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Götter Regin, d. h. die Rathenden, Uppregin, d. h. die oben Rathenden, und Ginregin, d. h. die weit Rathenden genannt, als welche sie sich täglich versammeln, um das Schicksal der Welt zu berathen und zu lenken, das in ihrer Hand ruht, obgleich auch sie nicht gegen das Verhängniß anstreben können.

Das Leben der nordischen Götter ist im Wesentlichen ein rein menschliches, nur in höherer Verklärung angeschaut. Leicht und froh fließt ihnen das Leben dahin; sie genießen eine dauernde Jugend bis zum Tode. Denn die nordischen Götter gelten nicht als unsterblich, sondern sterben beim Weltuntergang, einige sogar schon vor demselben. Sie ha ben eine edle menschliche Gestalt, menschliche Sitten und Bedürfnisse; sie wohnen, essen, trinken und schlafen, wie die Menschen. Sie sind auch nicht allgegenwärtig, sondern müssen sich, um an einem Drte zu wirken, gehend, reitend oder fahrend dahin bewegen, nur ist ihre Bewegung eine viel schnellere. Sie sind auch menschlichen Leiden unterworfen, werden gefangen, verwundet, krank und verlieren einzelne Glieder. Odhin ist einäugig, Hödhr blind, Tyr einhändig. Auch von menschlichen Leidenschaften sind dieselben nicht frei, sie lieben und hassen, grollen und zürnen, lachen und weinen, gleichwie die Menschen.

Odhin, Hänir und Lodur waren lange Zeit die einzigen Göttergestalten im religiösen Bewußtsein der alten Germanen, wie denn auch Tacitus diese Dreizahl der alten Götter, wenn auch unter anderen Namen, erwähnt.

Odhin oder Wuotan, auch Wodan genannt, der erste der Götter, der auch unter den germanischen und nordischen Stämmen die meiste und ausgebreitetste Verehrung genoß, erscheint als die waltende Macht des geordneten Naturund Menschenlebens, als der Vater des Wunsches, bei welchem der Inbegriff aller Güter und Gaben des Erdenlebens war. Er ist einäugig, denn sein Auge ist die Sonne, und nicht nur Licht- und Sonnenschein spendet derselbe, auch Regen und Sturm, Donner und Bliß gehen von ihm aus.

Er ist es, der den Segen der Aernte und des Ackerbaues verleiht, günstigen Wind dem Seemann gibt, den Krieg und jede kühne Unternehmung zu Lande und zur See lenkt und zum Siege führt und die Hälfte der im Kampfe gefallenen Helden für sich nimmt. Von ihm kommen auch die geistigen Gaben, Dichtkunst, Seherkunft und Redegabe, Unterweisung über die Runen und deren Zauberkraft, denn er ist der weiseste der Götter, und seine Tochter ist die Saga, die nordische Muse der Geschichte. Auch verstand er Krankheiten zu heilen.

Seine Wohnung ist Valhöll oder Valhalla, wohin nach dem altnordischen Glauben alle in der Schlacht gefal lenen Helden geleitet werden und dann bei ihm wohnen. Sie heißen dann Einherjar. In Walhalla ist der Boden mit Speeren belegt, die Wände mit Schilden gedeckt und auf die Bänke Panzer ausgebreitet. Dort kämpfen und schmausen die Helden abwechselnd.

Als Odhin's Brüder treten in der Schöpfungsgeschichte der älteren Edda die beiden Brüder, Hänir und Lodhr genannt, auf, die in der jüngeren Edda, in demselben Zusammenhange mit der Schöpfung, unter den Namen Vile und Ve vorkommen. Hänir heißt Odhin's Gefährte und Beisitzer, er unternimmt mit Loki und Odhin gemeinsame Fahrten und erhält in der Sage die Beinamen der schnelle As, der Langfuß, und soll nach dem Weltuntergange noch Opfer empfangen. Im Kampfe der Vanen gegen die Götter (§. 134) wird er den ersteren von den Göttern als Geisel gegeben, während dagegen die Vanen den Niördhr oder Niord zu den Asen sandten. Er scheint unter den alten Asen den ruhigen besonnenen Verstand und das ordnende Maaß der Dinge vertreten zu haben; sonst ist sein Wesen aus den vorhandenen Andeutungen der Eddalieder nicht klar zu er kennen.

Loki oder Lodur bedeutete im alten Kreise der drei Götterbrüder das verzehrende und zerstörende Feuer der Leidenschaft und die Macht der Sinnlichkeit. Er ist der

Schöpfer aller feindseligen und zerstörenden Elemente in der Natur, besonders des unterirdischen Feuers. Zugleich heißt er der Vater des Wolfes Fenrir und der Midhgardh, schlange und tritt in einigen Erzählungen der Edda als Vermittler zwischen den Göttern und den Riesen auf. In anderer Gestalt tritt er dagegen im späteren weiter entwickelten Bewußtsein der nordischen Völker hervor.

§. 132.

Die jüngere Götterwelt.

Als nämlich das religiöse Bewußtsein der germanischnordischen Völker zu bestimmterer und klarerer Anschauung des Lebens kam, und die verschiedenen Beziehungen und Verhältnisse desselben für die Vorstellung bestimmter von einander unterschieden wurden, schied sich das göttliche Wesen Lodur's oder Ve's von dem gemeinsamen Walten seiner Brüder und nahm derselbe in selbstischer Willkür seine vereinzelten Wege, durch deren Verfolgen er in Gegensatz zu den in geordneter Weise über das Leben waltenden Mächten trat. An seine Stelle traten in der Anschauung der nordischen Götterwelt die Mächte der beweglichen Phantasie, die Vanengötter, die durch Niördhr im Reiche der Asen repräsentirt wurden und in ihrem eignen Lebensgebiete durch den verständigen Hänir beherrscht wurden.

