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nach Kanaan oder Palästina eingewandert. Sie hießen darum in ältesten Zeiten die vom Jenseits Gekommenen, die Fremden, Hebräer. An die Stelle dieses Namens trat später der Name Israeliten oder Volk Israel, der zur Zeit der nationalen Größe des Volkes der herrschende war. Erst gegen das Ende der israelitischen Geschichte wurde, nach dem Reiche Juda, der Name Juden oder (griechisch) Judäer gebräuchlich.

Als Stammvater des Volkes nennen die späteren israelitischen Volkssagen den Abraham, der um das Jahr 2000 vor Chr. Geburt lebte. Dieser bildete mit seiner Familie einen kleinen Nomadenstamm, der in Palästina, wie vorher in Mesopotamien, ein wanderndes Hirtenleben führte. Abraham's Enkel Jakob oder Israel wurde durch seinen Sohn Joseph veranlaßt, um das Jahr 1800 nach Aegypten zu wandern, wo seine Nachkommen an der arabischen Grenze, im Lande Gosen, vierhundert und dreißig Jahre lebten und aus einer Nomadenfamilie zu einem Nomadenvolke erwuch sen, das von den Aegyptern hart bedrückt und in schwerer Dienstbarkeit erhalten wurde. Endlich stand Mose (um's Jahr 1480 v. Chr. Geb. gestorben) als seines Volkes Ret ter auf, indem er die Israeliten aus dem nördlichen Arabien führte, wo er mit denselben lange nomadifirend umherzog, bis nach Mose's Lode das Volk in sein altes Vaterland Kanaan zurückgelangte.

Die folgende Geschichte des Volkes hängt mit der Entwickelung seiner Religion so innig zusammen, daß wir sie mit dieser berühren werden. Was den Volkscharakter angeht, so tragen die Israeliten in der vorwaltenden prak tischen Verständigkeit, die mit mächtiger Leidenschaft Hand in Hand ging, den gemeinsamen Charakter aller semitischen oder aramäischen Völker, der sich bei den Israeliten mit einer Zähigkeit des Eigenwillens verband, wie solche sonst kein orientalisches Volk aufzuweisen hatte. Durch geschichtliche Nothwendigkeit aus dem heimathlichen Nomadenleben herausgerissen und in die Knechtschaft Aegyptens geführt,

ist das Volk hier zum Bewußtsein seiner Nationalität erwacht, deren Selbständigkeit es sich erst mit dem Schwert erkaufen mußte. Und als es sich nach jahrhundertlangen Kämpfen seine volksthümliche Einheit in einem geordneten politischen Gemeinwesen zur Anschauung gebracht hatte, sah es sich in die geschichtliche Bewegung des assyrisch-babylonisch-persisch-macedonischen Reiches hineingerissen, ohne indessen im Strudel dieser Völkerbewegung sein Selbst zu verlieren. Gerade diese Zähigkeit im Festhalten an seinem nationalen Selbstbewußtsein hat es aber fähig gemacht, den Boden zu bilden, auf welchem das Bewußtsein der Nationalität sich zum allgemeinen Bewußtsein der Menschheit erweiterte.

§. 140.

Die weltgeschichtliche Bedeutung des Volkes Israel.

Dieses zähe Festhalten an der Nationalität ist der Schlüssel zu der ganzen weltgeschichtlichen Bedeutung des israelitischen Volkes, und insbesondere seiner Religion, die in ihrer eigenthümlichen Gestalt nur aus dem geschichtlichnationalen Schicksal des Volkes hervorging. Eben diese weltgeschichtliche Aufgabe desselben entspricht ganz seiner Stellung in Vorderasien, im Gegensatz zu den umgebenden stammverwandten Völkern.

Der israelitische Geist hat in der weltgeschichtlichen Culturentwickelung des Orients die Aufgabe überkommen, die Hauptbildungselemente des orientalischen Geistes in sich zu vereinigen, um mit dem geschichtlichen Abschluß des orientalischen Culturlebens zugleich dessen Verneinung und Ueberwindung darzustellen. Der Gang der Geschichte ließ die wesentlichen Elemente der asiatischen Naturreligion zu den Hebräern hinströmen und die eigenthümliche Religion derselben in einem langen geschichtlichen Kampfe sich entwickeln. Die hebräische Religion ist die nothwendige consequente Entwickelung des semitischen Religionsprincips selbst

und damit auch die eigentliche Consequenz des orientalischen Geistes überhaupt, der sich nur dadurch zum geistigen Bewußtsein erheben konnte, daß er seinen natürlichen Standpunkt und seine natürlichen Vorausseßungen selbst verneinte und durch eigene That überwand.

Das semitische Religionsprincip hatte eine doppelte Seite: eine natürliche und eine geistige, welche an die dem semitischen Stamm angehörenden Völker so vertheilt waren, daß den heidnischen Semiten die Aufgabe zukam, die Seite der Naturreligion auszubilden und sie dem griechischen Volke zur weiteren Verarbeitung in einer wahrhaft menschlichen Welt zu übergeben, während dagegen die Hebräer den entgegengesetzten Weg einschlugen. Das heidnisch-semitische Princip der Naturreligion, welches von Anfang an auch im hebräischen Volke einheimisch gewesen war, wurde zu einem fremden, unvolksthümlichen gemacht und als ein Abfall von der Nationalität dargestellt. Das durch die prophetischpriesterlichen Organe des höheren, geistigen Princips vertretene ideale Bewußtsein der Jehovah-Religion konnte sich nur in steter Beziehung auf das geschichtlich vorausgegangene Princip der semitischen Naturrelegion, nur im Kampf gegen dasselbe, zu seiner Reinheit entwickeln. Dieser Kampf hatte seine geschichtliche Bedeutung innerhalb des hebräischen Volkes; er wird von der späteren hebräischen Volkssage in mythischer Weise sogar an den Namen des gefeierten Stammvaters des Volkes, Jakob, geknüpft, welcher (nach der Sage im 1. Buche Mose 32, 24 ff.) mit Jehovah kämpfte und obsiegte, woher er den Namen Israel (35, 9 f.) erhielt.

Die Grundbedeutung des israelitischen Volksgeistes liegt darum eben in der Verneinung und Ueberwindung des Natürlichen und im Heraufringen zur Geistigkeit des Willens. Aus der ursprünglichen semitischen Naturanschauung, von welcher der israelitische Volksgeist seinen Ausgang nahm, ist derselbe durch einen langwierigen Vermittelungsgang, im beständigen Kampfe des geistigen Elements mit dem natürlichen Princip des Volkslebens, zu derjenigen

Vergeistigung des semitischen Volksgeistes gelangt, welche die geschichtliche Vollendung der israelitischen Religion darstellt.

In der vollendeten Form des religiösen Selbstbewußtseins der Hebräer ist die verneinende und verzehrende Macht des Naturlebens, welche eine wesentliche Seite der religiösen Anschauung der heidnischen Semiten bildet, ausschließlich festgehalten und zu einer mythologischen Persönlichkeit erhoben (Jehovah.) Dem Geiste gegenüber, welcher als der Herr über die Natur angeschaut wird, ist die Natur als das Nichtige, Endliche und Unmächtige gewußt. Das göttliche Subject erhält aber den besonderen Inhalt seines göttlichen Wesens doch nur aus der Naturanschauung, welche die näheren Bestimmungen und Prädikate des göttlichen Wesens liefert. Auch das endliche, natürliche Subject, der Mensch, weiß sich als nichtig, leer und ohnmächtig, dem Herrn der Natur gegenüber, und erhält allein durch den Dienst und Gehorsam gegen Jehovah Werth und Inhalt.

Noch bis vor Kurzem ist die hebräische Religion immer nur so betrachtet worden, als ob sie gleich vom Anfang der israelitischen Geschichte an eine fertige, in sich vollendete Thatsache gewesen wäre. Auf dem Standpunkte solcher Betrachtungsweise stellt sich dieselbe als eine außerordentliche göttliche Offenbarung dar und erscheint ebensowohl aus dem Zusammenhang der allgemeinen vorchristlichen Religionsgeschichte, wie aus der eignen Nationalität des israclitischen Volkes und seiner Geschichte herausgerissen. Die Geschichte, wie die Religion des Volkes Israel blieben ein Räthsel, ein Wunder, das einzig und unerklärt in der vorchristlichen Welt dastand.

Den Schlüssel zum Verständniß beider hat erst die neueste kritische Forschung auf dem Felde der Religionsgeschichte geliefert. Es ist in Folge dessen die ganze Literatur des israelitischen Volkes in einem anderen Lichte erschienen und erkannt worden, daß durch die Schuld der israelitischen Geschichtschreibung selbst die entwickelten Zustände späterer

Zeit auf die geschichtlichen Anfänge übertragen wurden. Erst mit dieser Erkenntniß hat man angefangen, diese Religion nicht mehr bloß in ihrer höchsten Ausbildung und reifsten Gestalt zu betrachten, sondern auch ihr geschichtliches Werden, ihren Ausgangspunkt und ihre Anfänge, und ihren allmäligen Entwickelungsgang in's Auge zu fassen.

§. 141.

Die innere Entwickelung der hebräischen Religion.

Die weltgeschichtliche Bedeutung der hebräischen Religion kommt in ihrer inneren Entwickelung zur Erscheinung. Der geschichtliche Verlauf derselben tritt in einer Reihe von Stufen auf, die sich etwa in folgender Weise andeutend bezeichnen lassen.

Zunächst ist das allgemeine Princip, welches die innere Entwickelung und stetige Fortbildung der hebräischen Religion bedingt und hervorbringt, gewissermaaßen die innere Triebkraft, der treibende Keim des Fortschrittes, das Prophetenthum oder die Offenbarung. (Vgl. oben §. 10 und 16.) Einzelne hochbegabte Männer nehmen ahnend eine höhere Entwickelung im Geiste voraus und ziehen den besseren, empfänglicheren Volksgeist zu sich heran, in dessen Lebensboden sie selbst die Wurzel ihres höheren Selbstbewußtseins haben. Das Eigenthümliche bei der hebräischen Religion ist aber dicß, daß diese innere Fortbildung des religiösen Geistes hier nicht auf dem Wege einer unbewußten, instinctartigen Vermittelung, wie dieß bei den orientalischen Naturreligionen der Fall war, vor sich ging, sondern daß dieselbe ein fortlaufender schöpferischer Act war, der nach Verschiedenheit der Zeiten und persönlichen Organe bald mehr, bald weniger lebendig umbildend sich äußerte.

Diese hervorragenden schöpferischen Persönlichkeiten bei den Hebräern, die Propheten, wußten sich als Gesandte Gottes, als Organe des göttlichen Willens, und handelten als solche durch höhere Erregung, d. h. im Elemente der

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