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Viertes Kapitel: Das Metaphorische in der Religion.
Fünftes Kapitel: Das Metaphorische in der Kunst, .

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Schluss.

217

Einleitung.

Was ist metaphorisch?

Wir lernen auf der Schulbank und lesen in den Handbüchern der Rhetorik und Poetik alter und neuer Zeit, dass die Metapher zu den Tropen gehört, ja die häufigste und schönste Form dieser Schmuckmittel der Rede ist. Ein Tropus so werden wir belehrt - ist eine Redewendung der künstlerischen oder schönen Darstellung und bedeutet die Vertauschung des eigentlich gemeinten Begriffs mit einem anderen, durch welchen jener gehoben, veranschaulicht, belebt, versinnlicht oder vergeistigt werden soll. Bildlichkeit im Ausdruck - heißt es und die Freiheit der Bewegung waren früher die natürlichen Eigenschaften der Sprache; jetzt sind sie für den Dichter und Redner freigewählte künstlerische Mittel, welche aber in ihrem Gebrauche den Charakter der Natürlichkeit und Ungezwungenheit an sich tragen müssen.1)

Wie Quintilian der Tropen vierzehn kannte, so unterscheidet auch noch die neueste Poetik deren eine stattliche Reihe: die Hyperbel (z. B. Wer deine Nase mißt - Stirbt, eh' er fertig ist), die Ironie (z. B. Man weiß, um welcher Tugend willen Anna von Boleyn das Schaffot bestieg), die Allusion oder (zeitgemäß verdeutscht) Anspielung (z. B. O Fluch dem Tag, da dieses Landes Küste Gastfreundlich diese Helena [Maria Stuart] empfing!), die Periphrase oder Umschreibung (z. B. Kennst du das Land, wo die Citronen blühn u. s. w.), die Distribution oder Verteilung (z. B. Auf den Stapel schüttet die Ernten der Erde der Kaufmann; Was dem glühenden Strahl Afrikas Boden gebiert,

1) Statt vieler sei hier nur erwähnt: P. Gross, die Tropen und Figuren, Koeln 1880, und Kleinpaul, Poetik, Leipzig 1879, 2. Teil, 5 Abschnitt. Biese, Philos. d. Methaph.

1

Was Arabien kocht, was die äußerste Thule bereitet u. s. w.), die Synekdoche (Vertauschung von Art und Gattung, Teil und Ganzem, z. B. Sommer statt Jahr, ein Nimrod statt ein Jäger, mein Tier statt mein Pferd, Jugend statt junge Leute, das Kind statt die Kinder, die Schönen statt die schönen Mädchen!), die Metonymie (Vertauschung von Ursache und Wirkung, z. B. Griffel statt Schrift, sein Stahl statt sein Dolch, Scepter statt Herrschaft, Geldsack statt reicher Mensch, ganz Italien trauerte statt alle Italiener trauerten, Schatten pflanzen statt schattende Bäume pflanzen), Personifikation (der Mund der Nordlandssage, die Thäler singen, die Lohe klettert, es atmet der Wald), endlich Allegorie, Vergleichung, Gleichnis, Metapher d. h. die Vertauschung zweier bloß in Gedanken mit einander verglichenen Gegenstände oder Begriffe. Es ist demnach metaphorisch, wenn ich Lebendiges für Lebloses setze, z. B. vom Fuße oder Haupte des Berges spreche, oder Lebloses für Lebendiges z. B. Wolke des Grams, Blüte der Jugend, oder Lebendiges für Lebendiges, z. B. hinfliegen die Rosse, oder Lebloses für Lebloses, z. B. die schimmernde Blüte der Wellen. Da nun die Vergleichungspunkte zwischen Natur und Menschenleben unzählige sind, so sind auch die Metaphern zahllose, und wir werden unterwiesen, daß sie sehr verschieden sein können, bald edel, bald gemein, bald frisch, bald erblaßt, bald kräftig, bald matt, bald einfach, bald zusammengesetzt, direkt oder indirekt; ja, man hat ihnen auch in der Hinsicht ausführlich nachgespürt,1) ob die metaphorischen Substantiva als Subjekt oder Prädikat auftreten, als direktes oder indirektes Objekt, ob als genetivus subiectivus oder obiectivus oder partitivus, ob die metaphorischen Eigenschaftswörter Kohaerenz oder Schwere oder optische Eigenschaften oder Wärme oder Ausdehnung im Raume oder den Stoff bezeichnen u. s. w. Was nur irgend an ähnlichen Spielereien und Künsteleien einer ganz mechanischen Auffassungsweise zu denken ist, das ist auch geleistet worden.

Wer sich nun aber einmal die Mühe macht, in der Sprache, im Denken und im Dichten den Spuren des Metaphorischen nachzugehen, der muß finden, daß was gemeinhin in der Sprache,

1) Vgl. Brinkmann, die Metaphern, Bonn 1878, I, die Tierbilder der Sprache.

besonders in der Poesie, als eine künstliche oder künstlerischę Redeweise, als ein rhetorischer und poetischer Tropus gilt, vielmehr eine naturgemäße und naturnotwendige Ausdrucksweise ist, daß das Metaphorische nicht nur in der Sprache, sondern in unserem ganzen geistigen Leben von hervorragendster Bedeutung ist, daß die Synthese des Inneren und des Äußeren, die Verinnerlichung des Äußeren und die Verkörperung des Geistigen, der notwendige Ausdruck unseres geistigleiblichen Wesens ist. Das Metaphorische, in welcher Form es sich auch kundgiebt, ist der naturgemäße Ausfluß jener centralen Nötigung unserer ganzen geistigen Existenz

nennen wir sie das Anthropocentrische diese selbst zum Maße aller Dinge zu machen, das Äußere, also das an sich Fremdartige durch das einzig voll Bekannte d. i. eben unser eigenes inneres und äußeres Leben uns zugänglich, begreifbar zu machen und andererseits unser Inneres mit allen seinen Regungen, Gedanken und Empfindungen auszugestalten in der Sprache und in der Kunst, in der Religion und in der Philosophie.

Doch bevor wir an diese Auseinandersetzung selbst gehen, mögen wir in aller Kürze die Geschichte des Begriffs ,,metaphorisch" verfolgen.

Bei dem Altmeister der Rhetorik und Poetik, bei Aristoteles, finden wir bereits die Auffassungen, welche bis auf den heutigen Tag die herrschenden geblieben sind; nur ist sein Blick weiter und sein Verständnis tiefer, als wir beides bei seinen Nachfolgern in alter und neuester Zeit finden.

Er faßt den Begriff Metapher im weitesten Sinne als Tropus und sagt (Poet. c. 21): Eine Metapher ist die Übertragung einer Benennung, die eigentlich etwas anderes bedeutet, sei es nun von der Gattung auf die Art z. B. dort ruht mir das Schiff, oder von der Art auf die Gattung z. B. schon tausend (= viele) edle Thaten verrichtete Odysseus, oder von der Art auf die Art z. B. mit dem Erze das Leben wegschöpfen (= wegnehmen), und endlich gemäß der Analogie (navà tò àvákoɣov). Hiermit würde Aristoteles also das bezeichnen, was wir im engeren Sinne heute Metapher nennen. Und seine Auseinadersetzung ist vortrefflich, denn sie trifft den Kern der Sache.

Er sagt: Ich nenne es Analogie (oder Proportion), wenn das Zweite sich zum Ersten verhält wie das Vierte zum Dritten;

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