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Geschlechte der Riesen stammenden, die drei Jungfrauen Urdhr, Verdhandi und Skuld, von denen jene auf die Vergangenheit, die andere auf die Gegenwart und die dritte auf die Zukunft sich bezieht. Sie sind also zunächst Personificationen der Zeit und, sofern die Zeit das Geschick herbeiführt, die über das Schicksal alles in der Zeit Befindlichen waltenden Mächte, die dem Menschen seine Lebenszeit schaffen und ihm sein irdisches Loos bereiten. An einem bei der Esche Vgdrasill befindlichen Brunnen, der von der ältesten Norne der Urdharbrunnen heißt, haben sie ihren Aufenthalt. Sie sind aus Urdhar'squelle, d. h. dem Quell der Vergangenheit, entsprungen, wo auch die Götter ihre heilige Gerichtsstätte haben eine sinnige Andeutung des innigen Zusammenhanges, der zwischen Göttern und Menschen stattfindet, die beide die Einheit des gemeinsamen Schicksals umschließt.

Den Namen der jüngsten Norne, Skuld, trägt auch ein anderes weibliches Wesen der nordischen Mythologie, eine der sogenannten Walkyrien, oder richtiger: die Norne Skuld ist zugleich eine Walkyrie, beide fallen in der Anschauung des Nordländers zusammen, wie denn auch die Natur dieser beiden eigenthümlich nordischen Wesengattungen etwas Verwandtes hat, indem sich beide auf dem gemeinsamen Felde des Schicksalswirkens begegnen, nur daß dieses bei den Nornen im allgemeinern Sinne genommen werden muß, während es bei den Walkyrien eine besondere Beziehung auf das Schicksal des Krieges hat.

Nach der germanisch-nordischen Vorstellung besteht die Wirksamkeit der Walkyrien, d. h. der Auswählerinnen, näher der Todtenwählerinnen, darin, daß sie in Odhin's Auftrag über dem Kampfe und seinem Erfolge walten, diejenigen auswählen, die im Kampfe fallen sollen, die Auserwählten zu Odhin geleiten, nach Walhalla, wo dieselben als Einheriar mit Odhin dem Heldenvater leben und von den Walkyrien bedient werden. Da diese Walkyrien in letter Beziehung Alles nur im Namen und. Auftrage

Odhin's thun, so sind sie im Grunde nur die Vervielfältigungen desselben als des Kriegsgottes, die Vermittlerinnen und Stellvertreterinnen desselben in Beziehung auf das kriegerische Leben und den kriegerischen Heldentod des Menschen. In ihnen hat der Nordländer seinen eignen kriegerischen Sinn und Genius, sein Kämpeleben und dessen blutiges Ende, sein Heldenschicksal in gegenständlicher Anschauung sich vorgestellt.

Am häufigsten unter den Walkyrien wird Hildr ge= nannt, und erscheint dieselbe ganz besonders als der personificirte nordische Kämpegeist, der, durch seinen eignen inneren Dämon getrieben, mit Nothwendigkeit fortstürmt bis zum Lebensuntergang. Auch die zahlreichen Namen der übrigen Walkyrien weisen auf ebendenselben Kreis der Thätigkeit hin, durch welche sie sich als vervielfältigte Personificationen vom göttlichen Wesen Odhin's des Kriegsgottes darstellen und denselben vertreten, wenn derselbe nicht selbst in einzelnen bedeutenden kriegerischen Fällen auf dem Kampfplah erscheint und in das Lebensschicksal der Helden eingreift. Wie der Kreis der Asen im Grunde nichts Anderes ist, als die Wiederholung der allgemeinen vielseitigen Natur Odhin's, als der waltenden Macht über das Erdenleben; so sind die Walkyrien das persönliche Erscheinen desselben in dem engeren Kreise des menschlichen HeldenLebens, in seinem Eingreifen in das Leben der Kämpfer.

Erscheinen sie auf der einen Seite, als Vollstreckerinnen von Odhin's Willen, als seine Mädchen und Dienerinnen, nur als untergeordnete Wesen, so treten sie auf der anderen Seite doch wieder wie selbständige, mit den übrigen Asen in gleicher Linie stehende Wesen auf, indem sie als frei und willkürlich handelnd erscheinen und ihren Herrn und Meister Odhin zurückdrängen, ganz an seine Stelle treten. Daß diese Wesen in weiblicher Gestalt auftreten, hat in dem weiblichen Ideale der alten Germanen seinen Grund, wonach sich Jungfrauen, Schildmädchen genannt, in den Schlachten keck mit den größten Helden maßen

und überhaupt die ächtgermanischen Weiber an Krieg und Schlacht Antheil nahmen.

§. 135.

Das Wesen des Bösen und die Unterwelt.

Der germanisch-nordische Geist hat mit richtiger Ahnung eine tiefe Einsicht in das Wesen des Bösen gewonnen und in der mythologischen Gestalt des Loki sich dasselbe in gegenständlicher Anschauung vorgestellt. Das Böse erschien dem nordischen Gemüth als ein Abfall vom Göttlichen als dem Guten, mit welchem der Mensch ursprünglich und wesentlich eins ist. Die von ihrem tiefen Gemüthsgrunde sich lossagende Phantasie und Sinnlichkeit schweift in's Maaßlose aus, verliert ihren göttlichen Ausgang und die Richtung auf das Eine und Ewige, die innere Einheit und Uebereinstimmung des Daseins. Der Geist ist in sich entzweit und zerrissen, von der Liebe verlassen und mit der verzehrenden Gluth des Haffes erfüllt. Es verhärtet der Mensch sich selbst, trennt sich vom Ganzen und Allgemeinen, mit dem er wesentlich verbunden ist und bleiben soll, und verharrt in selbstischer Vereinzelung für sich, im Gegensaß gegen das Allgemeine und Sittliche. Diese Bewegung des Bösen spiegelt sich in Loki's Natur und Wesen, in welchem der nordischen Phantasie der Haß und die Willkür des dem allgemeinen Leben der Götter sich entgegenstellenden selbstischen und bösen Geistes vor die Anschauung getreten ist.

