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der chinesischen Weltanschauung erweist. Ihr wesentlicher Mangel ist freilich dieser, daß diese Einheit der Weltanschauung keine lebendige, organische Einheit, sondern eben nur die abstracte Zusammenfassung des Verstandes, der leere Umfang und Inbegriff der einzelnen Erscheinungen und Kräfte des Naturdaseins ist. Es fehlt, mit Einem Worte, dieser chinesischen Weltbetrachtung die Anschauung des Lebens und Werdens, des Entstehens und Vergehens, der Entwickelung.

So viel über den allgemeinen Grundcharakter der chinesischen Weltanschauung, ohne dessen Verständniß die Religion der Chinesen nicht begriffen werden kann.

§. 34.

Die religiöse Lehre der alten Reichsreligion.

Die Grundlehren der alten chinesischen Reichsreligion, wie sie von Confucius wiederhergestellt und in seinen und seiner Schüler Schriften enthalten ist, sind in nachfolgenden Grundzügen enthalten.

Confucius sagt im Tschu-king: „Himmel und Erde sind der Vater und die Mutter aller Dinge; der Mensch ist unter allen Wesen das Einzige, welches Verstand zur Unterscheidung hat." In diesen einfachen Worten liegt der Schlüssel zum ganzen religiösen Glauben des chinesischen Reichs.

Himmel, Erde und Menschheit bilden die göttliche Dreiheit, genannt San-zai, der Chinesen, worin sich ihr verständiges religiöses Bewußtsein zur Anschauung der ganzen Welt der Erscheinungen sowohl, als auch ihrer Kräfte, als Eines Ganzen erhoben hat. Dieses einheitliche Ganze wird dann wieder zu einer oberflächlichen Personification zusammengefaßt und als Schangti bezeichnet. In dem Wesen dieses chinesischen Schangti fallen Geist und Naturkraft noch ununterschieden zusammen, und darf man dabei an nichts weniger, als ein persönliches göttliches Urwesen, als Herrn und Schöpfer der Welt, denken.

Zu der Idee eines Weltschöpfers hatte sich das kind. lich verständige Bewußtsein der alten Chinesen noch nicht erhoben; über das Dasein der Welt und ihre waltenden Kräfte ging dasselbe nicht hinaus; der kaum zum Bewußtsein erwachte Geist blieb bei der gegenständlichen Anschauung des Verstandes stehen. Und wenn auch in neueren Zeiten die durch jesuitische Missionäre in China verbreiteten christlichen Ideen an die überlieferten Vorstellungen der alten Reichsreligion anzuknüpfen suchten, so war doch der später hineingelegte Sinn der ursprünglichen Reichsreligion selbst durchaus fremd.

Das erste Glied in dem San-zai der Chinesen bildet der Himmel oder Tian, mit dem im regelmäßigen Laufe der Gestirne sich abspiegelnden allgemeinen Gesetze der Welt. Der Himmel ist für die chinesische Vorstellung der Inbegriff des dem Naturdasein inwohnenden Gesezes, die allgemeine, unveränderliche Grundlage der Dinge, ihr ewig sich gleichbleibendes Wesen und festes, bestimmtes Maaß, wonach alle Erscheinungen sich regeln. Darum wird Tian als das Grundwesen alles sichtbaren Daseins, als der Vater alles Existirenden betrachtet, der das Wesen und die Natur jedes besonderen Daseins und die Ordnung der Welt be= stimmt. Er ist das Maaß und die Regel des Weltlebens.

Das zweite Glied in der göttlichen Dreiheit ist die Erde, deren geregelte Erscheinungen das lebendige Abbild und die sichtbare Erscheinung der ewigen und allgemeinen Himmelsordnung darstellen. Darum ist die Erde die Mutter aller Dinge. In der Mannichfaltigkeit des Erdenlebens und der Naturerscheinungen offenbaren sich die Himmelskräfte selbst, die das vorstellende Bewußtsein noch einmal außerhalb und über dieser Sphäre ihrer realen Wirklichkeit sich vorstellt und in den Himmel verseht.

Als solche selbständige Wesen oder Naturgeister, von den Chinesen Schin oder Kuei genannt, find die Naturkräfte eben nichts anderes, als die Producte der Vorstellung, welche die in's Bewußtsein aufgenommenen Erscheinungen

der Natur wieder aus dem Innern entläßt und sich dieselben in unbestimmter, trüber Personification gegenüberstellt.

Bei diesem unwillkürlichen Geschäfte der personificirenden Vorstellung werden dann weiter auch die Geister der Verstorbenen mit hereingezogen und in gleichen Rang mit den Naturgeistern geseht. Beide, die Natur- und Menschengeister, werden in unklarer Weise mit einander vermischt, was freilich in dem eigenthümlichen Streben des chinesischen Geistes, das Naturdasein mit dem sittlichen Menschenleben im innigsten Zusammenhange zu denken, seinen erklärenden Grund hat.

Diese Schin werden dann als die Schußgeister oder Genien der Saaten, der Erndte, der Meere, der Flüsse, Gebirge u. s. w. betrachtet und (wovon unten weiter die Rede sein wird) vom Kaiser, als dem Reichspriester und - Zauberer, zu Vorstehern der einzelnen Kreise des Naturlebens bestellt.

