ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ab, einen sogenannten Trank der Unsterblichkeit zu erfinden, um durch dessen Genuß von der Gewalt des Todes befreit zu werden. Eine große Anzahl der Tao-dsö treibt noch jezt in China das Geschäft des Wahrsagens und der Geisterbeschwörung, und sie haben ein geistliches Oberhaupt, welches zugleich das Amt eines Großmandarinen, d. h. Großbeamten des Reiches, bekleidet.

Troßdem aber hat sich doch die alte Reichsreligion in China wenigstens in der Reichsverfassung erhalten; sie bildet nach wie vor die Grundlage des Reiches.

Im Volke dagegen ist der indische Buddha - Glaube fast zu allgemeiner Geltung gekommen; auch der Hof hat sich seit der mongolischen Herrschaft für den Glauben an den Gott Buddha erklärt, welcher vom chinesischen Volke unter dem Namen Fo oder Fohi verehrt wird, so daß die Religion des Fo jezt als die herrschende Volksreligion, im Gegensatz zur alten Reichsreligion, in China gelten kann. Ihre Priester heißen Bonzen, welche auf Kosten des Volkes in träger Ruhe leben und dasselbe in den Schlingen des Aberglaubens gefesselt halten.

Drittes Kapitel.

Die Religion der Inder.

§. 39.

Indien und der Geist seiner Bewohner.

Die alten Inder oder Hindu's gehören zu den ältesten

Völkern der Geschichte und haben schon lange vor Christi Geburt als eine besondere Nation bestanden, obgleich für uns die Geschichte Indiens erst mit Alexander's Eroberungs

zügen begann. Uebrigens waren die Hindu's nicht die ersten Ansiedler und Bewohner des Landes, das nach ihnen den Namen trägt, sondern sie kamen in uralten Zeiten von Nordwesten her, aus dem Land der sieben Ströme, deren vornehmster der Sindh oder Indus war, und ließen sich in der oberen Gangeslandschaft nieder, die so der geheiligte Ursiz der Braminen und das Stammland der späteren Landescultur geworden ist.

Der lokale Boden, den die Hindu's bewohnten, insbesondere das obere Gangesgebiet, ist ein von der Natur hochbegünstigtes, durch seine Fruchtbarkeit ausgezeichnetes, mit einer reichen und herrlichen Production aller Naturreiche ausgestattetes Land. Diamantgruben und Perlenbänke, mannichfaltige Gewürze und dreimalige Jahreserndte der verschiedenen Culturpflanzen, das Krokodil des Ganges, der kolossale Elephant, der feurige Tiger, die riesenhafte amphibische Welt - dieß sind die physischen Zaubermächte des Landes für den Occident, in dessen Augen Indien immer das Wunderland der Phantasie gewesen ist.

Selbst ohne Geschichte, ohne geschichtlichen Fortschritt und wahrhaft geschichtliches Leben, ohne fortgehende Entwickelung des Volkslebens, seit Jahrtausenden, wie China, in einem ftatarisch gewordenen Zustande verharrend, ist Indien immer nur von anderen Völkern gesucht worden, zu Land von Eroberern, zur See im Interesse des Handels, während dem Hindu selbst durch priesterliche Saßung alle Meerfahrt verboten war.

Der Mensch des Alterthums und die Völker der Alten Welt kommen über die Natur des heimathlichen Landes nicht hinaus. Auch dem indischen Geiste hat die Natur ihr eignes Gepräge aufgedrückt, wodurch sich der Hindu seiner ganzen Geistesanlage nach vom Chinesen unterscheidet. Waren die Chinesen ein einseitiges nüchternes Verstandesvolk, Το herrschte bei den Indern poetischer Sinn und Phantasie vor. Ein reicher, schöpferischer Geist ist denselben verliehen und eine unendliche Reizbarkeit und Zartheit der Empfindung.

Man hat darum nicht mit Unrecht als den Grundtypus des indischen Geisteslebens das selbstlose Dasein des Pflanzenlebens bezeichnet; der Hindu führt ein unklar schwankendes, weiches, empfindungs- und phantasievolles Traumleben, dem aber die Energie des Willens, die sittliche Thatkraft fehlt. Das indische Geistesleben macht den Eindruck des Pflanzen- und Blumenlebens. Aus der Pflanzenwelt hat auch die indische Phantasie die meisten Symbole für die religiöse Anschauung und Vorstellung genommen.

[ocr errors]

§. 40.

Die indische Natur- und Weltanschauung.

Der indische Geist erhob sich über den Kindergeist und die patriarchalische Einfalt China's und stellte sich auf eigne Füße. China ist über die Stufe des Kindes nicht hinausgekommen, es ist als Kind alt und altklug geworden, ohne zu einer höheren Stufe der Entwickelung des Geistes zu gelangen. Ein anderes Volk mußte in der Geschichte diesen Fortschritt übernehmen, und dieses waren die Inder. Der Fortschritt, den dieselben darstellen, offenbart sich zunächst als ein Bruch des unmittelbaren patriarchalischen Kindheitslebens, durch das Gefühl eines Gegensaßes, in welchen sich der Mensch hineingestellt sieht, des Gegensaßes zwischen Phantasie und Wirklichkeit.

Das Wesen dieses Gegensatzes bildet sich in der indischen Natur und Geistesbildung ab.

Ueber die dürre, mechanische Verstandesbetrachtung des Naturdaseins unter dem Gesichtspunkte der Kraft, welcher dem chinesischen Geist entsprach, ist der indische Geist hinaus und zur phantasievollen Anschauung des allgemeinen Naturlebens fortgegangen. Die Welt wird nicht mehr mit dem Verstande angesehen und als ein äußerlich - mechanischer Zusammenhang von Kräften und ihrer Wirkungen gefaßt. Der tiefere Natursinn und die geschmeidige Phantasie des Inders sieht in der Natur die unendliche Bewe

gung des Lebens, das Werden und Vergehen, den Uebergang in neues Leben, die Entwickelung.

Wenn nach der Grundvorstellung der Chinesen die Natur eine Kraft ist, welche den einzelnen Erscheinungen als das Innere derselben innewohnt, so ist sie dagegen der indischen Anschauung eine Kraft, welche in sich den Trieb zu unendlicher Gestaltung trägt und sich selbst zum gestalteten Dasein bringt, eine Kraft, welche zum Lebensprozeß wird, dessen stets in sich zurückkehrender Kreislauf sich in einer Reihe von Metamorphosen und Entwickelungen darstellt.

Darum ist in sinniger Weise vom symbolisirenden Bewußtsein des indischen Geistes die Lotosblume und ihre Entfaltung zum Bild und Symbol der Welt erhoben worden. Die Pflanze und ihr Leben ist in der That das entsprechende Gegenbild der indischen Natur- und Weltanschauung, für welche die Natur nur ein unendliches Werden und Vergehen ohne ruhenden Mittelpunkt, ohne festes Ziel ist. Die unendliche Mannichfaltigkeit der Erscheinungen des Naturlebens und ihrer Bildungen ist für das indische Bewußtsein nur der Ausdruck eines unendlichen Ringens der Kraft, sich zu ge= stalten, den Kreislauf der Entfaltungen zu vollenden, um ihn von Neuem zu beginnen.

Die zerstreute Vielheit der im Himmel der Chinesen in mechanischer, unlebendiger Weise zusammengefaßten Naturkräfte geht hier, bei den Indern, zur lebensvollen, keimkräftigen Einheit der einen, unendlichen Lebenssubstanz der Welt zusammen, welche aus ihrer Tiefe heraus die Mannichfaltigkeit des Einzeldaseins hervorgehen läßt, um alles Endliche, Erscheinende wieder in das unendlich Eine zurückkehren zu lassen.

Der indische Geist ist zuerst zur tieferen Einsicht in das Wesen des Bösen gelangt. Die Welt der Erscheinung, als Welt des Scheines, ist auch die Welt der Sünde, welche aufzuheben und aus der Verschlingung des Weltlebens zum Einen zurückzukehren, das Ziel und der Zweck des Menschenlebens ist. Mit der Schöpfung selbst kommt Das Buch der Religion. I.

7

für die indische Anschauung auch das Böse zur Erscheinung, das Endliche, was nicht sein soll, was vernichtet und aufgehoben werden muß. Ein unendlicher Drang nach Erlösung vom Weltübel geht durch die Brust und das Leben der Inder.

Das indische Geistesleben stellt das erste jugendfrische Regen und Frühlingserwachen des keimkräftigen Geistes der kaukasischen Menschheit dar, ohne daß indessen die Keime zu vollständiger Entfaltung gediehen und die im Bewußt. sein erwachten Gegensäte zu gediegener Versöhnung gelangt wären. Nirgends (sagt Stuhr, das indische Wesen treffend zeichnend) gedeiht es in dem Bewußtsein des Inders zur Klarheit. Wie von einem wunderbaren Geisteshauche zwar scheint es durchdrungen, doch auch wie von einem mit Wunderbildern durchwebten Schleier umhüllt. Wie im Keime angedeutet, aber auch nur im Keime, spiegelt sich im Leben und Bewußtsein des Inders der Geist der ganzen Weltgeschichte vor.

§. 41.

Die heiligen Schriften der Hindu's.

Die Quellen der indischen Religion unterscheiden sich nach ihrer Entstehung in mehrere Klassen, welche jedesmal verschiedene Stufenentwickelungen des sich fortbildenden religiösen Geistes der Inder bezeichnen. Diese Denkmale der verschiedenen Stufen der Religionsbildung sind hauptsächlich folgende:

Die älteste indische Religionsurkunde sind die soge nannten Veda's oder Weda's. Veda, d. h. Wissen, bezeichnet im Sanskrit, in welcher Sprache diese Bücher geschrieben sind, alles Geoffenbarte, weshalb eigentlich alle heiligen Bücher mit diesem Namen bezeichnet werden könn ten. Vorzugsweise versteht man aber unter diesem Namen die ältesten Religionsurkunden der Inder, deren jede eine besondere Benennung trägt und welche aus verschiedenen

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »