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An sie grenzte und lag gerade in der Mitte des Weltgebäudes die von der großen Erdschlange Midgardhsomr umgebene, d. h. vom Meere ringsumflossene Menschenwelt, Mannheimr genannt, die ebendeßhalb auch Midgardhr hieß und mit Asgardr durch die Brücke Bifrost verbunden war.

Zunächst bei Mannheimr nach Niflheimr zu, im Osten der bewohnten Erde, lag nun die Riesenwelt oder Jötunheimr, wo des bösen Loki's Kinder erzogen worden waren. Die Riesen oder Jötten waren als Ymir's Söhne vorgestellt und die symbolischen Personificationen des Ungeheuren, Ungestümen, Finsteren und Feindseligen in der Natur, der rohen, ungezähmten und ungeordneten elementarischen Kräfte und Naturgewalten. Die mythische Phantasie des Nordländers gab denselben nach ihrem Aufenthalte auch verschiedene Namen, als: Eisriesen, Reifriesen, Steinriesen, Feuerriesen u. s. w., und ließ die Götter des geordneten Naturlebens, besonders Thor, in Kampf mit den Riesen treten, die aber gleichwohl mit den Asen Verkehr hatten.

Dann folgte Svartalfheimr, die Wohnung der Dunkelelfen (Schwarzelfen), der innerhalb der Erde und in Felsen hausenden, lichtscheuen Zwerge oder Dvergar. Sie waren vor den Menschen da und bewohnten Midgardr, mußten aber dann in die Erde wandern. Man dachte sie häßlich, schwarz von Farbe und mißgestaltet von Körper, schnell alternd und als Feindinnen des Lichts, aber mit großer Kunstfertigkeit begabt und die Musik liebend. Sie haben den Göttern Geschmeide und Waffen gefertigt. Sie hießen auch Berggeister oder Waldleute und hatten ihre wohleingerichteten Wohnungen und bürgerliche Verfassung mit Elfenkönigen, stehen aber zu den Menschen meist in feindseligem Verhältniß, und gehen darauf aus, dieselben zu necken, zu betrügen und ihnen zu schaden.

An ihre Wohnung schloß sich endlich am unteren Ende der Welt, in der nordischen Vorstellung, nach Norden zu Niflheimr an, worin Helheimr, die Wohnung der Hela und der Aufenthaltsort der Todten, lag. Man gelangte dahin

über den Strom Gjöll, über welchen die von einer Jungfrau bewachte Gjallarbrücke führt, von welcher aus man zu dem Gitterthor der Hel gelangt.

§. 130.

Die nordische Vorstellung von der Schöpfung.

Nach dem Vorstellungskreise der älteren Edda lagen vor der Schöpfung dieser Welten die Elemente des Daseins in buntem und regellofem Chaos durcheinander im leeren, unendlichen Raume Ginnungagap oder Gap Ginnunga, wel chen die Weltseele Alfadir's durchdrang. Durch dessen Schöpferkraft schied sich zuerst Muspellheimr von Niflheimr; Eis und Kälte wurden durch die vom Lichtreiche Alfadir's ausgehende Wärme in Leben und Fluß gebracht, und es entstand das erste lebendige Gebilde der Welt, der Riese Ymir, der die erste oberflächliche Einheit der noch unbestimmten und unentfalteten Elemente des Naturlebens darstellt, und die Kuh Audhumbla, welche durch die ihrem Euter entströmende Milch den Riesen Ymir nährte. Sie war also das Symbol der ernährenden, Ymir das Symbol der belebenden Kraft. Die Kuh erhielt sich dadurch, daß sie die salzigen Eissteine leckte.

Unter des Riesen linkem Arme wuchs, während derselbe im Schlafe und im Schweiße lag, ein Mann und ein Weib hervor, und einer seiner Füße erzeugte mit dem an= deren einen Sohn, von dem das Geschlecht der Reifriesen oder der Eisriesen entstammte, die vor den Göttern da waren, wie die Nacht vor dem Tage. Erst von jezt an erhalten die in chaotischer Verwirrung liegenden Elemente eine geordnete Gestalt. Indem die Kuh die salzigen Reifsteine leckte, ging aus diesen der große Mensch Bure hervor, der Vater Börr's, der mit der Tochter eines Riesen drei Söhne, Odhin, Vile und Ve, die Herren des Himmels und der Erde, erzeugte, mit deren Hervortreten der

schaffende Urgeist Alfadir nunmehr bei der weiteren Schö pfung und Bildung der Welt in den Hintergrund tritt.

Durch diese ältesten Götter wurde dann das Schö pfungswerk weiter fortgeseßt, indem dieselben die Elemente ordnen und die Gestalten des organischen Lebens bilden. Die mythische Vorstellung drückt diesen Gedanken so aus, daß der Riese von den drei göttlichen Söhnen Börr's getödtet, und aus den Gliedern seines großen Urkörpers die Erdenwelt gebildet wurde, nämlich aus seinem Blute die Gewässer, aus seinem Fleische das Land, aus seinen Knochen die Berge, aus seinen Zähnen die Felsen, aus seinen Haaren die Bäume, aus seinem Schädel der Himmel, aus seinem Gehirn die Wolken. Die sichtbare Erdenschöpfung stellt sich sonach für die symbolisirende Vorstellung als der große Körper des Riesen dar.

