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noch Schrecken, sondern bloß einige Unruhe und Mißbehagen *).

Dergleichen Verwechselungen schieben sich auch den Erinnerungen ein, und pflanzen sich, wo sie früher nicht als solche erkannt wurden, auf dieselben fort. So erzählt der bekannte Philosoph und Arzt Erhard, daß es in seiner frühesten Kindheit nicht selten zwischen ihm und seinen Eltern zu einem lebhaften Streite gekommen sei, indem er behauptete, daß sie von gewissen Personen Besuche erhalten, oder gewisse Dinge vorgefallen wären, wovon ihm doch nur geträumt hatte. Auch noch in spåteren Jahren wurde ihm zuweilen die Unterscheidung schwer. Noch im Jahre 1798, da ich mich in Ansbach aufhielt, war dies der Fall. Es träumte mir, ich hätte bei einem Mechanikus in Nürnberg ein Teleskop und ein Mikroskop bestellt, und als mir dieser sie brachte, so konnte ich sie ihm nicht bezahlen; worüber dieser nach seiner Schilderung in äußerst große Verlegenheit kam; und beim Erwachen war mir die genaueste Rückerinnerung von allem, was ich seit einem Jahre in Nürnberg gethan hatte, nöthig, um mich zu überzeugen, daß es ein Traum gewesen sei. Aber noch war es damit nicht abgemacht. Ein halbes Jahr lang ångstigte mich öfters der Gedanke, daß die Sache doch wahr sein könnte; und ich mußte mich von Neuem von ihrer bedingten Unmöglichkeit überzeugen“ *).

Doch wir müssen von diesen Thatsachen von speciellerem Charakter zu einem allgemeinen Ueberblick zurückkehren. In Betreff der Höhe der Reizübertragungen, oder der Einbildungskraft im engeren Sinne, findet sich eine sehr

*) Geschichte meines Lebens, von Ludwig von Baczko (Königsberg 1824), Band III.

**) Denkwürdigkeiten des Philosophen und Arztes Johann Benjamin Erhard. Herausgegeben von Varnhagen von Ense.

Auf der einen Seite

große Verschiedenheit bei verschiedenen Individuen. Wovon ist diese abhängig? unstreitig von der Reizempfänglichkeit und der Kräftigkeit desjenigen Systems, welchem die in dieser Art auszubildende Vorstellung angehört. Je größer die erstere, um desto höher gesteigert wird der Reiz aufgenommen; und je größer die lettere, desto vollkomme ner wird er aufbehalten. Insoweit ist die höhere Lebendigkeit eher hinderlich: indem ja, alles Andere gleich gescht, die raschere Aufnahme auch die weniger fest aneignende ist. Auf der anderen Seite aber kommt es dann auch auf das System an, von welchem her die ergänzende Ausfüllung übertragen wird. Daß auch hier wieder die grdBere Reisempfänglichkeit förderlich wirken muß, versteht sich von selbst. In Betreff der beiden anderen Grundeigenschaften aber stellt es sich hier umgekehrt. Die höhere Lebendigkeit muß hier begünstigend wirken, weil ja in dem Maße, wie zu festerer Aneignung weniger Zeit gewesen ist, mehr beweglich bleibt und also überfließt von steigernden Reizen; und das größere Maß von Kräftigkeit muß sich eben deshalb hinderlich erweisen. Daher auch die Uebertragungen, welche die höchsten Steigerungen gewähren, die von den Vitalsystemen her erfolgenden sind, wo die Kräftigkeit am geringsten ist.

Aber hiezu kommt noch ein anderes Moment. Können auch im Allgemeinen Reize jeder Art übertragen werden: so muß doch das Zusammenwachsen von beiden natürlich um so weniger leicht und innig fein, je weiter die Systeme von einander abstehen, welchen die einen und welchen die anderen angehören; und überdies müssen nach Maßgabe dieses Abstandes die Akte verschieden ausgebildet werden, und verschieden fortwirken. Dies zeigt sich namentlich bei der Fortwirkung zur Gleichnißbildung. Vergleichen wir die Dichter unter

einander: so findet sich zwischen ihnen eine nicht unbedeutende und mehrfach interessante Verschiedenheit auch darin, daß die Gleichnisse der einen überwiegend aus sinnlichen Vorstellungsgebieten genommen sind, die der anderen, zuweilen bei denselben oder ähnlichen Grundvorstellungen, aus geistigen Gebieten, und aus diesem oder jenem geiftigen Gebiete. Woher dies? - Wir antworten: großentheils daher, daß die Ausbildung der Einbildungsvorstellungen zu der Höhe, welche sie geeignet macht, Bestandtheile von Dichtwerken zu werden, bei jenen durch Uebertragungen von niederen, bei diesen durch Uebertragungen von höheren Systemen her erfolgt ist. Dieser Verschie= denheit gemäß muß sich dann auch die Fortwirkung im Verhältniß der Gleichartigkeit dort in dem einen und hier in dem andern Charakter geltend machen. Dabei führt

die Uebertragung niederer Reize auf Vorstellungen von geistigem Grundcharakter für diese eine Art von Abartung (Degeneration) mit sich, welche namentlich auch der höheren Produktivität nachtheilig werden muß *). Um jez doch diesen Erfolg gehörig ins Licht zu sehen, müssen wir eine neue Reihe von Betrachtungen anknüpfen.

*) Wie qualitativ (vergl. den folgenden §.), so auch quantitativ, um dies sogleich vorauszunehmen. Indem die Fortwirkung nicht so rein dem Grundvorstellungsinhalte gemäß erfolgen kann, so wird sie mehr oder weniger abgelenkt werden, und also früher in Stocken gerathen. „Essen, Trinken, Geld, ja Gesundheit (bemerkt Jean Paul in Betreff seiner felbst) sind mir nichts in der Wage der ästhetischen Arbeit; für diese hingegen effe, trinke ich zc.", und „Ich habe nie ein Getränk getrunken, bloß für meinen Geschmack, als Wasser; jedes andere nur für die Wirkung". Aber er muß auch dabei eingestehen: Trinken erweckt mehr Freude als Geisteskraft; man arbeitet desto länger, je später man trinkt". (Wahrheit aus Jean Paul's Leben, 2tes Bändchen.)

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§. 22.

Innere Fortexistenz der Reizübertragungen: Verstärkungen der Angelegtheiten.

Verbindungen.

Wir haben die Reizübertragungen bis jetzt nur in ihren nächsten Wirkungen ins Auge gefaßt. Aber ihr Einfluß erstreckt sich weiter. Auch diese ergänzenden Ausfüllungen der Angelegtheiten sind ja keine rein vorübergehenden Erfolge; sondern wie Alles, was in der Seele erzeugt wird, existiren auch sie innerlich fort, so weit als die darin gestiftete Verbindung nicht wieder aufgelöst wird (durch die weiter fortgehende Ausgleichung). So entstehen Verstärkungen der Angelegtheiten, quantitativ und qualitativ den übertragenen und bleibend angeeigneten Elementen entsprechend. Hiebei kommt es dars auf an, wie sich die Grundgebilde zu den Aufbildun= gen verhalten: in welchem Grade sie gleichartig, oder, in Folge des Abstandes zwischen den Grundsystemen, aus welchen sie stammen, verschiedenartig sind. Wir haben dies schon früher kennen gelernt *). In den eingebildeten Krankheitsgefühlen haben wir Spuren von Empfindungen gewisser Vitalsysteme, welchen' durch häufig wiederholte Uebertragungen von geistigeren Akten her eine bleibende Verstärkung im Charakter dieser zugewachsen ist; und umgekehrt können geistige Akte (z. B. religiöse Vorstellungen und Empfindungen) in jedem Maße von niederen finnlichen Entwickelungen (z. B. von Entwickelungen der Geschlechtssysteme) her Reizübertragungen erfahren, und durch die Aneignung dieser, welche dann auch in die Angelegtheiten übergeht, nach und nach in einen niederen sinnlichen Charakter hineingebildet werden.

*) Vergl. S. 61 f.

Zu dieser Fortbildung in Betreff der einzelnen Ange= legtheiten kommt nun aber noch eine andere, welche mehrere Angelegtheiten zugleich trifft: die Begründung von Verbindungen. Dieser ist schon mehrfach im Vorigen als Grundlagen (regelnde Momente) für die Uebertragungen der beweglichen Elemente erwähnt worden; wir müssen nun ihre eigenen Grundcharaktere und deren Entstehen genauer in Betracht ziehen. Die Verbindungen sind keineswegs (wie die bisherige Psychologie angenommen hat) bloße Ver= hältnisse. Wenn der Name eines Menschen, welcher mir gestern in einer Gesellschaft vorgestellt worden ist, heute, wo dieser Mensch nicht gegenwärtig ist, gleichwohl die Vorstellung seiner Gestalt in mir hervorruft: so wäre dies nicht möglich, wenn das gestrige Zugleich oder Zusammen zwischen beiden als ein bloßes vorübergehendes Verhältniß gebildet worden wäre. Dieses Zusammen muß irgendwie als ein bleibendes in mir begründet worden, oder bestimmter, die Verbindungen zwischen den Angelegtheiten eben sowohl psychisch - substantiell sein, wie die einzelnen Angelegtheiten. In welcher Art nun sind sie dies?

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Die theoretische Psychologie in ihrer neuen Ausbildung antwortet: wenn die beweglichen Elemente von mehreren Akten zugleich angeeignet werden, so existiren sie auch im Inneren der Seele in dieser Zugleich-Aneignung fort; und vermöge dieser Fortexistenz sind dann die Spuren oder Angelegtheiten von diesen Akten mit einander verbunden. Die Vorstellung von dem Namen und die Vorstellung von der Gestalt jenes Menschen haben, als sie zuerst zusammen gebildet wurden, ihre beweglichen Elemente gegen einander ausgeglichen; diese nun sind von beiden zusammen angeeignet, und hiedurch diese beiden Vorstellungen auch für die Angelegtheit der Seele zusammengewachsen. Eine Bestätigung dieser Entstehungsweise giebt namentlich auch das Müdewerden, wenn wir eine größere

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