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es keineswegs für unsere Aufgabe an, in die Einzelauslegung einzutreten. Das abgekürzteste Verfahren führt diesmal völlig zum Ziele. Keine weiteren Erörterungen tun not. Genug, daß die Irrlehrer, deren Verführungserfolge der Geist für spätere Zeiten den Gläubigen zur Warnung voraussagt, dahin gekennzeichnet werden, daß fie von der Ehe ab- und zu Speiseverzichten anhalten, mithin die christliche Heiligkeit in die Verleugnung der durch Gottes Schöpfungsordnung begründeten Lebens-Natürlichkeit sezen werden, verblendet darüber, daß gerade der Glaube und die Wahrheitserkenntnis das Natürliche dankbar genießen lehren (V. 3). Es ist ja doch eben der Glaube, der alles, was Gottes Schöpfung und Segung ist, im Lichte des Guten erblickt und

fie bliebe ein leeres Gedankengebilde ohne Realität in der Welt, ohne die Wirklichkeit, die zur Wahrheit gehört Daß die Bestimmungen zn Q v zəŋ év ἔθνεσιν μηὁ ἐπιστεύθη ἐν κόσμῳ Chrifto nur fo gelten tönnen, δαβ man auch an seine Gemeinde zu denken hat, liegt ja auf der Hand. Aber auch der orodos der Christuswahrheit, der diese zu den in unserm Liede erwähnten Höhen der Auferstehung, der Himmelfahrt und der sessio ad dexteram Dei erhebt, ihr also den transszendentalen Charakter verleiht und der Welt es ermöglicht, eine sie selbst überragende Wahrheit gleichwohl zu haben, auch dieser στῦλος τῆς ἀληθείας ift der Belt in ber firđe und nur in diefer ge= geben. Was hätte die Welt doch für Grund und Recht, ihren Wahrheitsglauben bis in solche Säulenhöhen hinaufzubauen, wenn nicht das transszendentale und doch innerweltliche Ding, wenn nicht die Gemeinde des Herrn wiederum mit ihrer Wahrheits-Wirklichkeit dazu gebieterisch drängte? Man sieht: wir können nach wie vor dafür halten, daß in der Kirche, nämlich, was nun vollends klar ist, in ihrer einfachen Tatsache als solcher, nicht in ihren bestimmteren Gestaltungen, der Pfeiler und die Feste der Wahrheit bestehe, und dessenungeachtet mit Beck einen inneren Zusammenhang dieser Hoch- und Tiefbezeichnungen mit den Hoch- und Tiefprädikaten Christi im 16. Verse voll anerkennen. Tun wir das Leştere, so ergibt sich auch noch der besondere Vorteil, daß wir nicht mehr genötigt sind, den orulos the diŋdrías auf die geringere Höhe des Postaments, das die Wahrheit in die Welt hinausleuchten läßt, herniederzuziehen. Haben wir es in einer früheren Anmerkung selbst mit getan, so geschah dies vorläufig und zwar wohlüberlegt, weil dort noch in Absehung von der jezt vorgetragenen Beck'schen Belehrung die Stelle erklärt werden mußte. Da war die Hofmann'sche Deutung die einzig verbleibende Verlegenheitsauskunft. Daß sie aber wirklich dies und nicht mehr ist, dürfte ein allgemein geteiltes Gefühl sein.

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begreift, daß, soweit das Sündenverderben der Welt auch jene gottgeschaffenen Natürlichkeiten mit verderbt hat, ihre Heiligung durch Gotteswort und Gebet bewerkstelligt wird (V. 4). Durch Gotteswort“, -ja durch was für Gotteswort denn? Wie muß das Gotteswort wohl beschaffen sein, das solche Heiligungswirkung am Natürlichen ausrichten soll? Kann noch ein Zweifel bestehen? Genau so muß es lauten, wie das oben erörterte Hymnenwort, für dessen Anführung in 3, 16 wir nunmehr den bestimmenden Grund sehen. Ist es ein und derselbige Christus, der in die Geistesverklärung, in den Himmel der Engel und in die Höhe der Herrlichkeit aufstieg und der andererseits in das „Fleisch", in die „Völker“ und in die Welt" so gänz= lich versenkt ward, hat er in seiner Heilandsperson alle Höhen in alle Tiefen und alle Tiefen in alle Höhen hineingetragen, die Gegensäge aufhebend, Versöhnung zwischen dem Entlegensten stiftend und alles mit sich selbst erfüllend (Ephef. 4, 8—10), nun, dann ist diejenige Heiligkeit überholt und fortan ins Unrecht gesezt, die ihren Standort innerhalb und nicht oberhalb des Natürlichen und seiner Gegensäge einnimmt. Die Gottmenschheit Chrifti ergibt jezt in der Tat auch leitende Gesichtspunkte für die Lebensgestaltung, und zwar find es solche, die in der Richtung der christlichen Freiheit liegen, in der Aufhebung der Gefangennahme unter alles dasjenige, was der Galater- und der folofferbrief τὰ στοιχεῖα τοῦ κόσμου benennen (Gal. 4, 3. 9; Kol. 2, 8. 20).

Der Abschnitt 4, 1-6 würde des tragenden Grundes und des leitenden Lichtes entbehren, wenn ihm nicht das Hymnenzitat schon mit zugehörte. Sein ganzes Verständnis bestimmt sich von daher. Und so hat sich denn eins zum andern gefügt, um immer von neuem das gleiche Ergebnis zuwege zu bringen: nach μvotý, QLov ist das Kolon in einen Punkt zu verwandeln, das dritte fapitel au foliegen und in ὃς ἐφανερώθη ἐν σαρκί Set Mnfang des vierten zu sehen. Seit einem Vierteljahrhundert hat sich

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uns die hiermit gegebene Deutung der Stelle bei jeder erneuten Prüfung bewährt: so mag es nachgerade nicht mehr voreilig sein, fie auch einmal öffentlich auszusprechen. Und ihre Tragweite? Reicht sie dazu aus, einen so völligen Bruch mit aller hergebrachten Erklärung und den dadurch bedingten Aufwand an Kraft und Mühe zu rechtfertigen? Mit einem früheren eregetischen Aufsaße über „Das Wort vom Mittler im Galaterbriefe" haben wir die Absicht verfolgt, an einem bezeichnenden Beispiele den Eindruck davon zu erwecken, wie nötig und wie dankbar es sei, auf die gewaltige Geistesarbeit des großen Schriftforschers Hofmann sich wieder kräftig zurückzubesinnen, die reiche Frucht seines Schaffens zu bergen, aber auch aus seinen Mißgriffen die verheißungsvollen Keime und Anfäße neuer Wahrheitserkenntnis herauszufinden und nunmehr in der unanfechtbaren Gewinnung dieser Erkenntnis die Aufgabe ebenso freier wie treuer Schüler zu sehen, denen sich hier ein ungeahnt weites Feld für ihre eigene Forschertätigkeit öffnet.1) Daß auch unsere gegenwärtige Abhandlung im Dienste des nämlichen Zweckes gestanden und darin ihren bescheidenen Wert haben möchte, sei ganz ausdrücklich hervorgehoben. Nur daß uns diesmal neben den Erlanger Hofmann der Tübinger Altmeister Beck trat und gleichfalls den Anspruch erhob, der Lehrer einer besseren eregetischen Zukunft zu sein.

Indessen über diese nächste Rechtfertigung unseres Bemühens hinaus dürfen wir eine höhere geltend machen. Sie liegt in dem, worauf die Erörterung ganz von selbst an ihrem Ende hinausgeführt hat, was uns aber auch sofort schon zu Anfang eine Frage von äußerster Wichtigkeit war: in der durch unsere Erklärung offenbar gewordenen praktischen Bedeutung der Einheit von über- und Jnnerweltlichem der Person Jesu Christi, in dem Heiligungs

1) Neue Kirchliche Zeitschrift 1895, S. 534-560.

einflusse dessen, was wir kurz, doch, wie wir uns bewußt find, mit gutem biblischem Grunde, in den geläufigen Ausdruck der Gottmenschheit des Herrn hineingefaßt haben. Das Geheimnis der Gottmenschheit ist etwas so Großes, Heiliges, Tiefes, daß es allein um deswillen dankbar und anbetend ge= glaubt werden sollte. Aber unsere Zeit will ja nicht mehr das Herrlichste glauben, wenn es keine praktische Spize herauskehrt. „Warum an die Gottmenschheit Christi doch glauben? Welche Einwirkung übt sie auf unsere Lebensgestaltung? Wer an sie glaubt und wer nicht an sie glaubt, in der Lebensführung find beide gleich, ist der eine so gut wie der andere," das hören wir heute als allergewöhnlichste Rede. Ist sie nicht tatsäch= lich richtig? Liegt hier nicht der entscheidendste Punkt vor, an dem die Beziehungslosigkeit zwischen Dogmatik und Ethik und damit das gute Recht klar wird, die verhaßte erstere abzuwerfen und sich an der geliebten letteren vollauf genügen zu lassen? Wir selbst haben im ganzen Verlaufe unserer Arbeit das Praktische und das Dogmatische aufs peinlichste auseinander gehalten, δας μυστήριον τῆς πίστεως μηδ δας μυστήριον τῆς εὐσε Beías scharf unterschieden. Wir können dieses Verfahren auch hinterher nicht von ferne bereuen. Wir selbst haben es an ge= gebenem Orte sogar rundweg mit geleugnet, daß es zwischen der verborgenen Gottmenschheit des Herrn und dem offenbaren Heiligungsleben der Seinen einen so allgemein und kurzhin zu behauptenden Zusammenhang überhaupt gibt. Doch nun wohl: was im unbestimmten Allgemeinen zu leugnen ist, das kann im Besonderen, Bestimmten zu sehen sein, und so verhält es sich hier.') Nicht die gesamte christliche Sittlichkeit überhaupt und

1) Es ist nicht zu bestreiten, daß hier im 4. Kapitel die Grenzen zwischen Wahrheit und Wandel, Lehre und Leben flüssiger werden, aber es vollzieht sich doch so, daß der Übergang vom Theoretischen zum Praktischen ein durchaus kontrollierbarer bleibt. Das Theoretische wendet sich der Theorie der Lebensführung zu. So kommt diese selbst denn zur Sprache,

als solche empfängt ihr Wesensgepräge gerade von dem gottmenschlichen Charakter des Herrn. Den äußeren Betätigungen des Erlösten sieht man es nicht an, daß er an einen Gottheit und Menschheit in sich einenden Herrn glaubt. Diese äußeren Betätigungen können bei einem daran nicht Glaubenden in der Tat völlig ebenso sein. Aber etwas Besonderes gibt es, etwas Innerliches in der Gesinnung, das man nicht sieht, und dieses Große und Tiefe ist allerdings nicht anders vorhanden noch möglich, denn als Wirkung des Glaubens an den Gottmenschen Christus: es ist, was wir oben dank unserer neuen Auslegung fanden, die Freiheit des Christenmenschen, nämlich die wahre, nicht die bloß vorgebliche, scheinbare Christenfreiheit.

Was sich die Kinder unserer Tage in Gebrauch und Genuß der weltlichen Dinge an sogenannter „Freiheit“ gestatten, das hat allerdings ja kein Maß. Sie sind so uneingeschränkt freie ⚫ Leute geworden, daß sie für jene Ehe- und Speisen-Verbietenden einfach gar kein Verständnis mehr haben, nur noch Bedauern und Hohn. Sie sind eben selbst so durchaus weltgebunden, daß fie in der fessellosen Hingabe an diese Welt ihre Freiheit finden: eine Freiheit, die äußerste Knechtschaft ist! Jene verachteten Ängstlichen, jene engen Asketen haben doch wenigstens noch eine Ahnung von wirklicher Freiheit und ein starkes, sich in Opfern befundendes Sehnen nach ihr. Sie fühlen, daß die Welt" dem Dienste der Eitelkeit unterliegt und daß der Genuß ihrer Güter in diesen Dienst den ihm mit unterworfenen Menschen noch immer tiefer verstrickt. Sie fühlen das Sündenverderben der Welt, darum wollen fie gegenüber den Weltlichen die Heiligen, können sie nicht mehr die Harmlosen sein, die sich in der Welt unbefangen und sicher bewegen. Der Christ aber bewegt sich so

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doch nicht in paränetischem, sondern in lediglich lehrhaftem Tone. Das Ethische bleibt ein Dogmatisches, wie schon eine frühere Anmerkung zeigte. Es handelt sich um die Lebens anschauungen, die für die Lebensführung maßgebend sind.

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