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schon die sittliche Seite in sich ein, enthält das Motiv und den Ausgangspunkt für das sittliche Thun des Menschen, welches darauf ausgeht, der momentan wirklich erreichten Zuständlichkeit des in sich versöhnten Geistes auch Dauer und bleibende Wirklichkeit im ganzen Leben des Menschen zu geben.

So ist das sittliche Leben nicht bloß die Fortsetzung des Cultus, sondern auch die Bethätigung der Religion selbst, ihre wahrhafte Vollendung, und der Cultus der Weg zum sittlichen Leben.

Auf den niedrigen Stufen des religiösen und sittlichen Lebens gilt freilich der Weg für das Ziel selbst, und die Cultushandlungen selbst erhalten hier die Bedeutung sowohl sittlicher Verpflichtungen, als auch sittlicher Verdienstlichkeit. Der Mensch auf niederen Bildungsstufen meint die dem alltäglichen Thun und äußerlichen Treiben abgehende sittliche Weihe durch die Beobachtung religiöser Ceremonien und die Erfüllung vorgeschriebener Cultushandlungen erseßen zu können. Die Sittlichkeit steht hier noch auf der Stufe der Werkheiligkeit.

Eine höhere Form der religiösen Sittlichkeit ist schon die der Askese, in welcher das Subject aus Religiosität und religiösem Pflichtgefühl religiöse Arbeiten, namentlich Bauten übernimmt, wie bei den alten Indern und Aegyptern, oder auch durch Ertödtung des Fleisches, durch selbstauferlegte Entsagung und Kasteiung, durch Zurückziehen aus der Welt in die Einsamkeit, wie dieß namentlich bei den alten Indern Sitte war, die Stufe einer höheren Sittlichkeit zu erklimmen meint.

Das wahrhafte Opfer des religiös- sittlichen Geistes ist freilich nur auf den höheren Entwicklungsstufen des religiösen Geistes möglich und besteht in der freien Hingabe des endlichen und beschränkten natürlichen Daseins an das im religiösen Geiste aufgehende Ideal des menschlichen Lebens, in der Aufnahme der vollendeten religiösen Versöhnung in dem Willen, um sie im Leben That und Wirklichfeit werden zu lassen.

Die Selbstdarstellung der religiös - sittlichen Persönlich. keit in der Gemeinde ist die rechte Vollendung des religiösen Geistes. In seinen religiösen Festen stellte sich der Grieche selbst als die sichtbare Gegenwart des Göttlichen in schöner persönlicher Erscheinung dar. Die Verwirklichung des religiös - sittlichen Geistes beginnt in der Familie als natürliche Sittlichkeit, geht dann durch die besonderen Kreise und Interessen der bürgerlichen Gesellschaft zur sittlichen Allgemeinheit im Staate fort.

Aber auch in der lebendigen Einheit des allgemeinen Volksgeistes, im bestimmten Volkscharakter, prägt sich das Wesen der Religion zu einer eigenthümlichen Gestalt aus, so daß der geschichtlichen Entwicklung des religiösen Geistes der Völker auch die Entwicklung des sittlichen Geistes parallel läuft und die Geschichte der Religionen eine bestimmte Stufenreihe von charakteristisch ausgeprägten Gestalten der Persönlichkeit aufzeigt, in denen der religiös-sittliche Volks. geist seine höchste Vollendung findet.

Es ist die Aufgabe der geschichtlichen Betrachtung der Religionen, diese Gestalten der Persönlichkeit auf jeder Stufe der religiösen Entwicklung der Menschheit bestimmter zu charakterisiren.

Fünftes Kapitel.

Das Auftreten und Dasein der Religion in der Geschichte.

§. 18.

Die Urreligion als religiöse Anlage der Menschheit.

Die Religion, in ihrem ursprünglichen Wesen, ist nicht

durch Ueberlieferung von Geschlecht zu Geschlecht fortge. pflanzt, sondern kehrt ewig jung in jeder Zeit und in jedem Geschlechte wieder, sie ist in allen ewig dieselbe we

sentliche Grundstimmung des menschlichen Geistes, die eigentliche Urreligion, die keiner Zeit und keinem Volke ge= fehlt hat.

So hat die Religion keine Geschichte, wenn bloß dieses innerste Weben und Weben des religiösen Gemüthes gemeint und in's Auge gefaßt wird, ist vielmehr nur die ewige Grundlage und Vorausseßung jeder besonderen Religionsform, die in der Geschichte auftritt, und die Bedingung der geschichtlichen Entwicklung des religiösen Geistes der Menschheit überhaupt.

