ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Die religiöse Tendenz des Opfers geht darauf hinaus, daß die endliche Beschränktheit, Bedürftigkeit und Unbefriedigung des religiösen Subjectes ebendemselben zur Anschauung komme, damit es in seiner Nichtigkeit und Unzulänglichkeit vor der höheren Macht erscheine und auf diesem Wege seiner wahrhaften Bestimmung, seiner Erhabenheit über das Endliche, seiner Freiheit inne werde.

Das Opfer ruht in seinem tiefsten Grunde auf der Hingabe des Endlichen an das Ewige, des Vergänglichen an das Bleibende, auf der Selbstentäußerung des einzelnen, beschränkten Subjectes an die höhere, allgemeine Macht des Lebens. Jede einzelne Opferhandlung ist eben die Bethätigung des Strebens, durch solche Hingabe die Einigung des Subjectes mit dem Höheren, die Versöhnung des Menschen, zum sichtbar erscheinenden Ausdruck zu bringen.

Auf diese Weise stellt sich das Opfer als einen Act der reellen Bethätigung der wirklich daseienden, lebendig wirkenden Religiosität dar; wobei es übrigens klar ist, daß das Opfer nicht nothwendig nur der Ausdruck der religiösen Entzweiung ist, sondern ebensogut auch die Feier sowohl der noch unentzweiten, unmittelbaren Einheit des religiösen Gemüths, als auch der aus dem Zwiespalt des Geistes hervorgehenden Wiederversöhnung sein kann.

Die ursprüngliche Form des Opfers ist dem noch unmittelbar in sich versöhnten Geiste eigenthümlich und trägt demgemäß einen heitern und freudigen Charakter; es ist dieß auch geschichtlich die älteste Art der unblutigen Opfer von Erstlingen der Früchte, das Rauch-, Speise- und Trankopfer, und läßt sich dasselbe auch als Opfer der Verchrung und des Preises bezeichnen.

Die zweite geschichtliche Form des Opfers gehört dem in sich entzweiten Geiste an, der zur Einheit und Versöhnung hinstrebt und diesem seinem innern Sehnsuchtsdrange im Opfer den entsprechenden Ausdruck gibt. Es ist nach der Seite des Materials, das geopfert wird, wesentlich blutiges Opfer, sowie es der Form nach stellver

tretendes Opfer ist, sofern die Sünde oder Schuld des Opfernden auf das Opfer übertragen und in dessen vergossenem Blute, welches bei den Alten für den Siz des Lebens galt, die Hingabe des Lebens symbolisch vorgestellt wurde das eigentliche Sühnopfer.

[ocr errors]

Die Steigerung bei den blutigen Opfern liegt darin, daß zunächst Thieropfer, dann vergossenes Menschenblut und endlich Menschenopfer selbst die sühnende Kraft des Blutes repräsentirten.

Die höchste Stufe des vorchristlichen Opfers eignet derjenigen Gestalt des religiösen Geistes, welcher aus der vorhergegangenen innern Entzweiung bereits zu einer bestimmten Gestalt der Versöhnung fortgeschritten ist und diese sich zu gegenständlicher Anschauung bringen will. In diese Klasse von Opfern gehören theils das freiwillige Enthalten vom Natürlichen, welches als das Unreine und Abzuthuende, zu Beseitigende, vom Geist zu Ueberwindende gilt, besonders in Speise, Trank, Schlaf, Vergnügen, Geschlechtsgenuß u. s. w.; theils das freiwillige Auferlegen von Schmerzen, Lasten; sowie alle Reinigungsopfer.

Sind die Opfer in den vorchristlichen Religionen vorwaltend symbolisch-stellvertretender Natur, so ist dagegen durch die Vollendung der Religion im Christenthume auch die wahrhafte Form des Opfers zur Erscheinung gekommen. Das rechte Opfer im Geist und in der Wahrheit ist die Selbstentäußerung des endlichen Geistes, die Hingabe des beschränkten Selbst, mit allen seinen zufälligen Neigungen und sinnlichen Begierden an das Ewige, und die wesenhafte Erfüllung des Geistes mit dem Wahrhaften und Bleibenden, über alle Endlichkeit und Vergänglichkeit Erhabenen.

§. 14.

Die religiöse Festfeier.

Die höchste Form für den Ausdruck der religiösen Geselligkeit im Cultus ist endlich die religiöse Festfeier, welche

den Schluß und die höchste Vollendung desselben bildet und darum auch die übrigen Cultushandlungen, die Andacht und das Opfer in sich vereinigt. In der Festfeier löst sich der religiöse Geist von der Einförmigkeit und Zerstreuung des alltäglichen Lebens ab und hat innerhalb der versam melten religiösen Gemeinde den gegenständlichen Selbstgenuß seines verklärten persönlichen Wesens.

