ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

=

Dieß ist das Wesen der sinnlichen Vorstellung, daß sie ganz an die momentane Gegenwart der vorübergehenden Erscheinungen gebunden ist und haltungslos den ersten beften Eindrücken sich hin und preisgibt. In beständigem Wechsel der Vorstellungen umhertaumelnd und jedes festen Haltes, jedes bestimmten Mittelpunktes in sich entbehrend, sondern von Einem zum Andern hin- und hergeworfen, ist das sinnliche Bewußtsein des Naturmenschen noch keiner Verknüpfung der Vorstellungen fähig.

Der Mensch faßt sich auf dieser Stufe selbst noch bloß als sinnlich einzelnes Wesen, gegenüber den andern sinnlichen Einzelwesen seiner Gattung und den vereinzelten Naturðingen, ohne alle nähere Beziehung der Einzelheiten auf einander, ohne allen Zusammenhang von Ursache und Wirkung und ohne alle Unterscheidung der Dinge nach ihrer bestimmten Qualität und nach ihrem Werthe.

Der Mensch ist so noch ganz von der unmittelbaren, finnlichen Gegenwart der Objecte abhängig und durch sie bestimmt, und wie ihm die Natur als diese bunte Mannichfaltigkeit der Dinge gegenübertritt, ahnt der Geist in ihren einzelnen Existenzen und Erscheinungen, in ihren Wirkungen und Aeußerungen das Walten einer dunkeln, geheimnißvollen Macht, vor welcher der Mensch zu Zeiten in wüster Unruhe erbebt, weil er durch sie die Befriedigung seiner Begierden gehindert und beschränkt sieht.

Krankheit, Noth und Mißgeschick aller Art bringen ihm diese Abhängigkeit noch deutlicher zum Bewußtsein, und so treibt ihn die Macht der nimmer ruhenden Begierde dazu, der Macht der Natur, wie sie in einzelnen Aeußerungen ihm entgegen= tritt, sich und seinen Willen als eine andere Macht gegenüber zu stellen, um jene den Zwecken seiner Begierde zu unterwerfen. Die Abhängigkeit von der Natur stachelt den Menschen auf, sich zum Herrn derselben zu machen.

§. 23.

Das religiöse Bewußtsein des Naturmenschen.

Dieser bestimmten Gestalt des Bewußtseins der Naturvölker entspricht auch ihre religiöse Vorstellung. Das Streben des Geistes geht in alle Wege darauf aus, zum Bewußtsein zu gelangen. Auch in der Form des natürlichen Begierdelebens strebt der Wille zum Bewußtsein hin. Darum kann auch in der Religion und in ihr vor Allem der Geist nicht anders, als die unmittelbare Zuständlichkeit des Gefühls in bestimmten Vorstellungen zu befestigen und sich den Inhalt desselben gegenständlich zu machen. So breitet auch auf der untersten Bildungsstufe der religiöse Geist seinen unendlichen Inhalt für das Bewußtsein zu einer Welt von bestimmten Vorstellungen aus.

So lange der religiöse Geist noch in die Unmittelbarkeit des natürlichen Einzeldaseins eingeschlossen ist, kann ihm auch sein Verhältniß zu seinem eignen innern Offenbarungsgrunde, in dessen Einheit das Selbstbewußtsein seinen Halt und Mittelpunkt hat, nicht anders zum Bewußtsein kommen, als in eben derselben Weise, wie überhaupt das Bewußtsein auf dieser Stufe gestaltet ist.

Das Bewußtsein des Naturmenschen ist sinnliches Einzelbewußtsein. Anderer Art kann auch das religiöse Bewußtsein, als das Bewußtsein des Geistes von seinem innersten Lebensgrunde, nicht sein. Die Natur in ihrer unmittelbaren sinnlichen Vereinzelung, als Vielheit der erscheinenden Einzeldinge, wird zu Hülfe genommen, um sich den religiösen Offenbarungsinhalt zum Gegenstand des Bewußtseins zu machen, denselben in die Vorstellung zu erheben.

Das unmittelbar Nahe und sinnlich Gewisse, einzelne Naturobjecte und endliche Dinge werden zum Organ für die religiöse Vorstellung, und das durch das eigenthümliche Thun der Vorstellung aus dem Innern hinausverlegte religiöse Wesen als ein sinnliches Einzeldasein gegenständlich angeschaut. Ein einzelner Naturgegenstand, aus der un

endlichen Mannichfaltigkeit der Naturdinge herausgenommen, wie er sich gerade als das unmittelbar Nächste und Gewisseste für die sinnliche Wahrnehmung kundgibt, dient dem Bewußtsein als Hülfsmittel und Vehikel, um die unmittelbare, noch ganz unbestimmte Einzelempfindung des religiösen Lebens für die gegenständliche Anschauung zu befestigen.

Uebrigens ist die Wahl dieses bestimmten natürlichen Einzelwesens keineswegs willkürlich und grundlos. Es gilt dem Bewußtsein auf dieser Religionsstufe auch nicht jedes einzelne Ding ohne alles Weitere für das Organ des göttlichen Wesens, sondern eben nur dasjenige, welches vom Willen und Bewußtsein des Menschen dazu erkoren und bestimmt wird.

