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§. 149.

Der religiöse Zustand des zehnten und neunten Jahrhunderts.

Nach der Theilung des Reiches, die nach Salomo's Lode eintrat, dauerte in den beiden Reichen Israel und Juda während der nächsten zwei Jahrhunderte der Gegensat und Kampf des geistigen Princips der Jehovahreligion mit der kanaanitisch - phönizischen Naturreligion noch fort. In beiden Reichen lebten und wirkten zwar eine Anzahl namhafter Propheten als Organe und Repräsentanten des höheren religiösen Geistes; doch wurde im Reiche Israel die glückliche Entwickelung dieses Geistes und der Erfolg der prophetischen Thätigkeit mehrfach gehemmt, da dieses Reich nicht bloß dem benachbarten Phönizien und Syrien mehr offen stand, sondern auch innerlich von politischen Parteiungen zerrissen war, in Folge deren, bei dem Mangel eines festen Mittelpunktes für den Cultus, es zu einer förmlichen Unterdrückung des Jehovahdienstes kam.

Dagegen hatte das Reich Juda, unter günstigeren politischen Verhältnissen und bei größerer Einheit im Inneren, da sich hier die davidische Königsfamilie auf dem Throne erhielt und eine erbliche Priesterschaft dem Tempelcultus vorstand, eine festere Stüße der religiösen Einheit, deren Bewußtsein aus der Erinnerung an das davidisch - salomonische Zeitalter sich Nahrung holte und im Tempelcultus der Hauptstadt lebendig erhielt. Freilich erhielt sich auch in diesem Zeitraume noch fortwährend der Gößendienst auf den Höhen und konnte vor dem Eril auch nicht vertilgt werden.

Doch zeigte sich im Reiche Juda troßdem ein sicherer und stetiger Fortschritt zum Höheren, welcher durch die Wirksamkeit der Propheten vermittelt wurde, die von einem heiligen Feuereifer für das Gesetz Jehovah's erfüllt, an der Ueberwindung des natürlichen Geistes im Volke arbeiteten und einen großartigen sittlichen Läuterungsprozeß des Volkes darstellten. Ihr Einfluß auf die Ausbildung des religiös.

sittlichen Lebens fing an immer bedeutender zu werden. Die großartige Anschauung des Bundes zwischen Jehovah und dem Volke entwickelte sich bei ihnen als verzehrender Feuereifer gegen den Gößendienst und für das Gesetz Jehovah's, d. h. die Offenbarung des göttlichen Willens. Denn die Torah oder das Geseß bedeutet ursprünglich in der Jehovahreligion nicht Sahung und Gesetz im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern die zusammenhängende fortlaufende Offenbarung Jehovah's, das fortschreitende allgemeine religiös - sittliche Bewußtsein, das durch die Organe Jehovah's offenbart wird. Die lebendige Fortbildung des Mosaismus im Volksleben war der Beruf dieser vom Geiste Jehovah's beseelten Männer, die als Wächter des Gesetzes sich darstellten.

Mit der Entstehung der religiösen Grundanschauung über den Bund Jehovah's mit seinem Volke, sowie über die damit verknüpften Verheißungen hat sich das volksthümliche Bewußtsein seine Vergangenheit und seinen historischen Hintergrund in den Sagen über die Kämpfe und Wunder Jehovah's bei dem Auszuge des Volkes aus Aegypten und der Einwanderung nach Palästina und während der Richterzeit zu gegenständlicher Anschauung gebracht.

§. 150.

Das assyrische Zeitalter.

Mit dem Auftreten der assyrischen Herrschaft beginnt für die Geschichte und Religion der Hebräer ein Wendepunkt, indem das Volk seitdem in den Entwickelungsgang der großen vorderasiatischen Reiche hineingezogen wurde, wodurch der geistige Gesichtskreis des Volkes eine wesentliche Erweiterung erhielt. Zunächst erlag gegen das Ende des achten Jahrhunderts das Reich Israel der assyrischen Macht, die ihre Eroberungen bis nach Aegypten ausdehnte. Juda war zwar ebenfalls in Abhängigkeit von den Assyriern, ohne jedoch jezt schon in seinem volksthümlichen Be

wußtsein wesentlich verändert worden zu sein. Die erschüt ternden Bewegungen der Weltgeschichte wurden vielmehr durch die Wirksamkeit der Propheten als neue Elemente in die religiöse Anschauung des Mosaismus aufgenommen und dadurch eine großartige religiös sittliche Weltbetrachtung geschaffen, in welcher das Bundesverhältniß zwischen Jehovah und seinem Volke eine wesentliche Stelle erhielt.

Die vom Geiste Jehovah's erfüllten Propheten faßten die einzelnen Ereignisse der Geschichte, sofern sie die Geschicke des Volkes Israel berührten, als Ausführungen des Rathschlusses Jehovah's auf, als welcher durch schwere Prüfungen und Strafgerichte sein Volk für den Abfall zum Gößendienst und für seine Verbrechen und Laster züchtigen wolle und sich der Assyrer als solcher Zuchtruthe für die Israeliten bediene, um die Feinde Israel's nachher selbst wieder durch ein späteres Strafgericht zu demüthigen und die Macht Jehovah's als alleinige Macht über die Völker auf Erden erscheinen zu lassen. Der Prophet Jesaia war es namentlich, welcher in diesem Zeitalter diese erhabene Anschauungsweise am bestimmtesten und schönsten ausgesprochen hat.

Eben diese religiöse Weltbetrachtung, der Gedanke einer theokratischen Weltregierung, d. h. der Herrschaft Jehovah's über alle Völker, war der größte Gewinn, den der hebräische Geist aus dem Conflict mit den asiatischen Weltherrschaften zog. Die Begeisterung und religiöse Zuversicht der Propheten seit dieser Zeit wurde nicht bloß von der Ansicht getragen, daß Jehovah die bewegende Macht über alle Völker sei, sondern schloß auch den Gedanken ein, daß das Volk Israel's zum wesentlichen Träger des göttlichen Weltzweckes berufen sei und darum auch im größten Unglück nicht gänzlich vertilgt werden könne.

Dieses großartige und bewundernswürdige Bewußtsein, das sich jest, seit dem Anfange des achten Jahrhunderts, im Geiste der prophetischen Organe des göttlichen Geistes im Volke gebildet hatte, wurde in der nächsten Periode,

namentlich der Zeit des Erils, noch weiter und in seiner ganzen Tiefe ausgebildet. Allmälig bildete sich, auch schon bei den Propheten des achten Jahrhunderts (Jesaia, Amos, Micha), die Vorstellung vom Tage Jehovah's als einem furchtbaren Gerichtstage aus, wodurch der Heilige Israel's sich in dem verzehrenden Feuer seiner Gerechtigkeit an seinen entarteten Kindern heiligte. Gingen auf der anderen Seite die gefürchteten Strafgerichte ganz oder theilweise vorüber und wurden sogar die Schuldigen verschont, so offenbarte sich darin die Langmuth, Gnade und Barmherzigkeit Je hovah's und lud die Sünder zur Buße und Besse. rung ein.

Auch unter den heftigsten Stürmen und Drangsalen des Volkes erhielt sich doch noch der Glaube, daß der Staat fortbestehen und bei fortschreitender Religiosität und Sittlichkeit einer schöneren Zukunft entgegen gehen werde.

Damals war es auch, daß die Vorstellung von der Theokratie oder dem Gottesreiche, dem Staate Jehovah's, sich zu immer größerer Festigkeit und Gediegenheit ausbil dete. Was überhaupt die hebräische Vorstellung von Je hovah als dem Nationalgotte von ähnlichen Vorstellungen anderer orientalischer Völker unterschied, war der sittliche Gehalt dieses Gedankens, daß nämlich der heilige Wille Jehovah's die absolute Macht sei, das höchste und alleinige Gesetz für die irdische Welt. Konnte dieser Gedanke in der bisherigen Geschichte nur in geringem Grade als die bewegende Macht des hebräischen Staates erscheinen, so wandte sich die begeisterte Hoffnung um so mehr in die Zukunft und erwartete von ihr die Vollendung des Gottesstaates, welche von der Vergangenheit und Gegenwart versagt war, eines auf das davidisch salomonische Königthum gegrün deten Staates, in welchem Jehovah in einem höheren Sinne und in größerem Maaße, als es bisher der Fall gewesen war, Gesetzgeber, Herrscher und Beschützer des Volkes sein und gerechtere Könige, sowie größere Gotteserkenntniß und

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fittliche Kraft im Volke erwecken werde, womit dann auch größerer irdischer Segen verbunden sein würde.

Dieß bildet im Allgemeinen den Hauptinhalt der prophetischen Anschauungen in dieser Zeit, in welcher sie die Idee der Theokratie (Gottesherrschaft) im Kampfe mit den Verhältnissen errungen hatten. Wie die Propheten dieses Zeitalters an Klarheit und Gediegenheit des Selbstbewußtseins gewonnen hatten, sehen wir die früheren Propheten. vereine ganz spurlos aus der hebräischen Geschichte ver schwinden.

Neben der Wirksamkeit der Propheten bildeten die Priester die gesetzlichen Bestimmungen weiter aus. Unter dem Einflusse der prophetischen Wirksamkeit des Jesaia un ternahm der fromme König Hiskia (728—700) die erste gründliche Reform des Cultus durch Aufhebung des Gößendienstes auf den Höhen; und ein späterer jüdischer König Josia (642-611) ging auf der Bahn Hiskia's fort. Was den Cultus in der assyrischen Periode betrifft, so trat das Passafest in eigenthümlicher Weise hervor, welches anfänglich ein allgemein semitisches Naturfest war, von den Hebräern aber im Sinne des Jehovahcultus umgebildet wurde. Zum Genusse des Lammes, welches dabei in der Nacht verzehrt wurde, wurde als Bedingung der Theilnahme die Beschnei dung festgesetzt.

Im Gegensatze zur mechanischen Beobachtung der Cultusformen sehen wir in dieser Zeit durch die Propheten entweder die reine Innerlichkeit, die Erkenntniß Gottes, Dankopfer durch Worte und Frömmigkeit, oder noch häu. figer die praktische Frömmigkeit, Rechtschaffenheit, Milde, Demuth, Keuschheit als Forderungen aufgestellt.

§. 151.

Das chaldäische Zeitalter.

Die chaldäische Periode umfaßt die Zeit vom Jahre 630 bis 536, deren erste Hälfte die nächsten Jahrzehnde

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