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gebundene Sprache. Haben wir also eine Anführung aus einem Liede vor uns oder auch ein kurzes vollständiges Lied, so liegt, wenn nun ferner die erwähnte Gegensäglichkeit der einzelnen Sagglieder berücksichtigt wird, die Annahme ungemein nahe, daß das betreffende Lied ein antiphonisches sei, das sich gliedweise in beständigem Wechsel auf zwei einander gegenübertretende Sängergruppen verteilt. Die eine Seite trägt die Vordersäße, die andere die Nachfäße vor: - dies angenommen, rücken nun aber wirklich die drei Sagglieder ¿pavɛowdŋ èv oaqxí, œœdy úyyé2015 und śmioteúdŋ èv xóoμw als die Worte der einen Seite näher zusammen, und zwar so nahe, daß die Gemeinsamkeit des einen, nicht wiederholten ös troß des Zwischentritts der ent= sprechenden Äußerungen der anderen Seite keinen Bedenken mehr unterliegt. Die erste Seite führt jezt eben bloß absaßweise ihre Vorderfaßreihe durch. Folgendes Schema wird den Sachverhalt anschaulich machen:

Erste Gruppe:

Der da geoffenbart ward im

Fleische,

sichtbar ward Engeln,

geglaubet ward in der

Welt,

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Zweite Gruppe:

der ward gerechtfertigt im Geiste,

der ward verkündiget Völkern,

der ward hinaufgenommen in Herrlichkeit.

Man sieht hier klar, wie gerade erst durch die Nichtwiederholung des os die Gedankenfügung ihre straffe Geschlossenheit und damit ihren Reiz empfängt. Daß nur die eine Seite das bedeutsame Subjekt es ist ja der Herr Christus im An= fange flüchtig erwähnt, um dann mit der andern zusammen ein bewegtes Hin- und her, gleichsam einen Wettstreit von inhaltsgewaltigen Prädikaten folgen zu lassen, macht eben die kunstvolle besondere Feinheit des poetisch gestalteten Wortes aus. Es ist ja eine Hypothese, die wir mit dieser Zerlegung des Stoffes in zwei Gesangchöre geltend machen, aber doch eine Hypothese, die auf deutlichen Anzeichen im Terte beruht und den in der Sache

unverkennbar vorhandenen Bezügen desselben auch die formelle Ermöglichung bietet. Unter diesen Umständen darf die Zuversicht zu der vorgetragenen Fassung gewiß eine völlige sein.

Die eregetische Tragweite der Konstruktion, der wir Anerkennung zu erkämpfen versuchten, wird nicht leicht überschäßt werden können. Wenn die gegensäglichen Prädikate der menschlichen Weltzugehörigkeit und der göttlichen Weltüberlegenheit Jesu Christi sich so innig gesellen, daß sie gegenseitige Prädikate auch geradezu voneinander werden, wenn die eine Seite die Gegenbehauptung der andern sofort im nächsten Augenblicke, nur mit abgewandeltem Ausdrucke, selbst übernimmt, um alsbald jene andere mit genau dem nämlichen Verfahren folgen zu lassen, ja wenn dann dieser Rollenwechsel noch ein zweites Mal, jezt wieder in umgekehrter Richtung, sich abspielt, so ist damit die denkbar vollständigste gegenseitige Durchdringung des Inner- und des Überweltlichen, des Menschlichen und des Göttlichen an Christus geltend gemacht, und eben dies Miteinander und Jneinander sollen wir unverkennbar für den Sinn und die Absicht des feierlichen Liedwortes ansehen. Der über alles ist, der ist in alles versenkt, und der in alles eindrang, der ragt darum dennoch unendlich hoch über alles hinaus: - dahin haben wir es zu verstehen, was des Verfassers Anführung aus bekanntem kirchlichem Bekenntnisse aussagt.

Schon mit spavegwdŋ èv oaqxí wird ja sogleich zu Anfang von Christus bezeugt, daß, wenn Fleisches das ein Mittel und Stätte seines Offenbarwerdens wurde, das allein ihn uns Menschen erkennbar und überhaupt nahe gemacht hat, daß dann sein ursprüngliches und eigentliches Lebenselement eben nicht Fleisch, sondern etwas jenseits desselben Befindliches war. Und heißt es dann umgekehrt ¿dixαión v пvεvμati weiter, so wird mit seinem Leben in Geistesdasein, wie er es jezt als der Un= sichtbare kraft seiner Auferweckung von den Toten besigt, doch hinwiederum ein Etwas verbunden, das ihn der Rechtfertigung

