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genstand und der Vorstellung von ihm nicht unterscheidenden Menschen für wirkliche, selbstbestehende Wesen gelten. Auch der Geister und Gespensterglaube ist somit recht eigentlich ein mythologischer Glaube: die in die Phantasie des Menschen aufgenommenen Naturerscheinungen, zu denen auch die Erscheinung des Todes gehört, werden wieder aus der Phantasie entlassen, aus dem unklaren Bewußtsein herausgeseht und in Gestalt von selbständigen Wesen, als Gespenster, gegenständlich angeschaut.

§. 27. Die Zauberei.

Den eigentlichen Mittelpunkt des ganzen Cultus der Wilden bildet die Ausübung der Zauberei, die Magie, welche sich als der erste, noch rohe Versuch charakterisirt, der Außenwelt gegenüber sich als Persönlichkeit festzuhalten.

An die Natur hingegeben, in ihr Leben mannichfach verschlungen und von ihr abhängig, empfindet der Wilde zunächst Furcht vor der Naturmacht, aus welcher sich jedoch der Wille herauszuringen strebt, so daß die Furcht wieder in die Empfindung der Freiheit umschlägt. Der Wille des Menschen geht darauf aus, die Natur seiner finnlichen Begierde dienstbar zu machen und die seinen begehrlichen Zwecken widerstrebende Naturgewalt durch die Macht des Willens und Bewußtseins zu beherrschen. Der Geist fühlt sich in seinem innersten Wesen erhaben über die Natur und sucht diese Erhabenheit sich auch äußerlich in der Wirklichkeit zur gegenständlichen Anschauung zu bringen.

Aus diesem Streben geht die Zauberei hervor, welche in dem erwachenden Freiheitsgefühle des Wilden wurzelt. Ohne freilich auf dieser Bildungsstufe auf den wesentlichen Zusammenhang von Ursache und Wirkung zu reflectiren, der zwischen dem Mittel und dem damit beabsichtigten Erfolge nothwendig stattfinden muß, geht der Geist in der Magic darauf aus, die Natur durch den Willen zu beherrschen.

Die Zauberei stellt sich somit als eine eigentlich religiöse Handlung des Subjectes, gewissermaßen als Wunderthätig. keit desselben, dar.

Die Zauberei tritt bei den Naturvölkern in drei Hauptformen auf, nämlich zunächst als unmittelbare oder unvermittelte, dann als die durch das Thun eines Zauberers vermittelte und endlich als reale oder sachliche Zauberei.

Die einfachste Weise der Zauberei besteht darin, daß der Einzelwille des Menschen in seiner unmittelbaren, zufälligen Bestimmtheit als die höhere Macht über die Natur festgehalten wird und dabei die Vorstellung herrscht, dieser Wille könne durch das bloße Wort, die Zauberformel, die widerstrebende Naturgewalt bändigen, in welcher der Naturmensch das Walten feindseliger Geister, Dämonen und Gespenster sieht.

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Es finden sich demgemäß bei den Naturvölkern soge= nannte Regen, Wind und Wettermacher, die durch das unmittelbare Aussprechen ihres Willens die Natur und die Geister beschwören und sie dadurch bezwingen zu können meinen, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie dieß zugehen soll, daß wirklich der bloße ausgesprochene Wille den beabsichtigten Erfolg zu Stande bringen könne.

Ein weiterer Fortschritt tritt in der Zauberei dadurch ein, daß diese magische Kraft und Wunderwirkung nicht mehr bloß dem einfach ausgesprochenen, unmittelbaren Willen des Subjectes in seinem gemeinen und alltäglichen Zustand zugeschrieben, sondern zur Erreichung des beabsich tigten Erfolges schon ein höherer Zustand der Ekstase vorausgesetzt wird, in welchem sich eben nicht Jeder ohne Weiteres befindet. Die Zauberei wird demgemäß erst durch Vermittlung eines Zauberers und seines Apparates von magischen Handlungen und Werkzeugen zu Stande gebracht. Dieß ist die zweite Form der Magie, die vermittelte Zauberei, wodurch entweder Segen, Wohlbefinden, Gesundheit, Gedeihen und Wachsthum der Früchte und Heerden oder Fluch und Verderben hervorgebracht werden soll.

Die dritte Weise der Zauberei ist die reale oder sachliche Magie, deren Eigenthümlichkeit darin besteht, daß einzelnen zufälligen Dingen eine magische Kraft beigelegt und von deren Aeußerung eine mit der natürlichen Beschaffenheit dieser Dinge selbst in keinem wesentlichen Causalzusammenhang stehende Wirkung auf einen anderen Gegenstand oder Menschen erwartet wird. Statt des wirklichen Zusammenhangs zwischen dem Mittel und dessen Erfolg, zwischen Ursache und Wirkung gilt hier die willkürliche Einbildung des Subjectes und dessen Vertrauen auf das Zaubermittel Alles, die Wirkung selbst ist ganz und gar vom Zufall abhängig.

Unter den Begriff solcher Zaubermittel gehören auch die sogenannten Amulete, Talismane und dergl. Als wirksame Zaubermittel, um sich vor Unheil zu schüßen und über alle Naturmächte und Lebenserscheinungen zu gebieten, dienen namentlich auch die Fetische der Wilden. Tritt der Fall ein, daß ein solcher Fetisch nicht die gehoffte Wirkung hervorbringt, so liegt die Schuld nur darin, daß die magische Kraft desselben durch andere kräftigere Fetische an ihrer Aeußerung gehindert ist, weßhalb der Wilde nichts Eiligeres zu thun hat, als den bisherigen Fetisch abzuschaffen und ihn durch einen, wie man sich einbildet, besseren zu ersehen.

Der Zufall spielt hierbei die Hauptrolle; er gilt für das Nothwendige. Der ganze Kreis von günstigen oder ungünstigen Vorbedeutungen, die auf gar keinem nothwendigen Zusammenhang beruhen, gehört hierher. Wiederholt sich der Zufall, so wird er von der gläubigen Phantasie zur förmlichen Regel des Zufalls erweitert, wobei Zeit und Ort in der Einbildung ein Hauptgewicht haben. Wenn da oder dort, zu dieser oder jener bestimmten Zeit dieß oder ienes geschieht, so soll der oder jener bestimmte Erfolg damit verbunden sein. Oder es ist die Beschaffenheit eines einzelnen Dinges, sein Aussehen, seine Farbe oder seine Gestalt das Moment, woran sich für die Einbildung die

Hoffnung einer bestimmten Wirkung, eines gehofften Erfolges knüpft.

Um in den Besit eines wirksamen Zaubermittels zu kommen, wird hauptsächlich der Traum zu Hülfe ge

nommen.

Nach ihrem Gegenstande unterscheidet sich die Zauberei hauptsächlich in zwei Arten. Sie ist entweder bloße Naturoder Elementenbeschwörung, als das Streben des Geistes, durch die magische Kraft des Willens oder die Hülfe des Zaubermittels die hemmenden oder feindseligen Naturgewalten zu bewältigen; oder sie ist eigentliche Geisterbeschwörung, welche das Streben des Geistes ist, mit der Macht des zu höherer Energie gesteigerten Willens oder mit Hülfe eines Zaubermittels die feindselige Macht der bösen Geister zu brechen, d. h. mit anderen Worten, durch den Willen in seiner höchsten Steigerung gegen die hohle Schatteneristenz der unheimlichen Gespenster der eignen Einbildung anzukämpfen.

Die Geister und Gespenster sind die Windmühlen, mit welchen der rohe, ungebildete, die Naturkräfte nicht kennende Mensch einen Kampf kämpft, der so lange erfolglos bleibt, als der Geist in unfreier Abhängigkeit von der Natur verharrt und sich nicht durch wirkliche gründliche Erforschung ihrer Geheimnissse, ihrer Kräfte und Wirkungen zum Herrn über dieselbe erhebt. Wer die Natur versteht und kennt, nur der allein beherrscht sie auch wahrhaft.

§. 28.

Der Zauberpriester.

Stellt die Zauberei im Allgemeinen den höchsten Zustand des Selbstbewußtseins innerhalb dieser Religionsstufe dar, so tritt dieses höchste Selbstbewußtsein in der Person des über die Masse hervorragenden Zauberers vor die Anschauung, in welchem die Menge ihren eignen Genius, ihr höheres Selbst gegenwärtig hat. Der Zauberer ist die nie

drigste und rohefte Gestalt des Priesters, die in roher, finnlicher Weise in einem Einzelnen gegenständlich angeschaute Einheit des einzelnen und allgemeinen Naturwillens, der Freiheit und der Nothwendigkeit.

Bei den Mongolen Sibiriens hießen solche Zauberpriester Schamanen, bei den Grönländern und Eskimos Angekoks, bei den Negern Schingilis, bei den Südseeinsulanern Lauas, bei den Caraiben auf den Antillen Boye oder Piaye.

Wenn Jemand aus dem Volke ein Zauberer werden wollte, so mußte er darauf ausgehen, den Geist irgend eines Elementes in seine Gewalt zu bekommen. Durch Zurückziehen in die Einsamkeit, Fasten, Abmatten des Leibes, Aufregung der Phantasie wurde die Weihe zum Zauberer vorbereitet. Ist das Werk in seinem Innern vollendet, so bekommt er seinen Geist oder Genius, der ihm in Allem dienstbar und zu jeder Zauberei behülflich ist. Damit ist der Mensch, sei es Mann oder Weib, nun ein gemachter Zauberer, und seine Sache ist es nun, das Vertrauen der Menge zu gewinnen und sich zu erhalten.

Der Zauberer ist das, was dem Naturmenschen für das Höchste gilt, er hat die von Allen beabsichtigte Herrschergewalt über die Naturmächte und Geister wirklich erreicht und bethätigt dieselbe im Interesse des Begierdelebens aller Uebrigen. Seine eigenthümliche höhere Würde vor der Menge gibt der Zauberer schon in seinem ganzen Auftreten zu erkennen, indem er sich durch Mantel, Trommel und Stab und sonstige Eigenthümlichkeiten der Tracht von den Uebrigen isolirt.

Dem entspricht auch eine besondere Stimmung und Gemüthsdisposition, wodurch sich der Zauberer von dem gewöhnlichen Menschen unterscheidet. Durch gewaltsame Nervenerschütterung, betäubende Getränke und Dämpfe, Fasten, Musik und Tanz wird ein erhöhter Zustand des Seelenlebens bei dem Zaubernden hervorgebracht, der nicht selten in Krämpfe, Verrücktheit, magnetischen Schlaf, fal

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