An die Bildung der Welt aus dem Riesenleibe schließt die Völuspa die Erschaffung der Zwerge an, d. h. die Schöpfung der einzelnen Erdengebilde; denn die Zwerge wurden geschaffen und empfingen zuerst Leben in Ymir's Fleisch; sie erhielten nach dem Beschlusse der Götter die Gestalt und den Verstand der Menschen, blieben aber in der Erde und in den Steinen wohnen, d. h. sie sind die im Verborgenen wirkenden elementarischen Kräfte, welche dem irdischen Menschenleben nothwendig voraufgehen mußten.

Durch die göttlichen Bildner und Ordner, Beherrscher des Erdenlebens, die drei großen Götter, wird nun auch das Menschengeschlecht geschaffen, und zwar, nach der Völuspa, in folgender Weise. Odhin, Vile und Ve fanden am Ufer die Hölzer Esche und Erle und schufen aus diesen Askr und Embla, die ersten Menschen, denen Odhin den Lebensgeist, die Seele, Vile den Verstand und Ve Blut und Bewegung, Schönheit und frische Farbe gab. So erwuchs aus ihnen das Menschengeschlecht unter dem Schuße der Esche Yggdrasill, des großen Weltenbaumes, dessen Zweige sich über die ganze Erde ausbreiteten und von dessen Wurzeln eine zu den Eisriesen, die andere nach

Asaheim und Mannheim und die dritte nach Niflheim zur Hela ging.

An jeder Wurzel des Boumes befindet sich ein Brunnen oder Quell. Bei der zu den Göttern gehenden Wurzel der Yggdrasill ist der Urdharbrunnr, aus welchem die Schickfalsgöttinnen (Nornen) die Esche besprengen, damit sie nicht welke. Bei demselben ist auch die heilige Stätte, wo die Asen täglich Gericht halten. Bei der zu den Riesen sich erstreckenden Wurzel ist Mimisbrunnr, der von dem Mimir gehütet wird, welcher daraus täglich Weisheit und Erkenntniß trinkt. Bei der zur Unterwelt gehenden Wurzel ift Hvergelmir, d. h. der rauschende Kessel, wo der Drache Nidhöggr an der Wurzel des Baumes nagt. Es sind dieß lauter sinnige symbolische Bezeichnungen, deren Bedeutung auf die Menschheit und ihr Leben von selbst sich ergibt.

§. 131.

Alfadir Odhin und die alten Götter.

Im ältesten, ursprünglichen religiösen Bewußtsein der germanisch - nordischen Völker trat die in unbestimmter, noch schwankender Gestalt auftretende Empfindung des die Welt durchwaltenden göttlichen Wesens, dessen Walten und Gegenwart dem Geiste aufging, in unbestimmter Personification als Alfadir, d. h. Allvater, hervor, dessen Wesen auch mit dem Namen Alfadir Odhin, d. h. des bewegenden und belebenden Wesens, bezeichnet wird. Wegen der noch unbestimmten Ahnung, die das Bewußtsein ursprünglich vom göttlichen Wesen hatte, ohne sich die Bedeutung desselben zu klarer und fester Vorstellung erheben zu können, wird dieses Wesen auch Surtur, d. h. der Dunkle, die dunkle, verborgene und unbegreifliche Macht des Lebens genannt; auch Fimbultyr, d. h. der alte Gott, der in Muspellheimr wohnt.

Dieses unbestimmte göttliche Urwesen erhob sich allmälig in dem zu größerer Klarheit und Selbstverständigung ge=

langenden Bewußtsein mehr und mehr zu individuell aus. geprägter Gestalt, und der Inhalt seines Wesens wurde in verschiedenen, dem Alfadir Odhin beigelegten Beinamen vor die Anschauung gebracht. Diese Beinamen bezeichneten die verschiedenen Richtungen und Beziehungen des göttlichen -Wesens auf das Natur- und Menschenleben. So hieß der alte Odhin z. B. Herjah, d. h. Heldenvater, Nikar, d. h. Sieger, Hnikudr, d. h. Ueberwinder, Fjölnir, d. h. der Vielerfahrene, Oski, d. h. der Erwünschte, Omi, d. h. der Brausende, Stürmende, Biflindi, d. h. der Bewegliche, Viðrir, d. h. der Wellenerzeuger, Svidrir, d. h. der Verzehrer oder der Gewaltige u. s. w.

Indem sich im weiter entwickelten religiösen Bewußtsein diese verschiedenen Beziehungen des Einen göttlichen Wesens zu besonderen individuellen Göttergestalten ausbildeten, trat Alfadir Odhin gegen die späteren Götter, die eigentlichen Asen, in den Hintergrund des Bewußtseins und wurde als ihr Urheber und Vater angesehen. Zunächst legte sich Allvater Odhin's Wesen in die drei Brüdergestalten, die Kinder Börr's, Odhin, Vile oder Hänir und Ve oder Loki, auch Lodur genannt, auseinander, und diese drei Götter bildeten den Götterkreis in der zweiten Entwickelungsperiode des nordischen Geistes, so zwar, daß Odhin die belebende und beseelende Naturkraft überhaupt, den Lebensgeist der Natur- und Menschenwelt, Hänir den ordnenden Verstand und die Geseßmäßigkeit des Daseins, und Lodur die Willkür der Leidenschaft und sinnlichen, selbstsüchtigen Vereinzelung bezeichnete.

Was zunächst im Allgemeinen die Vorstellungen an= geht, welche das nordische Bewußtsein vom Wesen und Walten der Götter in der Natur- und Menschenwelt überhaupt hatte, so gelten sie als die Allmächtigen, welche die Welt zwar nicht geschaffen haben, aber doch bildend und erhaltend in derselben walten und sie mit Weisheit regieren. In dieser Rücksicht heißt das göttliche Wesen Miötudr, d. h. Lenker, Messer, Regierer, und werden ebenso die

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