mittelst Geistes bedürftig macht. Eben seine ihm wesentlich gewordene Versenkung in vollste Menschheit, in die Niedrigkeiten unseres sündlichen und sterblichen Fleisches hinab zieht ihm so sehr den Verdacht, ja den Anschein von allerlei Schle ch t menschlichem, „All z u“-Menschlichem, Nichtigem zu, daß demgegenüber eine Rechtfertigung notwendig wird; aber eben seine Verseßung in geistiges Dasein hinüber, wie sie ihm, dem Fleischgewordenen gerade selbst, widerfuhr, wurde ihm auch im vollendetsten Maße diese erforderliche Rechtfertigung: er ist dennoch nicht fündlich, nicht der Vergänglichkeit und Eitelkeit mit unterworfen. 1) Ver= hält es sich nun nicht in der Tat so, daß von diesem ¿dixarády ἐν πνεύματι δie nädftfolgende 2lusfage ὤφθη ἀγγέλοις in ber Hauptsache nur ausdrucksverschieden, inhaltlich aber nur so weit entfernt ist, wie Chrifti Himmelfahrt von seiner Auferweckung? Die Auferweckung vermittelte ihm das zu seiner Rechtfertigung gereichende Dasein geistlich herrlicher Art, die Himmelfahrt aber bewirkte es, daß, während der Anblick des Auferstandenen, also des Geistlebendigen, dieser Welt unsichtbar Gewordenen, bis dahin wunderbarerweise dennoch Menschen, nämlich seinen Jüngern, vergönnt worden war, der Unsichtbare, Geistesherrliche jetzt eben vor höhere Wesen der Unsichtbarkeit hintrat: Engeln erschien er, die selbst nvɛvuara, Geister sind; als den Gewaltigen stellte er sich überweltlich Gewaltigen dar. So bewährte und bekundete fich seine mit der Auferweckung gegebene Rechtfertigung. So wesentlich fügte sich mit dieser das q9ŋ άyyékos in eins.2)

1) Man sieht also deutlich: Die Rechtfertigungs bedeutung der Auferstehung zieht diese ebenso start zu der vorherigen Fleischesniedrigteit Christi hinüber, wie der legteren durch ¿qavegen ein Zusammenhang mit vormaliger (Geistes-) Herrlichkeit zugeteilt worden war. Die einzelnen Glieder des vorliegenden Hymnus enthalten ein Gegensätzliches schon in sich selbst, das dann durch ihren Gegensaß untereinander noch weit überboten wird, freilich aber auch zu ihm in das Verhältnis der wechselseitigen Aufklärung und damit gegebenen Aufhebung tritt.

2) Hofmann findet eine Schwierigkeit darin, daß Christus bei seiner Himmelfahrt Engeln erschienen sein soll. Er nimmt das „er erschien ihnen“ Beiträge z. Förd. chriftl. Theologie. X. 1.

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Troßdem aber achten wir es nicht für ein Wort der nämliden Gruppe, bie jenes εδικαιώθη ἐν πνεύματι portrug, διε jenigen vielmeht, δίς δας ὃς ἐφανερώθη ἐν σαρκί angeftimmt hatten, lassen wir jeßt mit wq9ŋ ȧyyéλois das Bekenntnis der Gegenseite selbst übernehmen und diese an ihrem Teile dann umgelebrt mit εκηρύχθη ἐν ἔθνεσιν ein sem mefentlid Gleides