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Das dritte Glied in der göttlichen Dreiheit ist endlich der Mensch oder richtiger die Menschheit, der Mensch als Urbild oder Gattung gedacht, der in die Weltmitte, zwischen Oben und Unten, Himmel und Erde eintritt, und in dem Weltganzen die Bestimmung hat, das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten.

§. 35.

- Die sittliche Weltordnung.

Die Weltanschauung der alten chinesischen Reichsreligion und das ursprüngliche religiöse Bewußtsein der Chinesen erhält dadurch einen vorwaltend moralischen Charakter, daß die Menschheit in ihrer Urbildlichkeit und sitt lichen Vollkommenheit in den Mittelpunkt der Welt tritt und gewissermaaßen als Träger der sittlichen Weltordnung angeschaut wird.

Der chinesische Geist hat schon ein bestimmtes Bewußtsein von der inneren Entwicklung und den Zuständen des sittlichen Lebens der Menschen, das zu seiner Vollendung

hinstrebt und in dieser Vollendung den Gipfel der wahren Lebensweisheit erreicht. Der unmittelbare Zustand des Menschen, in Rücksicht des sittlichen Verhaltens, ist das ursprüngliche Befinden der Seele in der rechten Mitte, des gehörigen Maaßes. Sobald die Leidenschaften im Menschen erwacht sind und sein Inneres zerrütten, ist derselbe von der rechten Mitte abgewichen und das rechte Maaß verloren; dieß ist der Zustand der sittlichen Entzweiung, der Sünde. Erst wenn der sittliche Friede der Seele, das rechte Maaß wieder hergestellt ist durch die sittliche Kraft des Menschen, wird das höchste Gut des Einzelnen und Aller erreicht.

Das höchste Gut ist aber das Beharren in der rechten Mitte, wodurch das Gleichgewicht im Weltall bedingt wird. Die rechte Mitte, so heißt es im Tschung-yung, einem der heiligen Bücher der Chinesen, das ist der große Stüßpunkt des Weltalls; die Harmonie, das ist die durchherrschende Regel des Weltalls. Von der Vollkommenheit der rechten Mitte und der Harmonie hängt die Ruhe der Welt und das Bestehen aller Wesen ab.

Durch die Sünde des Menschen wird aber, nach der Anschauung der Chinesen, das Gleichgewicht im Leben des Weltalls gestört; der Lauf der Gestirne, der regelmäßige Wechsel der Jahreszeiten, die Witterung, alle Erscheinungen und Verhältnisse des Naturlebens gerathen in Verwirrung und Unordnung, sobald aus des Menschen Brust das rechte Maaß verschwunden ist. Jede Unordnung im fittlichen Menschenleben hat eine ähnliche im Naturleben zur Folge, indem dadurch die untergeordneten Gewalten der Natur entfesselt werden, gleichwie die Leidenschaften im Menschen.

Vom Willen des Menschen hängt also das Schicksal der Welt ab; dieß ist ganz derselbe Standpunkt, wie in der Religion der Zauberei, nur zu höherer Dignität und allgemeiner Bedeutung erhoben. Eine Auffassung, die je denfalls das Wahre in sich trägt, daß die Verhältnisse des Menschenlebens nicht außerhalb des allgemein nothwendigen

Zusammenhanges des Weltganzen betrachtet werden. Der Chinese sieht das Naturleben stets nur in seiner Beziehung auf die sittlichen Verhältnisse des Menschenlebens; beide ste hen für sein Bewußtsein in der innigsten Verbindung.

Es findet hier, sagt Hegel, ein moralischer Zusammenhang statt zwischen dem Thun des Menschen und dem, was in der Natur geschieht. Betrifft das Reich ein Unglück, sei es durch Ueberschwemmung oder Erdbeben, Feuers brünste, Dürre u. s. w., so kommt dieß allein daher, daß der Mensch nicht die Vernunftgesete befolgt hat, daß die Maaßbestimmungen im Reiche nicht gut aufrecht erhalten worden sind. Dadurch wird das allgemeine Maaß zerstört, und es bricht leicht solches Unglück herein. Von der Pflichterfüllung hängt also die Wohlfahrt des Reichs und der Individuen ab. Die chinesische Religion ist so eine mora lische Religion zu nennen; in diesem Sinne hat man den Chinesen Atheismus zuschreiben können.

§. 36.

Das sittlich-politische Leben.

Das ganze sittliche Leben der Chinesen beruht auf der Regel des Familiengeistes; auch der Staat ist ein durch und durch patriarchalischer, eine große Familie; alle Verhältnisse waren auf die Familienpietät gebaut. Die Chinesen haben ihren Staat selbst sehr richtig die „große Familie" genannt; die Familie ist hier nicht, wie bei uns, der kleine Kreis im Staat und in der bürgerlichen Gesellschaft, sondern der größte Kreis, das Ganze des Staats selbst.

Die drei Grundfäden, die das Neß des Familienlebens durchziehen, sind, nach chinesischer Anschauung, die Verhält nisse des Herrn und Dieners, des Gatten und der Gattin, des Vaters und der Kinder. Die Verehrung der Eltern, die Liebe und Eintracht der Gatten, die Innigkeit der Geschwister ist das Hauptthema der chinesischen Poesien. Auf

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