Im Allgemeinen sind die Feste solche Veranstaltungen, die den Zweck haben, das innere religiöse Leben in bes stimmten Zeitmomenten auch äußerlich hervortreten zu lassen, damit das Aeußere der Handlung das innere religiöse Ge fühl um so inniger erwecke und belebe. Schon aus diesem Begriffe ergibt sich, daß die Feste in der alten Religion eine um so bedeutendere Stelle einnehmen werden; ie mehr sie sich überhaupt ihrem ganzen Wesen nach der Aeußerlichkeit des Cultus zuwandte.

Die Feste des Alterthums knüpfen sich in ihrer Ent stehung meist an die wechselnden und wiederkehrenden Erscheinungen des Naturlebens oder an nationalgeschichtliche Erinnerungen an und sind darum ihrem religiösen Inhalt nach theils Naturfeste, theils Erinnerungs- und Nationalfeste.

Fallen die Hauptfeste der alten Naturreligionen in die Hauptwendepunkte des Jahreslaufes, so sind sie ihrem Charakter nach wesentlich Feste der Trauer und Feste der Freude; Trauerfeste vollenden sich erst durch Freudenfeste, in die sie übergehen. Klimatische, agrarische und sonstige Lebensverhältnisse, lokale Erinnerungen bringen eine große Mannichfaltigkeit der Feste hervor. Allen aber ist der symbolisch-mythische Charakter der Religionen, in welchen die Feste vorkommen, aufgeprägt. Durch bestimmte symbolische Handlungen, als Reinigungen und Sühnungen, Länze und Aufzüge, Musik und Kunstdarstellungen, wurden die Aeußerungen des im religiösen Bewußtsein sich abspiegelnden Naturlebens sinnbildlich dargestellt.

Die Festfeier selbst vollendet sich in den Mysterien, d. h. bestimmten Instituten, um religiöse Ideen anzuregen

und bei tieferen Gemüthern fortzupflanzen. Zur Theilnahme an den Mysterien sind besondere Weihen nöthig gewesen. So hatte z. B. die ägyptische, persische, griechische Religion besondere Mysterien.

Es sollten diese Anstalten dem Menschen dadurch, daß sie ihm den Blick über den Lod hinaus eröffneten, die Weihe für ein höheres Leben ertheilen und das Ziel seiner irdischen Bestimmung lehren. Eines höheren Lebens kann aber nur der Reine theilhaftig werden. Die Reinigungen waren daher vor Allem mit den Mysterien verbunden, und die Stifter der Mysterien sind daher aller Orten auch die Lehrer der Reinigungsgebräuche gewesen.

Durch solche äußere Weihen und Reinigungen, Vorbereitungen und Prüfungen sollte die Ueberzeugung be gründet werden, daß der Mensch nur durch innere, sittliche Reinheit das Ziel seiner Bestimmung erreichen könne. Nur dem Reinen ward der Zugang und die Theilnahme bei der Feier der Mysterien gestattet und diese selbst in ein heiliges Dunkel gehüllt; alle Diejenigen waren davon ausgeschlossen, die mit profanem, d. h. ungeweihtem, Sinn und ungläubigem Gemüthe die Geheimnisse der Religion nicht zu fassen fähig find.

Denn das lezte Ziel der Mysterien war immer dieß, die gegenständlichen Gestalten der religiösen Vorstellung spieder zu dem innern Herd und Mittelpunkt des religiösen Lebens zurückzuführen, aus welchem sie hervorgegangen

waren.

Viertes Kapitel.

Die gegenständliche Erscheinung der religiösen Persönlichkeit.

§. 15.

Das religiöse Mittlerthum.

Auf dem Boden der religiösen Geselligkeit, innerhalb der Sphäre der bestimmten Cultusgemeinde, kommt der religiöse Geist dadurch zur vollendeten Selbstdarstellung, daß er sich in der Einheit seiner Lebenselemente zur ausdrucksvollen Gestalt der religiösen Persönlichkeit zusammenschließt. In der religiösen Persönlichkeit findet der religiöse Geist sein höchstes Selbstbewußtsein. Diejenigen Individuen, in welchen die Macht der Religion und die Energie der Versöhnung sich auf besonders kräftige Weise äußert, ziehen die übrigen Glieder der religiösen Gemeinde zu sich empor, um ihnen Mittler der eignen Versöhnung zu werden als religiöse Genie's, im eigentlichen Sinne des Wortes, als Priester und als Propheten.

Die höchste Vollendung der religiösen Persönlichkeit stellen die eigentlichen religiösen Genie's dar, die, aus der unendlichen Lebensquelle der Religion begeistert, auf originale Weise eine eigenthümliche Anschauung des religiösen Wesens in sich darstellen und aus dieser urkräftigen, lebensfrischen Anschauung heraus zu der übrigen Welt sprechen, um derselben das im Innern Vernommene und in's persönliche Selbstbewußtsein Umgesehte mitzutheilen. Die geniale Persönlichkeit auf religiösem Gebiete vereinigt in sich die Strahlen des religiösen Lebens zu einem Brennpunkte und läßt dieselben wiederum mit schöpferischer Energie im lebendigen Worte ausstrahlen.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »