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lende Sucht übergeht. Es wird hierbei im Grunde nichts Anderes, als die Erhebung des Willens über die unmit telbar gegebene Bestimmtheit desselben beabsichtigt, freilich statt der Sammlung und Vertiefung des Selbstbewußtseins nur der Zustand der Ekstase, des wilden Außersichseins erreicht.

Die Begierden der Menge durch Zaubermacht und Zaubermittel zu befriedigen oder wenigstens zu beschwichtigen, die Mächte des Naturlebens mit dem sinnlichen Verlangen der Naturmenschen zu versöhnen, ist das wesentliche Geschäft des Zauberers, der Kreis seiner Berufsthätigkeit mithin der ganz enge, sinnliche Kreis des Begierdelebens Anderer und seiner selbst. Wie Priester, so sind die Zauberer zugleich Aerzte, welche die Ursachen der Krankheiten zu erforschen und womöglich zu beseitigen haben, und repräsentiren auf solche Weise diejenige höchste Stufe der Naturkenntniß, Erfahrung und Wissenschaft, welche für die wilden Völker überhaupt möglich ist.

Darum werden auch die Zauberer überall auf die Jagd, in den Krieg und zu allen sonstigen wichtigen Unternehmungen mitgeführt, um ihre Hülfe sogleich bei der Hand zu haben. Der Zauberer gilt als heilig und unverleßlich mit all seinem Hab' und Gut. Selten bilden die Zauberer bei irgend einem Volk einen geschlossenen Priesterstand; es steht vielmehr jeder Person männlichen und weiblichen Geschlechts, welche die Kunst der Zauberei sich anzueignen glaubt und Glaube und Vertrauen beim Volke zu gewin= nen im Stande ist, der Weg zum Zauberer offen.

Hier ist indessen der Punkt, wo zum Theil Mißtrauen auf der einen und Heuchelei auf der anderen Seite hervortritt, so daß diese Zauberpriester zu Betrügern, was sie ursprünglich nicht sind, und das Volk zu Getäuschten wird. Ursprünglich aber und wesentlich findet auf beiden Seiten der Glaube an die Macht der Zauberei statt, die in ihrem Entstehen nichts weniger, als betrügerisches Gaukelwerk ist.

§. 29.

Die Beschwörung und das Opfer.

Eine Hauptrolle in dem Cultus der Wilden spielt die Beschwörung der Geister, die in dem Streben des Willens wurzelt, den nachtheiligen Einfluß der Geister zu beseitigen. Aus diesem Grunde wird zu ihnen gebetet, werden ihnen Opfer gebracht und hin und wieder sogar, bei schon mehr cultivirten Völkern, z. B. den Bewohnern von Ceylon, Lempel erbaut. Durch allerlei Zaubermittel, als Lappen, Pelzwerk, Pferdehaarbüschel, Knochen und dergl., welche an Stangen auf Berggipfeln oder Schneefeldern, in Wäldern, auf Weideplähen oder auf Klippen des Meeres oder auf Felsen befestigt werden, sucht man die bösen Geister zu vertreiben oder fern zu halten. Hier und da, z. B. bei den Mongolen, läßt sich auch der Einzelne mit den Geistern in einen Beschwörungskampf ein, um sie zu bezwingen.

In der Geisterbeschwörung besteht der eigenthümliche Charakter des sibirischen Schamanenthums; sie wird in allen Fällen angestellt, wo man die Wirksamkeit eines feind seligen und schadenbringenden Geistes ahnt oder fürchtet. Um die Beschwörung vorzunehmen, staffirt sich der Zauberer auf die wunderlichste Weise in seinem ganzen Aufzuge aus. Es wird im Dunkel der Nacht ein Feuer angezündet, an welches sich der Schamane seht, bis er vom Schauder ergriffen aufspringt, um durch heftiges Rühren der Trommel den Geist herbeizulocken. Mit seltsamen Sprüngen um das Feuer herum und über dasselbe, unter Verzerrung des Ge= fichtes, Ausschlagen mit den Händen und unverständlichem Geschrei werden die Geister angerufen.

Endlich thut der Beschwörer, als ob die Geister erschienen wären; sie nehmen aber bei ihrem Erscheinen am liebsten die Gestalten von Thieren, als Bären, Löwen, Schlangen, Eulen, Käfern, Spinnen und anderen Gethiers, an. Nun beginnt der Kampf mit denselben: der Schamane fragt, droht, bittet, verspricht und ertheilt seine Aufträge

an den Geist und horcht unter Zittern und Schweiß auf die Antwort desselben, die er sich in seiner exaltirten Stimmung selbst gibt.

Die Opfer der Wilden bestehen durchschnittlich in der Hingabe einzelner finnlicher Dinge und sind entweder unblutige Opfer, Spenden von Speisen und Getränken, oder blutige, Thier und gräuliche Menschenopfer, wobei mit dem Blute oder dem Fette und der Brühe dem Gößen das Maul bestrichen wird.

Die Opfer werden entweder von Einzelnen oder von der Familie oder vom ganzen Dorf und Stamme zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Opferpläßen, bei besonderen Gelegenheiten, z. B. bei Krankheiten, bei Todesfällen, bei der Erstgeburt u. s. w., gebracht, und sind die Motive zum Opfer entweder die Begierde und das sinnliche Bedürfniß, oder das Gefühl des Dankes und der Anerkennung, oder die Furcht. Auch pflegen von den Wilden regelmäßig Feste der Natur, z. B. im Frühling und Herbst, gefeiert zu werden.

§. 30.
Der Todtendienst.

Das vollendetste Bewußtsein der Versöhnung bringt in der Religion der Naturvölker der Todtendienst hervor, in welchem die Selbstsucht der Begierde gebrochen und die Nichtigkeit des Endlichen anerkannt ist.

Das bewußte Leben der Wilden bewegt sich ausschließlich in dem Kreise der Begierden und ihrer Befriedigung, die jedoch bei der inneren Unendlichkeit der Begierde nie vollständig erreicht wird. Immer von Neuem erwacht wieder die kaum erst gestillte Begierde zu wiederholter Energie; ihr Stachel kommt nimmer zur Ruhe. Nur im Tode ist ihre Macht mit einem Mal gebrochen, das tageshelle Leben der Sinne und die Wirklichkeit des Genusses ist für das vom Tod überraschte Individuum verschwunden; dasselbe ist einer höheren Macht der allgemeinen Nothwen

digkeit erlegen, gegen welche der einzelne Wille nichts vermag.

Sowie nun der Naturmensch den Tod als eine unübersteigliche Schranke empfindet, welche der Begierde und dem Genusse des Lebens gesezt ist; so erfüllt ihn der Gedanke und die Nähe des Todes mit Furcht und Schauder. Er begreift nicht diesen Uebergang aus dem frischen blühenden Leben in den ganz entgegengesehten Zustand und hält sich an die Vorstellung, daß der Todte nur den Wohnort wechsele, nur aus der diesseitigen Welt scheide, um anderwärts sein Leben in ähnlicher Weise, wie bisher, fortzusehen.

Der nächste unheimliche Eindruck der Furcht, welche der Wilde über den Tod empfindet, macht sich darin Luft, daß er nach der Bestattung eines Todten durch allerlei Gaukeleien den Tod und die Seele des Todten zu hindern sucht, zurückzukehren und den Lebenden zu folgen. Darum springt der Mensch über Feuer, kriecht zwischen Stangen hindurch, wobei der Zauberer mit einem Stock durch die Luft schlägt, um den Geist des Todten zurückzuhalten.

Das Weitere ist dann, daß man dem Verstorbenen alles dasjenige in's jenseitige Leben mitgibt, was während seines Lebens in Berührung mit demselben gestanden hat, weil man glaubt, daß der Verstorbene noch darüber disponiren könne und dessen noch bedürfe in seinem anderen Leben. Sein Eigenthum, Kleider, Waffen und Hausgeräth, ja nicht selten auch Weiber und Sklaven werden mit dem Todten verbrannt oder begraben. Oft werden bei dem Lode eines Negerhäuptlings viele hunderte von Menschen hingeschlachtet, damit es dem Verstorbenen an seinem neuen Aufenthaltsorte nicht an Sklaven zu seiner Bequemlichkeit fehle.

Auch um sich den Todten fortwährend günstig zu erhalten, oder um seine Gunst zu erwerben, um seinen Zorn oder Haß, den er lebend geäußert hatte, zu besänftigen und zu versöhnen, werden demselben Opfer nicht selten der

furchtbarsten Art gebracht. Die Malayen und viele ame rikanische Stämme z. B. widmen den Todten eine besondere Verehrung und Fürsorge, und ist bei ihnen der Lodtendienst zu einem vollständig ausgebildeten Cultus geworden. Trauergesänge und Trauertänze werden veranstaltet und in regelmäßiger Wiederkehr Todtenfeste gefeiert. Man opfert den Seelen der Verstorbenen Trank- und Speiseopfer und hält dabei die Mahlzeit im Finstern ohne Feuer oder Licht.

Bweites Kapitel.

Die Religion der Chinesen.

§. 31.

Die culturgeschichtliche Stellung China's.

Der Lauf der Weltgeschichte geht, wie der Lauf der Sonne,

von Osten nach Westen. Wie das Sonnenlicht der alten Welt in Afien aufgeht, so ging vom Morgenland das erste Licht des Geistes über die Natur aus. Und zwar stellt diesen Osten der Erde Ostasien, China, dar, dessen Bewohner, auf der Grenze des Uebergangs aus der mongolischen in die kaukasische Menschheit stehend, den Eingang in die eigentliche Weltgeschichte bilden.

Im chinesischen Reiche, das sich über einen großen Theil von Asien ausdehnt, sind geographisch zwei Haupt theile zu unterscheiden: das chinesische Hochland oder die Mongolei, und das chinesische Tiefland zwischen den beiden Strömen Hoangho und Vantsekiang. Aus dem hochgele genen Nordosten stammend, ließen sich die ältesten Einwohner

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