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Erftes Kapitel.

Die Religion der sogenannten Wilden.

§. 21.

Die Naturvölker.

Nicht alle Völker, welche den Erdboden bewohnen, gehören der Weltgeschichte, im höchsten Sinne des Wortes, an; es gibt vielmehr eine Menge Völker, welche außerhalb der Weltgeschichte, gewissermaßen im Vorhofe derselben stehen und durch ihre ganze geistige Disposition fortwährend von dem wahrhaft geschichtlichen Leben der Menschheit ausgeschlossen sind.

Menschen zwar sind auch diese Völker, und der Menschheit göttliches Ebenbild auch ihnen vom schöpferischen Willen des Universums aufgeprägt. Denn nicht fängt der Mensch sein Leben wie das Thier an, sondern auch auf der unterften Stufe der Menschheit ist es immer der göttliche Funke, der Geist, der zum Bewußtsein erwachende Wille des Subjects, was zum Unterschied von der Stufe der Thierheit dem Menschen als das Siegel der Macht auf die Stirne gedrückt ist.

Aber der Unterschied, den wir festhalten müssen, beruht darauf, daß der Geist als bloße Anlage, als Potenz, als Keim, nicht bei allen Völkern und unter allen Himmelsstrichen auch wirklich zur Entwickelung kommt; und nur der entwickelte Geist ist das Kennzeichen der wirklich geschicht

lichen Völker, d. h. derjenigen, welche sich durch eigenthümliche Thaten der Freiheit im großen Ganzen der Weltgeschichte geltend gemacht und als lebendige Glieder der Menschheit sich einen bleibenden Platz in der Erinnerung selbstthätig errungen haben.

Wir unterscheiden diese beiden großen Völkergruppen von einander durch die Bezeichnung der Naturvölker einerseits und der Culturvölker andererseits. Die ersteren sind die sogenannten wilden, die lehteren die eigentlichen geschichtlichen Völker.

Die Naturvölker bringen es seit Jahrtausenden nicht weiter, als zu einem dumpfen, beschränkten und gebundenen Dasein, zu einem unfreien, einförmigen Dahinleben in steter Abhängigkeit von der sie umgebenden Natur, von welcher sie allewege beherrscht werden und über welche sie sich nicht zur Selbständigkeit des wahrhaften Geisteslebens zu erheben vermögen. Sie leben in einem bestimmten Kreise von Sitten und Gebräuchen, über den sie nicht hinausgehen, ein einförmiges, mechanisches Dasein und kennen nichts Höheres, als die Erhaltung und Pflege des Leibes, die Befriedigung ihrer natürlichen, sinnlichen Bedürfnisse.

Die Stufe der eigentlichen Culturvölker tritt erst mit der Beschäftigung mit dem Ackerbau ein. Durch die Erwerbung einer festen Heimath und die Bearbeitung des Bodens wird die Sphäre der wilden Völker, die rohe natürliche Existenzweise verlassen und der Boden einer höheren Gestaltung des Daseins betreten. Die Tendenz zur Freiheit tritt hervor und reißt den Menschen in den geschichtlichen Verkehr herein, der die Bändigung des Natürlichen und die Befreiung des geistigen Menschen voraussetzt. Ist einmal die Natur nicht mehr die höchste Erscheinung, so öffnet sich die geistige Welt mit der Mannichfaltigkeit ihrer Gestaltungen, den Anfängen der Kunst, der Wissenschaft, des Staates.

Diese Elemente des geschichtlichen Daseins sind den wilden Völkern noch fremd. Aber Religion haben sie, in

deren mütterlichem Schooß noch alle übrige Seiten des Geisteslebens, die später besonders hervortreten und das geschichtliche Leben bedingen, im Keime verschlossen liegen. Ihre Religion entspricht freilich auch ganz der niedrigen Geistesstufe, auf der diese Völker stehen, und alles dasjenige, worin sich das Wesen dieser Religion der Wilden als in seiner Eigenthümlichkeit bewegt, erscheint für uns als eitel Aberglaube, während es für diese Völker wirkliche und lautere Religion ist, die Religion in ihrer untersten Gestalt und ersten Erscheinungsform.