So waren Hänir und Loki aus dem dreieinigen Kreise der alten Odhinsbrüder ausgeschieden und Odhin selbst noch allein übrig gelassen. Das göttliche Wesen desselben spaltete sich aber für die spätere religiöse Anschauung wiederum in zwei Hauptrichtungen, welche durch Baldr und Thor in der Weise repräsentirt wurden, daß Baldr die kräftige und tiefe Ursprünglichkeit des nordischen Gemüthslebens, den Genius des nordischen Geistes vorstellte, Thor dagegen vorzugsweise die äußere, physische Kraft des nordischen Heldenlebens bezeichnete. Um diese beiden Hauptgestalten der

jüngeren Götterwelt gruppirten sich dann weiter die Asen Tyr, Heimdallr, Forsete und Bragr auf die Seite Baldr's, und die Asen Vidar, Hödr, Vali und Ullr auf die Seite Thor's als untergeordnete göttliche Wesen. Diese zusammen bildeten dann den hohen Götterrath, der sich täglich unter Odhin's Vorsiß am Urdharbrunnr versammelte.

Was zunächst den Kreis Baldr's angeht, so erscheint dieser selbst, der auch Paltar heißt, als der Sohn Odhin's und der Göttin Frigg und gilt in der jüngeren Edda als der beste der Götter, den alle loben und deß Ansehen schön und licht ist, so daß Glanz von ihm ausgeht. Er ist zugleich der weiseste, beredtste und mildeste der Asen und hat den besonderen Vorzug, daß Niemand sein Urtheil ändern darf. Seine Gemahlin ist die jungfräuliche Nanna. In der Anschauung der nordischen Religion ist in der mythischen Gestalt Baldur's der nordische Genius selbst, das Wesen des nordischen Gemüths in seiner ursprünglichen sittlichen Reinheit vorgestellt. Wie diese durch Schuld des Bösen verloren geht, dieß ist in der Mythe von Baldur's Tode durch Loki's Bosheit anschaulich vorgestellt.

An das göttliche Wesen Baldr's schließen sich vier an= dere Asen in der Weise an, daß Thr oder Zio, der von Riesen abstammt oder, nach der jüngeren Edda, Odhin's Sohn ist, den besonnenen kriegerischen Sinn, die Lust nach Abenteuern und die weise Lapferkeit repräsentirt. Er opfert fich für das Wohl der übrigen Asen auf, indem er des Nachts wacht, während Götter und Helden in Walhalla der Ruhe pflegen, und dem Wolfe Fenrir, während ihn die Götter fesseln wollten, die Hand in den Rachen steckte, die ihm das Thier abbiß, als es seine Bande nicht zerreißen konnte. Die ältere Edda erzählt, daß Loki mit der Gemahlin Tyr's buhlte.

Heimdallr, der ein Sohn Odhin's genannt wird und am Ende der Erde von neun Müttern geboren worden sein soll, hütet die Asenbrücke Bifrost gegen die Riesen und bewacht die Götter selbst mit seinem großen Horne, dem Das Buch der Religion. I.

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Giallarhorn; er bedarf weniger Schlaf, als ein Vogel, sieht bei Nacht, wie bei Tage hundert Meilen weit und hört das Gras auf der Erde, die Wolle auf den Schafen wachsen. Mit Loki kämpft er und entreißt ihm das der Freya geraubte Halsband. Unter dem Namen Rigr wandelte er auf Erden und zeugte mit drei Frauen drei Söhne, von denen die Knechte, die Bauern und die Edeln abstammen, weßhalb alle erschaffenen Wesen Heimdall's Söhne genannt werden.

Der Sohn Baldr's und der Nanna, Forsete oder Forseti, stand dem friedlich und rechtlich geordneten Leben vor und war Richter und Schlichter im Streit. Götter und Menschen kennen keinen bessern Richterstuhl als den seinigen. Bragi oder Bragr, ebenfalls Odhin's Sohn genannt, vertritt mit seiner Gattin Idunn die Dichtkunst und die Begeisterung der Jugend. Er führt die gefallenen Helden in Walhalla ein.

Im Gegensatze zu Baldr repräsentirt dessen Bruder Chorr oder Donar, ebenfalls Odhin's Sohn, die derbe sinnliche Naturkraft. Er waltet als solcher zunächst im Naturleben selbst, als Gott des Donners und Gewitters, aus dessen Augen Feuer flammt und der seinen Hammer überall hin schleudert, der aber sogleich wieder in seine Hand zurückkehrt. Die Gewitterwolken heißen die Gürtel seiner Stärke. Dann ist er als Verleiher des Regens und Erweicher des Bodens der Urbarmacher der Erde und Be schirmer des Ackerbaues, der Begründer des fruchtbaren und freundlichen Erdenlebens, der alle feindlichen Naturkräfte aus dem Wege räumt, d. h. in der mythischen Vorstellung: mit den Riesen kämpft, die Göttern und Menschen feindlich sind.

Daneben waltet Thor über der Naturseite des Menschenlebens, und brennt in seinen Tempeln ein heiliges Feuer, das niemals ausgelöscht werden durfte. Darum ist Thor der Freund und Beschüßer der Bauern und Knechte und haßt das wüste, unftete Kampfesleben, welches durch den

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