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die Erfüllung der Pflichten der Familie wird darum mit größter Strenge gehalten.

Auf die Verhältnisse des Familienlebens ist auch die Grundlage des Staatslebens gebaut. In ihm gelten alle Gleichaltrige als Brüder und es heißt im Li-ki: „Ehre den, wie deinen Vater, der doppelt so alt ist, als du, und den wie deinen älteren Bruder, der zehn Jahre älter ist, als du.“ Dieß ist hier in China nicht bloß eine Phrase, sondern es wird mit allem Ernst auf die wörtliche Befolgung des Gebotes gehalten.

Der gemeinschaftliche Vater der großen Familie, des Staates, ist der Kaiser, den man von allen Zeiten her den "großen Vater" nennt; er ist der Patriarch des großen Reiches der Mitte und behandelt seine Unterthanen, wie ein Vater seine unmündigen Kinder. Das Bambusrohr vertritt in der großen Familie die Stelle der Ruthe oder des Röhrchens in unsern kleinen Familien.

Nur dadurch besißt der Sohn des Himmels, der Kaiser, seine Gewalt, daß er der gemeinschaftliche Vater Aller ist. Und für ihn selbst ist die Verehrung der Eltern, die unter allen Geboten das heiligste und der Angelpunkt des ganzen sittlichen Lebens der Familie ist, eine ebenso dringende und unerläßliche Pflicht, wie für die Andern, weil auch er von einem Vater und einer Mutter das Leben empfangen hat.

Hören die Herrscher auf, die Väter des Volkes zu sein, so kommt Unglück, Aufruhr und Unfriede über das Reich. Darum soll jeder Herrscher das vom Himmel ge= gebene Gefeß der Ordnung, als ächter Sohn des Himmels, in seinem Herzen, wie im ganzen Reiche pflegen und aufrecht erhalten, um das Reich in seinem Bestande zu erhalten. Als das Haupt des Reiches muß er auch in Allem als der Erste und Beste erscheinen, und wird ihm darum die höchste Ehre erwiesen und unbedingter Gehorsam. Er selbst bestimmt als patriarchalischer Despot das ganze Thun und Lassen seiner großen Kinder.

Das irdische, zeitliche Wohlsein des Volkes und Rei= ches ist der Zweck aller Regierungskunst, das Ziel alles öffentlichen und Privatlebens. In solchem Sinne schildert und preist auch der Schu- king und die Hauptschriften der Schüler des Confucius die friedliche patriarchalische Glückseligkeit der alten Zeiten, auf deren Vorbild in Zeiten des Unfriedens und zunehmender Unsittlichkeit die Hoffnung der Chinesen gerichtet war.

Auf ebendieselben patriarchalisch - politischen Zustände bezieht sich auch die Hoffnung der Chinesen auf den großen Heiligen, der von ihnen am Ende der Tage erwartet wird, um die irdische Erlösung des Volkes zu vollenden.

§. 37.

Der Cultus der chinesischen Reichsreligion.

In dem Religionsdienst der von Confucius wiederhergestellten alten patriarchalischen Reichsreligion nimmt die Verehrung der Vorfahren die erste Stelle ein. Sie ist im Grunde nichts, als eine bloße Erweiterung der den Eltern schuldigen Verehrung durch die aufsteigende Kette des Geschlechtes, die von den Eltern auf die Großeltern, Urgroßeltern u. s. w. als die unmittelbaren Urheber und Wohlthäter selbst des eignen Lebens zurückführt.

Demgemäß wurden die Ahnen männlichen und weiblichen Geschlechtes um Schuß und Beistand angefleht, ihr Andenken heilig gehalten. Besonders aber galt dieß den Vorfahren der Kaiser und den Verstorbenen aus der kaiserlichen Familie, den Weisen und Helden vergangener Zeiten, vor Allem dem Confucius, der in der Erinnerung des ganzen Volkes ungetheilte Verehrung genießt. Der Lohn für ihren tugendhaften Wandel im Erdenleben besteht eben darin, daß sie im Andenken der nachfolgenden Geschlechter fortleben und ihr Gedächtniß geehrt wird.

In der Haupt- und Residenzstadt des Kaisers befand sich ein einfaches Tempelgebäude, der Saal der Vorfahren

genannt, worin den kaiserlichen Ahnen die schuldige Verehrung dargebracht wurde und worin die Kaiser selbst opfer= ten. Dem Andenken des Confucius ist in jeder Stadt ein öffentliches Gebäude gewidmet, welches das Haus des Confucius heißt und worin sich die Gelehrten des Reiches regelmäßig versammeln, um das Andenken ihres Lehrers zu ehren. In einer Halle dieses Hauses stehen auf einer Tafel in goldnen Zeichen die Worte:,, Kongfudsü, unser verehrter Herr, möchtest Du Deinem geistigen Theil nach herabsteigen und erfreut werden durch diese unsere Verehrung, die wir Dir in Demuth leisten."

Diese Verehrung besteht nun darin, daß vor diese Tafel Früchte, Blumen, Wein und Rauchwerk als Opfer hingestellt wird.