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im Sinne von „er wurde ihnen sichtbar,“ „sie bekamen ihn zu sehen," um daran die Frage zu knüpfen, ob Christus den Engeln denn bis dahin unsichtbar gewesen sei.. Ob er das gewesen war oder nicht, lassen wir wohl am sichersten dahingestellt sein. Aber auch wenn die Engel schon immer vorher ihn gesehen hatten, konnte er ihnen gen Himmel fahrend nichtsdestoweniger sehr wohl „erscheinen“. "Nydn ist, wie 1. Kor. 15, 5 ff. (vergl. auch Lut. 24, 34) zeigt, der stehende Ausdruck für die der Jüngerschaft zuteil gewordenen Erscheinungen des auferstandenen Herrn. Es lag wieder etwas Gegensägliches, Erstaunliches darin, daß der nunmehr Unsichtbare jenen Menschen gleichwohl erschien". Da hörten mit der Himmelfahrt diese Erscheinungen auf. Aber Engeln wurde jezt das zuteil, womit vorher Menschen begnadigt waren. Engel waren es nun, denen die Gunst seines Anblicks ganz eigentlich zugedacht wurde; während, wenn sie ihn vordem gesehen haben sollten, sie kraft ihrer höheren Wesensart den nur mit gesehen hatten, den Gott dazumal willentlich anderen, nämlich Menschen zu sehen gab, sei es, daß er ihn offenbarte im Fleische, sei es, daß er ihn als Erwedten, Vergeistigten das Subjekt von „Erscheinungen“ werden ließ. „Engeln“ ist Christus jedenfalls damals nicht „erschienen“, ob sie ihn auch etwa „sahen“. „Zu sehen kommen“ und „erscheinen" ist eben keineswegs ohne weiteres eins. Lezteres ist sehr viel mehr als das Erstere, es ist ein besonderes, ein charakteristisches Sichtbarwerden, mit dem man sich in seiner bezeichnenden Eigenart vorstellt und darstellt. So erschien Christus Engeln in der Herrlichkeit des zum Himmel, in das Gebiet der Engel, Auffahrenden. Das Erstaunliche daran, daß der Auferweckte Menschen erschien, wurde so noch überholt und doch auch wieder ausgeglichen. Jezt erschien er ja richtig denjenigen, auf deren Gemeinschaft ihn seine Herrlichkeit anwies; wobei übrigens gerne anerkannt werden kann, daß der Ausdruck „er erschien“ mit einer gewissen Paradoxie gewählt ist. Er ist von daher stehen geblieben, daß Christus Menschen erschien. Er hat Engel als Ersaß für die Menschen zu seinen Herrlichkeitszeugen gewonnen, dies wird durch die eigentümliche Ausdrucksweise hervorgehoben. Hofmann und Knoke denten bei dyyédois an menschliche Boten, an die Apostel, nehmen als Subjekt von 97 mithin in gewöhnlicher Weise den Auferweckten, nicht den gen Himmel Fahrenden. Sprachlich ist das selbstredend ganz unbedenklich. Für uns kommt diese Deutung darum doch nicht in Betracht, weil sie das von Beck so überzeugend dargelegte Gegensazverhältnis zwischen den aufeinander folgenden Saßgliedern des Verses von Grund aus zerstört.

versichern, was die erste Gruppe sofort schon zu Anfang mit der Offenbarung Christi im Fleische ausgesagt hatte. Liegt doch nur eine andersartige Fortseßung der letteren darin vor, daß Christus unter Völkern ausgerufen wurde von Heroldsstimmen : zwischen der Menschwerdung Christi und der Heidenmission besteht dasselbige unmittelbarste Folgeverhältnis wie zwischen Christi Geistesrechtfertigung in der Auferstehung und der Engeln gewordenen Christophanie in der Himmelfahrt. Die Tatsache aber der Heidenmission ist eine so allbekannte, daß ihre Behauptung an sich hier unmöglich beabsichtigt sein kann, fie wäre dafür zu selbstverständlich. Sian fiebt eben, δαβ ἐκηρύχθη ἐν ἔθνεσιν das nachsägliche Prädikat zu dem vordersäßlichen (ös) åpen ἀγγέλοις fein mil. Die Selbigkeit des so wunderbar weit in eine ihm fremdartige Menschenwelt auf dem Wege der Verkündigung Vorgedrungenen mit dem troß seiner vorherigen Offenbarung im Fleische und Erscheinung vor Menschen nunmehr von Engeln Angeschauten, diese erstaunliche Selbigkeit zweier Subjekte, die sich so verschieden wie möglich ausnehmen, soll in äußerster Kürze zur überraschendsten Darstellung kommen. 1) Christus wird als die gewaltige Klammer geschildert, die das am weitesten Auseinanderliegende, Gegensäglichste, Engel und Völkervielheit umspannt und vereint. Kein hoher Engel darf sich nun der Gemeinschaft mit dem niedrigsten Menschlichen weigern.

Und hinwiederum ist nun das niedrigste Menschliche zum höchften Göttlichen aufwärts gezogen. Der in der Welt Glauben fand und mithin ungeachtet des durchgreifenden Widerspruches, den er gegen sie und sie gegen ihn erhebt, sich doch ihr so zugehörig erwies, daß er eben Glaubensgegenstand werden konnte in ihr,

1) Ὤφθη ἀγγέλοις ὑπὸ ἐκηρύχθη ἐν ἔθνεσιν, beides it wunderbar, gegensäglich wunderbar. Aber nun tritt das doppelte schon in sich Gegensägliche auch noch gegensäglich zusammen, um den Gegensaz und das Wunderbare bis zum Äußersten zu spannen, allerdings aber auch hier wieder mit der wohlberechneten Wirkung, daß die Vollendung des Gegensazes zugleich ganz von selbst seine Ermäßigung, seine Auflösung wird.

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