Der äußere geographische Umfang dieser Naturvölker begreift die alte und neue Welt in sich. Die ganze äthiopische, malayische, amerikanische und zum Theil auch die mongolische Rasse gehört dieser Stufe an; nur die kaukafische ist der Culturboden für die eigentlich geschichtlichen Völker, die sich durch die Macht des zur Freiheit und zum Selbstbewußtsein des Geistes aufstrebenden Willens dem hemmenden Einflusse der Natur entrissen haben. Um fie herum lagern sich jene barbarischen und geschichtlosen Völker und werden von ihr entweder assimilirt, wie die amerikanischen Stämme, oder wenn sie, wie die Neger, eine fast unauflösbare Zähigkeit der natürlichen Individualität zeigen, zu Trägern äußerlicher, mechanischer Thätigkeit gemacht.“

Alle nördlichen Polarvölker, die tartarischen und mongolischen Stämme des öden Nord- und Mittelafiens, die großentheils mit Noth und Mangel und einer harten, armen Natur zu kämpfen haben; die unter der Gluth der afrikanischen Sonne schmachtenden Neger, die von der Natur an die Grenze der Thierheit gestellt sind; die Urbewohner Amerikas und Australiens, sie alle machen das geogra= phische Dasein dieser untersten Religionsstufe aus, welcher nach ungefährer Zahlenschäßung über hundert Millionen Bewohner des Erdballs angehören, die sich etwa in der Weise vertheilen, daß die australischen Naturmenschen eine Million, die amerikanischen sechs, die afrikanischen dreiundachtzig und die asiatischen Wilden zehn Millionen betragen.

§. 22.

Die Naturanschauung und das Bewußtsein der Wilden.

Um die Religion der Naturvölker zu begreifen, müssen wir uns in das einfachste Leben des menschlichen Geistes zurückversehen, auf diejenige Stufe, wo derselbe noch ganz in der unmittelbaren Einheit mit der Natur sich befindet. In das natürliche Dasein verschlungen und durch den eignen dunkeln Naturgrund vorwaltend bestimmt, können sich Bewußtsein und Wille noch nicht aus diesem Gebundensein an die Natur erheben.

Wie überhaupt das Bewußtsein des Menschen vom Willen bestimmt ist, so zeigt sich insbesondere auf dieser untersten Stufe des Geisteslebens das Bewußtsein in gänzlicher Abhängigkeit von der Begierde. Der Wille des Naturmenschen tritt in der Form der Begierde auf, und die Begierde ist der Mittelpunkt, um welchen sich hier das ganze Leben dreht. Alles bezieht sich auf die Begierden und deren Befriedigung. Auch die Natur sieht der Naturmensch nur darauf an, wie sie sich zu seiner Begierde verhält, die nicht selten bis zur eigensinnigsten Hartnäckigkeit sich steigert.

Wie der natürliche Wille des sinnlichen Begierdelebens immer nur auf einmal einen einzelnen Gegenstand hat, auf den er sich richtet, und nicht eher zur Ruhe kommt, bis die Begierde entweder befriedigt ist oder durch eine entgegenste= hende stärkere Macht gebrochen wird; so hat auch das Bewußtsein des Wilden immer nur einen einzigen Gegenstand zu seinem Inhalt. Die Natur ist dem Geist auf seiner niedrigsten Entwicklungsstufe noch nicht als ein einheitliches Ganze aufgegangen; er betrachtet sie nur als Vielheit einzelner Dinge in zerstreutem Außer und Nebeneinandersein. Die ganze äußere Wirklichkeit faßt er nur in ihrer finnlichen Vereinzelung, ohne innern Zusammenhang und ohne Beziehung des Einzelnen auf das Ganze und Allgemeine.

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