommt, die den Skalden gegenübertraten und aus der nächsten von Zeitgenossen erlebten Vergangenheit und Gegenwart den Stoff ihrer Erzählung nahmen. Was in dieser Weise in getreuer Ueberlieferung von Mund zu Mund auf Island sich fortpflanzte, wurde erst später seit dem zwölften Jahrhundert schriftlich aufgezeichnet, so daß die Geschichten auf dem abgeschlossenen und entlegenen Eiland ganz das Gepräge der Unmittelbarkeit und Ursprünglichkeit tragen konnte, wenn sie gleich Jahrzehnde und Menschenalter hindurch nur in der Tradition gelebt hatten.

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