In der ursprünglichen mythologischen Anschauung der alten Götter, der Brüder Odhin, Vile und Ve, bezeichnete letterer oder Lodur die verzehrende Macht des Lebens, die Gewalt der Leidenschaft und übermächtigen Sinnlichkeit. Wie nun mit dem Fortschritte der Entwickelung des religiösen Bewußtseins der Gegensaß zwischen gut und bös mit dem Bewußtsein der Schuld und Sünde im Geiste der Völker des germanischen Nordens erwacht war, so ent

wickelte sich in erweiterter mythologischer Anschauung aus dem Wesen dieses Gottes der Begriff des von den übrigen Asen abgefallenen, die Götter hassenden, mit ihnen zankenden und ihnen überall feindselig gegenübertretenden Gottes, der, ohne daß es die Götter ändern können, Göttern und Menschen Unheil und Verderben bringt. Loki stellt den Neid, Haß und Grimm des Bösen dar, und es heißt von ihm in der Mythe, er sei durch des Herzens Art gebrandmarkt und boshaft, weil (oder seit) er das halbversengte Herz einer bösen Frau fand und durch sie boshaft ward.

Nachdem er Baldr's, des besten der Götter, Lod herbeigeführt hat, deckt derselbe die Schwächen der Asen auf, stellt sie in ihrer Blöße dar und spottet ihrer. Nur mit List können sie endlich seiner habhaft werden und ihn bis zur Götterdämmerung unschädlich machen.

Darum steht auch der böse Loki mit der Unterwelt in enger Verbindung. Er erzeugte, nach der Mythe, mit der Riesin Angrbodha den Wolf Fenrir, den die Götter nachher mit einer Kette banden, die von den Zwergen gemacht war, und den sie in ihrer Mitte erhalten und füttern mußten. Ebenso erzeugte er die Hel, welche zur Beherrscherin der Unterwelt gemacht wurde. Auch das wilde Roß Sleipnir ist von Loki erzeugt, welches Odhin nachher bändigte und darauf einherritt. Als Utgardhaloki gehörte Loki der Welt der Riesen und der Unterwelt an, in welcher Hel oder Hela herrscht, die halb schwarz und halb menschenfarbig vorgestellt wurde.

Das Reich der Hel ist im Niflheimr, im Norden, tief unter der Erde, unter einer der Wurzeln der Esche Ygdrafill. Der Weg dahin führt nordwärts durch dunkle Thäler, durch welche der Gott Hermodr, als er in die Unterwelt zu Baldr ritt, neun Nächte brauchte. Das Ganze wurde. als eine kalte, finstere und traurige Welt vorgestellt, wo unzählige Drachen hausen. Die Burg der Hel war von dem Flusse Gjöll umströmt und von einem festen Gitterwerk umgeben, das der Hund Garmir bewachte, während

an der über den Strom führenden Brücke eine Jungfrau Wache hält.

§. 136.

Das Leben nach dem Tode.

Das Reich der Hel, Helheimr, ist ursprünglich in der nordischen Vorstellung der Ort, wohin alle Gestorbene, Arme wie Reiche, Gerechte wie Ungerechte, ohne Ausnahme gelangen und wo selbst die Götter, die den Tod erleiden, wie Baldr, ihren Aufenthalt nehmen, wenn sie nicht den Heldentod im Kampf und auf Abenteuern starben.

Dagegen gelangen die Verehrer und Diener Ddhin's, die in der Schlacht gefallenen Krieger und Fürsten, nach Valhalla oder Valhöll, d. h. die Halle der Erschlagenen. Dort leben die Einherjar täglich herrlich und in Freuden mit Odhin, sie essen und trinken mit ihm, bilden sein Heer, ziehen täglich zum Kampfe aus, schlagen sich gegenseitig Wunden und tödten einander, aber am Abend versammeln sie sich alle wieder zum fröhlichen Mahle, wobei sie von den Walkyrien bewirthet werden. Am Ende der Zeiten aber zieht Odhin mit ihnen in den Kampf mit den bösen Mächten. Das Leben der Einherjar in Walhalla ist nichts, als eine jenseitige Fortseßung ihres diesseitigen Kämpelebens; sie sind und bleiben, was sie auf Erden waren.

Eine in den alten Edden ebenfalls vorkommende Vor stellung ist die, daß nach dem großen Weltbrande und der Wiedergeburt der Welt die Seelen der guten und gerechten Menschen in Gimlir oder Gimill, auch Vingolf genannt, wohnen werden.

Neben den übrigen Vorstellungen war auch noch der Volksglaube verbreitet, daß die Seelen der Verstorbenen im Innern der Berge wohnten, ein Glaube, der in den isländischen und altdeutschen Sagen häufig vorkommt. Die Seelen der Ertrunkenen kommen dagegen in die Behausung der Niren oder der Seegöttin Ran, wo sie in schö

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