Scheinbar hängt allerdings die Wahl von ganz zu= fälligen Umständen ab, und ein nothwendiger, wesent= licher Zusammenhang zwischen der Beschaffenheit des ge= wählten Gegenstandes und der eigenthümlichen Bestimmtheit des Bewußtseins findet keineswegs statt. Doch aber könnte ohne eine innere Nöthigung und psychologische Anregung das Bewußtsein gerade auf dieses oder jenes bestimmte Naturobject nicht kommen; eine innere, wenn auch noch so unbestimmte und zufällige Veranlassung der Wahl muß immer vorhanden gewesen sein; es muß für die Phantasie in dem Dinge etwas Bedeutsames und Außergewöhnliches enthalten sein, wodurch die Anregung zum Fetisch gegeben wird.

Wie sich der Einzelne auf dieser niedrigsten Bildungsstufe des Geistes dem andern Einzelnen nur erst atomistisch gegenüberstellt und noch nicht zur Vorstellung der menschlichen Gattung, zum Bewußtsein des Ganzen, fortgeschritten ist, so findet auch bei der Wahl jener Naturobjecte zu Drganen für die Vorstellung des göttlichen Wesens unter den einzelnen Individuen bei den Naturvölkern wenig oder gar keine Uebereinstimmung statt, wenn auch jeder Einzelne in die von ihm erkorenen Naturobjecte einen und denselben Sinn legt.

Dieselben gelten nämlich jedem Einzelnen, der sich

für dieselben durch Wahl bestimmt hat, wirklich als ge= genständlicher Ausdruck des Göttlichen in Gestalt eines unmittelbar Nahen und Gewissen, wie ja auf dieser Stufe der Bildung die Offenbarung des religiösen Lebensinhaltes überhaupt noch als eine vereinzelte Gemüthsregung zum Bewußtsein kommt, die jedoch so sehr mit der Empfindung einer über allen Beweis erhabenen Gewißheit verbunden ist, daß der Geist eher den Gegenstand des religiösen Bewußtseins wechselt, wenn ihm die bisher darin gefundene Befriedigung verloren gegangen ist, als daß er an der Wahrheit seiner Vorstellung irre würde.

Legt das religiöse Bewußtsein den Sinn des Göttlichen jeht in diese und demnächst in eine andere Gestalt des Naturdaseins, so ist damit nur die Form, keineswegs aber der Inhalt verändert worden, die Vorstellung selbst ist durchaus dieselbe geblieben und bleibt dieselbe bei jedem neuen Wechsel der Naturobjecte, welchen die Willkür des Subjects vornimmt, so oft das Bewußtsein sich in seiner Erwartung getäuscht oder in der bisherigen Form der Vorstellung sich nicht mehr befriedigt findet.

§. 24.

Die besonderen Formen des Idols oder Fetischs.

Diese, im Vorhergehenden in ihrer Entstehung beschrie= bene, vorgestellte Gestalt des göttlichen Wesens auf der Stufe der untersten Naturreligion ist nun das Idol oder der Fetisch.

Der menschliche Geist, der auch in seinen niedrigsten und rohesten Anfängen nach Selbstverständigung über seinen religiösen Offenbarungsinhalt ringt, will sich über die unmittelbare Zuständlichkeit seines Gefühls erheben und demselben durch die Vorstellung einen bestimmten gegenständlichen Ausdruck geben. Aber das Gefühl und die Empfindung des religiösen Lebensinhaltes ist noch so unbestimmt und beschränkt, daß noch gar nicht weiter darauf reflectirt

wird, ob die vom Bewußtsein gewählte Ausdrucksform auch wirklich dem Inhalte des Gefühls entspricht.

Es genügt schon dem Bewußtsein, in dieses oder jenes einzelne Naturobject den Sinn und die Bedeutung des Innern, des Göttlichen, hineinzulegen und unter dieser bestimmten sinnlichen Form das Göttliche sich vorzustellen. Das zufällige Ding selbst wird aber eben dadurch, daß es vom Bewußtsein aus der Vielheit der Einzeldinge ausgewählt und dazu bestimmt wird, das göttliche Wesen des religiösen Gefühls vorzustellen, der Gewöhnlichkeit seiner gemeinen und alltäglichen Existenz entnommen und zu einer höheren Dignität erhoben; es bedeutet etwas Anderes, als es seiner sinnlichen Wirklichkeit nach erscheint.

Auf diese Weise ist das Idol oder der Fetisch die erste und roheste Form des symbolischen Bewußtseins.

Das Wort Fetisch ist das portugiesische fetisso, welches Zauberkloß bedeutet, und von dem portugiesischen faticaria, d. h. Zauberkraft, abgeleitet. Man bezeichnet daher die Religion der Wilden, weil die Zauberei in derselben ein wesentliches Moment bildet, mit dem Namen des Fetischdienstes oder Fetischismus. Idol ist das griechische eidolon, d. h. Bild, Gößenbild.

Die Idolik oder der Fetischismus bezeichnet darum diejenige roheste und älteste Symbolik, in welcher die Naturgegenstände in ihrem unmittelbaren, vorgefundenen Dasein oder mit Hülfe einer noch ganz rohen und ungebildeten Kunst zu Symbolen des Göttlichen gemacht werden. Es lassen sich unter diesen Versuchen, sich das Göttliche in gegenständlicher Gestalt vorzustellen, drei besondere Formen unterscheiden, die zwar unter sich einen bestimmten Fortschritt des religiösen Bewußtseins innerhalb der Stufe des Fetischismus darstellen, oft aber alle drei neben einander bei einem und demselben Volke vorkommen.

Die niedrigste Gestalt des Fetischismus ist diejenige Form, in welcher ein vorgefundenes, ruhendes, bewegungsLoses Naturobject als Symbol des Göttlichen gilt, sei dieses

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »