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§. 4.

Jesu Wundergabe.

Von den evangelischen Schriftstellern werden Jesu einstimmig gewisse wunderbare Thaten zugeschrieben, welche zum großen Theil als Heilungswunder erscheinen, wie denn das Matthäus - Evangelium (4, 23 f.) im Allgemeinen über die Wirksamkeit Jesu meldet, daß er nicht bloß das Evangelium vom Himmelreiche gepredigt, sondern allerlei Seuchen und Krankheit im Volke geheilt habe, weshalb auch allerlei Kranke, mit Seuchen und Qual Behaftete zu ihm gebracht worden seien, die er alle gesund gemacht habe.

Es steht als geschichtliche Thatsache aus allen diesen evangelischen Berichten über solche Heilungen fest, daß Jesus mit einer leiblichen Wundergabe, einer natürlichen. Heilkraft, ähnlich der Erscheinung des animalischen Magnetismus, begabt gewesen ist, einer Kraft, welche die Kenntniß und Kraft seiner Zeitgenossen weit überschritt. Indem Jesus mit dem sicheren Bewußtsein dieser Heilungsgabe erfüllt war, sehen wir, daß die Heilungswunder seine Wirksamkeit stets und fortdauernd begleiten und eine fortdauernde Gewohnheit in seiner Berufsthätigkeit, einen we sentlichen Bestandtheil seiner Wirksamkeit bilden und zum Verständniß seiner geschichtlichen Erscheinung durchaus unentbehrlich sind.

Sein Heilungsverfahren hing mit rabbinischen oder essenischen Heilungsarten zusammen. Von den zu heilenden Kranken wurde von ihm Glaube, d. h. vertrauensvolle Hingebung gefordert.

Die einzelnen evangelischen Erzählungen über solche Heilungswunder Jesu sind indessen, weit durch die Erinnerung und mündliche Ueberlieferung hindurchgegangen, vielfach mit ungeschichtlichen Zügen ausgeschmückt und in's Außerordentliche gesteigert worden. Die übrigen in den evangelischen Berichten erzählten Wunder Jesu, welche nicht unter den Begriff der Heilungswunder fallen, sind mit

diesen lehteren nicht in gleichen Rang zu sehen, sondern verdanken ihre Entstehung erst der späteren Sage.

Jesu Lehre

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§. 5.

das Evangelium vom Himmelreich.

Ueber den Eindruck, welchen das Auftreten Jesu als Volkslehrers machte, meldet Matthäus (7, 28. 29), daß das Volk durch und durch erschüttert worden sei, denn er predigte als einer, der Macht und Fülle hat und nicht, wie die Schriftgelehrten. Während diese nur Angelerntes vortrugen und mit Citaten aus der heiligen Schrift der Juden belegten, schloß sich Jesus zwar an die rabbinische Lehrweise an, aber seine Lehre ging unmittelbar aus dem Gemüthe hervor, als Selbstäußerung seines in sich vollendeten religiösen Geistes. Ein jeglicher Schriftgelehrter (sagt Jesus Matth. 13, 52), zum Himmelreich gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schaße Neues und Altes hervorträgt.

Auch Jesus schloß sich sowohl im Ausdruck, als auch zum Beweis an die Autorität der heiligen Schrift der Juden an, erhob aber über all das Aeußere und Irdische zum Sinnbild des Inneren und Ueberirdischen. Darum ge= brauchte er gern derjenigen bildlichen Lehrweise, welche man die parabolische nennt und die im Morgenlande nichts Seltenes war, auch bei den Rabbinern vorkommt. Man versteht nämlich unter Parabel eine solche Erzählung einer geschichtlichen Begebenheit, welche für den Zweck erdichtet ist, um darin eine religiöse Wahrheit darzustellen. Da die ganze apostolische Kirche von dieser Lehrweise keinen Gebrauch gemacht hat, so gehören die in den Evangelien berichteten Parabeln zu dem Eigenthümlichsten, was Jesus gesprochen hat.

Die von Jesu überlieferten Parabeln bewegen sich alle miteinander um den Grundgedanken des Himmelreiches in seinen verschiedenen Beziehungen. Als der Inhalt der Pre

digt Jesu wird die Lehre vom Himmelreich bezeichnet; dieses war die frohe Botschaft oder das Evangelium, welches er verkündigte. In der Anschauung des Himmelreiches war an die jüdische Vorstellung vom Messiasreiche theils angeknüpft, theils war dieselbe im Geiste Jesu geläutert und zu höherer Wahrheit verklärt. Denn ebenso gewiß ist es, daß Jesus nur durch Anknüpfen seiner Lehre an die messianischen Hoffnungen seiner Zeitgenossen auf einen günstigen Erfolg seines Auftretens hoffen konnte, so deutlich und augenscheinlich hat sich Jesus durch seine Predigt vom Himmelreich über die jüdischen Messiashoffnungen und ihre irdisch nationale Beschränktheit erhoben, hat die messianischen Erwartungen seiner Zeitgenossen mit Freiheit und Bewußtsein umgebildet und geistig verklärt.

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Die Idee des Himmelreiches war in der Anschauung Jesu als die lebendige Gemeinschaft aller derer gefaßt, welche durch innere Buße und Sinnesänderung, also durch die sittliche Wiedergeburt zu wahren Kindern des himmlischen Vaters und zu wahren Geistesverwandten Jesu selbst geworden sind (Matth. 19, 28. 5, 45). Denn wie Jesus durch die schöpferische That seines Geistes die Bezeichnung ,,himmlischer Vater" zum Namen Gottes erhoben und darin die sittliche Beziehung auf die innere Wiedergeburt der Kinder Gottes festgehalten hat, so hat er unter dem Ausdruck,Kinder Gottes" nur die durch den göttlichen Geist sittlich Wiedergeborenen bezeichnet und in ähnlicher, emphatischer und prägnanter Weise sich selbst als des Menschen Sohn oder den Sohn des Menschen bezeichnet, nicht bloß unbestimmt als eines Menschen Sohn.

Diese eigenthümliche, nur schwach an eine bei Daniel (7, 13) vorkommende messianische Bezeichnung anklingende Selbstanschauung Jesu enthält eben die ganze Hoheit und Eigenthümlichkeit seines religiös - sittlichen Selbstbewußtseins, in welcher er sich als den wahren und rechten Menschen, den im Geiste erneuten und wiedergeborenen, und dadurch zur Kindschaft Gottes erhobenen Menschen bezeichnet und

in diese Anschauung zugleich die zukünftige Vollendung der Menschheit überhaupt mit aufnimmt.

Daß diese drei Begriffe des himmlischen Vaters, des Menschensohnes und des Himmelreiches die leuchtenden Mittelpunkte in der Lehre Jesu bilden, dieß geht aus der aufmerksamen Vergleichung des ersten Evangeliums, nach Matthäus benannt, welches als älteste Ueberarbeitung des alten hebräisch geschriebenen Hebräerevangeliums sich darstellt, auf das Augenscheinlichste hervor.

Die Ausdrücke „der Vater im Himmel“, „euer Vater im Himmel“, „mein Vater im Himmel“, „dein Vater im Himmel" kehren darin zur Bezeichnung der neuen, von der jüdischen sich wesentlich unterscheidenden Gottesanschauung stets wieder. Ebenso ist der Ausdruck das Reich der Himmel“ in Jesu Munde die klassische und fast ausschließliche Bezeichnung seines Zweckes und seiner Lehrverkündigung, wofür die späteren Evangelisten den Ausdruck „Reich Gottes" sehen, welcher bei Matthäus nur an zwei Stellen vorkommt (6, 33 und 21, 43). Was endlich den Ausdruck ,,des Menschensohn" angeht, so spricht Jesus von sich meist in der dritten Person, mit Benutzung dieses Ausdruckes, wobei nicht selten die Zweideutigkeit mitunterläuft, ob er damit sich selbst oder ein höheres, ideales Wesen meint, den Menschen schlechthin. Beide Beziehungen fließen oft ineinander, die Beziehung auf seine Person und die Beziehung auf den Menschen oder die Menschheit überhaupt. ,,Wer aber den Willen thut meines Vaters im Himmel (sagt Jesus Matth. 12, 50), derselbige ist mein Bruder, Schwe ster und Mutter." Und bei anderer Gelegenheit: „Wahr: lich, ich sage euch: es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis daß sie kommen sehen des Menschen Sohn in seinem Reiche!" (Matth. 16, 28).

Ueber sein Verhältniß zu dem mosaischen Gesetze hat sich Jesus in vorsichtig anknüpfender Weise, mit ächt pädagogischem Takt dahin ausgesprochen: Ihr sollt nicht wähnen, ich sei gekommen, das Gesetz oder die Propheten

aufzulösen, sondern zu erfüllen!“ (Matth. 5, 17). Daneben aber erhellt aus anderen Aussprüchen Jesu deutlich, wie er diese „Erfüllung“ verstand. Er sagt nämlich: „Des Menschen Sohn ist ein Herr auch über den Sabbath" und: ,,Ich sage euch, daß hier der ist, der auch größer ist, als der Tempel" (Matth. 12, 8. 6). Und zu dem Volke sprach er: „Es sei denn, daß euere Gerechtigkeit besser sei, denn die der Pharisäer und Schriftgelehrten, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Matth. 5, 20). „Ihr sollt vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matth. 5, 48).

Die von Jesus nothwendig, durch den Geist und die Tendenz seiner Lehre, geforderte Erhebung über das mosaische Gesetz, der Fortschritt zur Freiheit der Kinder Gottes und zur Innerlichkeit der sittlichen Gesinnung (Matth. 15, 11 ff. 5, 6. 8) war die von Jesus gemeinte Erfüllung des Gesetzes. Sie konnte aber, nach den nothwendigen Geseßen der menschlichen Entwickelung, erst nach und nach, unter großen Kämpfen vor sich gehen (Matth. 5, 17-19).

§. 6.

Jesu Leidensgang in der heiligen Stadt.

Schon während seiner Wirksamkeit in Galiläa hat sich Jesus über den schlechten Erfolg derselben ausgesprochen, und vielleicht bei Gelegenheit seines Wegganges aus Galiläa nach Jerusalem waren die Worte gesprochen, welche bei Matth. 11, 20-24 Jesu in den Mund gelegt werden. Er fing nämlich (so wird erzählt) an, die Städte zu schelten, in welchen die meisten seiner Thaten geschehen waren. und hatten sich doch nicht gebessert. Wehe dir (so rief er über die galiläischen Städte), Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Wären solche Thaten zu Tyrus und Sydon geschehen, wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten vor Zeiten in Sack und in der Asche Buße gethan. Und du, Kapernaum (dort war Jesu gewöhnlicher Aufenthalt), die du bist

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