Aber in ihrer Aeußerung, in der Offenbarung dieses Innern wird sie zur Geschichte, wird in der Zeit geboren und wächst mit der Zeit und schreitet stetig mit der Geschichte fort. In dieser ihrer irdischen, endlichen Gestalt ist die Religion in ihrer Entstehung und ganzen geschichtlichen Entwickelung ein einiges, organisches Gewächs, das „freudig durch alle Zeiten sich entfaltet, getrieben von einem Leben, das durch alle Glieder sich verbreitet und doch, wie in der Rebe, in anderer Zeit, an anderem Ort, immer in einem anderen Feuerwein erglüht.“

Irrig ist die hin und wieder verbreitete und auch mit gelehrten Gründen verbreitete Annahme, als ob die Urreligion an eine besondere geographische Lage zu knüpfen sei, von wo alle spätere Religion und Geistesbildung des Menschengeschlechtes ausgegangen wäre, die Annahme, als ob die Menschen in der Urzeit im Besitze einer besonderen höheren Weisheit und Bildung gewesen seien, von welcher das Wahre in allen religiösen Vorstellungen späterer Zeit und nachfolgender Völker nur überkommene Reste und verlorne Trümmer wären.

Man hat sich sogar Mühe gegeben, den geographischen Sit dieses hochgebildeten Urvolkes, die Wiege und das Paradies der Menschheit, nachzuweisen und bald Aegypten, bald Indien, bald die Hochländer von Iran oder Baktrien, bald das Hochland von Ostasien, bald die Alpenthäler von Kaschmir als den Ursig der Menschheit angenommen, ohne

aber diese Annahme wirklich historisch begründen und zu geschichtlicher Gewißheit erheben zu können. Im Gegentheil widerlegt die Geschichte dieser Völker jene Ansicht vom Urvolke und zeigt, daß sich bei allen diesen alten Völkern keine Spur von einer solchen Urweisheit und Urreligion findet, da ihre Bildung durchaus an die lokalen Naturverhältnisse eng geknüpft und rein volksthümlicher Art ist.

Die Urreligion ist in jedem Volke vorhanden, sowie auch jedes über die Unvollkommenheit und Unbestimmtheit derselben hinausgeschritten ist zu volksthümlicher, geschichtlicher Bildung, und das wahre, ewige Paradies der Menschheit ruht in jedes Menschen Brust, es ist der selige Friede der Kinderunschuld und der ersten Einheit des Geistes in seinem unmittelbaren Lebensgrunde. Ein Zustand hoher Vollkommenheit ist dieß aber keineswegs, sowenig als die Kindheit das aufgeschlossene und offenbare Ideal der Menschheit sein kann. Jede Bildung ist eine erworbene, und dem Wesen des Geistes entspricht nur eine allmähliche Entwickelung. Mit der unaufhaltsam vorwärts schreitenden Entwickelung des Menschengeistes geht das Paradies der Kindheit verloren, um der Reife des Geistes Plaß zu machen. Alles geschichtliche Leben beginnt darum mit dem Erwachen des Menschen und der Völker aus dem unmittelbaren Zustande der Urreligion.

Die religiöse Anlage der Menschheit muß sich entwickeln, und dieß ist nur möglich, indem sie in die Schranken des volksthümlichen Daseins und in die bestimmte Begrenzung des geschichtlichen Lebens eingeht. So geht aus der Einheit der Urreligion, als der religiösen Anlage der Menschheit, die Vielheit der Religionen hervor.

§. 19.

Die positive Religion.

Die individuelle, volksthümliche Ausbildung der religiösen Anlage oder die bestimmten Gestalten, unter denen

sich die Religion in der Geschichte allein darstellen und zur Erscheinung bringen kann, macht das Wesen der positiven Religionen aus.

Positiv ist, nach der etymologischen Bedeutung dieses Wortes, die Religion überhaupt schon als ein im Wesen des Geistes nothwendig gesehtes und wesentlich begründetes Verhältniß.

Aus dieser ihrer ewigen, ursprünglichen und unmittelbaren Positivität geht die Religion durch den innern Drang des Entfaltungs- und Entäußerungstriebes ihres Wesens in die Erscheinung über; sie gibt sich eine bestimmte, durch die besonderen volksthümlichen Situationen und die Verhältnisse des Einzelnen bedingte historische Gestalt. Wie aber mit dem Hervortreten des Wesens in die Erscheinung auch der Schein, das Unwesentliche, Vergängliche sich beimischt, so hat die historische Positivität der Religion immer zugleich den Mangel an sich, daß sie dem Begriffe der Religion nicht vollständig entspricht.

Gegen diese endliche und vergängliche Seite der in die Erscheinung tretenden Religion verhält sich das Bleibende ihres Inhalts verneinend; die religiöse Substanz ist zugleich diejenige schöpferische Potenz, welche der erscheinenden Religion immer neue Formen schafft, eine immer höhere Wirklichkeit setzt. Der ewige Inhalt der Religion prägt sich im Laufe der fortgehenden Entwickelung der Menschheit in immer neuen, stufenweise aufeinanderfolgenden Ausdrucksweisen aus.

Jede nächste Zeit und jedes in der Geschichte höher. stehende Volk hat eine solche neue, veränderte und höhere Position des religiösen Geistes zum Lebensinhalt, und zwar verhalten sich diese historischen Positionen so zu einander, daß immer die höhere den wesentlichen Gehalt der früheren, niederen Stufe mit in sich heraufnimmt und denselben mit ihrer eignen bestimmten Eigenthümlichkeit assimilirt.

Die fortschreitenden geschichtlichen Positionen des schöpferischen Lebensgeistes der Religion sind mit Einem Worte

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