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§. 156.

Rückblick auf die vorchriftlichen Religionen.

So wäre denn die heilige Wallfahrt geendigt, welche wir als bescheidene Pilger zu den heiligen Orten der alten Welt durch die vergangenen Jahrhunderte hindurch unternommen haben; wir sind angekommen an der Scheide der Jahrhunderte, dem Wendepunkte der Weltgeschichte, von welchem eine neue Aera beginnt. Aus ihren Denkmälern und heiligen Büchern haben wir die Religionen erforscht, welche den großen Reigen der vorchriftlichen Welt bildeten, und haben sie heraufbeschworen, die längst abgeschiedenen Geister, deren sichtbare Gestalt vor dem Ewigen zerfallen und nur noch in der Erinnerung der Geschichte ihr Schattenbild aufbewahrt ist.

Wir begannen mit der untersten Stufe menschlichen Geisteslebens, den Wilden oder sogenannten Naturvölkern, deren Religion in der Zauberei und Beschwörung sich bethätigte und die in den einzelnen Naturgegenständen die Gestalt des unendlichen, allmächtigen Willens erblickten. Die Bewohner des Landes der Mitte, die alten verständigen Kinder des chinesischen Kaisers, sahen in der allgemeinen. Himmelsmacht, die alle Wirkenskräfte des Erdenlebens umfaßt, das sichtbare Dasein der ewigen Lebensmacht der Welt. Im lebendigen Schöpfungshause, dem unendlichen Lebensgeiste, der das All durchdringt, ging den phantasievollen, weichen Hindu's das Ewige auf. Im räthselhaften, beweglichen Thiergeist sahen die Aegypter die Gestalt des leidenden Gottes, der mit schmerzlichem Blicke zum Menschen aufschaut. Den sabäischen Semiten offenbarte sich das Göttliche als Sterngeist in zeugender und verzehrender Lebensäußerung. Ein höherer Gegensaß, als der des Geschlechtslebens, ging den Persern auf im sittlichen Kampfe des Lichtlebens gegen die Mächte der Finsterniß.

Die erste heiter - unbefangene Versöhnung des inneren Zwiespaltes, der den Geist des Drients zerrüttete, feierte der religiöse Weltgeist in Griechenland, dessen Bewohnern

das göttliche Wesen und Leben in der schönen Individualität zur Anschauung und zur Gewißheit kam. Bei den Römern sahen wir sodann die schöne Blüthe der Helleni schen Götteranschauung wieder heruntersinken auf eine niedrigere Stufe des religiösen Bewußtseins und im weiteren Verlauf der römischen Entwickelung als nüchterne Verstandesreligion auftreten, um bei den germanisch- nordischen Völkern aus dem freien sittlichen Geist eines kräftigen Hel denvolkes wiedergeboren zu werden. Von den Germanen kehrten wir zurück zu den Ufern des Jordan, um im Volke Israel den Geist aus dem Naturleben in seiner Freiheit sich erheben und als erhabene, heilige Persönlichkeit sich erfassen zu sehen und den religiösen Boden zu gewinnen, auf welchem der Stifter des Christenthums die frohe Bot schaft-verkündigte, daß der wahre Menschensohn der rechte Gottessohn sei.

Nach der Offenbarung dieses Gedankens, der das religiöse Leben in seiner Vollendung einschließt, drängte die ganze religiöse Entwickelung der vorchriftlichen Welt hin; die dunklere oder deutliche Ahnung dieses Zieles schwebte der ganzen vorchristlichen Welt als leuchtender Stern und Wegweiser vor Augen. Die Sehnsucht nach dem göttlichen Menschensohne, der die Welt und Menschheit von der Endlichkeit erlösen würde, war der elegische Grundton, der sich durch alle vorchriftlichen Religionen zieht.

In allmäligem, gesehmäßigem Fortschritte sahen wir die Menschheit der Offenbarung des Menschensohnes sich entgegen bewegen. Im Natürlichen ward die Religion geboren, um im Geistigen sich sterbend zu verklären; und so war sie das lebendige Buch, wachsend mit den Geschlechtern und, wie die Gattung, ewig jung!

Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.

Das Buch der Religion.

Zweiter Theil.

Das

Buch der Religion,

der religiöse Geist der Menschheit

in

seiner geschichtlichen Entwickelung.

Für

die Gebildeten des deutschen Volkes

dargestellt

von

einem deutschen Theologen.

Zweiter Theil.

Leipzig:

F. A. Broch aus.

1850.

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