Außer diesem patriarchalischen Ahnencultus besteht der übrige Religionsdienst der alten Reichsreligion in einem reinen Naturdienst, indem den Naturgeistern oder Schin, sowie hauptsächlich dem Himmel Opfer dargebracht wurden. Dabei war der Kaiser der Priester, der dieselben unter freiem Himmel auf dem Felde oder auf Bergen darbrachte oder durch die Reichsfürsten und Reichsbeamten in seinem Namen darbringen ließ. Zu diesen Opferplätzen waren in ältester Zeit besonders vier Hauptberge an den äußersten Grenzen des Landes der Mitte ausersehen, wozu noch ein fünfter in der Mitte desselben gelegener Berg kam, auf welchen die allgemeinen Reichsopfer durch den Kaiser angestellt wurden.

Eine Erweiterung erhielt dieser Naturdienst seit dem dritten Jahrhundert nach Christi Geburt in der Verehrung, welche den Schußgeistern, die vom Kaiser durch besondere Feierlichkeiten in die einzelnen Bezirke des Landes eingeseht waren, gewidmet wurde. Ihnen war sogar ein öffentlicher Tempel geweiht und wurde jährlich ein feierliches Opfer angestellt. Im Laufe der spätern Zeiten entstand daraus ein förmlicher Zauberdienst, wobei der Kaiser als allgemeiner Zauberpriester fungirt, in dessen Gewalt die Reichs

beamten, sowie die Schin der Naturkreise stehen, welche beide der Kaiser in ihre Aemter und Kreise ein- oder abseßt und ihnen Befehle ertheilt. Bei eintretenden Unregelmäßigkeiten im Naturleben werden die betreffenden Schin abgeschafft und neue ernannt.

Dieß wird in zwei jährlich erscheinenden Adreßkalendern über die Reichsbeamten und über die Schin zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Ebenso muß der Kaiser den astrologischen und meteorologischen Theil des Kalenders sorgfältig entwerfen und ist der eigentliche Wind- und Wettermacher des Reiches, wobei ihm von Zeit zu Zeit ein astrologisch meteorologisches Tribunal einen Bericht über den Zustand des Himmels, der Luft, über Finsternisse und dergl. einreichen muß.

Eine besondere Wichtigkeit hatte im Religionsdienst der alten Reichsreligion die Musik. In den Tempeln und Sälen zur Verehrung der Vorfahren (so lehrt das Li-ki) soll die Musik den Fürsten, wie den Untergebenen, mit Andacht erfüllen; bei den öffentlichen Festen und bei den Versammlungen der Verwandten soll sie sowohl dem Alter freundliche Herablassung, als der Jugend Ehrfurcht gegen ienes einflößen. Und der Weise ist, nach der Ansicht des Li-ki, nothwendig ein Musiker, weil Musik die Harmonie und das Gleichmaaß zu ihrem Inhalt hat. Die Musik bringt die Eintracht unter die Menschen, daß sie sich nicht widersprechen und nicht streiten. Ihr Hauptzweck, wodurch sie die Stüße des Staats und das Band der menschlichen Gesellschaft ist, liegt darin, daß sie die Leidenschaft der Menschen regelt und die Seele in Harmonie verseßt.

§. 38.

Spätere Umbildung der chinesischen Reichsreligion.

Kurz vor dem Auftreten des Cor.fucius hatte ein älterer Zeitgenosse des Letteren, der weise Lao-dsö oder Laokiün, in einem besonderen Werke, das Buch der Vernunft

und Tugend genannt, eine weitere Aus- und theilweise Um bildung der alten chinesischen Reichsreligion gelehrt und die Schule der Tao - dsö, d. h. der Anhänger der Vernunft, gestiftet. Diese Religionslehre ist ihrem theoretischen und metaphysischen Theile nach eine Art von Naturphilosophie, welche darauf ausgeht, die Urprinzipien der Dinge und ihre Entstehung zu erforschen.

Lao-kiün lehrte nämlich, daß Himmel und Erde aus dem Chaos entstanden seien durch ein einziges, unermeß. liches und schweigendes Urwesen, die Vernunft, welches die Mutter des Weltalls sei. Der Mensch sei ein Abbild der Erde, die Erde ein Abbild des Himmels, der Himmel ein Abbild der Vernunft und die Vernunft ein Abbild ihrer selbst. In der Freiheit von Leidenschaften besteht die sittliche Vollkommenheit. Die Seelen der Menschen gelten als Ausflüsse jenes Urwesens. Seine philosophischen Lehren über die Entstehung der Welt und die Urprinzipien der Dinge drückte Lao-kiün durch Zahlen aus.

In der Schule der Lao-dsö, unter den Anhängern des Lao-kiün, wurde diese Lehre weiter ausgebildet; indem besonders Ansichten der indischen Religionslehre, sowie manherlei Vorstellungen des nordischen Geisterglaubens mit der Lehre Lao-kiün's verknüpft wurden, so daß daraus ein Gemisch religiöser Vorstellungen entstand, ohne daß dieselben zu einem inneren, einheitlichen Zusammenhang verarbeitet worden wären. So wurde namentlich auf dem Boden dieser synkretistischen Bestrebungen der chinesischen Naturphilosophen der einfache Begriff des Tian oder Schangti mit der indischen Gottesanschauung verbunden und Schangti als das höchste Urwesen aller Dinge gefaßt, welches Himmel, Erde und Menschheit in's Dasein gerufen habe.

Durch die Schule der Tao-dsö ist auch ein förmlicher Zauberdienst, verbunden mit Geisterbeschwörungen, Wahrsagerkünften und anderen abergläubischen Vorstellungen in China eingeführt worden, dem sogar der Kaiser mit seiner Familie und seinem Hofe anhing. Man gab sich damit

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